Kategorie: Lautsprecherbausätze

Einzeltest: IMG Stageline Menhir L


Im Großen und Ganzen

Lautsprecherbausätze IMG Stageline Menhir L im Test, Bild 1
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Träumen wir nicht alle davon, irgendwann unseren eigenen  „amtlichen“ Lautsprecher zu bauen? In diesem Falle hat´s  einer getan und einen großen Zweiwegemonitor mit  potenten Treibern aus der Beschallungsecke gebaut

Wenn schon, dann richtig. Das dachte sich Leser Stefan Woidt und realisierte mit seinem Kumpel Oliver Martin – ja, den hatten wir hier auch schon einige Male als Konstrukteur diverser Projekte – einen Lautsprecher, von dem man als Normalsterblicher träumt: eine großvolumige Zweiwegekombi mit 15"- Bass und Hornhochtöner. Ursprünglich mal als klassisch passiv getrennte Konstruktion gedacht, mutierte das Ganze dann irgendwann zu einer Aktivlösung mit DSP-Filterung. Alle Komponenten stammen von Monacor International, deren Lautsprecher-Frontmann Frank Kuhl kennt das Prokjekt ebenfalls und hält große Stücke auf den Lautsprecher.

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Er hatte seinerzeit die Monacor-Klassiker „Menhir“ und „Menhir S“ konzipiert, die konstruktiv in eine ähnliche Richtung gehen, nur passiv gefiltert und ein bisschen kleiner. Daher rührt die Typenbezeichnung für dieses Projekt, das heißt nämlich hochoffiziell „Menhir L“. 

Treiber


Als Bass kommt der IMG Stage Line SP- 38A/500BS zum Einsatz, was so ziemlich der dickste Fünfzehnzöller ist, den die Bremer im Programm haben. Und für uns ist er kein Unbekannter, den soliden Zehn-Kilo-Töner haben wir seinerzeit in unserer „Tron“ eingesetzt – mit wahrhaft markerschütternden Ergebnissen. Der Gute verfügt über einen bestens reflextauglichen Parametersatz, kann sechs Millimeter linearen Hub in jede Richtung und ist so parametriert, dass er in moderaten Volumina 40 Hertz schafft – das, was mit so einer Anordnung sinnvoll ist. Belastbarkeit? Weit mehr, als man im Wohnzimmer jemals brauchen wird. Als Ergänzung dazu gibt´s ebenfalls Klassiker aus dem IMG-Stage-Line-Programm in Gestalt des Constant-Directivity- Horns MRH-300 mit passendem 1,4"-Druckkammertreiber MRD-300. Wie der Bass mit einem voluminösen Ferritantrieb ausgestattet, generiert die Kombi über 105 Dezibel Schalldruck über einen breiten Frequenzbereich, eine Nutzung auch unterhalb der empfohlenen 1 Kilohertz scheint machbar. Auf dem Papier ist das genau die Kombi, mit der man so eine Box nach alter Väter Sitte baut. 

Gehäuse


Das Gehäuse ist eine große Bassreflexkiste mit gut 160 Liter Volumen. Es besteht zwar nur aus 15 Millimeter starkem Material, die Front ist aber aufgedoppelt und die freien Wandflächen sind mit Bodenfliesen zur Stabilisierung beklebt. Zusätzlich gibt´s zwei Ringversteifungen, das Aktivmodul ist in einer eigenen Behausung untergebracht. Erfreulicherweise ist das Ergebnis noch halbwegs handhabbar, wir hatten schon merklich kleinere Lautsprecher, die deutlich mehr Gewicht auf die Waage brachten. Was man in der Zeichnung nicht sieht: In den hinteren Ecken des Gehäuses sind Grifflöcher untergebracht, die den Transport zusätzlich erleichtern. Natürlich sind innen entsprechende Abschottungen eingebaut, damit´s da nicht hindurchpfeift. Der „Vorbau“ für das Horn stammt noch aus der Zeit, als eine passive Trennung angedacht war, und ist für das Aktivkonzept nicht zwingend erforderlich – man kann den Tiefenversatz bequem mit der Digitalweiche realisieren. 

Frequenzweiche


Die Ansteuerung des illustren Ensembles übernimmt ein IMG Stage Line AKB- 400DSP. Dabei hadelt es sich um einen zweikanaligen „Plate Amp“ mit digitaler Frequenzweiche und einer Ausgangsleistung von 400 Watt, die sich auf beide Kanäle verteilt. Verstärker und Netzteil arbeiten in moderner Schalttechnik, anders wäre das Gewicht von lediglich 1,1 Kilogramm nicht zu realisieren. Die Programmierung erfolgt per USB-Schnittstelle über eine einfach zu bedienende Windows-Software. Die möglichen Features der Weiche selbst sind vielfältig, hier wurde von den Möglichkeiten jedoch bewusst sparsam Gebrauch gemacht. Wenn Sie sich ernsthaft für den Nachbau dieses Lautsprechers interessieren, können wir Ihnen gerne die Datei mit der Filterparametrierung zukommen lassen. Das Modul wird über ein Line-Signal per XLR-Buchse angesteuert; per Adapter ist natürlich auch der Anschluss eines unsymmetrischen Vorverstärkers möglich. Für 300 Euro pro Stück scheint das eine ausgereifte Lösung zu sein, die in der Praxis gut funktioniert. 

Messungen


Das Aktivmodul erlaubt das Abspeichern von vier verschiedenen Setups. Wir hatten zwei zur Auswahl, haben die Messungen und den Hörtest mit der etwas lineareren Variante gemacht. Und die zeigt einen weitgehend ausgewogenen Verlauf mit Bass bis knapp 40 Hertz (-3 Dezibel) und leicht abgesenktem Hochtonpegel um fünf Kilohertz. Der Hochtöner schafft 20 Kilohertz. Darüber verließen sie ihn recht zügig – normal für einen 1,4"-Druckkammertreiber. Die Klirrmessungen bei gemäßigten Pegeln sehen hervorragend aus, es fällt lediglich ein steiler Anstieg jenseits von 15 Kilohertz auf. Zu höheren Pegeln nimmt das Phänomen noch zu – ich bin geneigt, das beim Aktivmodul zu verorten. Eine Bedeutung des Phänomens in der Praxis ist jedoch fraglich. Impedanz- und Wirkungsgradangaben gibt´s nicht, weil aktiv, der Wasserfall sieht anständig aus. 

Klang


Es ist halt immer eine Frage der Erwartungshaltung. Was man in Anbetracht der Bestückung hätte erwarten dürfen, ist ein robuster, etwas hemdsärmelig auftretender Spaßlautsprecher erster Kajüte. Die Menhir L ist erstaunlicherweise genau das nicht. Insbesondere die Hemdsärmeligkeit geht ihr komplett ab. Sie spielt vielmehr überaus diszipliniert und klingt wie eine ausgewachsene HiFi-Konstruktion. Keine Spur vom klassischen Charme der großen Pappmembran, keinerlei Artefakte in Sachen Trichterklang. Ganz erstaunlich. Das Ding geht so sauber und geradlinig, dass man niemals derartige konstruktive Gene vermuten würde. Ich beglückwünsche die Entwickler zum genau richtigen Maß an Zurückhaltung im Bass; das, was diese Box in einen noch irgendwie realistisch großen Raum pumpt, das ist dort auch „unterzubringen“. Bei uns jedenfalls dickt´s nicht auf und macht keinerlei Zicken. Sehr gut. Im Hochton herrscht beste Durchhörbarkeit, die Menhir L ist ein extrem transparenter Lautsprecher. Horn und 15-Zoll-Pappe machen sich erst dadurch bemerkbar, dass der Pegelsteller im Lauf der Zeit immer weiter in Regionen wandert, die über kurz oder lang eine lautstark an die Tür hämmernde Nachbarschaft nach sich ziehen. Macht nichts, Sie würden´s eh nicht hören. Stressfrei und dynamisch im echten Leben praktisch unlimitiert – das ist der Vorteil von so viel Membranfläche. Erstaunlich: Es gibt keinerlei hörbaren Bruch zwischen den beiden Zweigen. Das Ergebnis ist völlig homogen. Ob der erhöhte Klirr ganz oben irgendwie stört, müssen Sie vermutlich jemanden fragen, der halb so alt ist wie ich – meine Ohren stört auch da rein gar nichts. Sehr wohl vernehme ich bei Pegeln weit jenseits der Vernunftgrenze einiges, was auf nicht ganz fest sitzende Schrauben oder anderes mechanische Ungemach schließen lässt. Sicherlich alles ohne Probleme lösbar. Die Box ist übrigens uneingeschränkt klassiktauglich; sie begegnet Streichern mit der nötigen Sanftheit, verleiht Bläsern Glanz und kapituliert auch vor einer zarten Triangel nicht. Dass es in den Tutti zudem mächtig rummst, ist doch ohnehin klar. Sehr gut. Hier bleibt kein Auge trocken und kein Wunsch offen – so geht Lautsprecher. 

Aufbauanleitung


Beim Mustergehäuse wurden alle Wände mit  umlaufenden 45°-Gehrungen versehen. Den  Aufbau beginnt man zweckmasigerweise mit  der Rückwand, auf deren Innenseite zunächst  das Gehäuse für das Aktivmodul aus fünf  Brettern montiert wird. Anschließend wird der  Hornvorbau aus zwei Platten zusammengeleimt  und mit der aufgedoppelten Front verbunden.  Das Reflexrohr wurde von hinten in die Front  eingelassen, vergessen Sie die entsprechende  Frasung vor dem Zusammenbau nicht. Alle freien Innenflächen werden nun mit Bodenfliesen  unter Zuhilfenahme von Silikon beklebt. Nun  werden auf einer Seitenwand Boden, Deckel  und die beiden Ringversteifungen montiert  und das Gehäuse sukzessive geschlossen. Die  Dämmung erfolgt mit Noppenschaumstoff, es  werden alle Wandflächen damit belegt.   

Holzliste


Multiplex 15 Millimeter:

 2 x 110 x 42 cm, Front / Rückwand
 1 x 107 x 39 cm, Front innen
 2 x 110 x 43,5 cm, Seiten
 2 x 43,5 x 42 cm, Boden / Deckel
 2 x 39 x 39 cm, Ringversteifungen


Multiplex 12 Millimeter:

 2 x 34 x 6 cm, Seiten Verstärkergehause
 2 x 17,6 x 6 cm,  Boden / Deckel Verstärkergehause
 1 x 36,4 x 17,6 cm,  Rückwand Verstärkergehause


Multiplex 22 Millimeter:

 2 x 42 x 38 cm, Hornvorbau


MDF 16 Millimeter:

 2 x 350 x 250 mm, Front / Rückwand
 2 x 382 x 182 mm, Seitenwände
 2 x 250 x 182 mm, Boden / Deckel 


Zubehör pro Box


 ca. 3 Matten Noppenschaumstoff
 Dichtband
 Schrauben
 Kabel
 ca. 0,5 m2 Bodenfliesen nach Wahl 

Kategorie: Lautsprecherbausätze

Produkt: IMG Stageline Menhir L

Preis: um 1000 Euro

5/2016
Ausstattung & technische Daten 
Technische Daten
Chassishersteller : Monacor International 
Vertrieb: Nein 
Internet
Konstruktion: Stefan Woidt, Oliver Martin 
Funktionsprinzip: Zwei Wege Bassreflex 
Bestückung: IMG Stage Line SP-38A/500BS MRD-/MRH-300 
Nennimpedanz (in Ohm): Nein 
Kennschalldruckpegel 2,83 V/1m: Nein 
B x H x T (in cm) 420/1100/479 
Kosten pro Stück: ca. 1.000 Euro plus Gehäuse 
Chassis: IMG Stageline SP-38A/500BS 
Technische Daten
Hersteller: IMG Stageline 
Bezugsquelle Monacor International, Bremen 
Unverb. Stückpreis 355 Euro 
Chassisparameter K+T-Messung
Z (in Ohm):
Z 1kHz (in Ohm): 16 
Z 10kHz (in Ohm): 66 
Fs (in Hz) 43.7 
Re (in Ohm) 5,41 
Rms (in Kg/s) 4.75 
Qms 6.33 
Qes 0,47 
Qts 0,43 
Cms (in mm/N) 0.12 
Mms (in gr) 109 
BxL (in Tm) 18,7 
VAS (in Liter) 116 
LE (in mH) 1,73 
SD (in cm²) 830 
Ausstattung
Korb: Guss 
Membran: Papier 
Dustcap: Papier 
Sicke: Gewebe 
Schwingspulenträger: 100 mm 
Schwingspule (in mm): Kapton 
Xmax absolut: 12 mm 
Magnetsystem: Ferrit 
Polkernbohrung: ja 
Sonstiges: Nein 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 03.05.2016, 15:02 Uhr
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