Form follows function ist ja ein geflĂŒgeltes Wort fĂŒr Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Ortofon 2M Black LVB 250
Moving Magnet, Luxusklasse
Für sowas braucht man einen Anlass, das sehe ich ein: Wer die Messlatte für MM-Tonabnehmer insgesamt höher legen will, der darf sich als Namenspatron durchaus einen der ganz Großen ausgucken
Man muss die Feste feiern, wie sie fallen: Der 250. Geburtstage des großen Ludwig van Beethoven ist eine Gelegenheit, anlässlich derer man sich als der Musik verpflichteter Hersteller schon mal etwas einfallen lassen darf: Zum Beispiel den dem eigenem Bekunden nach besten MM-Abtaster, der die heiligen Hallen im dänischen Nakskov jemals verlassen hat. VoilĂ : Da ist es, das Ortofon 2M Black Ludwig Van Beethoven 250. Zum â zumindest für MM-Abtaster â ziemlich ambitionierten Verkaufspreis von 1000 Euro. Zumal es ja auch ein ânormalesâ 2M Black gibt, das mit 600 Euro auch schon kein echtes Einsteigerangebot ist und bis dato die Spitzenposition im hauseigenen MM-Reigen innehatte.
Ortofon macht kein Geheimnis daraus, dass die Basis des Jubiläumsmodells mit der des klassischen 2M Black identisch ist, von daher wirkt auch die Optik des LVB absolut vertraut. Es steckt in einem schwarzen Kunstoffkorpus mit großzügigen Facetten an allen Seiten, bei dem parallele Flächen so weit wie irgend möglich vermieden wurden. Wie es sich für ein ordentliches MM gehört, ist der Nadeleinschub steckbar ausgeführt. Technisch ist das bei dieser Tonabnehmerbauart kein Problem, weil dabei keinen elektrischen Verbindungen Rechnung getragen werden muss: Die die Signale erzeugenden Spulen stecken tief im Systemkörper und sind fest mit den Anschlusspins verbunden. Jene übrigens generieren standardmäßige fünf Millivolt Ausgangsspannung bei einer Schnelle von fünf Zentimetern pro Sekunde, womit der Abtaster perfekt an jedem MM-tauglichen Phonoanschluss zu betreiben ist. Die gegenüber MCs mindestens um den Faktor zehn größere Ausgangsspannung ist einer der entscheidenden Vorteile des MM-Betriebs gegenüber MCs, denen mit einer zusätzlichen Verstärkerstufe oder einem Übertrager auf die Sprünge geholfen werden muss. Der zusätzlich erforderliche Aufwand suggeriert Qualität, was einer der Gründe dafür ist, dass MC-Abtaster als die höherwertige Tonabnehmerbauform gelten. Was ich nicht in jedem Falle unterschreibe und außerdem stark vermute, dass das LVB in dieser Hinsicht ein prima Favoritenschreck sein könnte.
Was ist denn nun das Besondere an diesem Luxus-MM? Der Umstand, dass man besonders am âbusiness endâ feinstes Stöffchen eingesetzt hat. Die Sorte Zutaten, die normalerweise der feinen MC-Gesellschaft vorbehalten bleiben und auch da nicht eben den Pöbelpreisklassen. Heißt in der Übersetzung: Das LVB verfügt über einen piekfeinen Bor-Nadelträger, an dessen Ende ein Shibata-Diamant sitzt. In aller Regel müssen sich MM-Abtaster mit Aluminiumröhrchen und deutlich schlichteren Nadelschliffen begnügen. Die feine Nadel gibtâs übrigens auch schon beim nicht durch den seitlich aufgedruckten Komponistenkopf geadelten 2M Black, den Bornadelträger hingegen nicht. In Sachen Generator sind beide (bis auf den Aufdruck) identisch, das gilt auch für das ein Modell darunter angesiedelte 2M Bronze. Wer nun auf die Idee verfällt, dass man aus einem 2M Bronze oder Black mit einem Nadeleinschub des LVB 250 den Jubiläumstonabnehmer doch ganz prima nachbauen könnte, der hat damit übrigens vollkommen Recht. Der Ersatznadeleinschub allerdings kostet laut Liste 750 Euro. Manchmal beschleicht mich der ganz leise Verdacht, dass Tonabnehmerhersteller heutzutage möglicherweise gar kein so großes Interesse am Verkauf von Ersatznadeleinschüben haben. Vielleicht tröstet Sie ja der Umstand, dass es genau die gleiche Kombination aus Shibata-Nadel und Bor-Nadelträger bei Ortofon auch bei einem MC namens Cadenza Black gibt. Und das kostet zweivier.
Das mit der Shibata-Nadel ist jedenfalls auch bei einem MM eine gute Idee. Der japanische Schliff ist einer derjenigen, der über eine besonders große Kontaktzone zwischen Rillenflanke und und Nadel verfügt. Bei Shibata gilt das in besonderem Maße für die vertikale Richtung. Der besonders leichte Bornadelträger ist an dieser Stelle durch sein geringes Trägheitsmoment die optimale Ergänzung.
Das blieb nicht ohne Folgen für das Dämpfungssystem: Die Schwingeinheit des LVB 250 wird von einem brandneuen High- Tech-Dämpfungselement im Zaum gehalten. Ortofon hat dem neuen Gummi demnach einen âMWCNTâ-Füller hinzugefügt. Die Abkürzung steht für âMulti Wall Carbon Nano Tubesâ, was auf alle Fälle beeindruckend klingt. Carbon. Nanotechnologie. Ist bestimmt super. Und außerdem umweltfreundlich.
Das Generatorsystem arbeitet, wie in der 2M-Serie üblich, nach dem langjährig bewährten âSplit Poleâ-Aufbau, die Spulen bestehen aus versilbertem Kupferdraht, wie schon beim Black und beim Bronze. In Sachen Tonarmverträglichkeit gibt sich das LVB 250 lammfromm. Mit einem Gewicht von 7,2 Gramm lässt es sich auch an leichteren Armen gut ausbalancieren, die es bei einer Nadelnachgiebigkeit von 22 µm/ mN ohnehin ganz gerne hat. Wer jetzt ob seines Tonarms mit 15 Gramm effektiver Masse Sorgen hat, dass die Systemresonanz damit in zu tiefe Regionen rutscht, den kann ich beruhigen: Resonanzen sind nur dann ein Problem, wenn sie auch angeregt werden. Im hier relevanten Bereich kommen solche nicht von der Platte, sondern von außen: Wenn Ihr Plattenspieler also stabil steht und nicht von Fünfzehn-Zoll- Tieftönern in einem halben Meter Abstand âbeschossenâ wird, dann ist das gar kein Problem.
Und so fühlte sich das LVB 250 im Reed 2X denn auch pudelwohl, obwohl der Arm für den Job nominell eindeutig ein paar Grämmchen zuviel auf den Rippen hat. Nach den ersten Tönen ist klar: Es ist ein MM. Und was für eines. Zum Glück hat Ortofon dem Nobel-Magnetbeweger nicht die MM-Gene aberzogen. Nach all den mitunter sündhaft teuren MCs, mit denen ich die letzten Wochen verbracht habe, ist die Beschäftigung mit diesem Abtaster ein bisschen wie nach Hause kommen. Das LVB 250 hat einfach dieses faszinierend integrierend Ganzheitliche, das ich an MM-Abtastern immer wieder außerordentlich schätze. MM hören ist halt nicht wie Brötchen holen mit einem Formel-Eins-Auto, sondern mit dem Fahrrad: Es passt einfach.
Was allerdings nichts an der Tatsache ändert, dass das LVB 250 ein paar Kabinettstückchen drauf hat, die ich zum Beispiel mit meinem heiß geliebten Audio Technica AT-5V nicht hinbekomme. Zum Beispiel unbeugsame, gnadenlose Substanz. Etwas, das es zum Beispiel für die staubtrockenen Klavieranschläge von Jarvis Cocker auf âRoom 29â braucht. Mit dem LVB stehen Töne unverrückbar im Raum, mit dem Audio Technica diffuser, freundlicher. Um da mithalten zu können, muss ich mit einem MC der ernsteren Sorte kontern. Das Skyanalog G-1 ist in dieser Hinsicht vom Ortofon fast nicht zu unterscheiden. Überhaupt sind sich die beiden Abtaster klanglich recht ähnlich, das MC lässt den Klavierseiten noch einen Hauch mehr Luft beim Ausschwingen als das Ortofon-MM. Es gibt ein paar Töne auf diesem Album, die mit fast jedem MC an der Grenze zu âfiesâ klingen, das umschifft das LVB meisterlich.
Das LVB 250 liebt Gesangsstimmen. Auf dem großartigen Album âEngine Of Hellâ von Emma Ruth Rundle ist das deutlich nachzuvollziehen. Mit dem Ortofon tönt die Stimme prägnant und komplex, zerfasert aber nicht. Es klingt glaubhaft, geschlossen und stimmungsvoll. Die Größenverhältnisse stimmen, die Platzierung im Raum wirkt glaubhaft â auch in dieser Hinsicht sammelt das Ortofon ausgezeichnete Wertungen. Ein toller Tonabnehmer, seinem Namensgeber sicherlich würdig.
Fazit
MM mit MC-Tugenden: Der Beethoven- Geburtstagstonabnehmer zählt sicherlich zu den präzisesten und transparentesten Abtastern nach dem MM-Prinzip überhaupt.Kategorie: Tonabnehmer
Produkt: Ortofon 2M Black LVB 250
Preis: um 1000 Euro
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