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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenSerientest: Sumiko Songbird (High-Output MC), Sumiko Starling (Low-Output MC)
Vogelgezwitscher oder Star?
Sumiko genießt in Übersee einen exquisiten Ruf und wird oft in einem Atemzug mit den Platzhirschen der Analogbranche genannt. Hier in Europa laufen die japanischen Tonabnehmer dagegen zumindest gefühlt ein wenig unter dem Radar – ob zu Unrecht, wollen wir bei der Beschäftigung mit den beiden neuen MC-Tonabnehmern Songbird und Starling herausfinden.
Sumiko ist einer der nicht mehr allzu vielen Hersteller von Top-Tonabnehmern, die dem High-Output-MCPrinzip auf relativ breiter Basis die Treue halten – klar, auch klassische MM- und Low-Output-MCs finden sich im Sumiko- Portfolio, doch unter der überschaubaren Anzahl von 16 Modellen finden sich immerhin vier Moving-Coil-Systeme, die mit einer Ausgangsspannung von 2,5 mV protzen können. Zwei dieser Modelle, das Blackbird aus der Reference-Serie und das Blue Point Special EVO III aus der Oysters- Serie, kann man auch in der „normalen“ Low-Output-Variante ordern, dann liegen an den Pins gerade mal 0,5 mV an – ein erheblicher Unterschied, abgesehen davon, dass die Modelle mit hoher Ausgangsspannung natürlich auch mit dem MM-typischen Widerstand von 47 kOhm abgeschlossen werden können – aber nicht müssen, denn aufgrund des grundsätzlich niedrigeren Spulenwiderstands lassen sich auch deutlich niedrigere Werte problemlos fahren.
Ohne Low-Output-Counterpart führt Sumiko seinen Klassiker Blue Point No. 2 (Osters Serie) sowie das Sumiko Songbird (Reference Serie, um 1.070 Euro) im Programm. Letzteres ist zusammen mit dem Sumiko Starling (Low Output, ebenfalls aus der Reference Serie, um 2.260 Euro) die neueste Bereicherung der Modellpalette.Wie Gott sie schuf
Beide Tonabnehmer sind nackte Modelle, kommen also ohne Korpus aus – das heißt auch, dass die gesamte Generator-Baugruppe ungeschützt freiliegt. Es braucht nicht viel, um die empfindliche, exponierte Hardware unwiederbringlich in die ewigen Jagdgründe zu schicken, also ist Vorsicht bei jeglicher Handhabung während der Installation beider Tonabnehmer geboten. Nichtsdestotrotz sind sie deutlich (9,5 Gramm für das Starling) beziehungsweise etwas (8,5 Gramm für das Songbird) schwerer als die beiden Topmodelle Sumiko Pearwood Celebration II (7 Gramm) und Sumiko Palo Santos Presentation (8,3 Gramm) mit ihren Holzgehäusen – verantwortlich dafür dürften sicher die massiven Metall-Montageplatten der beiden Neulinge zeichnen. Der Schwerpunkt bei der Entwicklung der neuen Nackt-Taster lag Sumiko zufolge auf der Resonanzkontrolle – die dicken Decken kommen ja nicht von ungefähr.
Sing lauter, Vogel, sing lauter!
Das Sumiko Songbird erreicht seine vergleichsweise hohe Ausgangsspannung durch eine größere Anzahl von Windungen am Ende des Nadelträgers aus Aluminium. Das bedeutet natürlich auch, dass die zu bewegende Masse höher ausfällt als bei den LO-Modellen, was zumindest theoretisch eine mehr oder weniger reduzierte Beschleunigungs- und Bremsfähigkeit des Ensembles impliziert. Warum also überhaupt so ein MC, bei dem man noch nicht mal die Nadel tauschen kann, wenn mal was kaputtgeht? Genau deswegen vielleicht: Die mechanische Integrität des Tonabnehmers ist ohne steckbare Teile ungleich höher, was angesichts der winzigen Auslenkungen der Tonabnehmernadel von größter Wichtigkeit ist. Abgesehen davon gibt´s ja doch immer noch einen kleinen Gewichtsunterschied bei der bewegten Masse sowie messbare elektrische Vorteile durch die im Vergleich zum MM-Generator immer noch deutlich kleineren Spulen. Der Spulenwiderstand des Songbird zum Beispiel beträgt 135 Ohm, so dass auch Abschlusswiderstandswerte um 1-2 kOhm kein Problem sein dürften.
Ein neuer Starling am Tonabnehmerhimmel
Der sehr fein geschliffene MicroRidge-Diamant des Starling sitzt nicht auf schnödem Alu, sondern auf einem Bor-Nadelträger. Bor ist ein sprödes und schwer zu handhabendes Material, aber durch die extrem hohe Steifigkeit auch eines der besten für den Zweck. Sumiko gibt an, dass der Starling immerhin 0,5 mV Spannung ausgibt – in der Praxis habe ich das Starling im Vergleich zum Transrotor Figaro, dessen Ausgangsspannung mit 0,28 mV angegeben wird, als deutlich lauter empfunden. Mit einem Spulenwiderstand von 28 Ohm darf man das Starling auch gerne mit etwas mehr als 100 Ohm abschließen, was der Verbindung mit den Top-Phonostufen Neukomm MCA112S (450 Ohm Abschlusswiderstand) und Clearaudio balance V2 (500 Ohm Abschlusswiderstand) im Test entgegenkommen sollte. Die Nadelnachgiebigkeit des Starling liegt (wie auch beim Songbird) bei 12 x 10-6 cm/dyn bei 100 Hz. Die empfohlene Auflagekraft beträgt zwischen 1,8 und 2,2 mN – und auch hier zeigen sich die beiden neuen Modelle in geschwisterlicher Eintracht.
Praxis
Die nackte Bauform mit den geraden Kanten der Montageplatte hat eigentlich – bis auf den Gefahrenzulage-Faktor – nur Vorteile bei der Installation. Man muss bei der Azimutprüfung nicht mit zusammengekniffenen Augen unter das Gehäuse schielen, um zu erkennen, ob die Nadel tatsächlich im perfekten 90-Grad-Winkel in der Rille steht, das geht mit Songbird und Starlight viel bequemer. Zudem sehen beide Abtaster einfach ziemlich schnieke aus unter meinem Kuzma Stogi S12 VTA. Mit dessen effektiver Masse von 12 Gramm kommen beide Sumiko-Modelle gut zurecht. Beide Tonabnehmer spielen bei mir am oberen Limit der empfohlenen Auflagekraft, was sehr gute Abtastwerte bis 60 Mikrometer beim Songbird und 70 Mikrometer beim Starlight (gemessen mit der Testschallplatte No. 2 des dhfi ) ermöglicht – völlig ausreichend für 99,99 % aller Schallplatten.
Klang
Dass das Sumiko Songbird gängige MM-Tonabnehmer klanglich in die Schranken weisen würde, war einigermaßen klar – dass es aber sogar dem MC-Abtaster Lyra Delos in so einigen Beziehungen so dicht auf die Pelle rücken kann, ist erstaunlich. Es spielt einen Hauch wärmer als das Delos, drückt im Tiefbass in Felix Labands „Dirty Nightgown“ und The Acids „Anaimal“ organischer, mächtiger, lockerer und wirkt involvierender in das musikalische Geschehen. Zudem tastet es dynamisch anspruchsvolles Material etwas besser ab. Die glockenklare Gangart des Delos im Hochton sowie dessen Transparenz und Überalles- Neutralität vermag das farbstärkere Sumiko Songbird zwar nicht ganz zu toppen, jedoch kontert es mit einer recht weitläufigen virtuellen Bühne, die gerade große Orchester (John Adams „Absolute Jest“ mit dem San Francisco Symphony Orchestra) und andere akustische Musik sehr schön zur Geltung kommen lässt. Das hat Schmelz und Emotion, ohne die Aufmerksamkeit auf klangliche Details zu vernachlässigen. Das Sumiko Starling schließt mustergültig an den Charakter des Songbird an und schafft es, sich dessen klangliche Rosinen rauszupicken und gleichzeitig noch das eine oder andere Sahnehäubchen aufzusetzen, wo dem Songbird ein wenig die Luft ausgeht. Nämlich ganz obenrum, zum Beispiel. Im Klartext heißt das: Das Sumiko Starling öffnet bei „Jazz at the Pawnshop“ einen ebenso großzügigen Raum wie das Songbird, strukturiert diesen aber nochmals besser und stellt das Klanggeschehen holografischer, dreidimensionaler und greifbarer dar. Der musikalisch involvierende Charakter bleibt zur Gänze erhalten, obwohl das Starling den Fokus merklich stärker auf die Detailauflösung und die Ausleuchtung des Hochtons richtet und so objektiv gesehen das tonal neutraler spielende System ist, zumal es im Bass die Zügel fester in der Hand hält und den Tiefton straffer kontrolliert. Weniger körperlich spürbaren Druck erzeugt es dabei nicht – im Gegenteil, die Drum-Impulse von Egil Johansen im Solo während „Take Five“ blitzen überfallartig hervor und sind ebenso schnell wieder weg. Diese beachtliche Grobdynamik geht einher mit einer gegenüber dem Songbird nochmals besseren Abtastfähigkeit, die selbst Sara K.´s „Water Falls“ mit seinem abartigen Tiefbassimpuls hörbar macht – und das will was heißen. Im Vergleich zu meinem Transrotor Figaro (um 2.500 Euro) wirkt das Starling dennoch einen Hauch romantischer und verbindlicher (was durchaus am Abschlusswiderstand von 450 Ohm bei der Neukomm und 500 Ohm bei der Clearaudio im Zusammenwirken mit dem niedrigeren Spulenwiderstand des Figaro liegen kann), schafft eine fast ebenso gute Auflösungsleistung im Hochton, zum Beispiel mit den Schlagzeugblechen in Quincy Jones’ „Birth of a Band“, und schlägt den deutschen Abtaster knapp in Sachen holografisch-solider Projektion.
Fazit
Zwei Abtaster mit Charakter: Prinzipiell auf der farbstarken Seite angesiedelt, bezaubern Songbird und Starling mit einer fantastischen Raumabbildung und involvierenden Musikalität. Das Starling macht alles, insbesondere aber Auflösung und Kontrolle, noch etwas besser als das Songbird und ist ganz objektiv gesehen der neutralere, ehrlichere Tonabnehmer.Kategorie: Tonabnehmer
Produkt: Sumiko Songbird (High-Output MC)
Preis: um 1070 Euro
Kategorie: Tonabnehmer
Produkt: Sumiko Starling (Low-Output MC)
Preis: um 2260 Euro
262-2323
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