Kategorie: Tonabnehmer

Tonabnehmer Lyra Etna Lambda


Die feineren Dinge im Leben

Tonabnehmer Lyra Etna Lambda im Test, Bild 1
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Es gibt Dinge in meiner Komponentensammlung, zu denen habe ich ein etwas ungewöhnliches Verhältnis: Zwei Tonabnehmer setze ich extrem selten ein, weil mich schlicht Verlustängste quälen.

Beide dieser Abtaster stammen vom japanischen Spezialisten Lyra. Obwohl ich die beiden Preziosen heiß und innig liebe, baue ich sie höchst selten ein, weil sie mir viel zu schade dafür sind, um sie im Alltagsbetrieb zu verschleißen. Was ziemlich blöde von mir ist, weil mich das um ganz formidable Musikwiedergabeoptionen bringt. Nunmehr liegt eine neue Preziose aus dem Hause Lyra zur Begutachtung vor, der unter Umständen ein ähnliches Schicksal droht, zumal diese Abtaster nur in homöopathischen Dosen in Europa eintreffen. Es geht um das Modell Lyra Etna Lambda, das so etwas wie der Nachfolger des „normalen“ Etnas ist, welches das zweitgrößte Modell in der Hierarchie des Herstellers bildet. Das Etna habe ich vor ziemlich genau zehn Jahren an dieser Stelle lieben gelernt und besprochen.

Tonabnehmer Lyra Etna Lambda im Test, Bild 2Tonabnehmer Lyra Etna Lambda im Test, Bild 3Tonabnehmer Lyra Etna Lambda im Test, Bild 4Tonabnehmer Lyra Etna Lambda im Test, Bild 5
Anno 2020 erschien die nunmehr aktuelle „Lambda“-Variante, die ein paar kleine, aber dem Vernehmen nach höchst willkommene Verbesserungen mit sich bringt. Vom charakterlich deutlich anderen Spitzenmodell „Atlas“ gibt’s übrigens auch eine Lambda-Variante. Mit einem Listenpreis von 7920 Euro gehört das Etna Lambda natürlich in die Kategorie der absoluten Luxusabtaster und wir fangen hier gar nicht erst an, über Sinn und Unsinn solcher Preise für ein Verschleißteil zu diskutieren. Immerhin: Die großen Lyras kann man im Falle eines Falles zum ungefähr halben Neupreis im Werk revidieren oder gar upgraden lassen: Tatsächlich kann man ein Etna zum Lambda hochrüsten.   

Rein äußerlich unterscheiden sich die beiden Modelle lediglich farblich: Die vordere Aufhängung, gewissermaßen die „Frontplatte“ des Abstasters ist nunmehr senfgelb und nicht mehr schwarz. An ihr kann man gleich ein wichtiges konstruktives Detail erkenne, das Designer Jonathan Carr seinen Topmodellen mit auf den Weg gegeben hat: das asymmetrische Design. Die Spannschraube nämlich sitzt hier erstens an ohnehin ungewöhnlicher Stelle und zweitens links zur Mitte versetzt. Außerdem, und hier nähern wir uns den Dingen, die die 2008er und die 2020er Version des Etnas voneinander unterscheiden, ragt der Nadelträger klar nach unten versetzt aus der Bohrung in besagter Aufhängung heraus.
Tonabnehmer Lyra Etna Lambda im Test, Bild 3
Lyra liefert den Nadelreiniger SPT mit. Dessen Verwendung ist nicht mehr ganz unumstritten
Das hängt mit dem „New Angle“ getauften Feature zusammen, bei dem der Nadelträger im unbelasteten Zustand ganz bewusst „schief“ im Magnetfeld steht. Erst bei Nennauflagekraft werden Nadelträger und die daran montierten Spulenarmaturen korrekt zum Magnetfeld ausgerichtet, was sich durch ein verringertes Verzerrungsniveau und höhere Abtastfähigkeit bezahlt macht. Während beim Ur-Etna konische Dämpfer verwendet wurden, um die gewünschte Schiefstellung zu erreichen, sind es beim Lambda nunmehr flache Dämpfer und zusätzliche Stützkis-sen, die die Auslenkung besorgen. Dadurch ergibt sich eine bessere Linearität über den Grad der Auslenkung. So richtig vorstellen kann ich mir die Anordnung zugegebener-maßen nicht, aber ein Bild dazu ließ sich nicht auftreiben. Die zweite konstruktive Änderung gegenüber dem Ur-Etna betrifft besagte „Frontplatte“. Sie besteht nunmehr aus einem deutlich stabileren Industriepolymer als beim Ur-Etna. Jawohl, das ist ein Kunststoff, das Bauteil hat keinerlei magnetische Funktion, das Etna ist eine trickreiche Konstruktion ohne das klassische Magnetjoch. Das Magnetfeld wird oh-ne Umwege von zwei Magneten erzeugt, in deren Feld sich die auf einen x-förmigen Träger gewickelten Spulen vergnügen dürfen.   

Ebenfalls unverändert blieb das „Business End“ des Abtasters: Der Nadelträger ist ein diamantbeschichtetes Borstäbchen (Massivmaterial, kein Röhrchen), an dessen Ende ein ganz besonderer „nackter“ Line-Contact-Diamant montiert ist: Er wird nämlich mit variablen Radien geschliffen – das gibt’s auch nicht oft. Der Generator selbst steckt wiederum in einer komplexen, doppelt T-förmigen Titanstruktur, die extrem stramm in die entsprechend ausgefräste Aluminiumfußplatte gepresst ist. Diese Konstruktion ist der Resonanzableitung ebenso zuträglich wie die in die Basisplatte eingepressten Gewindehülsen zur Befestigung. Der Nadelschutz ist, wie bei Lyra üblich, ohne größere Unfallgefahr von vorne aufschiebbar. Mit einer Ausgangsspannung von 0,56 Millivolt bei 5 cm/s Schnelle ist das System erfreulich laut, einen Abschlusswiderstand gibt der Hersteller nicht vor. Mit 9,2 Gramm Masse bei einem empfohlenen Auflagegewicht zwischen 1,68 und 1,78 Gramm passt es an eine Vielzahl von Tonarmen, die Nadelnachgiebigkeit von 12 µm/mN verlang nach mittlerer bis etwas schwererer Gewichtsklasse – also genau das Richtige für meinen bewährten Reed 3p. Schon während des Einspielvorgang hat’s das Etna Lambda mir schwer gemacht, nicht genau hinzuhören. Es agiert extrem lebendig und fordernd, da gibt’s sowas wie „leise vor sich hindudeln“ praktisch gar nicht. So 30 Stunden habe ich durchgehalten, dann musste ich mich einfach ernsthaft damit auseinandersetzen. Abschlusswiderstand: 100 Ohm – eigentlich ganz einfach. Und ganz schnell war ich in der puren Magie gefangen, die dieses Kleinod zu verbreiten in der Lage ist. Atmosphärisch extrem überzeugend agiert zum Beispiel Gerry Mulligan mit seiner Mannschaft über das Lambda, die Produktion aus dem Mai 1960 habe ich möglicherweise noch nie so überzeugend gehört wie hier. Ganz viele Details, perfektes Rhythmusgefühl, ein komplett „untechnisches“ Klangbild. Das „alte“ Etna kann das alles fast ebenso gut, aber eben nur fast. Das Lambda tönt noch energischer, Buddy Clarks Bass tritt weiter in den Vodergrund, wirkt konturierter und prägnanter. Mehr Dynamik? Vielleicht. Einen Hauch. Strahlkraft beim Saxophon? Absolut nicht zu schlagen.  Was den perfekten Mix aus Energie und Ausdruck an dieser Stelle angeht, da muss auch das DS Audio DS003 passen – und das sage ich nicht leichtfertig.

Fazit

Die Lambda-Ausgabe des ohnehin fantastischen Lyra Etna setzt in vielen Belangen das entscheidende Tüpfelchen obendrauf und macht den Abtaster zu einem der agilsten, detailliertesten und stimmigsten Tonabnehmer, den wir je hören durften.

Kategorie: Tonabnehmer

Produkt: Lyra Etna Lambda

Preis: um 7920 Euro

3/2024

einer der agilsten, detailliertesten und stimmigsten Tonabnehmer, den wir je hören durften.

Lyra Etna Lambda

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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Fast Auduio, Stuttgart 
Telefon 0170 5688890 
Internet www.fastaudio.com 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Gewicht (in g) ca. 9,2 g 
Unterm Strich... Die Lambda-Ausgabe des ohnehin fantastischen Lyra Etna setzt in vielen Belangen das entscheidende Tüpfelchen obendrauf und macht den Abtaster zu einem der agilsten, detailliertesten und stimmigsten Tonabnehmer, den wir je hören durften. 
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