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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Accuphase E-270
Ein- und Ausstieg
Mit dem E-270 präsentiert Accuphase die neueste Generation dessen, was die Japaner „Einstiegsmodell“ nennen. Uns fallen dazu ein paar andere Begriffe ein
Man darf wohl mit Fug und Recht behaupten, dass der kleine Vollverstärker immer eine ganz besondere Rolle in der Accuphase-Modellpolitik gespielt hat. Von keiner anderen Geräteserie sind so viele Exemplare verkauft worden wie von den „Zweiern“. Gebrauchte Klassiker der Reihe, beispielsweise ein E-204 aus den frühen Achtzigern, erzielen auch heute noch stramme Preise auf dem Gebrauchtmarkt – kein Wunder, die Geräte laufen nämlich auch nach 35 Jahren in vielen Fällen noch ohne größere Probleme. Der Neue hört auf die Typenbezeichnung E-270 und folgt dem E-260 nach. Der E-270 kostet 4.950 Euro, was für das kleinste Gerät einer Gattung sicherlich sportlich ist, aber: Es ist ein richtiger Accuphase.
Das relativiert die Dinge. Revolutionen gibt‘s bei Accuphase nur selten. Ihre Produktentwicklung lebt von der Evolution, vom unablässigen Feilen an Details, von der besessenen Suche nach Unperfektheiten, die vielleicht noch auszumerzen wären. Solcherlei Dinge zu finden, habe ich bei den champagnerfarbenen Preziosen schon lange aufgegeben; ich staune nur jedes Mal, wenn die die Ingenieure in Yokohama doch noch ein Schräubchen gefunden haben, an dem sie drehen können. Und ja, auch beim E-260 hat‘s davon offensichtlich ein paar gegeben, weshalb jetzt der Nachfolger in den Startlöchern steht. Der E-270 ist natürlich auf den ersten Blick als Accuphase-Vollverstärker zu identifizieren, die optischen Unterschiede zum Vorgänger fallen gering aus, sind aber vorhanden. Entscheidend ist, dass alles da ist, wo es hingehört. Sprich: Links ist der große Drehschalter zur Anwahl eines der sieben Eingänge, rechts wird die Lautstärke eingestellt. Überflüssig zu erwähnen, dass der Drehschalter bei jeder Betätigung satt klackt und der Pegelsteller läuft wie ein Löffel im Honigglas – dieses Handwerk versteht Accuphase schon lange perfekt. Dann wären da noch sechs kleine Drehknöpfe und acht Taster. In beiden Fällen einer mehr als beim Vorgänger, auch die Anordnung auf der Front hat sich leicht geändert. Das liegt daran, dass man jetzt erstmals das in dem rückwärtigen Optionssteckplatz unterbringbare D/A-Wandlermodul von vorne bedienen kann. Interessiert uns an dieser Stelle nicht weiter, wir stecken eh das exzellente MM/MC-Phonomodul AD-30 (um 1.000 Euro). Die Betriebsart kann man ebenfalls an der Front umschalten. Und Zeiger, ja klar. Die herrlichen Retro-Pegelanzeigeinstrumente gehören zu einem Accuphase-Vollverstärkergesicht einfach dazu. Mittlerweile auch die mittige Digitalanzeige für den eingestellten Pegel (oder auch die Samplingfrequenz des am D/A-Modul anliegenden Digitalsignals, aber, wie gesagt, nicht für uns); gegen die sanft roten LED-Siebensegment-Displays sollte auch Traditionalisten nichts einzuwenden haben. Das Ausstattungspaket ist wieder einmal bis zum Platzen prall: zwei umschaltbare Lautsprecherausgänge, abschaltbare Klangregler, Phasenumkehr, Monoschalter, Muting, Loudness, ein „richtiger“, sprich: mit einer eigenen Verstärkerstufe versehener Kopfhörerausgang – alles da. Da mag sich der gemeine E-260-Besitzer fragen: Muss ich mir jetzt einen neuen Verstärker kaufen? Vermutlich nicht. Zumindest rechtfertigen zwei Schalter mehr die Investition nicht. Natürlich ist das nicht alles, was E-270 und E-260 unterscheidet, die technische Evolution hat in erster Linie im Inneren stattgefunden, auf im wahrsten Sinne des Wortes leisen Sohlen. Eine weitere Absenkung des ohnehin extrem geringen Störpegels war nämlich ein Aspekt, den Accuphase bei der Neukonzeption des Gerätes auf der Wunschliste hatten. Dazu haben sie sich unter anderem ihr Prachtstück in Gestalt des hauseigenen elektronischen Pegelstellers „AAVA“ angesehen. Wie erinnern uns: Die Anordnung wandelt die Eingangsspannung in eine ganze Reihe gewichteter Ströme um. Je nachdem, wie laut man es gerne hätte, werden die entsprechenden Stromportionen ausgewählt und aufaddiert, bevor wieder in eine Spannung gewandelt wird. Das funktioniert super, ist aber ziemlich aufwendig. Jetzt sogar noch mehr: Die beiden am höchsten gewichteten Stromquellen bestehen jetzt aus zwei parallel geschalteten Einheiten und der abschließende Strom-/Spannungswandler ist ein wenig niederohmiger geworden – das sorgt für etwas weniger Rauschen. Und sonst? Die beiden großen Netzteilelkos haben nunmehr ein knappes Drittel mehr Kapazität, das Endstufenmodul wurde ebenfalls einem Redesign für weniger Rauschen unterzogen, was außerdem für einen merklich gesteigerten Dämpfungsfaktor und geringfügig mehr Ausgangsleistung sorgen soll. Können wir messtechnisch so bestätigen, der E-270 liegt ziemlich genauso weit über den Herstellerspezifikationen wie der E-260. Ein kleines, aber nicht uninteressantes Detail hat man sich bei der Gegenkopplung einfallen lassen. Der Abgriff für das zum Eingang zurückgeführte Signal sitzt nun unmittelbar an den Lautsprecherterminals, um auch auch das letzte bisschen Unwägbarkeit noch korrigieren zu können – warum nicht. Vom E-600 stammen die aktiven Elemente der Schutzschaltung: Das Signal wird nicht mehr mit Relais, sondern mit dauerhaft verlustfreien MosFets geschaltet, sicher eine gute Idee. Und dann war da noch der aufgehübschte Fernbedienungsgeber, womit der Reigen der Neuerungen komplett wäre. Abermals bemerkenswert: Der Preis liegt nicht über dem des E-260, was in der heutigen Zeit eine sehr rühmliche Ausnahme darstellt. Werfen wir zum Zweck der Bestandsaufnahme nur kurz einen Blick auf die üppig bestückte Rückseite: Zu den fünf unsymmetrischen Hochpegeleingängen gesellt sich ein symmetrischer im XLR-Format, eine komplette Tape-Schleife, ein Vorstufenausgang, ein Endstufeneingang, der Steckplatz fürs D/A-Wandler- oder Phono- Board, zwei Paar ausgezeichneter Lautsprecher-Terminals – mehr kann man eigentlich nicht wollen. Und dass es unterm Deckel konkurrenzlos aufgeräumt, penibel ausgerichtet und extrem überlegt zugeht, muss ich Ihnen wahrscheinlich auch nicht mal erzählen – das ist halt Accuphase. Mittlerweile ist das Einschleifen eines Gerätes aus Yokohama in die Anlage im Hörraum so etwas wie die Rückkehr eines alten Freundes. Ich jedenfalls erwarte keine faustdicken Überraschungen, sondern sehr angenehme Stunden mit anregender Unterhaltung. Und genau das tut auch der E-270. Er verkörpert das Klangideal, das Accuphase seit Jahren propagiert, perfekt: Die Kühle und Analyse der frühen Jahre ist vollständig verschwunden und einem superfeinen, dreidimensionalen, schnellen und freundlichen Sound gewichen. Das ist ein Klangbild, bei dem auch der Ungeübte nach geraumer Zeit auf eine sehr intuitive Art feststellt, dass er sich beim Musikhören wohlfühlt. Bei mir gab‘s gleich zu Beginn schwieriges Material: Chick Corea und Gary Burton ritten mit ihrem frisch bei ECM wieder aufgelegten 1972er–Klassiker „Crystal Silence“ per Klavier und Vibrafon äußerst gemeine dynamische Attacken aufs Wiedergabegerät, was den Accuphase nicht im Geringsten erschüttert. Im Gegenteil: Er verleiht dem Vibrafon diesen Schuss ganz leichter Wärme, den es nur gibt, wenn die Technik auf der Höhe ist. Die etwas gemeineren Elektro-Beats auf dem letzten The-XX-Album serviert der E-270 staubtrocken, abgrundtief, sehr schön differenzierbar und eigentlich nicht wirklich verbesserungsfähig. Der Eindruck zieht sich durch und ich frage mich, was da eigentlich noch kommen soll. Vielleicht begegnet mir ja nochmal ein E-600, vielleicht finde ich dann ja ein paar Antworten darauf. Bis dahin bleibe ich davon überzeugt, dass der Accuphase-Einstieg in den meisten Fällen das Ende der Fahnenstange ist.Fazit
Sie können‘s einfach. Mit dem E-270 setzt Accuphase die Tradition des großen, allen Bedingungen gewachsenen Vollverstärkers fort und präsentiert ein exzellent klingendes, ausgesprochen reifes Gerät. Nicht schlecht für ein Einsteigermodell!Kategorie: Vollverstärker
Produkt: Accuphase E-270
Preis: um 4950 Euro
236-1363
Hoer an Michael Imhof |
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