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Kraftpaket
Bei Mivoc geht es in Sachen Chassisneuheiten momentan richtig rund. Dank durchweg günstigen Kursen sind die Treiber aus Solingen dabei stets Cheap-Trick-verdächtig. Mit dem WM8 ist es mal wieder so weit, auch wenn er auf den ersten Blick nicht nach Cheap Trick schreit
Eigentlich ist der WM8 aus Mivocs Profi-Abteilung MPA für einen Cheap Trick nämlich viel zu schade. Der 20er mit Profianstrich macht nämlich alles richtig, was ein Chassis richtig machen kann. Er findet das optimale Verhältnis aus Wirkungsgrad, Breitbandigkeit, Belastbarkeit und Parametersatz, sieht ansprechend aus und kostet wenig. Das flugs umrissene Projekt war allerdings einfach zu preiswert, um als „normale“ Box in der KLANG+TON zu erscheinen. Daher gibt‘s an dieser Stelle mal den etwas größeren Power-Monitor zum Cheap Trick-Preis.
Konzept
Der Monitorlautsprecher wird zum professionellen Abhören und Abmischen von Musik verwendet. Die Bandbreite reicht von kleinen passiven Monitoren für wenig Geld bis hin zu riesigen, vollaktiven Mehrwegesystemen für sechsstellige Summen.
Bestückung
Wie schon angedeutet, gibt es am WM8 von MPA nichts zu bemängeln. Er ist allerdings kein reines Profichassis, denn dann wäre er in dieser Größenklasse ein reiner Mitteltöner. Vielmehr handelt es sich um einen lauten, hoch belastbaren Tiefmitteltöner, der Anleihen aus Heim- und Profisektor hat. Die unbeschichtete Papiermembran und die Gewebesicke zeigen klar in Richtung PA, allerdings sprechen der praxisgerechte Parametersatz und die überraschende Hubfähigkeit für eine ordentliche Basswiedergabe in kompakten Gehäusen eher die Sprache des Heimbereichs. Der Wirkungsgrad liegt mit nutzbaren 90 dB (je nach Abstimmung mal darüber, mal darunter) sehr hoch, er wird auch nicht mit Zusatzstrom durch Mini-Impedanzen erschummelt. Im Gegenteil, der WM8 ist ein blitzsauberer 8-Öhmer. Zudem ist er uneingeschränkt zweiwegtauglich. Ab 2,8 kHz gibt es zwar einige Resonanzen, die bleiben jedoch harmlos und liegen pegelmäßg kaum über dem Nutzbereich. Klirr ist selbst bei 105 dB gering, das Ausschwingverhalten sauber. Der Blechkorb stört kaum, er ist stabil und hinter der Zentrierspinne entlüftend geschlitzt. Die Schwingspule ist mit 38 mm Durchmesser und einem linearen Hub von 10 mm gesund dimensioniert, aber noch nicht so schwer, dass sie den WM8 träge machen würde. Der Magnet ist ebenfalls kein Sparmodell, so dass adäquate Kontrolle gesichert ist. Als Hochtonpartner wählten wir für diesen Cheap Trick den bereits aus der Sixteen (K+T 5/08) bekannten, ebenfalls neuen Magnetostaten KFT 130 M von Mivoc. Er hält dank tiefer Trennbarkeit und deutlich über 90 dB Empfindlichkeit problemlos mit dem WM8 mit, klirrt ebenfalls breitbandig wenig und schwingt sehr sauber aus. Mit 50 Euro pro Chassis – beziehungsweise nur 45 für den MPA – ist dieses Projekt zudem so preiswert, dass man hier schon beinahe blind zuschlagen kann.
Gehäuse
Für die Größe des Gehäuses zeichnen der Platzbedarf der Chassis auf der Front und das vom WM8 benötigte Volumen verantwortlich. Er arbeitet in Reflexgehäusen bereits ab 20 Litern aufwärts, bietet in 25 Litern aber einen deutlichen Mehrwert an Tiefgang, so dass die Wahl auf dieses Volumen fiel. Das Resultat kann man zwar nicht mehr wirklich als Kompaktbox durchgehen lassen, auf soliden Ständern oder in großen Regalen aufgestellt hinterlässt CT 239 trotzdem eine gute Figur. Auf ein wenig Freiheit nach hinten sollte geachtet werden, um das Reflexrohr nicht zu verschließen. Übermäßiger Platz ist auf der Front trotzdem nicht übrig geblieben. Diese ist versenkt eingebaut und mit einer Beschichtung aus Filz versehen, was Schallwandreflexionen mindert und vor allem das komplizierte Einfräsen des Hochtöners überflüssig werden lässt. So ganz ohne Fräsen kommt man zwar nicht aus, denn auf das Anfasen der Kanten sollte im Sinne einer problemlosen Schallbrechung nicht verzichtet werden. Das ist mit Oberfräse und Viertelstabfräser mit Anlaufring allerdings deutlich einfacher zu bewerkstelligen.
Frequenzweiche
Trotz des Anspruchs, einen möglichst linearen Summenfrequenzgang zu erzeugen, konnte die Anzahl an Bauteilen recht gering gehalten werden. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern hält die Effizienz hoch und bewahrt feinste Signale vor dem Exitus in Bauteilegräbern. Dem Tieftöner wurde ein Filter dritter Ordnung verpasst. Ein Saugkreis kümmert sich um die Einebnung des gefürchteten Baffle Step. Der Hochtöner bekommt ein Filter zweiter Ordnung, bei ihm erübrigen sich impedanzlinearisierende Maßnahmen aus Prinzip – ein Magnetostat. Ein Vorwiderstand sorgt für die Anpassung des Gesamtpegels, der Kondensator parallel dazu liftet die obersten Höhen leicht. Das Resultat ist ein sauberer Übergang der Chassis bei 2 kHz. Die leichte Senke zwischen 2 und 5 kHz ist gewollt, sie wird energetisch unter Winkel durch kleine Überhöhungen in dieser Region aufgefüllt.
Messwerte
Durch die strikte Linearisierung bleiben zwar „nur“ 88 dB an 2,83 V übrig, selbst das ist für eine normgerechte und kompakte Box allerdings hervorragend. Die größte Abweichung vom virtuellen Strich findet im Hochton statt. Hier sorgt C4 für eine Anhebung, die aber erst bei 16 kHz beginnt und damit nicht für klangliche Schieflage sorgt. Der Bassbereich fällt früh, dafür aber sauber und langsam ab. Für richtigen Tiefbass ist eine Standbox mit 30 oder mehr Litern zu bauen, dann geht‘s bis ca. 40 Hz herunter. Die Impedanz wird durch die Weiche teilweise leicht gedrückt, allerdings liegt das Minimum immer noch im 8-Ohm- Normbereich von 6,4 Ohm. Die Schwankungsbreite ist gering, allerdings sollten bei Einsatz einer Röhre die Impedanzbuckel bei der Trennung und um 9 kHz mit zwei Saugkreisen linearisiert werden. Beim Klirr haben wir uns – schließlich handelt es sich nicht um ein Profiprojekt – mal an unsere HiFi-Pegel von 85 und 95 dB gehalten. Die Messwerte verraten so oder so, dass hier noch reichliche Reserven vorhanden sind. Zu guter Letzt zeugt der Wasserfall vom problemlosen Ausschwingen der Box. Ein kleiner Grat bei 2,8 kHz schwingt minimal nach, kann am guten Abschneiden von CT 239 im Messlabor aber nichts mehr ändern. In anderen Projekten wäre er wohl garnicht aufgefallen, hier sticht er aufgrund der allgemeinen Sauberkeit der Messungen heraus.
Klang
Auf kleinen Ständern im Stereodreieck positioniert, mussten die Cheap Tricks nun noch beweisen, dass sie es wirklich können. Schnell fiel auf, dass sie – wenn nicht direkt im Nahfeld – für eine saubere Bühne gerne etwas weiter auseinander und auch gerne weit vom Hörer weg stehen. Erst dann ziehen sie einen sauberen, wenn auch zurückhaltenden Raum auf. Eine weitere Tatsache: man hört automatisch lauter, als man meint. Durch den hohen Wirkungsgrad und die Pegelfestigkeit lässt man es gerne mal ordentlich krachen. Weder die Folie noch der Tiefmitteltöner lassen sich dabei aus der Ruhe bringen, beide stecken die zugeführte Leistung auch bei Standboxenpegeln klaglos weg. Das verblüfft besonders, wenn man sich bei laufender Musik erleichtern geht und anschließend in den Hörraum zurückkehrt. An die dort herrschenden Monsterpegel möchte man kaum glauben, viel mehr glaubt man an den heimlichen „Lautermacher“ im Schrank. Tonal ist bei der Box alles perfekt im Lot. Tiefen, Mitten und Höhen stehen im korrekten Verhältnis, bei einigen Stücken ist eine minimal dunkle Timbrierung zu erahnen. Der Mittelton ist angenehm sauber und frei, der Magnetostat setzt behutsam, aber sehr gezielt Glanzlichter. So viel Neutralität bekommt man mit solchen Chassis normalerweise nicht geboten, vor allem nicht für den Preis. Und das macht richtig Spaß. Vor allem mit deftigem Pop und Rock kann man es richtig krachen lassen, bei Rap fällt sporadisch der fehlende Tiefgang auf. Dafür kommen Drums und Technobeats umso trockener und druckvoller. Wirklich vermisst habe ich allerdings nichts, die Abwesenheit von Frequenzen unter 50 Hz fiel eher dadurch auf, dass ich die Stücke sehr gut kenne. Insgesamt ein sehr angenehmer, spaßfördernd-pegelfester Lautsprecher, der alles spielt und alles mitmacht.
Aufbauanleitung
Der Aufbau des Gehäuses beginnt mit der Rückwand und einer Seitenwand, die auf Stoß auf den Boden gesetzt werden. Dann folgen der Innenteiler (vorher aussägen) und die Front (ebenfalls vorher aussägen & Chassis-Anprobe). Dann kommt die zweite Seitenwand und zum Abschluss der Deckel drauf. Nun werden die Löcher für das Reflexrohr (Vorsicht: schmaler Kragen, daher präzise sägen!) und die Polklemmen gesägt bzw. gebohrt. Nun wird grob vorgeschliffen. Danach werden die Vorderkanten der Box mit einem Viertelstabfräser zwischen 10 und 19 mm Radius angefast. Dann wird genässt und fein geschliffen. Nun kommt das Äußere dran. Nach Auftrag und Durchtrockung des Vorlacks wird ein Acryllack mit Farbe und Glanz nach Wahl (bei uns seidenmattes Dunkelblau) aufgetragen. Nach dem Durchtrocknen geht es an die Montage. Das Reflexrohr wird auf 9 cm Länge gekürzt und in die Öffnung eingepresst. Auch die Polklemmen werden bereits jetzt eingesetzt. Dann wird die Weiche je nach Vorlieben lose, auf einem Brettchen oder auf Platine (Bauteilelieferant Intertechnik hält das passende Sortiment bereit) aufgebaut und mit Kabel versehen. Die Weiche findet einen Platz hinter dem Tieftöner. Nach deren Einbau und Anschluss an die Polklemmen kommt aber erstmal die Filzfront dran. Die Filzfliese wird mit einem scharfen Teppichmesser auf die passende Breite geschnitten und aufgeklebt (selbstklebende Rückseite). Idealerweise wird mit einer Gummiwalze nachgerollt, um die Haftwirkung zu verbessern. Dann werden die Löcher für die Chassis an den Schallwandausschnitten entlang gemacht. Nun wird das Chassis eingelegt und sauber positioniert. Dann mit dem Messer drei bis vier Mal sorgfältig um das Chassis herumschneiden. Der Teppich lässt sich nun problemlos abziehen, und das Chassis ist eingesenkt. Jetzt wird das Gehäuse mit vier Matten Sonofil locker bedämpft. Zu guter Letzt werden die beiden Treiber angelötet und eingebaut. Volia!
Zubehör pro Box
1 x Bassreflexrohr HP-70 (gekürzt auf 9 cm)
1 x Polklemmen K30-AU
2 x Beutel Sonofil
1 m Kabel 2 x 2,5 mm
Lieferant: Intertechnik,Kerpen
1 x 40 x 40 cm Bodenplatte Filz blau
Lieferant: lokaler Baumarkt
Holzliste pro Box
19-mm-MDF
2 x 40,0 x 24,7 cm Front / Rückseite
2 x 40,0 x 30,0 cm Seitenwände
2 x 30,0 x 28,5 cm Deckel / Boden
1 x 25,8 x 24,7 cm Versteifung
Fazit
Ein pegelfester Monitor zum Sparpreis: Selten hatten wir so einen Cheap Trick. CT 239 erfüllt nicht nur den gesetzten Anspruch an Neutralität, sondern macht auch bei jeder Art von Musik richtig Spaß, produziert Schalldruck bis zum Abwinken und kostet so wenig, dass auch der vielfache Einsatz im Heimkino lohnt.Kategorie: Lautsprecherbausätze
Produkt: Mivoc K+T Cheap Trick 239
262-2257
hifisound Lautsprechervertrieb |
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenTechnische Daten | MPA WM8 |
Hersteller: | Mivoc Professional Audio |
Bezugsquelle: | Speaker Trade, Solingen |
Unverb. Stückpreis (in Euro) | 45 |
Chassisparameter K+T-Messung | |
Z (in Ohm): | 8 |
Z 1kHz (in Ohm): | 10.5 |
Z 10 kHz (in Ohm): | 15.6 |
Fs (in Hz): | 42.61 |
Re (in Ohm): | 6.76 |
Rms (in Kg/s): | 0.97 |
Qms: | 6.67 |
Qes: | 0.33 |
Qts: | 0.31 |
Cms (in mm/N): | 0.58 |
Mms (in g): | 24.16 |
BxL (in Tm): | 11.52 |
Vas (in l): | 37.78 |
Le (in mH): | 0.38 |
Sd (in cm²): | 216 |
Ausstattung | |
Korb / Frontplatte | Stahlblech (Korb) |
Membran | Papier |
Dustcap | Papier |
Sicke | Gewebe, getränkt |
Schwingspulenträger | k.A. |
Schwingspule (in mm) | 38 |
Xmax absolut (in mm) | 9 |
Magnetsystem | Ferrit |
Polkernbohrung (in mm) | 15 |
Sonstiges | |
Technische Daten | Cheap Trick239 |
Chassishersteller: | Mivoc, MPA |
Vertrieb: | Speaker Trade, Solingen |
Konstruktion | Christian Gather |
Chassisparameter K+T-Messung | |
Funktionsprinzip: | Zweiweg, bassreflex |
Bestückung: | 1 x MPA WM8 / 1 x Mivoc KFT 130 M |
Nennimpedanz in Ohm: | 8 |
Kennschalldruckpegel 2,83V/1m | 88 |
Abmessungen (B / H / T in cm): | 28.5/43.8/30 |
Kosten pro Box (zzgl. Gehäuse): | 145 |