Kategorie: Vollverstärker

Vollverstärker · Vincent SV-237 MKII


Immer besser

Vollverstärker Vincent SV-237 MKII im Test, Bild 1
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Vincent ist eine Firma, die man eigentlich erfinden müsste, wenn es sie nicht schon gäbe. Eine Firma die „einfach“ gute Audiowiedergabegeräte baut, die man sich auch noch leisten kann. Schauen wir uns einmal ihren Erfolgsvollverstärker an.

Eine besondere Entwicklungsgeschichte   
Die technische Entwicklung des SV-237 MKII lag in den Händen von Dipl. Ing. Frank Blöhbaum, einem anerkannten Experten für besondere Röhrenschaltungen. Blöhbaum ist schon vor dem Mauerfall auf abenteuerlichen Wegen aus der ehemaligen DDR in den Westen geflohen. Er baute sein erstes Röhrenradio mit 14 und verkaufte tatsächlich seinen ersten Röhrenverstärker schon mit 16. Hauptberuflich ist er Entwicklungsingenieur und Teamleiter in den Bereichen Optoelectronik, Raumfahrt, Sensor- und Mess- Systeme und hält zig Patente für Optoelektronik, Verstärker und Sensoren und entwickelt in seiner sogenannten Freizeit leidenschaftlich neue Schaltungen.   

Der SV-237  


Auch wenn ich keine genauen Verkaufs- oder Vergleichszahlen nennen kann, glaube ich Christian Fröhling von Sintron, wenn er den SV-237 als Erfolgsmodell bezeichnet. Frank Blöhbaum bestätigt das: „Der SV-237 ist in allen bisherigen Varianten ein echter Bestseller gewesen, den viele tausend Kunden begeistert nutzen.“ Na denn.

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Unser Modell ist nach der typischen Vincent-Nomenklatur bereits die dritte Inkarnation des Verstärkers: Nach SV-237 kam der MK und nun der MKII. Die Änderungen für diese Serie sind kosmetisch und funktionstechnisch überschaubar,
Vollverstärker Vincent SV-237 MKII im Test, Bild 7
Das neue Frontplattendesign ist hervorragend gelungen. So wirkt der SV-237 MKII zeitlos schick und doch dezent
aber wichtig. Kosmetisch sind sie sofort augenfällig und sehr gelungen und betreffen die Veränderung der Frontblende: weg vom Chrom, hin zum satiniertem Aluminium um die Regler herum. Das sieht dezent und wertig aus. Die technisch sinnvolle Ergänzung ist die Bluetooth-Funktion. Dazu Frank Blöhbaum: „Wir haben nur vorsichtige Änderungen mit der MKII Version realisiert. Gegenüber den Vorgängerversionen hat der SV-237MKII nun wegen der großen Kundennachfrage auch ein Bluetooth-5.0-Modul an Bord. Sicher ist der Bluetooth-Standard kein highendiges Qualitätsversprechen, aber meine Frau mag es, per Bluetooth ihre Salsa-Hits über die große Anlage vom Handy zu streamen, während sie dabei irgendetwas in der Wohnung erledigt.“ Dem kann ich nichts hinzufügen: Bluetooth ist praktisch und in seiner neuesten technischen Ausformung auch klanglich in Ordnung. Wie im größeren SV-228 arbeitet auch im SV- 237MKII mit dem Burr-Brown PCM5102 Chip ein D/A-Wandler, der sicherlich ausentwickelt ist, dennoch aber kein DSD kann. Dafür nimmt man dann bei Vincent zum Beispiel den DAC- 700, der auch USB kann.   

Siegerteam  


An der Schaltungsstruktur des eigentlichen Verstärkers wurde nichts geändert, spricht der SV-237MKII besteht wie gehabt aus einem Röhrenvorverstärker und einer Transistorendstufe. Die Endstufe ist laut Blöhbaum in der Lage, auch kritische Lautsprecher mit abenteuerlichen Impedanzgängen problemlos anzusteuern, nicht zuletzt wegen ihrer sehr großen Phasenreserve. Außerdem ist die Endstufensektion auf bestmögliche Neutralität ausgelegt und läuft für die ersten 10 Watt als A-Endstufe zwecks Vermeidung von Übernahmeverzerrungen, die eine der Hauptursachen für kalten Transistorklang sind. Dazu gleich noch mehr. Wie immer bei Blöhbaums Designs steht eine „natürliche, transparente Wiedergabe als erstes Ziel im Pflichtenheft. Diese Wiedergabecharakteristik, das problemlose Zusammenspiel mit nahezu allen Lautsprechern und das alles zum fairen Preis sind sicher der Grund für den großen Markterfolg des SV-237.“   


Hybrid

 
Eine Hybridschaltung bedeutet, dass sowohl Transistoren als auch Röhren als verstärkende Bauteile eingesetzt werden, im SV- 237MKII ganz klassisch mit Röhren in der Vorstufe und Transistoren in der Endstufe. Dazu Frank Blöhbaum: „In der Vorstufe kommen pro Kanal eine halbe ECC83 und eine 6N1P Doppeltriode zum Einsatz. Ein System der ECC83 übernimmt die Spannungsverstärkung in der ersten Verstärkerstufe. Die erste Triode der 6N1P übernimmt das Signal am Ausgang der ECC83 und sorgt dafür, dass die ECC83 als vergleichsweise hochohmige Röhre entspannte Arbeitsverhältnisse vorfindet, was sich positiv auf ihre Linearität auswirkt. Das zweite System der 6N1P fungiert als Impedanzwandler und steuert den Leistungsverstärkerteil an. Die 6N1P kann bei entsprechender Ansteuerung außergewöhnlich hohe Spitzenströme liefern, was im SV-237MKII zwar nicht vorgesehen ist, aber die Reserven der 6N1P tun dem Verstärker salopp gesagt gut. Wie immer wähle ich Röhren und Arbeitspunkte so, dass sich ein möglichst röhrenschonender Arbeitspunkt bei gleichzeitig bestmöglicher Linearität des Übertragungsverhaltens ergibt.

Vollverstärker Vincent SV-237 MKII im Test, Bild 4
Übersichtlich anschlussbereit. USB oder HDMI sucht man ebenso vergebens wie einen Phonoeingang. Dafür stehen anderen Vincent- Geräte bereit
Ausfälle sind daher sehr selten. Röhren benötigen hohe Spannungen und kommen mit niedrigen Strömen aus, bei Transistoren ist es umgekehrt. Besondere Sorgfalt ist deshalb nötig, um diese Kombination unter allen Eventualitäten - also auch bei transienten Ereignissen direkt nach dem Einschalten oder beim Ausschalten oder plötzlichem Stromausfall – sicher im Rahmen ihrer zulässigen Grenzdaten zu betreiben.“ Hybrid versteht Blöhbaum sinnvollerweise so, dass die Transistorendstufe so ausgelegt ist, dass sie wie oben schon angedeutet zwar neutral und doch nie hart oder analytisch-kühl klingt. Noch einmal Frank Blöhbaum: “Unter dieser Voraussetzung kommen die besonderen klanglichen Eigenschaften der Röhre zum Tragen, wobei der Röhrenteil nur ein wenig K2 Verzerrungen hinzufügt, der SV-237MKII sollte keinesfalls übertrieben „sounden“, sondern unter allen Lautstärken und Frequenzen eine angenehme, warme und dennoch im Hochton fein aufgelöste Wiedergabe ermöglichen. Und gleichzeitig hat der SV- 237MKII den Lautsprecher mit einem hohen Dämpfungsfaktor fest im Griff.“ Das hören wir uns gleich noch an.  

Richtig angeschlossen  


Neben drei Hochpegeleingängen hat der SV-237 MKII einen optischen S/PDIF- und einen Coax-Eingang und wie beschrieben nun auch Bluetooth 5.0. Außerdem finden sich eine Tapeschleife und ein Vorstufenausgang, der auch als Subwooferanschluss oder für eine externe Endstufe dienen kann, was eigentlich überflüssig erscheint bei der Kraft der integrierten Leistungsstufe. Zwei Lautsprecherpaare können angeschlossen werden und wie von Vincent schon gewohnt, lässt er sich mit der Ausschaltfunktion auf der Rückseite nach etwa 15 Minuten herunterfahren und verbraucht dann nur noch winzige 0.4 Watt.   


Souveräne Klangfreuden

 
Tendenziell hat auch dieser Vincent, wie schon von Frank Blöhbaum beschrieben, eine dezent warme Klangsignatur, sprich trotz aller Transparenz und Souveränität klingt er nie nüchtern, trocken oder langweilig. In einem gewissen Rahmen lässt sich der Klang mit den abschaltbaren Klangreglern tunen – selbst eine gut funktionierende Loudnesstaste fehlt nicht. Gehört habe ich ihn mit Nubert, Perlisten und SVS Lautsprechern. Und wissen Sie was? Ihm war praktisch egal, welcher Schallwandler an seinen Klemmen hing, er machte mit allen famos Musik. Stevie Wonders „Songs in the key of life“ habe ich nach Jahrzehnten einfach mal wieder durchgehört und nicht nur die Highlights heraus gepickt, denn der SV-237MKII macht Lust aufs Musikhören. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich die Orchesterteile bei „I Wish“ mit den großen SVSound Ultra Evolution Pinnacle in sehr hoher Lautstärke gehört habe oder später das Esbjörn Svensson Trio „Live in London“ mit den kleinen Perlisten R4b. Hier höre ich die unterschiedlichen Klangfarben der Becken von Magnus Öström ebenso deutlich heraus wie die Kultur von Svensson‘s Klavieranschlag. Das muss ein wirklich guter Verstärker können. Der Vincent kann das.

Fazit

Der Vincent SV-237 MkII ist ein Sonderangebot unter den noch erschwinglichen und klanglich wie leistungstechnisch fähigen Vollverstärkern. Da er sich praktisch mit jedem Lautsprecher bestens verträgt, können wir ihn nur wärmstens empfehlen.

Kategorie: Vollverstärker

Produkt: Vincent SV-237 MKII

Preis: um 2499 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


8/2024
3.5 von 5 Sternen

Referenzklasse
Vincent SV-237 MKII

8/2024

Vincent SV-237 MKII
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Weitere Informationen Vincent SV-237 MKII
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Bewertung 
Klang 70%

Labor 15%

Praxis 15%

Ausstattung & technische Daten 
Preis: 2.499 Euro 
Vertrieb: Sintron, Iffezheim 
Telefon: 07229 18 29 50 
Internet: www.vincent-tac.de 
Ausstattung
Ausführungen Schwarz, Silber 
Abmessungen (B x H x T in mm): 430 x 150 x 435 
Gewicht: 20,4 kg 
Leistung (8 Ohm): 2 x 150 Watt 
Leistung (4 Ohm): 2 x 250 Watt 
Klirrfaktor: < 0.1 % (1 kHz, 1 W) 
Signal Rauschabstand > 90 dB 
Röhren 1 x 2 x ECC83, 2 x 6N1P 
Garantie 2 Jahre (5 Jahre nach Registrierung) 
Anschlüsse:
Eingänge: 3 x Cinch, 1 x Coaxial, 1 x Optisch, 1 x Bluetooth 
Ausgänge: 1 x Pre Out, 1 x Rec Out, 2 x Lautsprecher, 2 x 3,5-mm-Klinke 
+ souveräner Klang 
+ kompatibel mit jedem Lautsprecher 
+/- + hervorragendes Preis-Leistung-Verhältnis 
Klasse: Referenzklasse 
Preis/Leistung: sehr gut 
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Autor Christian Bayer
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