Kategorie: Tonabnehmer

Einzeltest: Shelter 501 Mk III


Der jüngste Spross

Tonabnehmer Shelter 501 Mk III im Test, Bild 1
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Es ist immer wieder ein freudiges Ereignis, in einer Familie ein neues Mitglied willkommen zu heißen. Das gilt natürlich besonders, wenn man sicher sein kann, dass eine große Ähnlichkeit zu den wohlgeratenen älteren Geschwistern vorhanden ist

Schon die dritte Generation des Dauerbrenners Shelter 501 ist bei uns vor einiger Zeit eingetroffen und hat sich auf meinen diversen Plattenspielern in den letzten Wochen einspielen dürfen – immer wieder mit mindestens einem halben Ohr begleitet, bis sich das Wohlgefallen nicht mehr merklich gesteigert hat. Wir werden übrigens zum Thema Einspielzeit von Tonabnehmern in einer der nächsten Ausgaben ein Themen-Spezial veröffentlichen und dabei einmal festhalten, was an der Sache Mess- und Hörbares dran ist. In jedem Fall hat sich das 501 III innerhalb von nicht einmal 40 Spielstunden zu dem runden und stimmigen System entwickelt, als das es entwickelt worden ist.

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Genau genommen: weiterentwickelt – als wir das Shelter 501 II Ende 2007 auf unseren Redaktions-Spielern im Rahmen eines großen Shelter-Familien-Tests laufen hatten, war es bereits seit einigen Jahren auf dem Markt. Wir gehen nach einer fast zehnjährigen Bauzeit davon aus, dass der Konstrukteur genügend Erkenntnisse gesammelt hat, um das System vielleicht nicht komplett neu zu entwickeln, aber doch in einigen Punkten zu optimieren. Yazuo Osawa heißt der Vater der Shelter- Tonabnehmer. Wie eigentlich immer in dem recht kleinen Kreis der japanischen High-End-Manufakturen entstammt der Shelter-Chef einer renommierten Vorgänger- Firma, in diesem Fall Fidelity Research, über deren Tonarme Kenner bis heute nichts kommen lassen, die aber auch eine ganz Reihe extrem hochwertiger Tonabnehmer mit einem Ruf wie Donnerhall gebaut haben. Die Erfahrung aus der längst verblichenen Firma hat er ab 1986 mit zunächst unter seinem eigenen Namen produzierten Tonabnehmern weitergeführt – unter anderem in einer bis heute andauernden Kooperation mit Nagaoka. „Shelter“ bedeutet die Zuflucht der analogen Musikwiedergabe vor dem Siegeszug der digitalen Technologie – vor 30 Jahren mit Sicherheit eine logische und lobenswerte Entscheidung, die wirtschaftlich durchaus nicht ohne Risiko gewesen sein mag. Heute gibt es ja durchaus eine weitgehend friedliche Koexistenz von Analog und Digital, und – was uns natürlich besonders freut – man kann der Analogtechnik vieles nachsagen, aber nicht, dass sie keinen dauerhaften Erfolg mehr haben kann – im Gegenteil. Aber zurück zur Firma Shelter und ihrer Produktpalette. Den Einstieg in die Shelter- Tonabnehmerwelt macht man mit dem (einzigen) MM-System 201, das sich durch einen recht günstigen Preis und eine sehr runde und erwachsene Spielweise auszeichnet. Darüber kommt schon das erste MC-System, genannt 301, dann das 501 und als Topmodell dieser Baureihe das 901, dessen dritte Iteration wir vor Kurzem an dieser Stelle vorgestellt haben. Vor etwa sechs Jahren kam zu diesen drei MCs eine ganz neue Serie, bestehend aus den Modellen 5000, 7000 und 9000, die ursprünglich die „alten“ Dreistelligen beerben sollten, aber wohl nie so viel Akzeptanz gefunden haben, dass das wirklich ein Thema geworden wäre. Nun werden sie parallel angeboten, sozusagen im Schatten der Altmeister. Über allem thront das einzige System mit einem eigenen Namen: Das Shelter Harmony, das nach wie vor die Spitze der Osawa’schen Tonabnehmer-Baukunst darstellt. Das neue 501 III ist also für Shelter- Verhältnisse in der Mittelklasse angesiedelt – bei einem Preis von etwa 1.100 Euro ist das eine klare Ansage in Sachen eigener Anspruch. Wer jetzt kritisch die Preisgestaltung mit dem Argument hinterfragt, das 501 II habe deutlich unter 1.000 Euro gekostet, dem sei gesagt, dass das für die Markteinführung um 2005 gegolten haben mag – die heute noch beiden Händlern verbliebenen Exemplare werden für nicht viel weniger als das 501 III verkauft. Geliefert wird das Shelter in einer schön gemaserten Pappschachtel und einer Schmuckschatulle, die sicherlich ursprünglich exakt für diesen Zweck gedacht war. Eine schöne Vorstellung: Ein Paar sitzt anlässlich eines Jahrestags in einem schicken Restaurant, sie schenken sich gegenseitig identische Kästchen – sie bekommt den Diamantring, er den Diamant am Tonabnehmer – beide glücklich, Abspann. Genug der Abschweifung, zurück zu den Fakten: Die Bauform des 501 ist geblieben – ein kantiger, recht schmaler Korpus beherbergt den Generator. Die Befestigung erfolgt nach wie vor über seitlich offene Laschen an der Oberseite – das war schon bei Einführung des Vorgängermodells ein Anachronismus. Andererseits: Nur so ist sichergestellt, dass das System in wirklich jedem Tonarm der Welt mit Halbzollbefestigung montiert werden kann – es gibt nach wie vor ein paar Vintage-Spezialisten, bei denen der Tonabnehmer wirklich nur von unten montiert werden kann. Erfreulicherweise ist die Ausgangsspannung des Systems von 0,4 mV auf 0,5 mV gestiegen – damit hat man immerhin 2 dB Fremdspannungsabstand gewonnen – bei den für MC-Systeme geforderten hohen Verstärkungen ein Segen und im direkten Hörvergleich deutlich bemerkbarer, als die nackte Zahl suggeriert. Dabei ist offensichtlich die Anzahl der Wicklungen auf den Spulen gestiegen: Der Innenwiderstand des 501 III wird mit 14 Ohm statt 12 Ohm beim Vorgänger angegeben, weswegen es an der Phonostufe mit mindestens 100 Ohm abgeschlossen werden sollte. Um etwas vorzugreifen: Mit 200 Ohm habe ich die für mich optimale Balance aus runder Musikalität und offener Hochtonwiedergabe gefunden. Der Nadelschliff ist klassisch elliptisch mit einer nicht allzu dramatischen Verrundung – wirklich kein „Rillenkratzer“. Beim Hörtest erwiesen sich Tonarme mit mittlerer bis höherer effektiver Masse durch die recht niedrige Compliance und die nicht allzu hohe Masse des Shelter als ideal. Mit einem SME kann man daher hier nichts falsch machen – auch wegen der recht neutralen „Grundeinstellung“ der britischen Tonarme Das Shelter ist ausgewogen und dynamisch ganz stark – ein perfekter Allrounder auf einem sehr sehr hohen Niveau. Vielleicht gibt es nicht das allerletzte Quäntchen an Feinauflösung, dafür aber einen wunderbaren Spielfluss und Klangfarben satt. Das Setup, dem das Shelter nicht mehr Leben einhauchen kann, muss wohl erst noch erfunden werden. Ein angenehmer Nebeneffekt des recht gutmütigen Nadelschliffs ist eine deutlich bemerkbare Unempfindlichkeit gegenüber Kratzern und Schmutz – wenn es nicht zu viel wird. Was mir persönlich auch gut gefallen hat: Das 501 III kommt hervorragend mit älteren Metall-Tonarmen zurecht. Gerade den japanischen Modellen aus den 70er- und 80er-Jahren sagt man recht oft eine Neigung zu einer dünnen, „klingelnden“ Wiedergabe nach, oft auch zu Recht. Dies kann das Shelter mit seiner satten Tonalität und dem disziplinierten Hochtonbereich geraderücken, weswegen sich hier teils erstaunliche Synergie-Effekte ergeben. Aber auch an modernen Vertretern der Tonarmzunft macht das neue 501 eine Menge Spaß: Der abgebildete Raum ist von beeindruckender Weite, Instrumente werden klar abgebildet und der dynamische Spielraum in der kleinen wie in der ganz großen musikalische Geste sorgt für jede Menge Hörvergnügen.

Fazit

Mit der kleinen Einschränkung, erst ab einem mittelschweren Arm richtig gut zu laufen, ist das Shelter 501 III ein perfekter Allrounder. Bei allen positiven Einzelaspekten – die musikalische Qualität steht dabei über allem.

Kategorie: Tonabnehmer

Produkt: Shelter 501 Mk III

Preis: um 1098 Euro

11/2014
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Expolinear, Berlin 
Telefon 030 8739454 
E-Mail info@expolinear.de 
Internet www.expolinear.de 
Garantie (in Jahre)
Ausgangsspannung 0,5 mV 
Compliance um 9 mm/N 
Gewicht (in g) 8.1 
Nadelschliff elliptisch 
Ausgangswiderstand (in Ohm) 14 
Abschlussimpedanz 20 Ohm – 47 Kiloohm 
Empfohlen 20 Ohm mit Übertrager, 100–200 Ohm mit Phonoverstärker 
Auflagekraft 1,4 bis 1,8 Gramm 
Unterm Strich... » Mit der kleinen Einschränkung, erst ab einem mittelschweren Arm richtig gut zu laufen, ist das Shelter 501 III ein perfekter Allrounder. Bei allen positiven Einzelaspekten – die musikalische Qualität steht dabei über allem. 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 24.11.2014, 09:56 Uhr
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