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Die Fünfziger sind zurück
Das hier dürfte so recht nach dem Geschmack der Vintage-Fraktion sein: ein Old School- Breitbänder im offenen Gehäuse – und das funktioniert erstaunlich gut. Vielen Dank an Leser Ralf Netzker für diesen Lautsprecher
Während der Wintermonate 2011/2012 entstanden in einer schwäbischen Möbelwerkstatt die Gehäuse eines Lautsprechers im Stile der 50er-Jahre:
- relativ groß (umbauter Raum ca. 63 Liter) - dünnwandig (12-mm Birken-Multiplex),
- hinten offen (nein, kein Bassreflextunnel, keine Tranmissionline, kein Horntrichter, ganz offen),
- vorne mit einer kreisrunden Öffnung zum Einbau eines 200-mm-Breitbandlautsprechers,
- kurz: primitiver geht‘s nicht.
Gleich zu Beginn möchte ich klarstellen, dass dieser Artikel in erster Linie dem eingesetzten Treiber in Gestalt des Monacor SP-205/8 gewidmet ist. Das Gehäuse habe ich nach meinen persönlichen Vorstellungen gestaltet, mit der visuellen Anmutung eines historischen BBC-Monitors.
Treiber
Wozu das alles? Um einen PA-Breitbandlausprecher zu verbauen, der im Fachhandel für unter 20 Euro das Stück verkauft wird. Dieser Lautsprecher ist ein konstruktiver Nachfahre der legendären SABA Greencones aus den Fünfzigern.
Wesentliche Merkmale sind:
- eine dünne, leichte, hart aufgehängte Papiermembran mit vorgesetztem Schwirrkonus (Hochtonmembran) für eine brauchbare Hochtonwiedergabe
- hierdurch ein PA-üblicher mittlerer Schalldruck (1 W/1 m) von 94 dB
- ein kleiner, leichter Ferritmagnet resultierend in einer Güte (Qts) deutlich größer 1.
Der Monacor SP-205/8 entspricht in seiner Konstruktion weitgehend seinen historischen Vorgängern und weist ein Qts von 2,7 auf, was ihn für den Einbau in ein geschlossenes Gehäuse eindeutig disqualifiziert, für ein offenes Gehäuse jedoch umso interessanter macht. Lautsprecher dieser Bauart fanden in den letzten Jahrzehnten im HiFi-Bereich praktisch keine Verwendung und wurden daher auch nicht besprochen. Nachdem die Lautsprecher montiert und verkabelt waren, erfolgten erste zaghafte Versuche mit Programm vom UKW-Tuner – doch, das gibt es auch noch! Bei einem gemischten Programm von Deutschlandradio Kultur, Deutschlandfunk und SWR2 war der erste Eindruck: sehr normal, sehr unspektakulär, sehr neutral, fast schon langweilig. Hier ist vielleicht eine Anmerkung angebracht: Wenn ein Lautsprecher bei diesen ersten Versuchen schon „etwas merkwürdig“ klingt, kann man das Projekt meistens in die Tonne treten – von daher ist die Beurteilung „normal, fast schon langweilig“ mit das Beste, was einem Entwickler passieren kann: Er hat bei der Auswahl der Komponenten nicht viel falsch gemacht. Nun ja: Die Lautsprecher hatten noch ihre Auspackqualität, keine Spur von eingespielt. Was jedoch schnell klar wurde: Auf ein Korrekturnetzwerk, wie es üblicherweise für Breitbänder empfohlen wird (Sperrkreis mit parallelem Widerstand zur Absenkung einer Mittenüberhöhung) würde man komplett verzichten können – das war schließlich ein Ziel bei der Auswahl des SP-205/8. Manchen Experten steht ein diabolisches Grinsen ins Gesicht geschrieben, wann immer sie einen Hochtonkonus sehen. Wie aus dem Nichts zücken sie ein Teppichmesser und schreiten zur Zirkumzision (Beschneidung): Mit einem eleganten Schwung wird der Konus möglichst nahe an der Schwingspule amputiert und das diabolische Grinsen verwandelt sich in ein befriedigtes. Klar: Ein amputierter Hochtonkonus produziert keine Interferenzen mit der Hauptmembran – aber eben auch keinen Hochton mehr. Kein Problem für die Experten: Schließlich weiß jeder, dass Breitbandlautsprecher keinen vernünftigen Hochton produzieren, erklären sie mit höhnischem Grinsen, und der Lautsprecher „schweint“ nicht mehr so, ohne Konus. Der Ausdruck kommt natürlich von dem Wort „Schweinebox“, was in früheren Jahren eine Bezeichnung für Lautsprecher war, die nach dem Motto „groß, laut und billig“ konstruiert waren – für die Gartenparty halt, oder die Schuldisco. Meine Lautsprecher haben ihren Hochtonkonus selbstverständlich noch – eine Membranverstümmelung kommt für mich nicht in Frage.
Messungen
CT 269 misst sich nicht so problematisch, wie man es vielleicht hätte erwarten dürfen. Tatsächlich benimmt sich der Breitbänder in diesem sehr speziellen Gehäuse sogar besser als bei der Einzelmessung auf unserer Normschallwand. Der Frequenzgang offenbart eine kleine Überhöhung kurz unterhalb von 100 Hertz, das suggeriert Volumen. Darunter geht’s dann steil bergab. Halbwegs koordinierte Schallabstrahlung gibt’s bis ca. 15 Kilohertz – das ist in Ordnung. Die Box schafft realistische 92 Dezibel Wirkungsgrad. Der Klirr ist bei geringen Pegeln absolut okay, bei 95 Dezibel wird’s dann doch schon deutlich mehr – allerdings in erster Linie handelt es sich um gutmütigen K2. Das Wasserfalldiagramm zeigt durchaus nennenswerte Ausschwingverzögerungen.
Klang
XLO Reference Recordings – Test & Burn-In CD – Track #4: Clap Track Ein und dasselbe Händeklatschen eine Minute lang hintereinander kopiert – der Nachhall der Aufnahme wurde digital entfernt, so dass der gehörte Nachhall nur der des Hörraumes ist. Vorsicht: Für Liebhaber großer Mehrwegelautsprecher ist das ein Kulturschock! Statt des mehr oder weniger raschen Arpeggios (gut, ich übertreibe jetzt ein wenig ...), das das Ensemble ihrer Chassis in Verbindung mit der Frequenzweiche produziert, hört man bei einem unbeschalteten Breitbänder einen unglaublich harten und schnellen Schlag – EINEN Schlag, nicht zwei oder drei in schneller Folge. Perkusion jeder Art wird über diesen Lautsprecher sicher interessant. Julian Bream – Guitarra – The guitar in Spain (1982/85/87) Ariola/RCA Red Seal Bream spielt hier solo auf mehreren Instrumenten: Renaissance-Gitarre. Vihuela, Barock-Gitarre und schließlich moderne Konzertgitarre (von Herrman Hauser). Die Entwicklung der Gitarrentechnik ist hier herrlich nachvollziehbar, von den kleinen, schlanken historischen Instrumenten bis zur klanglich üppigen Konzertgitarre – jeweils mit Musik der passenden Zeit. Der Hörer ist fasziniert und es fehlt subjektiv an nichts – die Instrumente stehen in ihrer ganzen Pracht im Raum. Brad Mehldau – Live at the Village Vanguard Warner Bros. Records 1998 Über Brad Mehldau und sein Trio könnte man viel schreiben – muss man aber nicht, das macht er schon selbst. Wenn man einen mittleren Pegel einstellt, der authentisch und angenehm erscheint, kommt das Schlagzeugsolo in „It‘s Allright With Me“ (Laufzeit 8 Minuten 50 Sekunden) derart brutal, dass man es nicht glauben mag – der Lautsprecher verträgt doch nur 8 Watt. Und obwohl der Lautsprecher irgendwo unter 100 Hertz ins Bodenlose fällt, macht das nicht „Ping“, sondern richtig „RUMMS“ – jawoll!
Aufbauanleitung
Das Gehäuse besteht aus lediglich fünf Zuschnitten aus 12er-Birkenmultiplex. Der Aufbau erfolgt auf dem Deckel oder der Bodenplatte und beginnt mit dem Verleimen der beiden Seitenwände. Dabei empfiehlt es sich, die Frontplatte als „Lehre“ für den rechtwinkligen Aufbau mit zu verzwingen. Aber Vorsicht: die Front nicht festkleben! Danach folgt in gleicher Manier der zweite Deckel. Im Anschluss wird der aus vier Leisten bestehende Rahmen eingeklebt, nach dem Festschrauben der vorbereiteten Front war’s das dann schon. Der Treiber wird ganz nach alter Väter Sitte von hinten montiert. Achten Sie darauf, nicht zu lange Schrauben zu verwenden, sonst stoßen diese vorne durch die Front.
Holzliste
12-mm-Birkenmultiplex
2 Stück 315 x 315 mm Boden / Deckel
2 Stück 604 x 250 mm Seitenwände
1 Stück 604 x 289 mm Front
Zubehör pro Box
Terminal nach Wunsch
Kabel
Schrauben für Treiber und Front
Fazit
Dieser Lautsprecher ist hell und schnell. Er wird nicht Ihre Bauchmuskeln durchkneten und auch nicht Ihr Zwerchfell massieren – aber vielleicht wird er mittels der Musik Ihren Geist und Ihre Seele berühren. Monacor International gibt auf seiner Webseite für den SP-205/8 eine Preisempfehlung von 19,90 Euro an. Eingebaut in ein offenes Gehäuse offenbart dieses Chassis Qualitäten, die weit über seine Preisklasse hinausweisen und eindeutig im High-End-Bereich angesiedelt sind. Wie alle Breitbänder dieser Bauart zeigt sich seine wahre Qualität erst nach einer längeren Einspielzeit. Nach etwa einem halben Jahr besitzt man Chassis, die man auch für den zehnfachen Einkaufspreis nicht mehr hergeben würde. Ich habe meine Gehäuse so aufgebaut, dass auch einige andere und deutlich teurere Breitbänder Verwendung finden könnten. Ich bin allerdings überzeugt, dass ich eine höhere Belastbarkeit durch eine Einbuße an Detailreichtum und spielerischer Leichtigkeit bezahlen müsste – genau das, was Lautsprecher dieser Art so anziehend macht. Die SP-205/8 haben keine Konkurrenz zu fürchten.Kategorie: Lautsprecherbausätze
Produkt: Monacor K+T Cheap Trick 269
Preis: um 25 Euro
262-2259
hifisound Lautsprechervertrieb |
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>> www.nubert.de/sale/>> Alle anzeigenTechnische Daten | |
Chassishersteller: | Monacor |
Vertrieb: | Monacor, Bremen |
Konstruktion | Ralph Netzker |
Chassisparameter K+T-Messung | |
Funktionsprinzip: | rückseitig offenes Gehäuse |
Bestückung: | 1 x Monacor SP-205/8 |
Nennimpedanz in Ohm: | 8 |
Kennschalldruckpegel 2,83V/1m | 92 |
Abmessungen (B / H / T in cm): | 31.5/63/31,5 |
Kosten pro Box (zzgl. Gehäuse): | 25 |
Technische Daten | Monacor SP-205/8 |
Hersteller: | Monacor |
Bezugsquelle: | Monacor, Bremen |
Unverb. Stückpreis (in Euro) | 19,90 |
Chassisparameter K+T-Messung | |
Z (in Ohm): | 8 |
Z 1kHz (in Ohm): | 8,2 |
Z 10 kHz (in Ohm): | 17 |
Fs (in Hz): | 94.3 |
Re (in Ohm): | 7.22 |
Rms (in Kg/s): | 0,54 |
Qms: | 9,4 |
Qes: | 3,85 |
Qts: | 2,73 |
Cms (in mm/N): | 0,33 |
Mms (in g): | 8,51 |
BxL (in Tm): | 3,07 |
Vas (in l): | 21,3 |
Le (in mH): | 0,21 |
Sd (in cm²): | 214 |
Ausstattung | |
Korb / Frontplatte | Stahlblech |
Membran | Papier |
Dustcap | Papier |
Sicke | Papier |
Schwingspulenträger | n.A. |
Schwingspule (in mm) | n.A. |
Xmax p-p (in mm) | N.A. |
Magnetsystem | Ferrit |
Polkernbohrung (in mm) | nein |
Sonstiges | Schwirrkonus |
Außendurchmesser (in mm) | 205 |
Einbaudurchmesser (in mm) | 180 |
Einbautiefe (in mm) | 63 |
Magnetdurchmesser (in mm) | 60 |
Korbranddicke (in mm) | 6 |