Kategorie: Vollverstärker

Einzeltest: Pass Labs INT-30A


Class A light

Vollverstärker Pass Labs INT-30A im Test, Bild 1
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Jahrelang, ach was, jahrzehntelang hat Nelson Pass sich schlicht geweigert, seine Verstärkertechnik in „integrierte“ Form zu gießen, und jetzt das: Nach zwei Jahren bringt er bereits den zweiten Vollverstärker

Mitspieler



Plattenspieler / Tonarme

Clearaudio Master Reference/ SME 309

Tonabnehmer:

MFSL C3.5

Phonovorstufen:

Pass XP-15

Lautsprecher:

Progresive Audio
Diablo K+T Prototyp

Zubehör:


Netzversorung von Silent Wire

NF-Kabel von Van den Hul

Phonokabel von Van den Hul

Lautsprecherkabel von Intertechnik

Rack von Creaktiv

Plattenwaschmaschine von Clearaudio

Gegenspieler

Vollverstärker: Krell S300i
Vorverstärker: MalValve preamp three line
Endverstärker: SymAsym

Und das nicht etwa als Nachfolger zum diesbezüglichen Erstling INT-150 (wir berichteten), nein: alternativ. Beide Modelle werden ab sofort ein einträchtiges Nebeneinander in der ausgedehnten Pass- Produktpalette pflegen.

Vollverstärker Pass Labs INT-30A im Test, Bild 2Vollverstärker Pass Labs INT-30A im Test, Bild 3Vollverstärker Pass Labs INT-30A im Test, Bild 4Vollverstärker Pass Labs INT-30A im Test, Bild 5Vollverstärker Pass Labs INT-30A im Test, Bild 6Vollverstärker Pass Labs INT-30A im Test, Bild 7Vollverstärker Pass Labs INT-30A im Test, Bild 8
Der Neue heißt INT-30A, kostet 7.500 Euro und Kenner der Materie werden schon ahnen woher der Wind weht: Beide Modelle brechen die beiden aktuellen Endverstärker-Produktlinien der Kalifornier aufs einteilige Format herunter. Der Nomenklatur-Profi schlüsselt messerscharf auf: Im INT-150 steckt eine X150.5 (die fehlt in unserer „Sammlung“), im INT-30A eine XA30.5 (wir berichteten). Hinzu gesellt sich ein guter Schuss aktueller Pass-Vorverstärker in Gestalt der Signalverarbeitung aus einem XP-10 (auch darüber berichteten wir), und schon ist die Geschichte erzählt. Stimmt schon. Im Prinzip. Gäbe es da nicht die interessante Frage zu klären, warum zum Teufel der derzeit wohl renommierteste Verstärkerkonstrukteur seine Kundschaft mit zwei praktisch gleich teuren, identisch aussehenden und mit praktisch gleicher Ausstattung gesegneten Vollverstärkern verwirrt. Die Antwort ist ebenso einfach wie eigentlich unbefriedigend: Jede Jeck is anders, um mal den Kölner Karneval zu zitieren. Und in Zeiten, in denen Kaufentscheidungen weniger leicht getroffen werden als in solchen, in denen die Brieftasche lockerer sitzt, ist ein Hersteller in der Pflicht, einem potenziellen Kunden genau das Produkt auf den Leib zu schneidern, das für einen Anwendungsfall das einzig richtige ist. Und der INT-30A ist ein Gerät, bei dem das in einer ganzen Menge von Situationen der Fall ist. Jawohl, er ist eine kompromissbehaftete Maschine. Nicht mit solchen Kompromissen, die im täglichen Umgang oder gar beim klanglichen Ergebnis stören, sondern mit solchen, die, sagen wir mal, die „Reinheit des Konzeptes“ betreffen. Da wäre zunächst einmal der Endstufentrakt. Das Gerät trägt das magische „A“ in der Typenbezeichnung, und daraus darf man folgern, dass die Endstufe in Class-A-Einstellung arbeitet. Tut sie auch, aber nur zum Teil. Bis etwa 30 Watt pro Kanal (daher die Typenbezeichnung), dann erfolgt der Übergang in den B-Betrieb. Das hat für Sie als Anwender den Vorteil, dass Sie die klanglichen Meriten des übernahmeverzerrungsfreien A-Betriebs in praktisch allen Lebenslagen, bei allen auch nur irgendwie sozial verträglichen Pegeln auch an „normalen“ Lautsprechern vollumfänglich genießen können, ohne die Heizung abschaffen zu dürfen. Der INT-30A setzt im Normalfall 125 Watt elektrischer Energie in Wärme um, und das heizt ein durchschnittliches Wohnzimmer nicht übermäßig auf. Unterschätzen Sie diesen Punkt nicht: Wer sich die richtig dicken Class-A-Boliden ins Zimmer wuchtet – und davon gibt’s bei Pass bekanntermaßen mehr als genug, der handelt sich diesbezüglich ein paar Probleme ein, die einem gerade im Sommer das Musikhören nachhaltig vermiesen können; ich kenne Leute, die sich reumütig von ihren Class-A-Boliden wieder getrennt haben, weil das Musikhören zum Saunabesuch mutierte. Üblicherweise resultiert aus solchen Schlüsselerlebnissen in vielen Fällen der Sturz ins andere Extrem: Schaltverstärker oder gleich ein neues Hobby. Das muss nicht sein, wenn man bei der Anschaffung Augenmaß walten lässt. Mit einer Ausgangsleistung von etwa 100 Watt an acht und 150 Watt an vier Ohm ist der INT-30A für alle Lebenslagen bestens gerüstet. Trotz seines nicht unerheblichen Ruhestroms (sprich: Class-A-Bereiches) braucht’s hier keine besonders empfindlichen Lautsprecher, dem Gerät ist es weitgehend egal, was Sie an die Terminals hängen. In Sachen Leistung hat der INT- 150 zwar fast das Doppelte zu bieten, aber dafür huldigt er dem Prinzip Ruhestrom auch nicht in gleichem Maße. Die äußerliche Ähnlichkeit der beiden Geräte setzt sich im Inneren fort: Auch wenn die Schaltungstopologie des Endstufentraktes eine deutlich andere ist, fällt das nicht sofort ins Auge. Beide Geräte werfen zwei hocheffiziente Spezial-Kühlprofile mit insgesamt 40 Leistungs-Mosfets in die Waagschale – zeigen Sie mir mal einen auch nur ansatzweise ähnlich potent bestückten Vollverstärker. Dass der INT-150 schweißen kann, habe ich seinerzeit (unabsichtlich) ausprobiert, dieses Lautsprecherkabelkurzschluss- Experiment habe ich beim INT-30A nicht wiederholt. Beim INT-150 sind die 20 Endtransistoren pro Seite als konventionelle Komplementärendstufe geschaltet, und das zweimal: Das Gerät ist von vorne bis hinten vollsymmetrisch. Resultat: Immer fünf der pro Stück mit 20 Ampere belastbaren Arbeitspferde arbeiten parallel.Beim INT-30A sieht die Konfiguration etwas anders aus, hier stecken ausgangsseitig zwei (ebenfalls in Brücke geschaltete) Aleph-Endstufen. Eben jene Verstärker, mit denen Nelson Pass so um 1990 das bis dahin nur bei Röhren übliche Single-Ended- Prinzip in die Halbleiterwelt trug, und das ohne hünenhafte Ausgangsübertrager, die die Röhrenjungs brauchten. Ein Aleph- „Zweig“ braucht hier fünf Transistoren als Verstärker, der auf weitere fünf Stück arbeitet, die als Stromquelle arbeiten. Ich erspare Ihnen die 20 Jahre Evolution der Schaltung, die zur aktuellen, relativ effizienten Variante geführt hat. Beiden Vollverstärkern gemein ist das Passtypische supersymmetrische Front End. Jene berühmte patentierte Eingangsstufe, der „Papa Pass“ mit ein paar höchst eleganten Kunstgriffen beigebracht hat, Rauschen und Verzerrungen in symmetrischen Signalen weitgehend zu eliminieren. Das Ganze funktioniert auch mit unsymmetrischen Eingangssignalen, besser aber bei XLR-Anschluss, weshalb diese Betriebsart bei allen Pass-Verstärkern eindeutig zu bevorzugen ist, da macht der INT-30A keine Ausnahme. Symmetrische Eingänge gibt’s zwei, Cincheingänge ebenfalls, Vorverstärkerausgänge sind ebenfalls symmetrisch wie unsymmetrisch vorhanden. Die Lautsprecherterminals sind meiner Meinung nach immer noch nicht der Weisheit letzter Schluss, tun aber ihren Job. Serienmäßig gibt’s eine solide Vollmetall-Fernbedienung und ein Display, das über die eingestellten Betriebsparameter informiert. Die Lautstärkeregelung erfolgt elektronisch (übrigens mit zwei neuen Chips), sonst stecken die bekannten, über jeden Zweifel erhabenen Zutaten im Gerät – inklusive eines eigens für den deutschen Markt gefertigten Netztrafos. Kleiner Tipp: Eigenimport von US-Geräten ist keine gute Idee, weil deren Trafo erstens nicht auf 230 Volt umrüstbar und zweitens ein 60-Hertz- Experte ist; die Wahrscheinlichkeit, dass das Gerät auch mit passendem Vorschalttrafo hier Brummprobleme verursachen würde, ist so klein nicht. Unser INT-30A hingegen ist grabesstill. Zumindest solange, bis ihn ein Signal zur Arbeit animiert, und da lässt er sich nicht lang bitten. Die Maschine brilliert praktisch aus dem Stand, respektive Karton, heraus mit perfekter Geschmeidigkeit. Keine Härten, keine Ecken und Kanten, einfach ein völlig homogenes und geschmeidiges Gesamterlebnis. Ich habe mich bemüht, eine zum Test des INT-150 vergleichbare Situation herzustellen und zumindest zu versuchen, beide Geräte gegenüberzustellen. Das kann natürlich nur bedingt funktionieren, aber ein paar Unterschiede glaube ich schon festgestellt zu haben: Der INT-150 schien mir der spektakulärere, lupenhaftere der beiden Amps zu sein, der INT-30A der entspanntere, dezentere. Der INT-30A bringt mir die gute alte „Graceland“ von Paul Simon trotzdem näher – die Chorstimmen lässt der Class-A-Amp mit so zartem Schmelz aus den Lautsprechern fließen, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Im Bass herrscht ein kleines bisschen vornehme Zurückhaltung, und das passt gut zum Gesamteindruck des Gerätes. Zwar tönt’s auf den Punkt und perfekt durchhörbar, aber in Sachen Schlagkraft kann der Krell S300i zum Beispiel mehr. Das ist übrigens praktisch unabhängig vom angeschlossenen Lautsprecher der Fall und sollte auch gar nicht anders sein, weil sonst die Gefahr bestünde, dass ein vorwitziger Bassimpuls am Ende einen Hauch, einen Atemzug, einen glockenklaren Ton einer Gesangsstimme überdecken würde – und das wäre äußerst schade drum, denn hier zeigt sich, dass manche Dinge einfach nur dann funktionieren, wenn man einen gehörigen Schluck vom Schmiermittel „Class A“ genommen hat. Und Nelson Pass hat die genau passende Dosis dafür hier wohl perfekt getroffen.

Fazit

Der Pass’sche Class-A-Vollverstärker ist kein Heizofen, kein Stromkostentreiber und man verbrennt sich auch nicht die Finger daran. Trotzdem klingt er so geschmeidig und homogen, wie es nur mit genügend Ruhestrom geht. Das nenne ich eine perfekt abgezirkelte Konzeption.

Kategorie: Vollverstärker

Produkt: Pass Labs INT-30A

Preis: um 7500 Euro

5/2010
 
Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Active Audio, Nürnberg 
Telefon 0911 880330 
Internet www.active-audio.de 
Garantie (in Jahre)
Unterm Strich... Der Pass’sche Class-A-Vollverstärker ist kein Heizofen, kein Stromkostentreiber und man verbrennt sich auch nicht die Finger daran. Trotzdem klingt er so geschmeidig und homogen, wie es nur mit genügend Ruhestrom geht. Das nenne ich eine perfekt abgezirkelte Konzeption. 
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Autor Holger Barske
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Datum 10.05.2010, 10:34 Uhr
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