Kategorie: Vollverstärker

Einzeltest: ModWright KWH 225i


Im Schacht brennt noch Licht

Vollverstärker ModWright KWH 225i im Test, Bild 1
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Junge, Junge – das ist mal ein Brecher: Dieser Hybrid-Vollverstärker aus Amerika ist groß, schwer, kräftig und verfügt über ein paar liebenswerte Eigenheiten.

Stromlinienförmig ist auf jeden Fall anders. Das war bei Modwright schon immer so. Und ein weiteres Mal typisch für eine bestimmte Kategorie von US-Herstellern: Sie scheren sich nicht um Marktkompatibilität oder Design, sondern machen einfach ihr Ding. Das hier ist so ein Fall, und zwar einer zum Preis von stolzen 13000 Euro. Dafür gibt‘s einen satten Viertelquadratmeter Vollverstärker mit ganze vielen Transistoren und zwei Röhren.  


Das Unternehmen


ModWright-Chef und Designer Dan Wright hat ein gesundes Verhältnis zu der Frage, ob man denn nun Röhren oder Transistoren einsetzten sollte – er nimmt beides. Er bevorzugt Röhren zur Spannungsverstärkung und Halbleiter dort, wo viel Strom fließt.

Vollverstärker ModWright KWH 225i im Test, Bild 2Vollverstärker ModWright KWH 225i im Test, Bild 3Vollverstärker ModWright KWH 225i im Test, Bild 4Vollverstärker ModWright KWH 225i im Test, Bild 5Vollverstärker ModWright KWH 225i im Test, Bild 6Vollverstärker ModWright KWH 225i im Test, Bild 7
Das ist eine sehr gesunde Sichtweise der Dinge, die sich im Produktportfolio des Unternehmens niederschlägt: Vorverstärker, Phonovorstufen und D/AWandler sind mit Röhren bestückt, Leistungsverstärker sind meistens Transistor- oder Hybridgeräte. Was nicht heißt, dass es nicht auch ein ganz entzückendes Paar Single-Ended-Röhrenmonos gäbe (Ambrose A30). Zur Erinnerung , weil wir schon so lange kein Gerät dieses Herstellers mehr im Heft hatten: ModWright gibt’s seit dem Jahre 2000. Die Firma begann damit, existierende Digitalgeräte professionell zu modifizieren, daher das „Mod“ im Firmennamen. Komplett eigene Geräte gibt’s seit 2003, die erste Transistor-Stereoendstufe erschien 2009. Das Modifizieren von Geräten – in erster Linie von digitalen Quellgeräten – betreibt man auch heute noch.   


Erscheinungsbild


Der KWH 225i ist ein echtes Kaliber von Vollverstärker. Die knapp 30 Kilogramm sind zum nicht kleinen Teil den nennenswerten Mengen von Aluminium geschuldet, die in Form von blau eloxierten Kühlkörpern die Abwärme der potenten Endstufensektionen loszuwerden haben: Das Gerät ist, wie die Typenbezeichnung andeutet, mit einer Ausgangsleistung von 225 Watt an acht Ohm spezifiziert. Sowas kommt nicht von ungefähr, deshalb steckt im Geräteinneren ein wahrer Hühne von Ringkerntrafo. Und voilà. Schon hat man eine fast „untragbare“ Angelegenheit. Die Kühlkörper verschwinden übrigens weitgehend unterm schwarz oder silberfarben erhältlichen Aluminiumgehäuse, verfehlen ihr optische Wirkung aber nicht.

Vollverstärker ModWright KWH 225i im Test, Bild 3
Auffällig sind die beiden großen blauen LED-Displays, die Bediener mit zunehmendem Alter immer mehr zu schätzen wissen
Blau gibt’s auch an der Gerätefront zuhauf. Da wäre zum einen das zentral angeordnete hintergrundbeleuchtete Firmenlogo, zum anderen die beiden auffällig großen Siebensegment-Displays. Das linke zeigt den gewählten Eingang an, das rechte den eingestellten Pegel. Beste Sichtbarkeit vom Sessel aus ist in jedem Falle gewährleistet. Wem das des Guten ein bisschen zuviel ist, der kann die Lightshow mittels der Metallfernbedienung mehrstufig dimmen oder gar abschalten. Ansonsten finden sich an der Gerätefront lediglich zwei recht tief eingelassene Taster: Einer schaltet das Gerät ein und aus, der andere aktiviert den Heimkino-Durchschleifmodus – ein Feature, ohne das kaum ein US-Verstärker auskommt.

Der KWH 225i besitzt übrigens keinen harten Netzschalter. Wer ihn – vielleicht bei Urlaubsantritt – vom Netz trennen will, der muss den Netzstecker ziehen.
Vollverstärker ModWright KWH 225i im Test, Bild 5
Nichts Auffälliges auf der Rückseite – bis auf den leeren Einbauplatz für das Phonomodul
An der Geräterückseite finden sich die Buchsen für vier Eingänge, einer davon ist symmetrisch ausgelegt. Dazu gesellt sich der „Durchschleif-Eingang“, der sämtliche Vorstufenfunktionen umgeht. Auch die Lautstärkeregelung – seien Sie also bitte vorsichtig, wenn Sie dieses Buchsenpaar nutzen wollen. Hinzu gesellen sich ein Vorstufenausgang und und zwei Löcher – hier würden die Buchsen des optionalen Phonomoduls Platz finden. Welches mit 450 Euro Aufpreis übrigens sehr fair kalkuliert scheint, uns aber leider nicht zur Verfügung stand. Die Polklemmen für den Lautsprecheranschluss wurden auffällig weit an die Geräteseiten gerückt, was durchaus Sinn ergibt. Die Röhrenabteilung besteht aus zwei Doppeltrioden von Typ E88CC, es sind gute – und derzeit sehr schwer erhältliche – JJ-Typen gesteckt. Jene residieren – optisch wirksam von unten beleuchtet – in einem tiefen Schacht hinten an der Geräteoberseite, so dass man dem Tube Rolling frönen kann, ohne das Gerät zu öffnen  

Von innen


Selbiges nämlich stellt eine durchaus zeitraubende Angelegenheit dar, die Anzahl der zu lösenden Verschraubungen ist erklecklich. Darunter kommt ein dicht gedrängter Aufbau zum Vorschein, bei dem so gerade noch das Phonomodul Platz fände, sonst aber geht’s reichlich eng zu. Wie erwartet, trägt der mit sicherlich deutlich über einem Kilovoltampère Belastbarkeit spezifizierte Trafo reichlich dazu bei, die beiden ausladenden Kühlkörper tun ein Übriges. Jeder davon ist mit mindestens einem Dutzend bipolarer Leistungstransistoren bevölkert, so genau kann man das nicht erkennen. Der Aufbau wirkt durchdacht, ist aber sicherlich nicht so aufgeräumt wie andernorts – dafür gibt’s einfach zuviele frei fliegende Strippen und Kabelbinder. Technisch ist das sicherlich unproblematisch, der Ästhet rümpft aber ein wenig die Nase. Ich würde das einen sehr typisch amerikanischen Aufbau nennen. Zu den beiden direkt auf den Kühlkörpern montierten Endstufenplatinen gesellen sich zwei Boards mit ziemlich aufwändigen Schutzschaltungen. Die hundertstufige Lautstärkeregelung funktioniert elektronisch, die Eingänge schalten Relais auf der Eingangsplatine. Es gibt ordentlich Siebkapazität im Netzteil, durch die Bank gute Bauteile – prima, kann so bleiben.  

Klang


Die Schutzschaltung macht bei der Inbetriebnahme des Gerätes auf sich aufmerksam – das dauert nämlich eine Weile. Dabei sollte man auch nicht vergessen, dass hier zwei Röhren die Spannungsverstärkung übernehmen, die erst einmal angeheizt werden wollen. Ich habe die Schutzschaltung beim Messen einmal in Aktion erlebt – sie funktioniert offenbar perfekt und erlaubt sich den Spaß, „OOPS“ über beide Displays auf der Front darzustellen. Was die Lautsprecherauswahl angeht, ist der KWH 225i nicht besonders kritisch. Leistung hat er im Überfluss, von daher sind eher „normale“ Lautsprecher das Terrain, das man sondieren sollte. Betont sanfte und basslastige Wandler würde ich nicht empfehlen, der ModWright hat nämlich durchaus Charakter: Er liegt ein wenig auf der angenehmen Seite und schiebt untenherum ziemlich mächtig. Wer damit ganz ausgezeichnet zurechtkam war die hervorragende Epos ES14N, die an anderer Stelle in diesem Heft gewürdigt wird. Was die Zweiwege-Kompaktbox mit dem ModWright an stabilem und glaubhaftem Fundament zu generieren in der Lage ist – Hut ab. Atmosphärische Musik wie das, was „The National“ so zum Besten zu geben pflegen, verdichtet die Kombination zu einem hoch emotionalen Erlebnis mit schön freigestellter Stimme und großzügig im Raum positionierten Instrumentarium. Doch halt – da geht noch mehr: Meine „Besonderheitenkiste“ förderte ein Paar NOS-Siemens-Röhren vom Typ E88CC zutage und siehe da – der Effekt ist nicht zu leugnen. Damit klingt der Mod- Wright noch weiträumiger, konzentrierter und feingliedriger. Damit habe ich relativ schnell wieder aufgehört – wir wollen ja hier eine Einschätzung des Seriengerätes abliefern und keinem Phantasiegebilde huldigen. Gerry Mulligan und Band war‘s letztlich wurscht, die Herren präsentierten sich auch mit JJ-Röhren in bester Spiellaune, die Bläser klangen voluminös und kräftig, hatten Farbe und Ausdruck. Dass der Röhreneinsatz an der typisch amerikanischen Farbigkeit einen nennenswerten Anteil hat, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Letzte diesbezügliche Fragen beseitigte die immer wieder großartige Rickie Lee Jones, deren Titeltrack von „Pirates“ genau das richtige Maß Druck hatte, die unverwechselbare Stimme geschmeidig und feingliedrig zeichnete und die Spätsiebzigerwärme der Bassbegleitung überragend authentisch in den Raum stellte. Ein absoluter Genussverstärker!

Fazit

Amerikanischer Sound at its best: groß, warm detailliert und farbig kombiniert der ModWright Tugenden aus der Röhren- und Transistorwelt. So geht Musikgenuss!

Kategorie: Vollverstärker

Produkt: ModWright KWH 225i

Preis: um 13000 Euro

3/2023

groß, warm detailliert und farbig kombiniert der ModWright Tugenden aus der Röhrenund Transistorwelt. So geht Musikgenuss!

ModWright KWH 225i

Ausstattung & technische Daten 
Preis: ca. 13.000 Euro 
Vertrieb: Ibex Audio, Heidenheim 
Telefon: 07321 25490 
Internet: www.ibex-audio.eu 
Garantie: 2 Jahre 
Abmessungen: 432 x 165 x 432 mm 
Gewicht (in kg): ca. 30 kg 
Unterm Strich … Amerikanischer Sound at its best: groß, warm detailliert und farbig kombiniert der ModWright Tugenden aus der Röhrenund Transistorwelt. So geht Musikgenuss! 
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