Kategorie: Vollverstärker

Einzeltest: PS Audio Sprout 100


Klein ist fein

Vollverstärker PS Audio Sprout 100 im Test, Bild 1
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Das Vollformat wird zunehmend von Kompaktsystemen verdrängt, die technisch und klanglich ganz oben mit dabei sind. Eine Kategorie von Geräten wird jedoch selten verkleinert. Dabei kann das Ergebnis so gut sein.

Kompaktsysteme gibt es eine ganze Menge. Gerade Streamer konnten sich dank zunehmend miniaturisierbarer Technik schon lange von ihren 43-Zentimeter-Fesseln befreien. Von Halbformat über Mini-Computer bis hin zu winzigen WLAN-Dongles ist hier alles möglich. Auch bei D/A-Wandlern gibt es mittlerweile äußerst ernst zu nehmende Geräte, die in kleinen Verpackungen unterkommen. Vom leichten Smartphone-Wandler zum Mitnehmen hin zu DACs von der Größe eines einfachen USB-Sticks, Größe scheint als Kriterium zur Beurteilung der Qualität mittlerweile endlich ausgedient zu haben. Dennoch vermisst man eine Art von HiFi-Gerät in der Kompaktklasse.

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Während Quellen und DACs schrumpfen, scheinen Verstärker in der Zeit stehen geblieben zu sein. Halbformat ist hier oft das höchste der Gefühle, sodass man seinen Kompaktstreamer entweder erneut an einen großen Verstärker hängen muss oder einen Kopfhörer nutzt. Deren Signalaufbereiter werden ja allein schon mit Fokus auf Personal Audio immer kleiner. Ein Blick in moderne Wohnzimmer verrät jedoch, dass auch die Anlage heute mit möglichst wenig Raum auskommen soll. Diese Tatsache wurde bereits vor einigen Jahren von Paul McGowan, seines Zeichens Chef der Firma PS Audio, erkannt. Dabei wirkt es etwas kurios, dass sich gerade die Jungs und Mädels aus Colorado der Miniaturisierung widmen. Schließlich weist der Rest der Produktpalette oft die bekannten Kolosse auf. Mit dem Sprout zeigte man 2015 aber, dass man es auch versteht, mit weniger Platz auszukommen. Das Konzept scheint von Erfolg gekrönt zu sein, denn nun bringt PS Audio einen Nachfolger auf den Markt, der in die gleiche Kerbe schlägt. Beim Thema Holz sind wir dann auch schon bei den Gemeinsamkeiten zwischen Alt und Neu, denn ebenso wie sein Vorgänger besitzt auch der Nachfolger eine Oberseite, die mit einem recht dunklen Holzfurnier bezogen ist. Eigentlich ein Anachronismus, denn der kleine Verstärker soll ja den Weg in die Zukunft zeigen. Stattdessen wirkt er fast wie eine Reminiszenz an die Tage, in denen Unterhaltungselektronik aussehen musste wie ein Möbelstück. So sehr ich diese Zeiten auch für ihre optischen Fehlgriffe kritisiere, so muss auch ich als Holzverächter zugeben, dass dem Sprout 100 sein Kleid hervorragend steht. Die Kombination aus gebürstetem Aluminium und der hölzernen Oberfläche macht etwas her und gibt dem Verstärker ein wenig optische Wärme zurück, die bei einem vollständig metallenen Äußeren gefehlt hätte. So, wie er ist, wirkt er einfach sehr sympathisch. Dazu tragen auch die gerundeten Kanten bei, die es verhindern, den eigentlich ziemlich rechtwinklingen Sprout zu klotzig aussehen zu lassen. Ebenfalls rund sind die beiden Regler, die aus der schmalen Front des Gerätes herausragen. Hier hätten gerade Kanten jedoch gut getan. Die flachen Drehschalter des Vorgängers machten einen besseren optischen und haptischen Eindruck. Bei der Quellenwahl macht es zwar wenig Unterschied, denn auch der neue Regler rastet satt in der gewählten Position ein, selbst wenn die aus den Vollen gedrehten Knöpfe etwas glatt wirken. Der neue Lautstärkeregler dreht sich jedoch endlos, was in Gegensatz zum wunderbar mechanischen Feeling des Vorgängers steht. Ist der Ur-Sprout einem unbekannt, wird man keinen Grund zur Kritik haben. Da genau so ein Modell aber eben in genau diesem Moment neben mir auf dem Schreibtisch steht, muss der direkte Vergleich leider gemacht werden. Auch wenn es hier eins zu null für den Vorgänger stehen mag, ist der neue Sprout 100 klar in der Lage das Spiel zu drehen. Mit seinen neuen Fähigkeiten setzt er dann nämlich dazu an, meine geliebte Schrebtischabhöre vom Feld zu fegen. PS Audio spendierte dem 100er gleich mehrere neue Anschlüsse, die trotz gleichbleibenden Platzverhältnissen die Rückseite schmücken. Zum vorhandenen Phono-Eingang kommt nun ein weiteres paar Cinch-Buchsen für analoge Quellen ohne Entzerrung. Auch beim analogen Ausgang des Sprout wird die bekannte 3,5-mm-Klinke nun durch ein paar anständige RCA-Anschlüsse ersetzt. Auch auf digitaler Seite hat sich etwas getan. So wird der koaxiale S/PDIF-Anschluss durch einen optischen ersetzt. Manchem mag dies als Rückschritt erscheinen, doch das Gegenteil ist der Fall. In Zeiten in denen Fernseher nur noch bescheidenen Sound bieten, liegt der Anschluss an einen Verstärker nahe. Hier ist Toslink die erste Wahl und auch viele Mini-Streamer setzen auf eine optische Datenübertragung. Kluger Schachzug von PS Audio, um den neuen Sprout noch flexibler zu machen. Ebenfalls wohl dem zunehmenden Fokus auf audiovisuelle Unterhaltung geschuldet ist der neue Subwoofer- Ausgang des Verstärkers, um gegebenenfalls noch ein wenig mehr Kraft im Tieftonbereich zu generieren. Zum Musikhören ist ein zusätzliches Bassmodul jedenfalls kaum erforderlich. Viel wichtiger ist da schon der USB-B- Eingang für die Verbindung zu Computern und HiRes-Stramern oder die Bluetooth-Verbindung für den kabellosen Anschluss von Smartphones. Anstelle einer herausstehenden Antenne kommt der Spout mit einem schwarzen Kästchen an der Rückseite aus, in der der Empfangsdraht platzsparend unterkommt. Die zunehmende Vielfalt an Ein- und Ausgängen hat jedoch eine kleine Auswirkung auf die Lautsprecheranschlüsse des Verstärkers. Kamen beim alten Sprout noch sehr kleine Klemmen zum Einsatz, verfügt der Sprout 100 nun über Laborhohlstecker. Die verwendeten Kabel brauchen nun also zwingend Banana-Stecker. Damit ist man allerdings auch bei der alten Version schon besser gefahren, denn so niedlich die Klemmen auch aussahen, der Anschluss von Kabellitzen war mehr als fummelig. Nun heißt es Kabel rein, fertig. Auch bei dem, was man aus den Anschlüssen nun herausbekommt, hat sich einiges geändert. Wer sich ein wenig mit der Nomenklatur von Verstärkern auskennt, kann bereits ahnen, in welche Richtung es geht. Der neue Namenszusatz 100 steht nämlich nicht zufällig auf dem Karton. Hier handelt es sich um die Leistung des Sprout, obwohl dies nur die halbe Wahrheit ist. In unserem Messlabor übertraf der kleine Verstärker die vom Hersteller gemachte Angabe um einige Watt. Allerdings sehe ich ein, dass Sprout 106 ein deutlich weniger griffiger Namen wäre. Nutzt man Lautsprecher mit acht statt vier Ohm, halbiert sich diese Leistung entsprechend. Man hat dem Kleinen also mal eben knapp das Doppelte an Power verpasst. Eine gute Entscheidung, denn obwohl man den alten Sprout keineswegs als zu kraftlos beschreiben kann, sind knapp 100 Watt für einen solchen Verstärker natürlich optimal. Gleiches gilt für den Rauschabstand und den Klirr der Endstufe, die sich ebenfalls wirklich sehen lassen können. Kleines Manko der gesteigerten Leistung ist jedoch anscheinend erhöhte Arbeitstemperatur, denn der passiv gekühlte Verstärker besitzt an den hinteren Seiten des Gehäuses nun jeweils vier Lüftungsschlitze. In Anbetracht des Mehrwerts ist dies jedoch absolut verschmerzbar. Auch auf digitaler Seite hat sich beim Sprout 100 etwas getan. Mit seinen maximal 192 kHz war der Vorgänger zwar damals gut aufgestellt, doch in den letzten Jahren haben sich die Standardwerte noch mal etwas erhöht. PS Audio sah hier Handlungsbedarf und setzt die Spezii kationen des Sprout 100 nun ebenfalls höher an. 384 kHz bei 24 Bit sind jetzt per USB nutzbar. Dazu kommt die Möglichkeit, DSD bis 5,6 MHz zu wandeln. In Sachen HiRes lässt der Nachfolger also eigentlich keine Wünsche mehr offen und bietet so Kompatibilität mit praktisch jedem hochwertigen Streamer. Wie üblich müssen Windows-Nutzer zunächst den vorhandenen Treiber installieren, bevor diese Abtastregionen möglich sind, während Linux- und OSX-Quellgeräte schon mit dem Anschluss des Kabels die volle Bandbreite unterstützen. Ist das geschehen, kann es auch gleich losgehen, wobei sich der Sprout gar nicht lange bitten lässt. Sein Spiel ist so charmant wie sein Äußeres und zu jeder Zeit fühlt sich der Sound einfach munter und frei an. Druck wird da aufgebaut, wo er gebraucht wird. Gleichzeitig stimmen die Dynamik und die Auflösung durch die Bank weg. Egal ob bei CD-Qualität oder aufwendigen DXD-Aufnahmen, klaglos und frisch schiebt der kompakte PS Audio die Musik aus den angeschlossenen Lautsprechern, die aufgrund der gesteigerten Leistung ruhig ein wenig größer ausfallen können. Unsere Nadas trieb der Sprout jedenfalls absolut mühelos an und hatte dabei in Sachen Lautstärke noch Luft nach oben. Mit einem Griff zur neuen Fernbedienung holt man noch ein paar dB mehr heraus, wobei eine Skala am Gerät gerade beim Einschalten hilfreich gewesen wäre. Alles in allem bin ich aber gerne bereit, meinen Sprout gegen den Nachfolger einzutauschen. An den richtigen Stellen wurde nachgelegt, während der Preis des neuen Verstärkers sogar ein wenig gesunken ist. Wer sich ein modernes System schaffen möchte, bei dem Plattenspieler, Smartphone, Fernseher und HiRes-Streamer gleichermaßen Verwendung finden können, ist mit dem Sprout 100 absolut an der richtigen Adresse. 

Fazit

„PS Audio hat an allen Ecken angesetzt, um seinen Kompaktverstärker besser zu machen. Der Sprout 100 bietet tolle Leistungswerte, viele Anschlussmöglichkeiten und enorme HiRes-Kompatibilität. Verpackt in einem kleinen, aber äußerst anschaulichen Gerät, trifft PS Audio mit dem Sprout 100 den Nerv derer, die auch auf wenig Raum einfach gut Musik hören wollen.“

Kategorie: Vollverstärker

Produkt: PS Audio Sprout 100

Preis: um 720 Euro

3/2019
 
Ausstattung & technische Daten 
Preis: 720 Euro 
Vertrieb: hifi2die4, Leinzell 
Email: 07175 909032 
Internet: www.hifi2die4.de 
Abmessungen (B x H x T in mm) 155/45/205 
Leistung 4 Ohm (in Watt): etwa 106 Watt 
Leistung 8 Ohm (in Watt): k.A. 
Eingänge: 1 x USB-B 1 x Toslink optisch 
Ausgänge: 1 x Lautsprecher Stereo 2 x RCA Stereo (davon 1 x Phono) 
Unterstützte Abtastraten: PCM bis 384 kHz, 24 Bit und DSD bis DSD128, 5,6 MHz, 1 Bit 
checksum Erstaunlich, wie weit die Miniaturisierung von HiFi-Komponenten gekommen ist: Der Sprout 100 ist weit entfernt von einem niedlichen Spielzeugverstärker, er ist eine ernsthafte Komponente zum seriösen Musikhören. 
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Philipp Schneckenburger
Autor Philipp Schneckenburger
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Datum 11.03.2019, 15:01 Uhr
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