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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Goldring Elite
MC mit Bodenhaftung
Nichts ist für den Analogfan heutzutage so einfach wie der Zugriff auf Tonabnehmer zu Preisen jenseits von gut und böse. Wenn man allerdings ein gutes MC mit dreistelligem Preisschild sucht, dann wird die Luft dünn. Dieser Klassiker aus England könnte eine Option sein
Tatsächlich hatten wir’s noch nie in der Mache, in den ganzen siebzehn Jahren, die es dieses Magazin jetzt gibt: das Elite des von Goldring. Dieses unverwüstliche Geht-immer-MC, das wir schon als Serienbestückung auf zahlreichen Plattenspielern erlebt und immer gemocht haben. Höchste Zeit, dem guten Stück von der Insel mal die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Die aktuelle Version des Elite kostet 800 Euro. Damit ist es beileibe nichts für die Portokasse, aber im Rahmen dessen, was man dem engagierten Vinylliebhaber noch ans Herz legen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen.
Den Namen „Goldring“ assoziiert man nicht automatisch mit Großbritannien und in der Tat wurde das Unternehmen 1906 in Berlin von zwei gebürtigen Tschechen gegründet.
Seit 1980 baut Goldring MC-Abtaster, darunter solche Klassiker wie das Eroica und das Excel, die auch heute noch einen ausgezeichneten Ruf genießen. Dabei gelten gerade die moderat bepreisten Goldring-MCs als ausgesprochen gutmütige Universalisten, die unkritisch bei der Justage sind und an einer Vielfalt von Phonoeingängen zu voller Form auflaufen.
In dieser Hinsicht hatte das Elite bei mir große Schuhe zu füllen, musste es doch den Platz des unglaublichen DS Audio Grand Master unter dem Headshell des Reed- Tonarms 1X einnehmen. Was sich zumindest von der Handhabung her als einigermaßen unproblematisch erwies, weil der Nadelträger des Test-Elites sauber gerade montiert war und ich keine Klimmzüge unternehmen musste, um den Abtaster geometrisch sauber einzubauen.
Das System steckt in einem ziemlich schmalen Kunststoffkorpus, der Flansch mit den beiden im normgemäßen Halbzoll- Abstand angeordneten Befestigungsbohrungen ist gleich mit angespritzt. Das glasfaserverstärkte Material hört auf den Namen „Pocan-Polyester“. Die Gehäusekonstruktion ist zweifellos ein schon betagtes Design, weil der Abtaster mit durchgesteckten M2,5-Schrauben und untergelegten Muttern befestigt werden will. Eigentlich ist das ein bisschen überholt und ziemlich fummelig – bei einem System in dieser Preisklasse sollten Gewindehülsen im Korpus eigentlich drin sein. Aber: So sind sie halt, die Briten – ein bisschen spleenig muss wohl sein. Die Vorderseite des mattschwarzen Korpus ist zwar schmal, taugt ob ihrer Geradlinigkeit aber trotzdem dazu, den Abtaster korrekt im Headshell zu positionieren – gut so. Der Anschluss erweist sich als unproblematisch, die Kontakt- Pins sind nach dem üblichen Muster farblich kodiert. Der Messschieber weit einen Durchmesser von 1,3 Millimetern aus, das ist in etwa die Norm und sollte an die allermeisten Headshell-Kabel passen, ohne irgendwo „nachbiegen“ zu müssen. Mit 5,7 Gramm zählt der Abtaster zu den leichteren Vertretern, was ob seines Gehäusematerials und der schlanken Physis auch nicht verwundert. Mit einer dynamischen Nadelnachgiebigkeit von 18 µm/mN liegt er zudem auf der weich aufgehängten Seite von „mittelhart“, übertrieben schwere Tonarme sind hier also nicht unbedingt das Mittel der Wahl. Der 12"-Reed hat den Job zwar klanglich bravourös gelöst, die Arm-/Systemresonanz erwies sich aber nicht überraschend als reichlich tief, was hier und da zu heftigen Reaktionen der Bassmembranen der Lautsprecher führte. Gewiss, das lässt sich mit einem Rumpelfilter lösen – oder eben mit einem leichteren Tonarm.
Details zum Aufbau des Generators sind nicht viele in Erfahrung zu bringen. Der Hersteller spricht von einer symmetrischen Spulenanordnung, die Windungen sind mit Silberdraht auf Armaturen aus „Schwedenstahl“ ausgeführt. Für die Magnetkraft sorgen zeitgemäße Neodymmagnete. Der Nadelträger sieht schwer nach klassischem Aluminium aus, an seinem Ende sitzt ein hochwertiger Naturdiamant mit Gyger-SSchliff. Das ist eine relativ scharfe Variante, deren Verrundungsradien nur geringfügig oberhalb derer des Schneidstichels liegen. Deshalb lassen sich damit gute Abtastwerte erzielen, man sollte aber bei der Aufl agekraft aufpassen: Besser ein bisschen zuviel als zuwenig, sonst geht der innige Kontakt zwischen Rillenflanke und Nadel verloren. Der Hersteller empfiehlt Werte zwischen 17 und 20 Millinewton, ich empfehle ganz klar, sich am oberen Ende des Bereiches zu orientieren. Beim empfohlenen Anbschlusswiderstand kann man sich die Sache ganz einfach machen und sich schlicht an den „Fast-immer-richtig-Wert“ von 100 Ohm halten, den auch Goldring empfiehlt. In der Praxis ist das eine Schraube, über die man am Klang des Abtasters ganz prima drehen kann, das optimale Ergebnis hängt auch vom Klang ihrer Kette, in erster Linie jedoch vom Charakter der eingesetzten Phonovorstufe ab. Mit einem Spulenwiderstand von erfreulich niedrigen acht Ohm eignet sich das Elite zudem bestens zum Betrieb an Phonovorstufen mit Stromeingängen – das sind die, an denen man prinzipbedingt keine Abschlussimpedanz einstellen kann. In Sachen Ausgangsspannung ist das Elite zudem eine ziemlich unkritische Angelegenheit: Die angegebenen 0,5 Millivolt steuern jede MCfähige Phonovorstufe weit genug auf und lassen Rauschprobleme gar nicht erst entstehen.
Auf der Suche nach dem richtigen Spielpartner bin ich zuerst bei dem Kleinod namens Fidelice 7566 hängengeblieben, dessen ausführliche Würdigung Sie an anderer Stelle in diesem Heft nachlesen können. Dieses niedliche 1400-Euro-Maschinchen ist nicht nur preislich eine exzellente Wahl für das Elite, sondern auch klanglich: Mit seiner blitzsauberen und zackigen Gangart komplementiert es den farbigen, runden Charakter des britischen Abtasters ausgezeichnet. Gedanken zum Thema Anschlussimpedanz muss man sich bei dieser Kombination nicht machen, der Fidelice kann ohnehin nur 100 Ohm. Das Gespann verwöhnt aus dem Stegreif mit einer sehr flüssigen und geschmeidigen Wieder gabe. Die ersten Töne gehören Geburtstagsalbum „ Universe of Dreams“ von Inga Rumpf, interessant wird‘s zum Beispiel bei „I Wrote A Letter“. Goldring und Fidelice machen das sehr schön variabel, die Bassbegleitung tönt satt und warm, die Stimme der Sängerin etwas entrückt und minimal spröde, Die Raumabbildung erscheint intim und nicht zu ausufernd, der Situation absolut angemessen. Nach den ersten Experimenten durfte das Elite in einen merklich leichteren Transrotor-SME 3500 umziehen, was den Klang etwas veränderte: Im Bass gewann das Geschehen etwas an an Drive, die tonale Präferenz rutschte etwas weiter in den Oberbassbereich. Besser würde ich das nicht nennen, nur anders. Wir wollen aber wissen, was das Goldring tut, wenn man es nicht mit 100 Ohm abschließt.
Deshalb wanderte das Anschlusskabel an MalValves herausragenden preamp three phono und die Schwedischen Atmospährenrocker von Kungensmän auf den Teller. Das Experiment erwies sich als verhältnismäßig wenig ergiebig, weil ich nach wenigen Minuten wieder bei einem Abschluss von 100 Ohm gelandet war: Mit deutlich höherer Abschlussimpedanz verliert der Bass seinen satten, warmen Charakter, das Klangbild wird spröde und dünn, deutlich darunter wird‘s zu warm und weich, die Dynamik bleibt auf der Strecke. Mittendrin allerdings verwöhnt das Goldring mit einer großartige geschlossenen Wohlfühlatmosphäre, es intoniert die Gesangsfetzen auf dem schwedischen Album auffällig gut verständlich, der Über-alles-Eindruck ist fast der eines wirklich guten MM-Abtasters. Was bei meiner Vorliebe für die ganzheitliche Wiedergabe jener Tonabnehmerbauart ein dickes Kompliment ist.
Fazit
Goldrings Elite ist ein klanglich extrem stimmiger und angenehmer MC-Abtaster zu einem fairen Preis. Es fühlt sich eher wohl an nicht zu schweren Armen und ist einfach zu verstärken. Dicke Empfehlung für MM-Aufsteiger!Kategorie: Tonabnehmer
Produkt: Goldring Elite
Preis: um 800 Euro
262-2250
hifisound Lautsprechervertrieb |
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