Kategorie: Lautsprecherbausätze

Zweiwege-Edelmonitor mit Seas und Mundorf-AMT


Von der Muse geküsst

Lautsprecherbausätze Klang+Ton-Projekt MuSe im Test, Bild 1
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Die erzwungene Kreativitätsphase  führt zur Wiederaufnahme fast schon vergessener Projekte – und ich bin selbst erstaunt, welche Schätze sich in den alten Ordnern auf meiner Festplatte noch heben lassen. Die „Muse“ ist in vielerlei Hinsicht ein Volltreffer.

„MuSe“ leitet sich natürlich von „MUndorf“ und „SEas“ ab, während das Gehäuse von der MuViStar S stammt, die den gleichen Hochtöner, im Bass aber einen Visaton AL130 besitzt. Der Seas ER15RLY ist wie der AL130 eine Klang+Ton-Legende, spielte er doch den Tieftonpart in der Ur-Version des Cheap Trick 248. Sie erinnern sich: Das ist die famose Kleinbox aus der Feder Christian Gathers, die später mit einem Seas-Excel- Treiber zu CT248XL und noch einmal später von Ronald Waßen mit einer zusätzlichen Bassbox zu CT248XXL veredelt wurde. Unter uns Betschwestern: Mir hat der schnörkellose erste CT248 immer am besten gefallen – aber ich mag eben auch traditionelle Tieftöner mit Papiermembran.

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Technik


Der Mundorf U60W1.1 überzeugt vor dem Messmikrofon durch einen sehr breitbandigen Auftritt mit einer oberen Grenzfrequenz von über 30 Kilohertz und einem zumindest horizontal sehr gutem Rundstrahlverhalten. Nach unten hin fällt der Pegel bei etwa 2 Kilohertz relativ steil ab – eine Marke, bei der auch der K2 bei 95 Dezibel Pegel schon leicht ansteigt. Der Frequenzgangverlauf ist unter allen Messwinkeln sehr linear und glatt, bis auf einen kleinen Peak um 18 Kilohertz, der dem bauartbedingt etwas zerklüfteten Weg des Schalls nach außen zuzuschreiben ist – harmlos. Im Wasserfall sind diese und noch ein paar weitere harmlose Wellen im Frequenzgang als minimale Grate im ansonsten rasanten Ausschwingverhalten zu erkennen. Der Impedanzverlauf ist wie immer nahezu bretteben – in einer extrem Spreizung des Diagramms erkannt man die Resonanzfrequenz bei 2250 Hertz, der Gleichstromwiderstand liegt bei gut 4 Ohm. Als Mini-Tief- oder -Tiefmitteltöner im klassischen Gewand präsentiert Seas den ER15RLY. Die neuen Körbe sind inzwischen wohlbekannt und erfreuen sich dank sehr hoher Stabilität bei angenehm luftiger Bauweise und breitem Auflagerand zu Recht hoher Beliebtheit. Im Sinne einer verlustarmen Tieftonwiedergabe weist der Treiber nicht nur eine hochgelegte Zentrierspinne, sondern auch eine Polkernbohrung auf, die den Bereich hinter der Staubschutzkappe entlüftet. Die Schwingspule liegt mit 26 Millimetern Durchmesser zwar nur im Durchschnitt, ist allerdings 16 mm hoch gewickelt, was für einen linearen Hub von respektablen 10 mm sorgt. Der große Magnet garantiert im Verbund mit dem schmalen Luftspalt für passenden Antrieb, trotzdem bleibt das Schwingsystem dank der stabilen, mit Schilffasern durchsetzten Papiermembran angenehm leicht. Die Messwerte weisen den 15RLY als wirkungsgradstarken und breitbandigen Probanden aus. Bis 3,5 kHz bleibt er am Ball, (harmlose) Spitzen kommen erst oberhalb 5 kHz. Die 0°-Senke um 1,2 kHz verschwindet beim Einbau in ein herkömmliches Gehäuse. Der Klirr bleibt breitbandig niedrig und überschreitet erst bei 95 dB die magische 1%-Grenze. Und auch der Wasserfall enthüllt keinerlei böse Überraschungen. Die Tieftonsimulation schlägt entweder geschlossene 5 Liter für kräftige Satelliten oder 8 bis 14 ventilierte Liter für die Solo-Arbeit vor. Am ausgewogensten spielt der Norweger in 11 Litern, hier erreicht er respektable 50 Hz untere Grenzfrequenz. Die sehr hohe Fertigungsqualität, die clevere Bauweise und das in die Wiege gelegte Talent zum Tiefton qualifizieren den Seas ER15RLY sowohl als Tieftöner für Mini-Systeme als auch als potenten Tiefmitteltöner für Zweiwegeriche der Spitzenklasse.  

Gehäuse


In Sachen Gehäuse habe ich mich eher am unteren Rand dessen orientiert, was der Seas-Tiefmitteltöner für Bassreflex braucht. Der Reflexkanal ist als einfaches Rohr auf die Rückseite hinter den Hochtöner gewandert. Die Fasen der Frontseite machen die Box optisch noch etwas schlanker – akustisch verhindert sie unschöne Resonanzen im Hochtonbereich durch Kantenbrechung. Innen ist die Box komplett mit Alu- Butyl-Matten ABX 2mm von Reckhorn ausgekleidet, was die Box trotz der an sich leichten Bauweise ziemlich gewichtig macht – hier kann man den Sinn einer gehäuseberuhigenden Maßnahme buchstäblich aus eigener Hand erfahren. Darüber liegt eine Lage Bondum 800 und etwas Sonofil füllt das Volumen hinter dem Tieftöner und über dem Reflexrohr, das die bei Kleinboxen immer wieder schnelle entstehenden Resonanzen im Mitteltonbereich verhindert.  

Frequenzweiche

 

Lautsprecherbausätze Klang+Ton-Projekt MuSe im Test, Bild 6
Textdiagramm: Entwicklung TT
Wegen der angestrebten tiefen Trennfrequenz musste der breitbandige ER15RLY mit einem Filter dritter Ordnung getrennt werden – was zu einer sauberen und recht steilen Flankenbildung mit einer Trennung um 2,5 Kilohertz führt. Anmerkung: Bei der Weichenentwicklung war noch nicht der letzte Stand in Sachen Bedämpfung des Gehäuses eingebaut, daher der „Zacken“ im Mitteltonbereich. Der Mundorf-AMT wird mit einem recht großen Vorwiderstand auf Linie gebracht – die Kombination Serienkondensator und Parallelspule sorgt dann für einen zum Tieftöner kompatiblen Frequenzgangverlauf mit einem leichten Überschwinger von 2 dB zwischen 4000 und 6000 Hertz.  Das Resultat kann sich sehen lassen: Der Übergang liegt bei gut 2500 Hertz mit perfektem Phasenverhalten bei einem etwas zurückgenommenem Hochtonpegel.
Lautsprecherbausätze Klang+Ton-Projekt MuSe im Test, Bild 8
Textdiagramm: Entwicklung Zweige
 

Messwerte


Saubere Sache: Die MuSe agiert sehr breitbandig von der unteren Grenzfrequenz, die im Freifeld zwischen 50 und 60 Hertz liegt bis zur oberen Grenze bei rund 30 Kilohertz. Sogar unter einem Messwinkel von 30 Grad werden noch 20 Kilohertz erreicht. Durch die sehr geringe horizontale Bündelung des AMT gibt es oberhalb der Trennfrequenz eine leichte Aufweitung im Abstrahlverhalten, die ich dem etwas erhöhten Mitteltonpegel angeglichen habe. Unterhalb von 500 Hertz kann man dann mit dem Wandabstand experimentieren – das gibt der flach abfallende Pegel zum Tiefbass sehr gut her: Die MuSe darf und soll gerne näher an die Wand – dann ergibt sich im Gesamten ein typisch englischer, das heißt: zum Hochton hin abfallender Schalldruckverlauf. Wer es gerne etwas linearer haben will, kann auch den Hochtonzweig der MuViStar S aus der Klang+Ton-Ausgabe 6/2021 verwenden. Das Wasserfalldiagramm zeigt im Mitteltonbereich minimale Artefakte, die durch das Reflexrohr nach außen dringen – diese sind im Pegel bedeutungslos. Die Klirrmessungen zeigen bei normaler Lautstärke einen wirklich niedrigen Verzerrungsgrad – das sind die exzellenten Chassis in Kombination mit dem recht aufwendig gedämmten und gedämpften Gehäuse. Bei 95 Dezibel wird so langsam die Hubgrenze des Tiefmitteltöners erreicht. Im Impedanzverlauf sehen wir den typischen Verlauf einer Zwei-Wege-Reflexbox mit einem Minimum von 3,7 Ohm bei 4 Kilohertz, wo ich den leichten Überschwinger im Hochtonfilter produziert habe.  

Hörtest


Gegenüber der MuViStar klingt die MuSe ein bisschen weniger nach modernem Hifi , sondern bringt eine ganz eigene Klangcharakteristik mit. Frei stehend vermittelt sie ein bisschen den Fokus und die räumliche Atmosphäre einer guten Breitbandbox – das geht einher mit dem breitbandig leicht betonten Mitteltonbereich. Die ganz hohen Töne wirken trotz der leichten Pegelabsenkung hier sehr organisch, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Etwas näher an der Rückwand, eventuell sogar auf einem Sideboard platziert, wird aus dem kontrollierten, tendenziell aber etwas schlanken Bassbereich eine echte Macht: Jetzt gibt es sowohl echten Tiefbass, als auch Pegel und Dynamik, die bis deutlich über normalen Abhörpegeln keine Wünsche offen lassen. Auch auf meinem Studiotisch beim Abhören von Aufnahmen macht die MuSe ihrem Namen alle Ehre: Der deutlich modellierte Mitteltonbereich macht das „musikalische Zentrum“ aller Instrumente und Stimmen deutlich durchhörbar, während sich der unterste und der oberste Bereich des hörbaren Spektrums unspektakulär, aber extrem gediegen daran anschließen. Ein wunderbarer Lautsprecher für seeeeehr lange Hörabende.   

Aufbauanleitung


Wir haben die Box mit eingesetzter Front und Rückwand aufgebaut und den umlaufenden Rahmen mit Gehrungen realisiert. Sie können die Bretter auch gerne stumpf verleimen, das müssen Sie dann beim Zuschnitt berücksichtigen. Der Zusammenbau der Box ist einfach, weil sie nur aus sechs Brettern besteht. Wir haben zuerst den Korpus (Seiten, Boden und Deckel) verleimt und anschließend die vorbereitete Rückwand und die Schallwand eingesetzt. Bei letzterer muss der Hochtöner bündig eingelassen werden.  


Weichenbestückung


L1: 1,5 mH Luftspule, 1 mm Draht
L2: 0,39 mH Luftspule 1 mm Draht
L3: 0,33 mH Luftspule 0,7 mm Draht
C1: 8,2 µF MKP
C2: 3,9 µF MKP
R1: 12 Ohm 10 Watt MOX
R2: 1 Ohm 10 Watt MOX


Lieferant: Lautsprechershop  

Holzliste


Material: Nadelsperrholz, Multiplex oder MDF 18 mm

2x 260 x 160 mm Front/Rückwand
2x 196 x 256 mm Deckel/Boden
2x 296 x 256 mm Seiten  



Zubehör pro Box


 Einschlagbuchsen oder Polklemmen
 Bondum 800
 Alubutyl
 Dampfungsmaterial Sonofil
 Holzschrauben 3,5 x 19 mm, 8 St.
 Kabel 2x 1,5 mm2, 1,0 m
 Reflexrohr BR 19.24, volle Lange


Lieferant: Lautsprechershop

Fazit

Leicht britisch angehauchter Mini-Monitor mit hohem Anspruch

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Kategorie: Lautsprecherbausätze

Produkt: Klang+Ton-Projekt MuSe

Stückpreis: um 390 Euro+ Gehäuse

4/2025

Leicht britisch angehauchter Mini-Monitor mit hohem Anspruch

Klang+Ton-Projekt MuSe

4/2025

Klang+Ton-Projekt MuSe
KLANG-TIPP
Ausstattung & technische Daten 
Technische Daten
Chassishersteller : Seas, Mundorf 
Vertrieb: Seas, Mundorf 
Internet k.A. 
Konstruktion: Thomas Schmidt 
Funktionsprinzip: Bassreflex 
Bestückung: 1 x Seas ER15RLY 1 x Mundorf U60W1.1 
Nennimpedanz (in Ohm): 4 Ohm 
Kennschalldruckpegel 2,83 V/1m: 85 dB 
B x H x T (in cm) 22 x 30 x 24 
Kosten pro Stück: ca. 390 Euro + Gehäuse 
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Thomas Schmidt
Autor Thomas Schmidt
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Datum 28.04.2025, 10:03 Uhr
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Topthema: Träume werden wahr
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Für die Älteren unter uns gehören diese Lautsprecher zu den ersten jugendlichen Audiowunschträumen, wie zum Beispiel das Klipschorn oder die Electro Voice Sentry III. Für alle anderen könnte dieser besondere Lautsprecher eine echte Überraschung werden.

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Interessante Links:
  • www.hausgeraete-test.de
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