Ingenieurskunst in Perfektion

Mit der RX2 PRO kündigt Brax nicht weniger als die Endstufe der Superlative an, vollgepackt mit Innovation und das erste Class-D Design der Marke. Wir konnten uns eins der ersten Exemplare zum Test sichern.

Die Firma Audiotec Fischer aus dem sauerländischen Schmallenberg unterhält die Marken Match mit kleinen, praktischen Plug&play Geräten, Helix als Allrounder für alles und Brax als Edelmarke, wo kein Aufwand gescheut wird, das Allerbeste abzuliefern. Mit der schlicht RX2 PRO - oder mit vollem Namen Brax Revelation RX2 PRO Founders Edition - genannten Zweikanalendstufe schickt sich Brax jetzt an, komplettes Neuland zu betreten. War es bislang unabdingbar, dass unter dem Namen Brax ausschließlich analoge Class-AB Verstärker herausgebracht werden, funktioniert die RX2 PRO „digital“ nach dem Class-D Prinzip und ist vergleichsweise klein und kompakt. Erstmals gibt es eine Founders Edition aus 888 Einheiten, die in „Midnight Blue“ eloxiert sind.

Der Normalpreis dann in Silber oder Schwarz liegt hierzulande bei 3920 Euro mit analogen Eingängen und 4000 Euro mit dem digitalen Eingangsmodul, für die Founders Edition sind jeweils 500 Euro mehr fällig.   

Unser im Test benutztes analoges Eingangsmodul bringt einen Ground Lift Schalter mit und als Besonderheit arbeiten zwei besonders klirrarme Burr Brown OPA1612 quasi „gegeneinander“ als Differenzverstärker, bei dem sich Störungen gegeneinander aufheben, was gerade im Auto kein Nachteil ist. Die Digitalvariante bringt erstmals im Car-Audio Bereich einen Digital- Analog Wandler von ESS mit, der bislang nicht in automotiver Spezifikation erhältlich war. Diese Wunderwaffe soll mit Messwerten glänzen, die es im Car-Audio noch nicht gegeben hat. Auch die Versorgung des DACs ist bemerkenswert, hier kommt ein eigens von ESS entwickelter Dual-Spannungsregler zum Einsatz. Die Fähigkeiten des Digitalmoduls und der gesamten RX2 PRO lassen sich mit dem Brax DSP als Spielpartner der RX2 PRO optimal ausloten, nebenbei bemerkt hat das Endstufengehäuse denselben Formfaktor. Die digitale Signalübertragung zwischen den beiden erfolgt nämlich dank der hauseigenen DiSAC (Digital Signal Analog Controlled) Lautstärkeregelung immer optimal. Denn hier wird nicht zum Leisermachen die Bittiefe des Signals beschnitten, was zu Klangverlust führt, sondern eine Lautstärkeinformation ins Signal eincodiert und digital mit übertragen. Im digitalen Eingangsmodul wird das Ganze wieder decodiert und der ESS DAC mit optimaler Aussteuerung angefahren.   

Das Netzteil der RX2 PRO versteckt sich unter einer Chromabdeckung und stammt vom renommierten Hersteller Vakuumschmelze, wo es speziell, komplexe Kernmaterialien für den Trafo gibt, das war bei Brax auch bisher üblich. Neu ist die umfangreiche Regelung, die von 6 Volt bei Start-Stopp Fahrzeugen bis 18 Volt in Vollstromern einen sicheren Betrieb mit felsenfester Spannungsversorgung garantiert. Dafür ist neben vielen weiteren Regelungs- und Überwachungsfunktionen (z.B. Kurzschluss, Lautsprecherdiagnose, Masseschluss, Gleichstromanteile u.v.m.) ein Atmel ARM Prozessor zuständig, wie er auch in DSP-Produkten des Hauses Audiotec Fischer (ACO Plattform) zu finden ist. Nebenbei ist das Netzteil auch noch effizienter als alles Vergleichbare geworden, worauf im Hinblick auf die Zukunft immer höchster Wert zu legen ist. Alle Leistungsbauteile sind unter der Hauptplatine am Kühlkörper verbaut und werden bei Bedarf per Luftführungen von einem Lüfter gekühlt, der Außenluft gezielt unters Board bläst. Das Ganze natürlich geregelt und stufenlos – wozu hat man den Controller?   

Die eigentliche Verstärkung ist ein Novum im Automotive-Bereich und auch für Brax. Hier greifen die Ingenieure von Audiotec Fischer auf ein patentiertes Class-D Design der dänischen Entwicklungsschmiede Purifi zurück. Unter dem Namen „Eigentakt“ manifestiert sich ein in Heim-HiFi Kreisen hoch gelobtes Class-D Prinzip, das extrem breitbandig mit hoher Taktung, lastunabhängig und klirrarm arbeitet und bei dem besonderes Augenmerk auf der Kompensation unerwünschter Effekte beim Class-D Tiefpassfilter gelegt wurde. Wieder einmal führt Fehlervermeidung zu einem besseren Produkt, doch bis Eigentakt in der RX2 PRO arbeitete, lag ein gewaltiges Stück Arbeit vor den Brax Entwicklern. Denn es ist nicht damit getan, das fertige Heim-HiFi Modul in eine Car-HiFi Endstufe zu spaxen und alles läuft bestens. Das fängt mit dem Arbeitsbereich der Schaltung an, der nur bis 70° Celsius reichte, inakzeptabel für automotive Anwendungen. Nicht 100 % kurzschlussfest? Inakzeptabel. Elektromagnetische Verträglichkeit nicht perfekt? Inakzeptabel. Minimale Geräusche beim Ein- und Ausschalten? Zumindest für eine Brax inakzeptabel. Am Schluss wurde derart viel neu- und dazu entwickelt, dass es auch für die Purifi Ingenieure ein neues Entwicklungsprojekt war. Nur ein Beispiel sind die zahlreichen Regelschleifen, sogar die Brax-typischen Ausgangsrelais bekamen eine eigene Regelung, die Ausgangsfilter sowieso. Insgesamt führte dieses gemeinsame Entwicklungsprojekt zu einer neuen Eigentakt Version, mit eigener, spezieller Hardware und eigener Firmware. Auf der Platine der RX2 PRO sind die typischen Purifi Bauteile wie die 6 roten Kondensatoren, die dicke Tiefpassspule, die stehende Platine mit dem Controller (und übrigens ebenfalls OPA1612) oder der Gate-Treiberchip zu finden. Was man nicht sieht, sind die insgesamt drei Jahre Entwicklungszeit, bis man auf diesen Verstärker getrost Brax draufschreiben konnte. Die Hauptplatine selbst ist übrigens achtlagig, das dürfte Rekord bei einer Zweikanalendstufe sein. Dies war nicht nur wegen der hohen Leistungsdichte im Sinne von Querschnitt und Effizienz nötig, auch die angesprochenen ultraschnellen, aber auch sensiblen Regelschleifen erfordern beste Abschirmung, und die extremen Messwerte, auf die Purifi stolz ist, kommen nur bei perfekter Funktion der Kompensationsschaltungen zustande.   

Messungen und Sound

Die Eigentakt Schaltung ist ja bekannt, doch was die RX2 PRO hier abliefert, sucht im Automotive-Bereich seinesgleichen.

Durch die stramme Gegenkopplung sinkt der Innenwiderstand der Verstärkung gen Null, mit entsprechend hohen Dämpfungsfaktoren, für die unsere drei Stellen hinterm Komma lange nicht mehr reichen. Überhaupt überschreitet die Brax an einigen Stellen die Grenzen unseres bereits amtlichen Audio Precision Messplatzes, weshalb wir Vergleichsmessungen mit den Topmodell von AP zur Verfügung hatten. Ergebnisse wie die nicht zu hohen Frequenzen in den Keller gehende Dämpfung oder auch der fehlende Überschwinger im Frequenzgang, der sonst für Class-D typisch ist, belegen die Kompensation der Tiefpassfiltereffekte bei der RX2 PRO. Sensationell niedriges Rauschen ist klar, und bei der Leistungsmessung mussten wir im Diagramm eine Null hinterm Komma dranhängen, weil die RX2 PRO eine ganze Größenordnung bessere Werte liefert als eine normale Endstufe. In der Tat ist die RX2 PRO die beste Endstufe, die wir je im Test hatten. Dass sie dann 300 und 500 Watt an 4 und 2 Ohm abliefert, ist schön, noch beeindruckender ist allerdings, dass die ultraniedrigen Verzerrungen von Leistungen unter einem Watt bis zur Maximalleistung konstant niedrig liegen und an 2 oder 4 Ohm vollkommen gleich sind. Im Hörtest ging die Spannung dann ins Unendliche, als die RX2 PRO zeigen durfte, was bei dem ganzen Aufwand am Schluss herauskommt. Selten hat man einen Verstärker gehört, der mit so viel Klarheit und Aufgeräumtheit zuwerke geht. Die Bühne steht kristallklar vor dem Zuhörer und es derart viel Luft zwischen den musikalischen Akteuren, dass alles andere plötzlich flach und nach Konserve klingt. Vielleicht am Beeindruckendsten an der Performance der RX2 PRO ist die Demonstration ihrer Dynamikfähigkeiten bei entsprechend hervorragenden Aufnahmen. Von schwärzester Stille geht es übergangslos ins Klanggewitter, diese Endstufe scheint unendliche Reserven zu haben. Aber auch Easy Listening macht ganz hervorragend Spaß, die Musik perlt locker unangestrengt in den Hörraum, die Stimmwiedergabe macht einfach nur zufrieden und vom Tiefbass bis in den Superhochton stimmt die Balance. Das ist eine ganz außergewöhnliche Vorstellung, die Augen und Ohren öffnet.

Fazit

Mit der Revelation RX2 PRO liefert Brax nicht weniger als ein Meisterwerk im Verstärkerbau ab. So muss High-End sein: Kein Schnickschnack, kein Voodoo, sondern reine Ingenieurskunst.