Unser Hobby spiegelt die Welt da draußen wider: immer mehr, immer größer, immer teurer muss es sein. Zum Glück gibt es aber auch Gegenbeispiele. Mit dem dänischkanadischen Traumduo kann man seinen irdischen Musikfrieden finden.
>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenFür die Älteren unter uns gehören diese Lautsprecher zu den ersten jugendlichen Audiowunschträumen, wie zum Beispiel das Klipschorn oder die Electro Voice Sentry III. Für alle anderen könnte dieser besondere Lautsprecher eine echte Überraschung werden.
>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Musical Fidelity Nu-Vista 800
Kleinteiliges
Bei Anthony Michaelson bin ich mir immer nicht so ganz sicher: Mag er‘s nun lieber klein und smart oder groß und mächtig? Sein neuer Vollverstärker jedenfalls tendiert ganz klar in letztere Richtung
Es geht nicht. Man kann eine Musical-Fidelity-Geschichte nicht anfangen, ohne wenigstens ganz kurz über einen der berühmtesten Vollverstärker der HiFi-Geschichte zu reden: den A1 aus ebenjenem Hause. Dieser erstaunliche „Flachmann“, der wegen der Temperatur des die gesamte Oberseite einnehmenden Kühlkörpers von gerne mal 60 Grad „Herdplatte“ genannt wurde. Berühmt wurde er ob seiner klanglichen Qualitäten bei eher moderater Leistung. Entgegen der Legende war der A1 übrigens kein „richtiger“ Class-A-Verstärker, lieferte aber immerhin die ersten rund acht Watt in dieser besonders verzerrungsarmen Betriebsart.
Der A1 war kompakt und günstig, unsere heutiger Proband ist so ziemlich das Gegenteil davon. Er kostet 10.000 Euro, beim Transport ist ein zweites Paar Hände herzlich willkommen und das Ding ist ein richtig dicker Brummer. Mit Leistung. Viel Leistung. Und Röhren. Aber ganz besonderen. Das mit den Röhren, das hat Musical Fidelity- Mastermind Anthony Michaelson schon vor rund 15 Jahren entdeckt. Aber deshalb hat er keinesfalls angefangen, EL34-Gegentakter zu bauen, er lässt Glaskolben nur da ran, wo sie seiner Meinung nach ihre Fähigkeiten am besten ausspielen: im Kleinsignalbereich. Schon damals setzte er auf eine ganz besondere Röhrenspezies: die Nuvistoren. Eben jene, die der Gerätebaureihe „Nu-Vista“ ihren Namen verliehen. Nuvistoren sind eine der letzten Entwicklungen der Röhrenzunft aus den Fünfziger Jahren, bevor der Siegeszug der Halbleiter begann. Nuvistoren sind klein, sparsam, zuverlässig, rausch- und mikrofoniearm und mit geringer Serienstreuung gefertigt. Hört sich eigentlich wie das für Audiozwecke perfekte Bauteil an. Nuvistoren sehen nicht aus wie klassische Röhren, sondern stecken in unscheinbaren Metallzylindern; fürs Auge taugen die modernen Vakuumkameraden also nicht. Wohl aber zum Verstärker kleiner Signale: Wir hatten vor vielen Jahren schon eine exzellente polnische Phonovorstufe im Test, die nur mit Nuvistoren Signale von leisen MC-Abtastern ohne Rauschprobleme verarbeiten konnte. Und Anthony Michaelson? Der bringt Nu-Vista nach einer längeren Ruhepause nun wieder zurück. Sein Aufhänger für die neue Serie: „Moderne“ Röhrentechnik, kombiniert mit aktueller SMD-Halbleitertechnik, soll den Weg ins klangliche Nirvana ebnen. Und da SMDs ja so fürchterlich klein sind, bleibt die Frage, warum Mr. Michaelson seinen Vollverstärker in eine so gewaltige Kiste stecken musste. Die Antwort folgt auf dem Fuße, respektive nach dem Entfernen des gewichtigen, profi lierten, mit Drahtgittern versehenen und überhaupt sehr highendigen Deckelblechs: Die Kiste ist voll. Und von SMD-Technik gibt’s auf den ersten Blick keine Spur. Vielmehr verharrt der Blick erst einmal auf den beiden fetten Ringkernen – kanalgetrennte Stromversorgung, versteht sich. Dahinter gibt’s eine Platine mit Gleichrichtern, Siebelkos, schön nach End- und Vorstufensektion getrennt. Und eine Lautsprecherschutzschaltung. An hinteren Rand gibt’s eine per Blech sichtgeschützte Platine mit vier Bohrungen, durch die vier kleine Metallzylinder ragen: Richtig, das sind die Nuvistoren. Und da die von Hause aus optisch nicht viel hermachen, hat man ihnen ein bisschen „Bling“ spendiert. Will sagen: Da gibt’s eine ziemlich effektvolle Beleuchtung von unten, die die Nuvistoren beim Einschalten erst rot anstrahlt, nach Ablauf der (kurzen) Aufwärmphase wechselt die Farbe zu gelb, bei grün ist endgültig die thermische Stabilität erreicht. Sehr hübsch. Auf beiden kühlkörperbewehrten Seitenteilen ist je ein Endstufenmodul untergebracht. Das wuchtet unter Zuhilfenahme von zehn bipolaren Sanken-Endtransistoren fast 500 Watt in Vier-Ohm-Lasten. Auf der Verstärkerplatine gibt’s dann auch endlich Fliegendreck, sprich: diverse SMD-Transistoren, -Widerstände und -Kondensatoren. Fragen Sie mich nicht nach der genauen Schaltungskonfi guration. Zu dem ganz kleinen Zeugs gesellt sich noch für jeden Endtransistor ein dicker Elko, so dass auch ganz bestimmt jederzeit genügend Energiereserven zur Verfügung stehen. Bedient wird der Nu-Vista 800 mit zwei handtellergroßen Drehrädern. Eines stellt die Lautstärke ein, eines wählt einen der fünf Eingänge. Davon ist einer symmetrisch ausgeführt, die anderen über gute, da unter der Vergoldung nicht vernickelte Cinch-Terminals. Ein Aux-Eingang ist per Schalter zum nicht pegelgeregelten Heimkino- Durchschleifeingang deklarierbar. Dazu gesellen sich auf der verkupferten Rückwand zwei Paar Lautsprecher-Polklemmen. Auch wenn „Musical Fidelity“ draufsteht: Hier hätte man beim WBT-klonenden Chinesen ruhig etwas mehr Geld anlegen dürfen. Zwischen den beiden Handrädern auf der Front gibt’s ein zweizeiliges Klartext- Display in höchst angenehmem Grün. Es zeigt den gewählten Eingang und den eingestellten Pegel an und, so denn aktiviert, die Stummschaltung. Pegel- und Eingangswahl erfolgen elektronisch, man hört jedenfalls keinerlei Relais klickern. In Anbetracht dessen verwundert der etwas sparsame Umgang mit Möglichkeiten: keine individuell pegelbaren oder mit eigenen Namen versehbaren Eingänge, keine Balance-Funktion. Immerhin ist das Display abschaltbar. All das geht auch über die mitgelieferte Fernbedienung (nicht), das Aktivieren der Mute-Funktion aber ausschließlich damit. Ein eingebautes Phonoteil oder einen D/A-Wandler gibt’s auch nicht (ist auch nicht vorgesehen). Der Hersteller bietet aber natürlich beides als externe Geräte an. Wir konstatieren: Bei aller technischen Raffinesse ist das Gerät in Sachen Bedienung aufs Wesentliche reduziert – ein bisschen britisch, aber warum nicht. Wuchten wir den Boliden also ins Rack, stöpseln die Ausgänge der Accuphase C-37 in den symmetrischen Eingang und lauschen dem, was der Nu-Vista 800 klanglich zu bieten hat. Den Anfang machte Johnny Cashs „I Won‘t Back Down“ aus der aktuellen American Recordings-Box. Gewiss nicht der originellste Track, aber aussagekräftig und immer noch verdammt gut. Ich erwartete einen ordentlichen Absturz nach dem Umklemmen von „unserer“ Accuphase-Kombi, weil ich den mittlerweile eigentlich bei jedem anderen Verstärker erwarte. Der Musical Fidelity zeigt mir genüsslich den Mittelfinger, was das angeht. Er klingt erstaunlicherweise nämlich sehr ähnlich wie die japanische Edelkombi. Mr. Cash singt praktisch ebenso inbrünstig, bestens aufgelöst, mit genau dem gleichen Schuss von Überproduktion, die auch C-2420 und A-46 entlarven. Raumgröße? Identisch. Das gibt’s doch gar nicht. Okay, bei „One“ stellt der Brite die Gesangsstimme etwas weiter nach vorne. Ob das richtig ist? Wer weiß das schon. Bestens unterscheidbar verteilen beide die diversen Gitarrenstimmen auf beide Kanäle, es löst sich hüben wie drüben perfekt. Verdammt noch mal, das ist ein echter Spitzenkönner, der Nu- Vista 800! Er hat diese Leichtigkeit, dieses Ansatzlose, das auch die Champagner-Geräte auszeichnet. Er ist ein bisschen schlanker und vielleicht nicht ganz so erdig, aber um diesen Eindruck zu gewinnen, muss man schon verdammt tief in der Plattenkiste kramen. Die Suche förderte das 2011er Album „Dust Devil“ der norwegischen Stoner-Rock-Band „Lonely Camel“ hervor. Das ganze mächtig tief gestimmte Gitarrenzeugs kommt via Accuphase noch etwas gemeiner, der Nu-Vista löst‘s aber fast noch einen Tick besser auf. Man sollte es übrigens nicht meinen, aber das Album klingt tatsächlich ziemlich gut. Geben wir dem Nu-Vista etwas dezenteres Material in Gestalt des neuen Joss-Stone- Albums „Water for Your Soul“. Obwohl: So richtig viel dezenter ist das gar nicht. Den britischen Amp ficht‘s nicht an: Er stellt die Gesangsstimme schön frei, lässt ihr das charakteristische Timbre und macht auch aus dem mit reichlich Loudness versehenen tonalen Charakter keinen Hehl. Und auf einmal sitze ich stundenlang vor diesem Verstäker, höre Musik querbeet und stelle fest: Das Ding kann das alles, und zwar mit links. Darf bleiben, die Maschine.Fazit
Definitiv ein neuer Stern am Vollverstärkerhimmel. Unerschütterlich, bestens auflösend, trotzdem musikalisch, unterhaltsam, substanziell, variabel. Großartig!Kategorie: Vollverstärker
Produkt: Musical Fidelity Nu-Vista 800
Preis: um 9900 Euro
312-2294
Home Tech Plus GmbH |
106-2404
HiFi Gogler | Oliver Gogler e.K. |
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Garantie (in Jahre) | 3 |
B x H x T (in mm) | 483/187/510 |
Gewicht (in Kg) | 39 |
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