Kategorie: Lautsprecherbausätze

Einzeltest: Monacor Klang + Ton „Hobo“


Schöne Aussichten

Selbstbauprojekt Monacor Klang + Ton „Hobo“ im Test, Bild 1
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Alles war schon mal da. Auch ein Lautsprecherkonzept wie das, welches wir hier realisiert haben. Was den Reiz eines wirkungsgradstarken Lautsprechers mit Wohnzimmerkompatibilität nicht schmälert

Ja, schon klar: KLANG+TON-Projekte sind nicht unbedingt als Designobjekte bekannt. Bei uns steht in vielen Fällen die Funktion vor der Form. Wer in erster Line hübsche Lautsprecher sucht, dem wird seitens der Fertiglautsprecherindustrie in jeder erdenklichen Form und Farbe geholfen, und das mittlerweile zu ziemlich moderaten Preisen. Wer´s jedoch in erster Linie gut haben will, der darf sich gerne mal bei uns umschauen. Ausnahmen bestätigen die Regel, und das hier ist so eine Ausnahme: Das hier ist eine Box, bei der die Optik hinter dem technischen und klanglichen Anspruch nicht zurücksteht. Deshalb gibt´s bei diesem Projekt auch so etwas wie eine Oberflächenbehandlung und nicht nur „MDF roh“.

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Wir haben es mit einer gut meterhohen Standbox zu tun, bei der zwei Achtzoll-Tieftöner von Monacor den Takt in den tiefen Regionen angeben. Darüber kommt ein Kunststeinhorn zum Einsatz, das von einem Celestion- Druckkammertreiber befeuert wird. Das Horn stammt vom Hamburger Hersteller Stereo-Lab. Die anerkannt guten Trichter werden in aller Regel oben auf einer Lautsprecherbox montiert, weil der Einbau in eine Schallwand ausgesprochen schwierig ist: Es gibt einfach nichts, woran man diese Hörner befestigen kann. Das Problem haben wir gelöst. Und sind schon deswegen auf die schlüssige Optik des Konzeptes ziemlich stolz. Wir haben die Box „Hobo“ genannt, was einfach die Abkürzung für „Hornbox“ darstellt. 

Treiber


Am Anfang war das Horn. Wir haben uns für das „SL600Hz“ entschieden, das nominell – Sie ahnen es – bis 600 Hertz herunter lädt. Der Grund dafür waren in erster Linie die Abmessungen: Wir wollten ein Modell, das möglichst genauso groß ist wie die Tieftöner. In der Praxis sind´s zwei Zentimeter weniger als die Bässe, aber das stört die Optik nicht weiter. Der Treiber der Wahl ist ein alter Bekannter: Der Celestion CDX1-1747 ist spätestens seit seinem Einsatz in unserer Ephedra eine bewährte Kraft und mit 89 Euro überaus fair kalkuliert. Der Einzöller arbeitet mit einer Kunststoffmembran, die von einer 44 Millimeter durchmessenden Schwingspule angetrieben wird. Der „Motor“ ist ein klassischer Ferritmagnet, die Belastbarkeit liegt bei 60 Watt – für HiFi-Anwendungen weit mehr als ausreichend. Der Wirkungsgrad liegt im satt dreistelligen Bereich, muss für dieses Projekt also reichlich eingebremst werden. Der Hersteller empfiehlt bei HiFi-Anwendungen eine untere Grenzfrequenz von 1000 Hertz, das passt bei uns hier ziemlich gut. Horn und Treiber vertragen sich übrigens ausgezeichnet, wie die Messungen zeigen. Der Frequenzschrieb vermeldet einen sinnvollen Einsatz bereits ab unter einem Kilohertz, der Frequenzgang ist breitbandig gut kontrollierbar. Tatsächlich liegen wir teilweise über 110 Dezibel Wirkungsgrad. Der Klirrverlauf ist horntypisch, ab anderthalb Kilohertz haben wir bei 95 Dezibel rund ein halbes Prozent Verzerrungen. Bei 105 Dezibel wird´s mehr, aber wir reden praktisch ausschließlich von gutmütigem geradzahligen Klirr. „Fies“ sollte hier auch bei hohen Pegeln gar nichts klingen. Die Bässe stammen aus dem Monacor- Programm, wir entschieden uns für das Modell SPH-220HQ. Der Achtzöller arbeitet mit einer luftgetrockneten Papiermembran und verfügt über einen sehr interessanten Parametersatz: Er kann aufgrund seiner relativ hohen Gesamtgüte nämlich geschlossen. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Die Resonanzfrequenz ist trotz des überschaubaren Äquivalentvolumens recht niedrig, so dass da tatsächlich Bass herauskommen sollte. Zudem arbeitet der Treiber bis vier Kilohertz fast ohne Störungen – mehr als genug Reserven für den hier angedachten Einsatz. 

Gehäuse


 Gute 50 Liter billigen wir jedem der beiden Bässe zu. Das Gehäuse aus 19er-MDF ist dazu mit einem schrägen Teiler in zwei fast gleich große Hälften unterteilt, das obere Abteil hat etwas mehr Luft, hier gilt es noch das Volumen des Horns abzuziehen. Das schräge Brett stabilisiert die Box recht gut, weitere Versteifungen sind nicht vorgesehen. Die beiden vorderen Seitenkanten sind mit einer breiten Fase ausgestattet, die in Ermangelung einer passenden Tischkreissäge mit dem Handhobel beigebracht wurden. Dauert zwar etwas, funktioniert aber ganz gut. Der Ausschnitt für das Horn erhält eine doppelt gestufte Fräsung. Dadurch ergibt sich eine Kontur, die mit einem zähelastischen Kleber aufgefüllt werden kann, der das Horn an Ort und Stelle hält. Das funktioniert zwar, war uns aber nicht genug: Im Gehäuseinneren gibt´s eine Haltestrebe für den Druckkammertreiber, der mit ein paar Kabelbindern unverrückbar an Ort und Stelle gehalten wird. Es empfiehlt sich, das bereits mit dem Treiber bestückte Horn einzukleben, die nachträgliche Montage ist etwas fummelig. Mit der gewählten Fräsung passt das Horn wunderbar in die Front, die drei Millimeter tiefe Einsenkung ist genau richtig. 

Frequenzweiche


Manchmal ist es ganz angenehm, das Rad nicht jedes Mal neu erfinden zu müssen. Bei der Entwicklung der Weiche für die Hobo konnten wir auf die bei der EphedraII gemachten Erfahrungen zurückgreifen, die ja mit dem gleichen Hochtontreiber arbeitet. Die Unterschiede zwischen dem Monacor-Horn dort und dem Stereo-Lab-Trichter hier sind so groß nicht, so dass wir das Filter zum großen Teil übernehmen konnten. Für die Pegelabsenkung verwenden wir abermals einen Autotrafo von Silvercore aus Leipzig. Bei der Hobo ist der –13-Dezibel-Abgriff der richtige. Aus der sich ergebenden hohen Primärimpedanz resultiert der sehr kleine Wert des Filterkondensators von 0,4 Mikrofarad, den wir mit einer Reihenschaltung (C2, C3) realisiert haben. Auf der Sekundärseite des Trafos gibt´s zunächst einen Sperrkreis (C4, R1, L3), der die Linearität im Übertragungsbereich verbessert. Hinzu gesellt sich eine Impedanzlinearisierung mit C3, L5 und R2, die die Filterwirkung verbessern hilft. Anschaulich werden die Maßnahmen im Diagramm1. Die pinkfarbene Kurve zeigt den Hochtöner nur mit der Impedanzlinearisierung beschaltet, in der roten Kurve zeigt sich das segensreiche Werk des Sperrkreises. Die grüne Kurve stellt sich ein, wenn der Autotrafo den Pegel absenkt, bei der roten Kurve ist letztlich der Filterkondensator mit im Rennen. Bei der Beschaltung der Bässe geht´s deutlich unkomplizierter zur Sache. Der untere Tieftöner wird lediglich mit einem Kondensator ausgekoppelt, die Filterwirkung zeigt sich in der hellblauen Kurve des  Diagramms 2. Den unbeschalteten Verlauf zeigt die graue Kurve. Wie man sieht, steigt der untere Bass schon oberhalb von 100 Hertz wieder aus. Der obere Tieftöner wird mit einem Filter zweiter Ordnung getrennt. Die Trennung zum Hochtöner liegt bei einem Kilohertz. Die obere dunkelblaue Kurve zeigt den oberen Bass unbeschaltet, die orangefarbene mit Filterung. Die zweite blaue Kurve (die untere) bildet die Summe beider beschalteten Bässe ab. Die findet sich auch im Diagramm 3 für die Einzelzweige wieder. Wie wir sehen, gelingt die Addition bis auf eine kleines Phasenproblem kurz unterhalb der Übernahme tadellos. 

Messungen


Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Zweienhalbwegebeschaltung schafft im geschlossenen Gehäuse Bass bis 40 Hertz, das ist Todo-Niveau. Der Frequenzgang verläuft ziemlich linear, der leichte Anstieg auf Achse bei hohen Frequenzen ist außerhalb der Achse sofort vorbei. Das Rundstrahlverhalten geriet störungsfrei, der mittlere Wirkungsgrad beträgt ziemlich beeindruckende 91 Dezibel. Der Impedanzschrieb zeigt eher Vier-Ohm- Verhalten, der steile Anstieg zu höheren Frequenzen ist dem Autotrafo geschuldet. Das Klirrverhalten geriet ausgezeichnet, die Box verzerrt bei 85 Dezibel extrem wenig, bei 95 Dezibel wenig und dann auch nur mit gutmütigen Klirranteilen. Auch beim Wasserfalldiagramm gibt´s rein gar nichts zu kritisieren. 

Klang


Potentes geschlossenes Bassabteil plus Hornhochtöner – was soll da noch schiefgehen? Gar nichts, und genauso hört sich die Hobo auch an. Der knackige Bassbereich und der horngeladene Hochtopart ergänzen sich perfekt, im Gegensatz zu vielen Hornkonstruktion klingt hier nichts blutleer, weil der Bass nicht hinterher kommt. Die Hobo spielt schön geradeaus auf den Punkt, die ganz kleine Überhöhung im Oberbassbereich schafft zusätzlich Volumen, Tatsächlich zählt der Tieftonpart zum Leckersten, was ich in dieser Hinsicht seit langer Zeit hören durfte. Der Anschluss ans Horn ist praktisch bruchlos, Celestion und Stereo-Lab verwöhnen mit immenser Feindynamik und der horntypisch großen Abbildung. Gewiss, wer nur Kammermusik über Seidenkalotten gewöhnt ist, der wird sich an so einen Hochtonbereich gewöhnen müssen, Feinzeichnung und Dynamik sind aber allererste Sahne. Die Hobo vermittelt nicht dieses typische staubtrrockene PA-Gefühl, dafür spielt sie eine Spur zu dezent. Klar ist ihre Domäne Livemusik jeder Art, aber die tönt nicht so „rotzig“ wie zum Beispiel die Ephedra. Wir finden, wir haben einen sehr schönen Kompromiss geschaffen, der Horntugenden und HiFi-Manieren ganz hervorragend unter einen Hut bringt.  

Aufbauanleitung


Der Zusammenbau beginnt auf einer Seitenwand, man klebt die Rückwand und den Boden fest, anschliesend gesellt sich der Gehäusedeckel hinzu. Als Nächstes ist die Schallwand an der Reihe. Nun wird die Position des Teilers ermittelt und das Brett montiert. Im Anschluss wird das Gehäuse mit der zweiten Seitenwand verschlossen. Nach Anfertigung aller Durchbrüche und Fräsungen in der Front (was Sie auch vor dem Zusammenbau hätten tun können) wird das Hochtonhorn mit dem Treiber provisorisch in die auf dem Rücken liegende Box eingehängt. Nun positionieren Sie den vorbereiteten Hornhalter an der richtigen Stelle und kleben ihn fest. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt fur die Oberflächenbehandlung. Ist jene abgeschlossen, wird das Horn (mit Treiber und Kabel) unter Zuhilfenahme von reichlich Kleber mit der Front verklebt und der Treiber mit ein paar Kabelbindern fest verzurrt. Geben Sie dem Kleber reichlich Zeit zum Trocknen, dann erfolgt der restliche Zusammenbau. Die Gehäusedammung erfolgt mit rund einer halben Matte Noppenschaum an der Rückwand jedes Abteils, der verbleibende Hohlraum wird mit zwei Matten Sonofil gefullt. 

Holzliste


Material: MDF-19-mm
1 x 1050 x 318 mm Front
1 x 1012 x 280 mm Rückwand
2 x 1050 x 401 mm Seite
2 x 401 x 280 mm Boden / Deckel
2 x 395 x 280 mm Teiler
2 x 280 x 70 mm Hornhalter  

Kategorie: Lautsprecherbausätze

Produkt: Monacor Klang + Ton „Hobo“

Preis: um 650 Euro

12/2018
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Ausstattung & technische Daten 
Technische Daten Klang + Ton „Hobo“ 
Chassishersteller: Monacor International, Celestion 
Vertrieb:
Konstruktion Thomas Schmidt, Holger Barske 
Chassisparameter K+T-Messung
Funktionsprinzip: Zweieinhalb Wege, geschlossen 
Bestückung: 2 x Monacor SPH-220HQ, 1 x Celestion CDX1-1747 
Nennimpedanz in Ohm: 4 Ohm 
Kennschalldruckpegel 2,83V/1m 91 Dezibel 
Abmessungen (B / H / T in cm): 318/1050/420 
Kosten pro Box (zzgl. Gehäuse): ca. 650 Euro plus Gehäuse 
Technische Daten Celstion CDX1-1767 / Stereo-Lab SL600Hz 
Hersteller: Monacor 
Bezugsquelle: Monacor International, Bremen 
Unverb. Stückpreis (in Euro) 67,90 Euro 
Chassisparameter K+T-Messung
Z (in Ohm):
Z 1kHz (in Ohm): 16 
Z 10 kHz (in Ohm): 10 
Fs (in Hz): 1200 
Re (in Ohm): 6.1 
Rms (in Kg/s): 2,31 
Qms: Nein 
Qes: Nein 
Qts: Nein 
Cms (in mm/N): Nein 
Mms (in g): Nein 
BxL (in Tm): Nein 
Vas (in l): Nein 
Le (in mH): 0,92 
Sd (in cm²): Nein 
Ausstattung
Korb / Frontplatte Nein 
Membran Polyimid 
Dustcap Nein 
Sicke Polyimid 
Schwingspulenträger Nein 
Schwingspule (in mm) 44 
Xmax absolut (in mm) Nein 
Magnetsystem Ferrit 
Polkernbohrung (in mm) Nein 
Sonstiges Nein 
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Autor Holger Barske
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