Kategorie: Vollverstärker

Einzeltest: Riviera Audio Labs Levante


Hybrid- Vollverstärker der Luxusklasse

Vollverstärker Riviera Audio Labs Levante im Test, Bild 1
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Italienisches Design der gelungenen Art, optisch wie technisch: Der ambitionierte Vollverstärker „Levante“ des italienischen Herstellers Riviera Audio Labs ist in jeder Hinsicht eine eindrucksvolle Erscheinung

Das sollte er auch besser sein, denn in Anbetracht eines Preisschildes von rund 19000 Euro kann er sich Schwächen im Auftritt nicht leisten. Auch beim Sitz des Maßanzuges nicht. Sorgen in dieser Art allerdings sind unbegründet: Der Levante ist eine piekfeine, rundum Augen und Händen schmeichelnde Angelegenheit, die sich perfekt auf einen distinguierten und lässig-edlen Auftritt versteht.

Werfen wir zunächst einen Blick auf die nüchternen Fakten: Der Riviera Levante verstärkt vorne mit Röhren und hinten mit Transistoren, deshalb nennt man ihn Hybrid-Vollverstärker. Er kennt zwei unterschiedliche Betriebsmodi, und hier fangen die Außergewöhnlichkeiten an: Es gibt einen Class-A-Modus mit einer spezifizierten Ausgangsleistung von 30 Watt und eine AB-Einstellung, bei der 120 Watt pro Kanal zu Buche stehen.

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Machen wir uns nichts vor: Herstellerangaben zu Ausgangsleistung und Ruhestrom bei Verstärkern entstammen in vielen Fällen dem Reich der Phantasie. Was mir Gerät und Hersteller in diesem Falle grundsympathisch macht ist der Umstand, dass es hier nicht so ist. Die Ausgangsleistung ist die jeweils versprochene und die Stromaufnahme deckt sich mit den Angaben zum Ruhestrom.

Mit derart gestärktem Vertrauen streicht es sich gleich viel ruhigeren Gewissens über die Rundungen des frontalen Dickblechs, in das das Firmenlogo großzügig eingelassen ist. Neben der hier zu bewundernden Ausführung mit titangrauem Gehäuse und silberfarbenen Knöpfen gibt es auch eine champagnerfarbene Variante mit glänzend goldenen Knöpfen. Die seitlich angebrachten, sorgsam gerundeten Kühlkörper halten das Verletzungsrisiko beim Tragen des 30 Kilogramm schweren Boliden in Grenzen, alle Bedienelemente sind massiv ausgeführt und vermitteln das Gefühl von Wertigkeit, das in dieser Klasse ein absolutes Muss ist. Fernbedienung? Gibt es, Massives Aluminium, nur zwei Taster für die Lautstärke. Immerhin.

Der große Lautstärkesteller läuft satt, dürfte jedoch gerne etwas weniger wackeln. Der Umstand ist dem Kreuzgelenk an der Achse unmittelbar hinter der Front geschuldet. Nicht schlimm, aber auch nicht 19000 Euro. Der Eingangswahlschalter rechts erlaubt die Auswahl von fünf Anschlüssen, von denen einer symmetrisch ausgeführt ist. Line-Eingang Nummer vier soll sich künftig mit einem Phonomodul ausstatten lassen, das stand uns aber noch nicht zur Verfügung. Drei Taster unten erlauben das Abschalten der Lautsprecher für den Kopfhörerbetrieb, eine entsprechende Buchse ist vorhanden. Der „Night“-Modus senkt die Helligkeit der roten Anzeigeleuchtdioden ein bisschen, der Taster rechts nimmt das Gerät in Betrieb. Der wohl spannendste Knopf ist der Drehschalter, der zwischen dem Class-A und dem AB-Modus wechselt. Den darf man sogar im Betrieb benutzen. Das Procedere dauert ein paar Sekunden, dabei werden die Ausgänge stumm geschaltet. Lautstärkesprünge gibt’s dabei nicht, das Gerät verstärkt in beiden Betriebsarten gleich hoch. Rückseitig gibt’s das dazugehörige Buchsenarsenal, hier gibt’s nichts Besonderes zu vermelden.

Bis auf die Lautsprecherterminals, die sehen nach guten Furutech-Typen aus. Vor dem Blick ins Eingemachte noch ein paar Dinge über die konstruktive Herangehensweise von Entwickler Luca Chiomenti ans Verstärkerthema: Er ist ein erklärter Gegner bedingungslos auf Verzerrungsarmut getrimmter Konzepte und führt eine Reihe durchaus plausibler Argumente ins Feld, warum ein genau definiertes Maß an geradzahligen Harmonischen niedriger Ordnung der empfundenen Reinheit eines Tons zuträglich ist. Diese Herangehensweise spiegelt sich bei der messtechnischen Begutachtung des Levantes defi nitiv wieder: In Sachen Klirr verhält sich die Maschine wie ein Single-Ended-Röhrenverstärker mit gleichmäßig mit der Ausgangsleistung ansteigendem Klirr.

Für diesen Part ist die Beschaltung der Eingangsverstärkerstufe zuständig: Die auf einer separaten Platine untergebrachte Schaltung folgt unmittelbar auf Eingangsumschaltung (mit guten Relais unmittelbar an der Rückwand) und Pegelsteller (Motorpoti der besseren Art für die Fernbedienbarkeit). Dort sind zwei Doppeltrioden vom Typ ECC81 Single-Ended-Betrieb im Einsatz, die Eingangssignale auf einen den Endstufenplatinen genehmen Pegel anheben und genau das Verzerrungsverhalten liefern, dass der Entwickler anstrebt. Die Endstufen sind links und rechts mit den voluminösen Kühlkörpern verschraubt, fürs Bereitstellen der Ausgangsleitung sind vier Mosfets pro Seite zuständig. Der Hersteller legt wert auf die Feststellung, dass der Verstärker keine Über-alles-Gegenkopplung besitzt und jede Stufe für sich im Class-A-Betrieb arbeitet.

Die Stromversorgung übernimmt ein zentraler Transformator imposanter Größe, der seine Energie über Reichlich Siebung und Filterung n die einzelnen Stufen verteilt. Im Falle der Röhreneingangsstufe kommt sogar eine elektronische Betriebsspannungsstabilisierung zum Zuge.

Was es nicht gibt: ein Schutzschaltung. Luca Chiomenti hält so etwas grundsätzlich für klangschädigend und setzt ausschließlich auf Sicherungen in den Betriebsspannungsleitungen der Endstufen. Dafür dimensioniert er leider jedes Bauteil an kritischer Stelle reichlich über, um Ungemach so weit wie möglich auszuschließen.

Am Aufbau gibt’s nichts zu kritisieren. Das ist durchdachtes und fein säuberlich durchexerziertes Elektronikhandwerk, so dass der Deckel schnell wieder drauf darf. Anouar Brahem habe ich mehr oder weniger zufällig kennengelernt. In erster Linie deshalb, weil die Jazz- und Vinylprofi s vom berühmten Münchener Label ECM mich mit erfreulicher Regelmäßigkeit mit Platten aus Ihrem Portfolio versorgen. Der tunesischen Oud-Virtuosen wäre ohne diese glückliche Fügung wohl an mir vorbeigegangen, obwohl ich, dem Libanesen Rabih Abou-Khalil sei Dank, großer Fan des Klangs dieser arabischen Kurzhalslaute bin. Brahems erstes Album für ECM namens „Barzakh“ ist bereits 1990 erschienen und derzeit wieder als Vinylausgabe lieferbar. Die Musik darauf ist zweifellos orientalisch geprägt, hoch emotional, reduziert, virtuos und ergreifend. Die Tiefe und Erhabenheit dessen zu transportieren ist ein ausgesprochen schwieriger Job. Mit einem halbwegs wirkungsgradstarken Lautsprecher und dem Rivierea Levante im Class-A-Betrieb wird die Platte zu einem fast traumatischen Erlebnis. Sei es der ganz eigene Ton jedes Saitenanrisses mit seinem langen Ausschwingen, die staubtro-ckene Percussion mit Tiefgang, Wucht und Disziplin, das ungeheuer gefühlvolle Timing in den Soli mit ganz viel umso mehr sagendem Nichts zwischen den Tönen – große Kunst. Von allem Beteiligten. Das ist Musik, die auch dann noch leise wirkt, wenn man sie richtig laut hört. Dass die Aufnahme damals in den Rainbow Studios in Oslo von keinem Geringeren als Produzentenlegende Jan Erik Kongshaug eingefangen wurde ist keine überraschende Erkenntnis, sondern eine, die sich bei der Qualität des Ergebnisses schon fast aufgedrängt hat. Übrigens ist das eine Digitalaufnahme. Na und?

Zu keiner Zeit hatte ich den Eindruck, dass die 30 Watt im Class-A-Modus an einem Lautsprecher mit knapp 90 Dezibel Wirkungsgrad nicht reichen. Ich bevorzuge den extrem flüssigen und selbstverständlichen Charakter dieser Einstellung gegenüber der etwas weniger kontrollierten und ungestümeren Arbeitsweise im AB-Betrieb eindeutig. Die Ergebnisse werden bei deutlich „normaleren“ Wandlern vermutlich etwas anders sein, weil das Gerät dann auch im AB-Modus etwas mehr gefordert wird. Ich jedenfalls habe sowohl mit der Dynamikks Monitor 10 (Test im aktuellen Lautsprecherjahrbuch) als auch mit unserem edlen Selbstbau-Zweiwegesystem „Ella“ gestaunt, was diese 30 Watt für Durchschlagskraft entwickeln können. Ich empfehle zur Nachprüfung „Sad Frank“ der großartigen Dortmunder Stoner-Rock-Truppe „Daily Thompson“. Gewiss ist der Verkaufspreis dieses Gerätes eine ziemlich unmoralische Angelegenheit. Wenn man die Ratio allerdings beiseite drängt, dann ist das Gerät eine Sünde wert.

Fazit

Ein aufgehender Stern im Vollverstärkersegment. Insbesondere im Class-A-Modus klingt der Levante wie potente Röhrengeräte der obersten Güteklasse: hoch dynamisch, farbig und ergreifend.

Kategorie: Vollverstärker

Produkt: Riviera Audio Labs Levante

Preis: um 19000 Euro

4/2021
Ausstattung & technische Daten 
Preis: ca. 19.000 Euro 
Vertrieb: HiFi-Welt Robert Rothleitner, Wien, Österreich 
Telefon: 0043 6649676030 
Internet: www.hifi -welt.at 
Garantie: 2 Jahre 
B x H x T: 440/195/490 
Gewicht (in kg): ca. 30 kg 
Unterm Strich … » Ein aufgehender Stern im Vollverstärkersegment. Insbesondere im Class-A-Modus klingt der Levante wie potente Röhrengeräte der obersten Güteklasse: hoch dynamisch, farbig und ergreifend. 
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