Einzeltest: Lautsprechershop Inn

Optisch zurückhaltend, dafür technisch und klanglich eine absolute Wucht: Die „Inn“ vom Lautsprechershop ist eine Box nach meinem Geschmack!

Seien wir einmal ehrlich: Ein fertiger Lautsprecher im High-End-Segment – und dem rechne ich die Inn zu – würde mit deutlich mehr Bling-Bling auftreten, schon um den eigenen Anspruch auf ein vermutlich 5-stelliges Preisschild zu untermauern. Die Inn vom Lautsprechershop dagegen ist gelebtes Understatement. Die Einzelteile sind nicht billig, klar, aber im Wortsinne preis-wert. Und das Gehäuse strahlt gerade durch die schlichte Bauweise eine ganz eigene Eleganz aus.  

Technik

In der Inn wird im Bass mit dem C158- 8-085 ein Treiber von Accuton-Thiel eingesetzt, dessen extrem harter, aber empfindlicher Konus wie bei allen anderen Accuton-Chassis hinter Gitter muss, um vor Berührungen und damit Bruch zu schützen. Übrigens geht der Schutz in beide Richtungen: Die Aufhängung der Accuton-Treiber ist nicht progressiv, das heißt: Bei extremen Belastungen kann so eine Keramikmembran zumindest theoretisch durch eine anschlagende Schwingspule zerstört werden.

Ist mir aber noch nie passiert, auch niemandem, den ich kenne.  

Der C158-8-085 ist im Gegensatz zu den Cell- und 4D-Treibern konventionell aufgebaut, das heißt mit normalem Korb und Ferritmagnet. Das bedeutet auch, dass er recht „handelsübliche“ Parameter für geschlossene und Refl exgehäuse aufweist, wo er sich in gut 20 Litern am wohlsten fühlt. Außerdem ist er für ein Accuton-Chassis mit knapp 400 Euro noch im bezahlbaren Bereich. Die Verarbeitungsqualität ist selbstverständlich über alle Zweifel erhaben. Der bei Mundorf gebaute Audaphon AMT1i Air Motion Transformer hat ja schon in zahlreichen Projekten einen stets positiven Eindruck hinterlassen. Er ist elektrisch komplett unkritisch, enorm breitbandig und mit der seiner Gattung eigenen Dynamik versehen.   

Die massive Alufront mit dezent auflackiertem Audaphon-Logo sieht sehr schick aus, die Membran wird von feinem Stoff vor eindringendem Schmutz geschützt. Um die bauartbedingte Dipolcharakteristik kümmert sich ein fest angebrachtes rückseitiges Volumen, welches über seine perfekt angepasste Bedämpfung einen sauberen Abschluss nach hinten bietet, so dass sich der AMT1i wie eine handelsübliche Kalotte einbauen und beschalten lässt. Ab gut 2kHz bietet der Audaphon seinen vollen Pegel von kräftigen 95 dB (2,83 V/1 m) an und hält diesen problemlos bis zur Hörgrenze. Unter Winkeln fallen die Kurven sanft und harmonisch ab. Weil es keine Schwingspule gibt, fehlen der Impedanzanstieg genau so wie das Masse-Feder-Impedanzmaximum. Fs ist bei 1,2 kHz gerade zu erahnen. Klirr ist dem 1i AMT-typisch absolut fremd, auch bei 95 dB ist von K2 bis weit unter 1 kHz kaum etwas zu sehen, K3 verharrt weiterhin an der Messgrenze. Der Wasserfall zeigt wenige sehr kleine und damit harmlose Störungen.  

Gehäuse

Die Inn ist eine ganz klassische Standbox, die der Selbstbauer noch gut in Eigenleistung bauen kann. Als „Komplikationen“ gibt es nur die üblichen Einfräsungen der Treiber, hier natürlich besonders der AMT1i in seiner eckigen Version und die Extra-Schnitte für die Aussparungen in den drei Versteifungsbrettern. Ansonsten ist die Inn recht konventionell mit 6 Brettern aufgebaut – Das Reflexrohr mündet hinten und besteht aus zwei zusammengefügten HP70- Rohren mit 20 Zentimetern Gesamtlänge. Die Bedämpfung besteht aus zwei Komponenten: Wände bedeckt mit Bondum-Matten, das Volumen locker mit Sonofil befüllt.  

Frequenzweiche

Fast schon eine gute alte Tradition der Accuton-Boxen beim Lautsprechershop ist die Filterung erster Ordnung. So auch hier: Der Tieftöner wird mit einer einzigen Spule getrennt, dazu kommt nur noch ein Saugkreis zur Egalisierung der kräftigsten Resonanzspitze der Keramikmembran. Analog dazu bekommt der AMT1i nur einen Hochpasskondensator, und einen Saugkreis zur Linearisierung des Frequenzgangs. Ein Spannungsteiler sorgt für die nötige Pegelreduktion in Richtung Tiefmitteltöner. Resultat ist ein sauberer Übergang bei gut 3 Kilohertz und eine komplett phasenrichtige Addition der beiden Zweige.

   

Messwerte

Neben dem sehr breitbandig und linear verlaufenden Frequenzgang fällt vor allem das sehr lineare Verhalten unter Winkeln auf, das durch die hohe Trennung des AMT erreicht wird, der ja eigentlich auch deutlich tiefer angekoppelt werden könnte. So ergibt sich im Raum ein extrem gleichmäßiges Abstrahlverhalten und damit auch ein sehr guter Klang in stärker reflektierenden Räumen. Eine kleine Resonanz bei 800 Hertz fällt im Wasserfalldiagramm auf, das ansonsten astrein aussieht. In Sachen Klirr verhält sich die Inn auch bei 95 Dezibel absolut vorbildlich – der ja nur 15 Zentimeter durchmessende Tieftöner macht hier sogar einen exzellenten Job bis in den Tiefbass hinein. Wenn man den Impedanzbuckel auf der elektrischen Trennfrequenz mit dem optionalen Saugkreis egalisiert, dann erhält man einen schnurgeraden Impedanzverlauf von 100 Hertz bis 20 Kilohertz.  

Hörtest

Auf diesen Hörtest habe ich mich besonders gefreut, vor allem, weil ich die recht kompakte Standbox auch mal zu mir nach Hause nehmen konnte (Hashtag: sturmfreies Wochenende) Und tatsächlich ging auch in meinem Wohnzimmer mit spärlicher Teppichbelegung klanglich die Sonne auf: Ein tiefer, sauberer Bass, extrem diszipliniert Mitten und ein AMT, der sich nicht in den Vordergrund spielt, sondern sich maßgenau ins Gesamtbild integriert – dynamisch und subtil in einem. Meine Liebe gehört ja der klassischen Musik und so konnte ich dann auch mal eine Wagner- Oper in Konzertlautstärke aufl egen – die Inn reproduziert das große Orchester und die Akustik des Festspielhauses in Bayreuth auf eine sensationell lebensechte Art und Weise. Man sieht es ihr auf den ersten Blick nicht an, aber diese Box hat ganz große Klasse!  

Aufbauanleitung

Der Aufbau beginnt auf einer der Seitenwände. Nacheinander werden Deckel, Rückwand, Boden, und die Versteifungen aufgeleimt. Dann wird die zweite Seitenwand aufgesetzt. Anschließend setzt man die Schallwand auf. Dann werden die Fräsungen fur den Korbrand und die Chassisausschnitte angebracht und die Löcher für das Terminal und das Rohr gesetzt. Die Weiche kann an der Rückwand oder am Boden der Box untergebracht werden – wobei ein Biwiring- Terminal auch eine externe Weiche erlaubt. Das Bondum bedeckt die Gehäusewande. Die Polyesterwatte wird unter dem Deckel, hinter dem Tiefmitteltoner und unten im Gehäuse platziert. Danach können die Chassis angeschlossen und montiert werden.  

Weichenbestückung

L1: 2,2 mH Luftspule, 1,4mm
L2: 1,8mH Luftspule, 0,7mm
L3: 1,5 mH Luftspule, 0,7mm
C1: 0,22 + 1,0 µF MKP
C2: 4,7 µF MKP
C3: 3,9 µF MKP
R1: 10 Ohm MOX 10 Watt
R2: 10 Ohm MOX 10 Watt
R3: 6,8 Ohm MOX 10 Watt
R4: 2,7 Ohm MOX 10 Watt
Llin: 0,47 mH Luftspule, 0,7mm
Clin: 33 µF MKT
Rlin: 10 Ohm MOX 20 Watt   

Holzliste

Siehe Bauplan   

Zubehör pro Box

 Anschlussterminals
 Dämpfungsmaterial Sonofil und Bondum
 Schrauben
 Schaumstoffdichtstreifen für die Lautsprecher
 Kabel
 Reflexrohr BR70

Lieferant: Lautsprechershop, Karlsruhe 

Fazit

Hervorragend gemachter High-End- Laustprecher, der seine Fähigkeiten auch in normalen Wohnräumen voll ausspielen kann.