Geschlossene Gesellschaft

Ein angenehmer Nebeneffekt des alljährlichen Lautsprecher-Contest der IGDH in unseren Räumlichkeiten ist der unmittelbare Zugriff auf die Boxen der Teilnehmer inklusive Vorab-Hörtest. Hier nun eine Box, die es unter die besten drei geschafft hat.

Ein Platz auf dem Siegerpodest – und das eigentlich nur als Nachrücker für einen erkrankten Teilnehmer – das kann sich doch sehen lassen: Die VibMon von Michael Märkl überzeugte die Jury vor allem mit ihren Allroundqualitäten und einer technisch sauberen Umsetzung – angesichts der verwendeten Komponenten kann man hier auch einiges erwarten.   

Technik

In einem Gerade-noch-Kompaktboxengehäuse bearbeitet der bewährte AL 200 den Tiefmitteltonbereich. Der AL 200 ist wie der AL 130 und AL 170 ein Dauerbrenner unter den Tiefmitteltönern aus dem Hause Visaton – vorgestellt in der Klang+Ton wurde der Treiber vor über 20 Jahren! Damals wie heute auf einem modernen Stand der Technik: Der Korb aus Gussmaterial ist strömungsgünstig geformt – der auf Kapton gewickelten Schwingspule stehen genügend Belüftungsmaßnahmen zur Verfügung.

  Einen Impedanzanstieg zu hohen Frequenzen hin verhindert ein Impedanzkontrollring - die Aufhängung erlaubt einen linearen Hub von plusminus 7 Millimetern. Die Membran besteht aus eloxiertem Aluminium und wird außen von einer stabilen Gummisicke geführt. Das harte Material des Konus führt auch hier zu einer recht heftigen Materialresonanz, die aber mit knapp 5 Kilohertz so hoch liegt, dass sie mit dem nutzbaren Frequenzbereich eines Tiefmitteltöners nichts mehr zu tun hat. Trotzdem sollte man den AL 200 wegen des ab 2,5 Kilohertz etwas unruhigen Frequenzgangs tiefer trennen als seine beiden kleineren Schwestermodelle. Güte und Äquivalentvolumen verlangen nach einem Bassreflex-Gehäuse ab 30 Litern, so dass sich der Konstrukteur zugunsten einer kompakten Bauweise für ein geschlossenes Gehäuse entschieden hat. Für den Hochton hat sich Märkl die Gewebekalotte G25FFL im runden Visaton- Waveguide auserkoren, die auch schon seit Jahren in vielen Projekten ihren Dienst verrichtet. Mit dem Waveguide steigt unter anderem der Pegel im unteren Einsatzbereich, was man bei entsprechender Filterung wegen der gestiegenen Belastbarkeit in eine tiefere Trennfrequenz umsetzen kann.   

Gehäuse

Gut 20 Liter für eine Einbaugüte, die dann doch deutlich über den idealen 0,7 liegt – das sollte einen sichtbaren Bassbuckel geben. Da aber gleichzeitig der Pegel des AL 200 bis 1 Kilohertz kontinuierlich steigt, fällt das unterm Strich gar nicht auf. Im Inneren der Box gibt es ein horizontales Versteifungsbrett und ein vertikales, das dem Hochtöner eine eigene Kammer verschafft, die ihn vor dem Tieftonschall isoliert. Der Bereich dahinter wird recht kräftig mit Sonofil gestopft, hinter dem Tieftöner ist die Dämpfung etwas lockerer. Hier sitzt auch noch eine weitere Querversteifung. Die Schallwandkanten um den Hochtonwaveguide werden angefast.

Frequenzweiche

Die Frequenzweiche ist recht aufwendig geraten, was unter anderem an den „krummen“ Werten mancher Kondensatoren liegt, die deswegen gestückelt werden mussten. Im Einzelnen: Der Tieftöner wird mit einem RC-Glied impedanzlinarisiert. Die Trennung zum Hochtöner erfolgt steil mit einem Filter dritter Ordnung, bei dem die Reihenschaltung eines kleinen Kondensators mit einem Widerstand parallel zur großen Spule die Membranresonanz bedämpft. Ein weiterer Saugkreis parallel zum Treiber entzerrt den Frequenzgang für einen linearen Verlauf und saubere Flankenbildung. Ein Spannungsteiler bringt den Hochtöner auf den Pegel des Tieftöners. Die Trennung erfolgt dann ebenfalls über ein Filter dritter Ordnung. Ein Saugkreis linearisiert den Frequenzgang im „Ladebereich“ des Waveguides. Ein weiterer Saugkreis „über alles“ linearisiert den Impedanzverlauf der gesamten Box im Weichenbereich, so dass die VibMon durchaus mit einem Röhrenverstärker etwas kräftigerer Bauweise betrieben werden kann.   

Messungen

Der Wirkungsgrad liegt bei einer Nennimpedanz von 6 Ohm bei recht gesunden 86dB/2,83V. Der Frequenzgang reicht trotz der geschlossenen Bauweise linear recht tief hinunter – bei einer wandnahen Aufstellung kann man die trotz der hohen Einbaugüte immer noch recht flach abfallende Flanke im Bass gut kompensieren. Der Tieftöner zeigt unterhalb der Trennfrequenz ab 1 Kilohertz eine deutliche Senke, an die der Entwickler den Hochtönerpegel angepasst hat – das sieht im Frequenzgangdiagramm krasser aus, als es sich anhört, denn der breite Bereich der Pegelsenke ist gleichzeitig derjenige der breitesten Abstrahlung der Gesamtbox – in einem sehr stark bedämpften Raum mag sich die VibMon daher vielleicht etwas zu gutmütig anhören, integriert in eine normale Raumakustik aber ausgewogen. Dementsprechend lässt Michael Märkl den Hochtöner in dem Bereich wieder stärker einsetzender Bündelung auf Achse auch wieder lauter werden. Die Klirrmessungen zeigen ein einwandfreies Verhalten der gesamten Box – der Tieftöner agiert völlig souverän bis in den Tiefbass hinein, wo nur K2 und nur bei 95 Dezibel etwas ansteigt. Das Wasserfalldiagramm zeigt ebenfalls ein einwandfreies Verhalten.   

Hörtest

Ja, das kann man wirklich so machen: Die VibMon agiert in unserem „neuen“, das heißt noch einmal vergrößerten Hörraum sehr souverän. Jetzt nicht gerade im Sinne „bassgewaltig“, aber durch die Abstimmung und die doch recht große Membran wird genügend Luft bewegt, dass sich der Bass im besten Sinne des Wortes in die dynamische Gesamtkomposition gut einfügt: Wenn er gefordert wird, ist er da. Die etwas defensive Abstimmung im oberen Mittelton- und Präsenzbereich kann man, wenn man will, heraushören, vor allem gegenüber handelsüblichen Zwei-Wege-Boxen. Fairerweise muss man aber sagen, dass wir alle uns da im Laufe vieler Jahre eigentlich eine Fehlabstimmung als Klangreferenz angehört haben und der Energiefrequenzgang de VibMon im Raum eigentlich „richtiger“ ist, als die gewohnte Stufe im Abstrahlverhalten. Will heißen: Die VibMon wirkt unaufgeregt, übersichtlich und präzise und beschränkt sich auf eine exakte Wiedergabe auf eine sehr ruhige Art und Weise. Da möchte und darf man auch gerne mal lauter aufdrehen – die Box macht das bis hin zu verblüffend hohen Pegeln klaglos mit und behält dabei in Sachen Dynamik und Stabilität der Abbildung immer die Übersicht.  

Aufbauanleitung

Der Aufbau beginnt auf einer der Seitenwände, auf der Deckel, Boden und die Versteifungsbretter aufgeleimt werden, dann folgen die zweite Seitenwand und die Schallwand, die danach gefräst werden kann. Der Erbauer empfiehlt, das Dämpfungsmaterial in der oberen Kammer schon vor dem Verschließen der Box mit der Rückwand einzubringen. Die Weiche wird im Boden der Box platziert, bevor hier auch noch locker bedämpft wird.   

Zubehör pro Box

 Terminal
 Polyesterwatte
 Schrauben
 Schaumstoffdichtstreifen für die Lautsprecher
 Kabel

Lieferant: Visaton   

Holzliste

Material: 18 mm Multiplex

2x 476 x 236 mm Front / Rückwand
2x 476 x 250 mm Seiten
3x 250 x 200 mm Deckel / Boden / Teiler
1x 200 x 160 mm Teiler
1x 200 x 50 mm Versteifung  

Weichenbestückung

L1: 1,5 mH Luftspule 1 mm
L2: 0,33 mH Luftspule 1 mm
L3: 2,2 mH Luftspule, 0,7 mm
L4: 0,82 mH Luftspule, 0,7 mm
L5: 0,47 mH Luftspule, 0,7 mm
C1: 1 µF MKP
C2: 15 + 4,7 µF MKP
C3: 15 µF MKT
C4: 47 µF MKT
C5: 3,3 + 5,6 µF MKP
C6: 22 µF MKP
C7: 3,3 µF MKP
R1: 4,7 Ohm MOX 10
R2: 10 Ohm MOX 10
R3: 10 Ohm MOX 10
R4: 2,2 Ohm MOX 10
R5: 8,2 Ohm MOX 10
R6: 5,6 Ohm MOX 10
Limp: 0,15 mH Luftspule 1 mm
Cimp: 33 µF MKT
Rimp: 6,8 Ohm MOX 20

Fazit

Souveräne Monitorbox mit sehr langzeitstabiler Abstimmung.