Kleine, schmucke HiFi-Geräte, optisch unauffällig und problemlos überall unterzubringen sind voll im Trend? Nicht für jeden – denn dann wären die Emitter-Verstärker von Friedrich Schäfer schon lange Geschichte. Tatsächlich aber erfreuen sie sich nach wie vor großer Beliebtheit; lassen Sie uns mal schauen, was dran ist am aktuellen Stand der Dinge
Mitspieler
Plattenspieler:
Transrotor Zet 3 / 5012 / Merlo Reference
Phonovorstufen:
Pure Sound P10, Übertrager T10
Lautsprecher:
Audio Physic Avantera
Klang + Ton Nada
Progressive Audio Elise II
Zubehör:
Netzsynthesizer PS Audio P10
NF-Kabel von van den Hul und Transparent
Phonokabel van den Hul
Lautsprecherkabel von Transparent
Plattenwaschmaschine von Clearaudio
Gegenspieler
Vollverstärker:
Krell S-550i
Quad II Classic Integrated
Die Anzahl am Markt erfolgreicher HiFi-Produkte mit so richtig teutonischem Image hat Grenzen. Ganz sicher aber zählen die Kreationen aus dem im nordrhein-westfälisch-hessischen Grenzgebiet gelegenen Herborn dazu.
Gründe dafür gibt‘s viele, der wichtigste aber dürfte zweifellos in dem Umstand zu suchen sein, dass Firmeninhaber und Konstrukteur Friedrich Schäfer seit den ersten Tagen von ASR – und das war 1980 – seiner Linie treu geblieben ist. Ein Emitter von damals ist mit einem von heute durchaus zu vergleichen. Zwar wurde die Konstruktion kontinuierlich sanft auf den technischen Stand der Dinge gebracht, aber das Prinzip und der grundlegende Aufbau sind gleich geblieben. Es gibt zwei Typen von Emitter, den Emitter 1 und den Emitter 2. Der Einser ist der kleinere von beiden – was eine sehr relative Sichtweise der Dinge ist – und das weiter verbreitete Modell. Der Zweier ist noch größer, schwerer und leistungsfähiger, basiert aber auf dem gleichen Gedankengut. Hier geht‘s um die aktuelle Inkarnation des Emitter 1, der in seiner Basisversion derzeit für 6.200 Euro zu erstehen ist. Emitter? Das ist erst einmal der lateinische Begriff für „Quelle einer Strahlung oder eines Teilchenstroms“ und bezeichnet außerdem eines der drei Beine des Transistors – hier ist auch die Namensgebung des Gerätes entliehen. Konsequenterweise heißen die Phonovorstufen von Schäfer „Basis“, es gab auch mal eine Geräteserie namens „Kollektor“, womit alle Anschlüsse des Halbleiterklassikers „besetzt“ wären. Der Emitter ist ein Vollverstärker. Zumindest auf den ersten Blick. Technisch allerdings handelt es sich mehr um eine Endstufe mit ein paar besonderen Kniffen, die sie zum Integrierten mutieren lassen. Ein Emitter – zwei Kisten. Das gilt auch schon für das Basisgerät und enthebt die Maschine gründlich jeglichen Anspruches in Sachen „unauffällig und kompakt“. Ein Emitter ist grundsätzlich in eine Verstärker- und eine Versorgungseinheit aufgeteilt. Die Verbindung zwischen beiden besorgt eine geschirmte satt daumendicke Strippe, die am Netzteil über einen 24-poligen Profi steckverbinder angeflanscht wird. Das Netzteilschwergewicht fällt aus dem üblichen Schäferschen Rahmen, weil es nicht in einem mehr oder weniger transparenten Acrylgehäuse steckt, sondern in einer überaus soliden Kiste aus gekantetem und schwarz pulverbeschichtetem Stahlblech. Ins Rack – sinnvollverweise ganz nach unten – darf der Trumm trotzdem, die vorgesetzte Acrylfront ist durchaus vorzeigbar. Im Inneren steckt das, was beim Hochwuchten schon zu befürchten war: Potenz satt. Zum Beispiel in Gestalt zweier fetter Blechpakettrafos, die für die Versorgung jeweils eines Kanals zuständig sind. Diese Jungs gehören zu den Teilen, die über die Jahre immer weiterentwickelt worden sind und sehr spezielle Sonderanfertigungen darstellen. Schäfer weiß sehr genau um die Vorteile seines speziellen „Kernschnittes“ und scheut die runden Alternativen aus Überzeugung. Keine Kompromisse auch bei den Gleichrichtern. 32 verlustarme und schnelle Schottky-Dioden stellen acht getrennte Betriebsspannungen bereit. So viele braucht‘s unter anderem deshalb, weil der Emitter 1 über eine „Energiesparschaltung“ verfügt. Das heißt: Man kann ihn mit zwei unterschiedlichen Betriebsspannungen betreiben. Wer nicht ständig hohe Pegel fährt, der kommt mit der niedrigen Einstellung bestens zurecht und spart nennenswert Strom. Klangliche Einbußen sind nicht zu befürchten, weil der klanglich entscheidende Ruhestrom durch die Endstufe in beiden Fällen gleich bleibt, nur das Maß an zu verheizender Energie wird reduziert. Elkos? Gibt‘s auch. Im Dutzend natürlich. Von der voluminöseren Sorte selbstredend. Interessant geriet auch die primäre Absicherung dieser Prachtversorgung: Schäfer montiert einen Schmelzsicherungshalter mit dickem „Neozed“-Einsatz, normalerweise in einer Hausinstallation beheimatet. Der Verstärker selbst ist eine von seitlichen Kühlkörpern bewehrte Trutzburg. Durch die vordere Acrylplatte ragen drei Drehknöpfe, durch die obere schimmern geheimnisvoll Mengen von verschiedenfarbigen Leuchtdioden. Die gibt‘s auch hinter der Front, dienen aber hier ausschließlich Anzeigezwecken. Die Besonderheiten beim Emitter beginnen beim Power-Schalter: Der hat nämlich gleich vier Stellungen. Auf „Aus“ folgt „Standby“, danach zwei verschiedene Betriebsmodi. Hinter Stellung „1“ verbirgt sich der erwähnte Stromsparmodus, „2“ ist ungehemmt Vollgas. Hinter dem zentralen Lautstärkesteller steckt ein Drehimpulsgeber, der via Mikrocontroller eine Batterie Relais nebst entsprechenden Widerständen bedient. Allerdings handelt es sich hier nicht um einen simplen Abschwächer; hier kommt nämlich die besondere Konzeption des Emitters als „Endstufe mit Pegelsteller und Eingangswahl“ zum Tragen. Der Pegelsteller senkt im Bereich niedriger Lautstärken das Eingangssignal ab, aber ab einem gewissen Pegel gibt‘s keinerlei Dämpfung mehr, dann wird die Verstärkung feinfühlig gestuft hochgesetzt. Das hat den Vorteil, dass man nicht in unnötigem Maße Verstärkung „verbrennt“, außerdem gibt‘s Pluspunkte beim Rauschverhalten. Der Pegel ist feinfühlig in 76 Stufen einstellbar und wird über große Leuchtdioden-Displays kommuniziert. In unserem Testgerät steckten dankenswerterweise gelbe Anzeigen, wer will, kann auch blaue ordern. Der Eingangswahlschalter ist rechts angeordnet und erlaubt die Anwahl von sieben Eingängen. Dabei ist der „Direkt“-Eingang etwas Besonderes, wird er doch hinter dem Eingangswahlschalter eingespeist und klingt noch einen Tick besser. Natürlich ist man bei dessen Verwendung auf nur ein Quellgerät fixiert. In Verbindung mit der in einem Corian- Gehäuse steckenden Fernbedienung lässt sich der Emitter vielfältig konfigurieren: verschiedene Display-Modi, Anfangslautstärke, Balance, Pegelausgleich für die einzelnen Eingänge und noch mehr Dinge sind einstellbar. Unter dem Acryldeckel manifestiert sich eine prächtige vergoldete Platine. Auf jeder Seite sitzen sechs Leistungs-Mosfets von Toshiba, die über massive Messingschienen an die Kühlkörper andocken. Die Verstärkerschaltung ist weitgehend diskret ausgeführt, lediglich die Eingangsverstärkung vertraut Schäfer traditionell einem Operationsverstärker an. Reichlich Platz beanspruchen die diversen Schutzschaltungen, die Bauteilequalitäten sind das, was zu erwarten war: keine „Boutique-Teile“, sondern gute hochwertige Industrieware. Unser Emitter 1 ist mit einem optionalen asymmetrischen Eingang ausgestattet. Anstelle dessen kann man sich auch ein Phonomodul einbauen lassen, womit der Reigen der möglichen Optionen aber gerade erst eröffnet wäre. Friedrich Schäfer hat immer ein offenes Ohr für Sonderwünsche – fragen Sie ihn bei Bedarf einfach. Wenig Verhandlungsspielraum allerdings gibt‘s beim Klang. Und da hat sich beim Emitter über die Jahre Erstaunliches getan, wie ich feststelle muss. Der kraftvollvoluminöse, stets angenehme und leicht „gnädige“ Charakter hat ein paar neue Züge angenommen. Zwar macht das Gerät immer noch keinen Hehl daraus, dass es sich um einen echten Hochleistungsverstärker mit entsprechendem Punch handelt, aber an Konturenschärfe und Differenzierung hat er deutlich zugelegt. Wir lauschen dem hervorragenden Audio-Fidelity- Remaster von Sades „Diamond Life“ und spielen „Why Can‘t We Live Together“. Das Percussion-Intro stellt der Schäfer perfekt pointiert und scharf umrissen in den Raum, der E-Bass schnalzt satt, klingt aber fast trägheitslos, das hat sowohl Wucht als auch Attacke. Die Gesangsstimme hat den Pfeffer, der nun mal drinsteckt – hier wäre ein Emitter früher sicherlich zurückhaltender zu Werke gegangen. Der hier aber, der zündet ein Feuerwerk von Impulsen und Mikroinformationen, hat jederzeit das Heft fest in der Hand. Ist das ein „teutonisches“ Klangbild? Falls damit absolute Impulstreue, Kraft satt und perfekte Sortierung im Raum gemeint ist, dann ganz bestimmt.
Fazit
Der Emitter ist in der Moderne angekommen – und wie. Die aktuelle Variante des Emitter 1 ist klanglich eine perfekte Synthese aus Kraft, Geschwindigkeit und Gefühl.