Kategorie: Lautsprecherbausätze

Einzeltest: Omnes Audio SICA 5 Koax


Kleine Monitorbox mit SICA-Koax

Lautsprecherbausätze Omnes Audio SICA 5 Koax im Test, Bild 1
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Das hier liegt mal etwas außerhalb der gewohnten „Wohlfühlzone“ der Oberurseler Lautsprecherprofis von Blue Planet Acoustic – koaxial aufgebaute Boxen sehen wir dort selten

Es ist nicht das, wonach es aussieht. Nämlich nach einem Lautsprecher fürs berühmte Regal des noch viel berühmteren schwedischen Möbelhauses mit seinen zahlreichen quadratischen
Fächern. Dafür tatsächlich hat’s auch in der langen Geschichte dieses Magazins schon diverse maßgeschneiderte Lautsprecherlösungen gegeben. Das hier jedoch, das ist deutlich kleiner als etwas, das sich sinnvoll in besagtem Regal unterbringen lassen würde. Mit seiner fast würfelförmigen Statur bei einer Kantenlänge von 22 Zentimetern eignet sich der „SICA 5 Koax“ für alle möglichen Anwendungen, die Unterbringung in einem Regal ist aber zweifellos eine davon.

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Auch wenn Blue Planet Acoustic bei so kompakten Lautsprechern normalerweise auf Breitbandwandler setzt, ist’s in diesem Fall mal ein Koaxiallautsprecher, der für die Schallerzeugung zuständig ist. Dem Tieftonbereich hilft das Bassreflexgehäuse auf die Sprünge, das über ein Rohr in der Ecke auf der Schallwand ventiliert wird.
 

Treiber


Der entscheidende Bestandteil dieses Lautsprecherbausatzes stammt vom italienischen Hersteller Sica und hört auf die Typenbezeichnung 5,5 C 1,5 CP. In typischer Sica-Manier bewegt sich der Treiber ein bisschen auf der Grenze zwischen professionellen Einsatzgebieten
und Heim-HiFi-Anwendungen. Ersteres sieht man zum Beispiel an der Belastbarkeitsangabe von 120 Watt, was für einen Treiber mit Fünf-Zoll-Membran ziemlich gewaltig erscheint.  

Im 5,5 C 1,5 CP kombinieren die Italiener eine beschichtete Papiermembran für die tiefen Lagen mit einer Seidenkalotte mit Ein-Zoll-Antrieb für den Hochtonbereich. Dem Bass spendierte man dabei eine 38 Millimeter durchmessende Schwingspule, was für einen so kleinen Treiber ungewöhnlich viel ist und die hohe Belastbarkeit erklärt. Die Papiermembran wird am Rand von
einer doppelten Gummisicke geführt, ihre Schwingspule ist auf einen temperaturfesten Kaptonträger zwölf Millimeter hoch gewickelt. Bei einer Polplattendicke von fünf Millimetern sorgt das für insgesamt sieben Millimeter Hub, der Hersteller spezifiziert derer vier in jede Richtung. Das ist im Rahmen des Üblichen. Den Antrieb besorgt ein ordentlich dimensionierter Ferritmagnet. Mit einer Gesamtgüte von eher niedrigen 0,31, einer Freiluftresonanz von 62 Hertz und einem Äquivalentvolumen von 5,4 Litern qualifiziert sich der Treiber für den Einsatz in einem Bassreflexgehäuse, markerschütternder Tiefgang ist damit natürlich nicht zu erwarten.   

Gehäuse


Blue Planet Acoustic schneiderte dem Sica-Koax für diesen Bausatz ein sehr kompaktes Gehäuse. Mit einem Nettovolumen von knapp 5,5 Litern verzichtet man damit bewusst auf das letztmögliche Maß an Tiefgang, was dem Treiber den Entwicklern zufolge klanglich jedoch sehr gut tut: Bewegt man sich in Sachen Volumen merklich weiter nach oben, ist der Reiz des Konzeptes angeblich weg. Das Gehäuse stellt den Selbermacher vor keine unüberwindlichen handwerklichen Hürden, es handelt sich um einen schlichten Quader aus sechs Platten, bei dem Front und Rückwand aufgesetzt werden. Es empfiehlt sich, den Koax einzufräsen. Er kommt in eine Ecke der Schallwand, das Bassreflexrohr in die gegenüberliegende. Bei unseren Musterboxen wurden die oberen und unteren Kanten mit einer großzügigen Rundung versehen. Das kann man tun, muss es aber nicht, die Schallabstrahlung bleibt davon unbeeinflusst. Ungewöhnlich bei einer so kompakten Box ist die Materialstärke: Mit 19 Millimeter starkem MDF
muss man sich um mangelnde Stabilität definitiv keine Sorgen machen.


Frequenzweiche


Zur Frequenzweiche können wir nur ein paar rudimentäre Angaben machen. Auf alle Fälle unterscheidet sie sich recht deutlich von dem, was der Hersteller im Datenblatt des Koaxialwandlers vorgeschlagen hat. Sie ist mit insgesamt zehn Bauteilen auch noch etwas komplexer ausgefallen als das Filter von Sica. Wir freuen uns über gute Folienkondensatoren und großzügig dimensionierte Luftspulen.


Messungen


Der Frequenzgangschrieb der SICA 5 Koax offenbart weitgehende Linearität mit zu hohen Frequenzen hin leicht fallendem Charakter, was für eine angenehme Wiedergabe sorgen sollte. Es gibt eine kleine Störstelle im Bereich um 800 Hertz, die dem Tieftöner geschuldet ist und klanglich nicht weiter ins Gewicht falle sollte. Der Bass schafft 60 Hertz ohne nennenswerten Pegelabfall, das ist für einen so kompakten Lautsprecher ziemlich beeindruckend. Das Rundstrahlverhalten der SICA 5 Koax ist ausgewogen und bestens kontrolliert,  der Pegelabfall außerhalb der Achse hält sich in Grenzen. Mit einem mittleren Wirkungsgrad von 85 Dezibel bewegt sich der Lautsprecher am oberen Ende dessen, was bei der Größe zu erwarten ist. Der Impedanzschrieb lässt im Mittel Acht-Ohm-Verhalten erkennen, eine Linearisierung findet nicht statt. Das Reflexsystem ist auf gut 60 Hertz abgestimmt. Das Klirrverhalten bietet Anlass zur Freude, der diesbezügliche Schrieb bewegt sich bei einem Pegel von 85 Dezibel nämlich weitgehend an der Grenze des Messbaren und schießt auch im Bass nicht unkontrolliert nach oben – Respekt. Auch bei für den kleinen Treiber sehr lauten 95 Dezibel ist das Verzerrungsniveau sehr niedrig, zudem dominiert gutmütiger geradzahliger Klirr. Das Wasserfalldiagramm zeigt eine etwas unruhige Tieftönermembran, aber nichts Ernstes. Im Hochtonbereich gibt’s praktisch keinerlei Ausschwingartefakte.

Lautsprecherbausätze Omnes Audio SICA 5 Koax im Test, Bild 4
Im Einsatz: Der kleine koaxiale Monitor verstand sich ausgezeichnet mit einer guten alten Yamaha Pianocraft


Klang


Das ist keine Box, die auf Ständern frei im Raum aufgestellt werden will – zumindest dann nicht, wenn der Raum über eine Grundfläche im zweistelligem Quadratmeterbereich verfügt. Bei mir wandern Kompaktboxen schon seit Längerem auf rund meterhohes Regal und müssen mit ziemlich geringem Abstand zueinander zeigen, was sie können. Normalerweise wird der Job von einem Paar klassischer JBL-Monitore vom Typ 4301B erledigt, bei denen ein Achtzöller für den Bass und ein Konushochtöner für die Höhen sorgen. Das ist ein deutlich größeres Kaliber als das, was wir uns hier zu Gemüte führen wollen. Ich erzähle das, weil nach dem Umbau auf die Omnes-Koaxe klanglich Erstaunliches passiert ist: Die Unterschiede zu den JBLs waren zumindest bei gemäßigten Lautstärken nämlich minimal. Soll heißen: Die kleinen Böxchen schaffen ein realistisches Panorama, geben sich dynamisch keinerlei Blöße und kommen auch mit solchen Dingen wie Ella Fitzgerald und Louis Armstrong bestens zurecht. Ihre Version von „Summertime“ weiß über die kleinen Omnes-Monitore  wirklich zu begeistern: Der kleine Koax zeichnet die beiden Stimmen präzise und und eindrucksvoll, er kapituliert auch vor Armstrongs Trompete kein Bisschen, sogar die Orchesterbegleitung stellt er glaubwürdig groß und entspannt dar. Insbesondere Ella Fitzgeralds kraftvolles und durchdringendes Organ klingt höchst beeindruckend.

Kaum weniger erstaunlich: Joy Divisions Meisterwerk „Unknown Pleasures“, wir hören „She’s Lost Control“. Den rauen und spröden New Wave-Sound meistern unsere Probanden ebenso überzeugend, es tönt druckvoll, bestens konturiert, mit überzeugend freigestellter Stimme und
genau dem richtigen Maß an „Dreck“, den es hier einfach braucht. Ich staune. Das wird nicht weniger, wenn die schwedischen Stoner-Rocker „Kungens Män“ ihre atmosphärisch dichten Teppich auf „Dag & Natt“ ausbreiten und uns die Omnes-Koaxe überzeugend auf eine ausgedehnte Reise durch die Tageszeiten mitnehmen. Die Koaxe schaffen sogar das kernige Schlagzeug mit Inbrunst und Drive, das Saxophon klingt – nun ja, wie ein Saxophon eben, was ich in diesem Zusammenhang für absolut bemerkenswert halte. Die Kleinen können zudem ordentlich einstecken und bis die Pegelreserven erschöpft sind, muss man schon ernsthafte Mengen von Krach machen.     


Aufbauanleitung


Beim Gehäuseaufbau beginnt man mit der Rückwand und verleimt diese mit dem Deckel und einer
Seitenwand. Es folgen der Boden und die zweite Seitenwand. Den Abschluss bilden die Schallwand. Die erforderlichen Durchbrüche und Fräsungen in Schall- und Rückwand kann man je nach Gusto vor oder nach dem Zusammenbau vornehmen.    

Holzliste


Material: 19 mm Multiplex oder MDF

2 x 220 x 2200 mm (Schall-/ Rückwand)
2 x 182 x 162 mm (Boden / Deckel)
2 x 220 x 162 mm (Seiten)           


Zubehör pro Box


 Terminal
 Schrauben
 Kabel
 Fertigweiche
 Dämmmaterial
 Weichen-/Bau-/Dämmplan   

Fazit

Ein für diese Größe überragend authentischer und überzeugender Schallwandler

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Kategorie: Lautsprecherbausätze

Produkt: Omnes Audio SICA 5 Koax

Stückpreis: um 130 Euro

7/2022

Ein für diese Größe überragend authentischer und überzeugender Schallwandler

Omnes Audio SICA 5 Koax

7/2022

Omnes Audio SICA 5 Koax
KLANGWUNDER
Ausstattung & technische Daten 
Technische Daten
Chassishersteller : Sica 
Vertrieb: Blue Planet Acoustic 
Konstruktion: Baur Akustik, Milan Audio 
Funktionsprinzip: Zwei Wege, Bassreflex 
Bestückung: Sica 5,5 C 1,5 CP 
Nennimpedanz (in Ohm): 8 Ohm 
Kennschalldruckpegel 2,83 V/1m: 85 Dezibe 
B x H x T (in cm) 22/22/20 
Kosten pro Stück: ca. 130 Euro plus Gehäuse 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 26.07.2022, 09:55 Uhr
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