Kategorie: Tonabnehmer

Einzeltest: Rega Nd3


Basisarbeit

Tonabnehmer Rega Nd3 im Test, Bild 1
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An teuren Tonabnehmern herrscht da draußen kein Mangel.  Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendein neues Super-MC  vorgestellt wird. Etwas anders sieht’s an der Basis aus. Gute, neue  Tonabnehmer zu bezahlbaren Preisen sind eine Rarität.

Genau da setzt die neue „Nd“-Baureihe von Rega an. Eben jener britische Hersteller, der sich seit seiner Gründung 1973 auf die Fahne geschrieben hat, hochwertige Musikwiedergabe bezahlbar zu machen. Gewiss, mittlerweile ist Rega auch erfolgreich in gehobenen Preisklassen unterwegs, das Herz der Firma schlägt aber nach wie vor für bezahlbares HiFi. Auf der Münchener High End in diesem Jahr zeigten die Briten das Modell eines spannenden neuen Abtasters, den es mittlerweile zu kaufen gibt: Das Nd3 ist das erste Modell einer neuen Baureihe von MM-Abtastern, die drei Modelle umfassen wird: Nd5 und Nd7 stehen nunmehr ebenfalls in den Startlöchern.

Tonabnehmer Rega Nd3 im Test, Bild 2Tonabnehmer Rega Nd3 im Test, Bild 3Tonabnehmer Rega Nd3 im Test, Bild 4
Das Spannende am Nd3 ist sein Preis: Es wird bei uns für 229 Euro angeboten und ist mit einer ganzen Reihe von Innovationen gespickt, die es ausgesprochen interessant erscheinen lassen – deshalb dieser Testbericht.   

Magnetisches 

 Das Nd3 und seine beiden größeren Geschwister machen erstmals Gebrauch von einem Neodym-Antrieb – daher die Typenbezeichnung. Während der Einsatz dieses Materials bei MC-Abtastern durchaus üblich ist, scheint sein Einsatz bei MMs ein Novum zu sein – auch Rega ist da vorsichtig und sagt, man glaube der Erste zu sein. Den exakten Grund dafür, warum das bis dato niemand getan hat, habe ich übrigens noch nicht zweifelsfrei herausbekommen können. Auf dem Papier nämlich zeichnet sich das Material durch die höchste mit einem Dauermagneten erzielbare Feldstärke aus. Tatsächlich bestehen Neodymmagnete aus einer Legierung von Neodym, Eisen und Bor (NdFeB), jedoch hat sich die verkürzte Schreibweise durchgesetzt. Rega verwendet hier Material namens N55, was bis vor Kurzem die stärkste erhältliche Variante war, mittlerweile ist aber ein MC-Abtaster mit N56-Magneten gesichtet worden. Warum der ganz Aufwand mit den super starken Magneten? Weil man damit bei einem MM-Abtaster die bewegte Masse verringern kann. Die beiden Faktoren, die (hauptsächlich) die Ausgangsspannung des Abtasters bestimmen, sind die Windungszahl der Spulen und die Stärke des Magnetfeldes. Wer mehr Feldstärke will, der muss einen größeren (und damit schwereren) Magneten nehmen – oder eben einen kräftigeren. Rega hat gleich einen vollkommen neuen Generator konstruiert, dessen zentraler Bestandteil ein langer dünner zylindrischer Neodymmagnet ist, der vom Nadelträger im Feld von vier Spulen bewegt wird. Diese Anordnung ist zum Patent angemeldet. Rega wickelt die Spulen mit 38 Mikrometer starkem Kupferdraht bei 1275 Windungen. Das ist relativ wenig und hält sowohl den Innenwiderstand als auch die Induktivität auf einem wünschenswert geringen Niveau. Als Nadelträger kommt ein relativ langes und dünnes Aluminiumröhrchen zum Einsatz. An dessen Ende sitzt ein geklebter elliptischer Abtastdiamant. Wie bei Rega nicht ganz unüblich, gibt’s zu dieser Anordnung nicht viel zu erfahren. Verrundungsradien des Diamanten, Nadelnachgiebigkeit – Fehlanzeige. Da das Nd3 ein vielfältig einsetzbarer Tonabnehmer sein soll, dürfen wir von einem unkritischen Parametersatz ausgehen, es sollte sich an mittelschweren Armen pudelwohl fühlen.   

Gehäuse & Co. 

 Rega verzichtet beim Nd3 auf ein Matallgehäuse, was bei MM-Tonabnehmern weitgehend üblich ist. In den angestrebten Preisklassen sind Metallgehäuse einfach kaum zu realisieren. Rega setzt auf ein Spritzgussgehäuse aus glasfaserverstärktem PPS (Polyphenylensulfid), einem leichten aber sehr stabilen modernen High-Tech Werkstoff. Wenn ich mich recht erinnere, verwenden die Kollegen von Goldring genau dasselbe Material für ihre Gehäuse. Im hinteren Teil sorgt ein Blech für elektrische Abschirmung, die der Kunststoff nicht leisten kann.   

Nadel tauschen? 

 Auch wenn das Nd3 ein MM-Abtaster ist, gibt es keinen vom Anwender wechselbaren Nadeleinschub. Rega hat die Konstruktion bewusst einteilig ausgeführt, was das Abtastverhalten deutlich verbessern soll. Trotzdem: Für den Fall der Fälle bietet der Hersteller einen speziellen Austauschservice an, bei dem man einen neu aufgebauten Abtaster zum reduzierten Preis erwerben kann. Immerhin.   

Einbau 

 Das Nd3 ist, wie alle Rega Tonabnehmer, mit der hauseigenen Dreipunktbefestigung ausgestattet. 

Tonabnehmer Rega Nd3 im Test, Bild 4
Ein Blech sorgt für die nötige elektrische Abschirmung
Die kommt nur bei hauseigenen Tonarmen sinnvoll zum Zuge, in Headshells mit den üblichen beiden Langlöchern bleibt das dritte Befestigungsloch ungenutzt. Einen Hinweis wert ist der Nadelschutz. Er wird auf die „Nase“ vorne auf der Abtasterfront geteckt, die allein schon einen gewissen Schutz vor Ungemach von oben bietet. Trotzdem erfordert die Montage des Nadelschutzes ein bisschen Fingerspitzengefühl, vermutlich wird man das in der Praxis nicht nach jeder Benutzung des Plattenspielers tun. Das optimale Auflagegewicht beträgt 1,75 Gramm, die Justage ist auch dank der geraden Vorderkante des Tonabnehmers kein Problem. Bei mir durfte das Nd3 im Reed p und im Korf TA-AF9 Platz nehmen. Beide vielleicht ein bisschen „drüber“ für einen Tonabnehmer in dieser Klasse, aber die Ergebnisse waren entsprechend überzeugend. Das Nd3 ist ein sehr schön farbiges, ja fast schon „knalliges“ System. Angst vor Blutleere bei der Wiedergabe muss man hier eindeutig nicht haben. Dank einer Ausgangsspannung von satten fünf bis sechs Millivolt steuert es so ziemlich jede Phonovorstufe kräftig aus, was für einen klanglichen Extrakick sorgt. Und so wird „Still I’m Sad“ von Rainbows unsterblicher Live-Großtat „On Stage“ zum energiegeladenen Fest für Ohren und Magengegend, Ronnie James Dio brüllt wie in seinen besten Tagen (richtig, das waren seine besten Tage), der Gesamteindruck ist ganz leicht warm, vibrierend und hitzig. Dabei zeichnet das Nd3 eine erfreulich große Bühne, vergisst auch die Höhenabbildung nicht, in erster Linie rockt es aber wie der Teufel. Im Korf läuft es etwas gesitteter als im Reed, das kommt auch Nina Simones Stimme zugute. Energisch, emotional und straff präsentiert sich die Ausnahmekünstlerin hier. Das Nd3 ist nicht ganz so „kuschelig“ wie viel MMs und liefert ein beachtliches Aufösungsvermögen, hier muss sich so manches MC sicherlich strecken. 

Fazit

Mit dem Nd3 hat Rega ein MM geschaffen, dass kräftig und farbig spielt, mächtig zur Sache geht, aber auch audiophile  Tugenden nicht vernachlässigt. Unbedingt empfehlenswert!

Kategorie: Tonabnehmer

Produkt: Rega Nd3

Preis: um 230 Euro

9/2024

Unbedingt empfehlenswert!

Rega Nd3

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Ausstattung & technische Daten 
Preis in Euro ca. 230 Euro 
Vertrieb TAD Audiovertrieb, Prien am Chiemsee 
Internet www.tad-audiovertrieb.de 
Garantie 2 Jahre 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 02.09.2024, 09:58 Uhr
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