Kategorie: Vollverstärker

Einzeltest: JE Audio IS250


Cleverer Koloss

Vollverstärker JE Audio IS250 im Test, Bild 1
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Wenn hochwertiges analoges HiFi auf moderne Wandlertechnik stößt, ist das immer einen Blick wert. Wenn das Ganze dann noch mit der nötigen Portion Leistung versehen ist, wird es richtig spannend.

In unserem Redaktionsalltag ist es  ja immer wieder schön, auch mal einen  Blick  über  den Tellerrand  zu  werfen.  In der Einsnull geht es ja nun mal um  digitales High End, weshalb es immer  wieder spannend ist zu sehen, was es so  auf der rein analogen Seite gibt. Testgeräte gehen bei uns ständig ein und aus  ,und als Redakteur für ein bestimmtes  Heft  hat  man  nicht  immer  Zeit,  sich  auch interessante Geräte der Kollegen  anzuschauen.  So  sehr  ich  auch  gerne  mit einigen der rein analogen Komponenten herumprobiere und auch  mal einen neidischen Blick auf andere  Systeme  werfe,  um  eines  beneide  ich  unsere analogen Kollegen nicht: tonnenschwere Geräte hin- und hertragen.

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Der Vorteil von digitalen Systemen ist  oft auch der, dass sie recht leicht sind.  DACs und Server  haben  im  Normalfall  nicht  viel  Masse,  und  Streaming-Bridges mit WLAN, die auf externe  Antennen  verzichten  wollen,  sind  aufgrund  ihrer  Kunststoffgehäuse  eh  federleicht. Manchmal verbinden Hersteller aber klassisches analoges HiFi  mit modernster digitaler Technik, und  dann  wird  es  auch  für  EINSNULL-  Leser interessant. So zum Beispiel  beim JE Audio IS250, einem Hybrid-Vollverstärker,  der  auf  Kundenwunsch  auch mit einem optionalen DAC ausgerüstet werden kann. Plötzlich beinhaltet  dann  auch  mein  Arbeitstag  größere Anstrengungen bezüglich des  Gerätetransports,  denn  mit  33  Kilo- gramm ist der IS250 nicht gerade ein  Leichtgewicht. Um  solch  ein  Gewicht  zu  erreichen,  muss  man  das  ganze  Metall  natürlich  auch  in  ein  entsprechend  großes  Gehäuse verpacken. Mit knapp 47  Zentimetern  in  Breite  und  Tiefe  ist  der Verstärker nichts für den Schreibtisch.  Stattdessen  sollte  er  in  einem  stabilen Rack im Wohnzimmer Platz finden. Als richtiger Hingucker dient  der  IS250  allerdings  nicht,  denn  die  Frontplatte mit ihren großen, freien  Flächen wirkt leider ein wenig plump.  Die wenigen Bedienelemente, die sich  am  Gerät  befinden,  erfüllen  zwar  alle  nötigen Funktionen, doch aufgrund  ihrer vergleichsweise geringen Größe  gehen die Tasten auf ihrem enormen,  schimmernden  Untergrund  ein  wenig  unter. Größter  Hingucker  ist  noch  der  Drehregler, mit dem die Lautstärke  des  Vollverstärkers  eingestellt  werden  kann. Ebenfalls aus solidem Metall gefräst, bietet dieser eine schöne Haptik,  könnte aber noch einen Ticken mehr  Widerstand vertragen. Von der Couch  aus lässt sich der IS250 am besten mit  der beiliegenden Fernbedienung steuern,  die  auf  Knopfdruck  ebenfalls  das  Magnetpotenziometer an der Front in  Bewegung versetzt. Im Inneren ist der IS250 in zwei verschiedene Komponenten aufgeteilt.  Die Lautstärkeregelung übernimmt ein  Class-A-Röhrenvorverstärker, während die eigentliche Leistung des Vollverstärkers von einer Transitorenendstufe stammt. In der Vorstufe kommen  pro  Kanal  gleich  zwei  verschiedene  Vakuum-Röhren zum Einsatz: je eine  12AU7, in Europa als ECC82 bezeichnet. Und je eine 6922, hierzulande als  E88CC  bekannt.  Dementsprechend  dauert es nach dem Drücken des Power-Knopfes  auch  eine Weile,  bis  die  vier Röhren vom Gerät automatisch  aufgewärmt  wurden.  Erlöschen  dann  nach  knapp  40  Sekunden  schließlich  alle Status-LEDs an der Front, ist der  IS250 bereit zum Spielen. Leider ist bei  eingeschaltetem  Gerät  ein  deutliches  Brummen zu vernehmen, das zwar bei  eingeschalteter Musik übertönt wird,  doch  erst  wieder  verschwindet,  wenn  der IS250 in den Standby-Betrieb versetzt wird. Seine  zu  verarbeitenden  Signale  kann  der  wuchtige Verstärker  von  verschiedenen  Quellen  beziehen,  denen  jeweils  einer  der  Knöpfe  mit  passender  LED auf der Frontpartie zugeordnet  ist. Analoge Quellgeräte können über  gleich  zwei  symmetrische  XLR-Anschlüsse verbunden, oder mithilfe eines  Cinch-Kabels an den passenden RCA- Buchsen angeschlossen werden. Unser  Testgerät wurde im Zeichen des digitalen HiFi mit dem optionalen DAC- Modul ausgestattet, das beim Kauf des  IS250  noch  einmal  mit  etwa  1.000  Euro zu Buche schlägt. Daten können  hier entweder über einen koaxialen S/ PDIF-Eingang  verarbeitet  werden oder über einen USB-B-Anschluss.  Sollte  man  den  extra  eingesetzten  D/A-Wandler tatsächlich doch einmal  umgehen  wollen,  kann  ein  externer  DAC über einen weiteren S/PDIF-Anschluss seine Daten erhalten. Nötig  sollte  das  aber  eigentlich  nicht  sein, denn mit dem im IS250 zum Einsatz kommenden DAC erhält man bereits ein sehr hochwertiges, vielseitiges  Modul. Wie  üblich  unterscheiden  sich  die  möglichen  verwertbaren  Samplingraten des Wandlers, je nachdem, welchen  Anschluss man wählt. Mit maximal  192 kHz Abtastrate bei 24 Bit Worttiefe reizt der DAC die Möglichkeiten  des  S/PDIF-Anschlusses  voll  aus.  Verbindet man aber einen Computer  oder Streamer über den USB-Eingang  mit dem IS250, können sogar PCM-Dateien mit bis zu 384 kHz bei 32 Bit  Worttiefe in analoge Signale gewandelt werden. Auch das Verarbeiten von  DSD-Dateien ist möglich, und zwar  sowohl einfach als DSD64 oder auch  doppelt als DSD128. So langsam wird  es  also  Zeit,  dass  auch  die  Musikindustrie  sich  dem Thema  DSD  etwas  mehr widmet, denn an hochwertigen  Geräten,  die  das  Format  nutzen  können, mangelt es im Jahre 2015 wahrlich nicht mehr. Als  Vollverstärker  muss  der  IS250  natürlich  auch  Leistung  entwickeln,  wofür im Gegensatz zur Vorstufe keine Röhren, sondern Transistoren zum  Einsatz  kommen.  Doch  auch  für  die  Endstufe  hat  sich  JE  Audio  etwas  Besonderes überlegt: Die eigentliche  Verstärkung  erfolgt  im  SI250  zweigeteilt. Während Verstärker  normalerweise Spannung und Stromstärke  gleichzeitig  in  drei  Phasen  verstärken,  wird hier in der ersten Phase lediglich  die  Spannung erhöht.  Erst  in  der  Ausgangsstufe  des  Verstärkers  wird  auch die Stromstärke angepasst. Durch  diese Teilung will JE Audio in beiden  Bereichen das jeweils optimale Ergebnis erreichen, bevor schließlich das fertige verstärkte Signal ausgegeben wird.  Durch dieses Design kann der Verstärker außerdem mit oder ohne Rückkopplung ein stabiles, sauberes Signal  entwickeln. Doch abseits dieser Neuerungen im  Bereich der Signalverstärkung bedient  sich der S250 bewährter  Tugenden  im  Geräteaufbau.  Für  bestmögliche  Kanaltrennung befinden  sich  die  beiden Endstufenmodule jeweils an den  Außenwänden des Verstärkers, jeweils  versehen mit großen Kühlrippen. Doch  auch  die Vorstufe  ist  bereits  vollkommen symmetrisch aufgebaut und kann über  den  vorhandenen  Pre-out  oder  Line-Out,  auch  mit  einem  anderen  Verstärker oder zusätzlichen Endstufen  genutzt werden. Nötig ist das aber keineswegs,  denn  auch  im  Labor  schlägt  sich der IS250 wirklich gut. Ein wunderbar gerader Frequenzgang  zeigt die gute Bandbreite des Verstärkers,  der  selbst  weit im für Menschen  unhörbaren  Bereich  noch  immer  gut  arbeitet.  Auch  leistungstechnisch  ist  der IS250 ein guter Partner für jede  Art von Lautsprechern. Bei acht Ohm lieferte  der Vollverstärker  bereits  satte  150 Watt. Bei einem Wiederstand von  vier Ohm wurde der Klirrgrenzwert  von 0,7 Prozent sogar erst bei 230 Watt  erreicht. Die namensgebenden 250  Watt konnten jedoch leider erst nach  dem  Überschreiten  des  Grenzwertes  erreicht  werden.  Dennoch  spielt  der  IS250  äußerst  klirrarm  und  liefert  bei  Halblast  lediglich  0,064  Prozent Verzerrung. Erst kurz vor der absoluten  Leistungsgrenze steigt der messbare  Klirrwert recht steil an, während er zuvor durchgehend auf niedrigem Niveau  war. Bei  laufender  Musik  spiegeln  sich  die  im Labor gemachten Erwartungen  wider, denn der IS250 spielt wunderbar fließend  und  gleichmäßig.  Die  Röhrenvorstufe bringt deutlich wahr-nehmbare Ruhe in das gewandelte  Signal und verleiht der Kombination aus  DAC  und Verstärker  ein  herrlich  unaufgeregtes Spiel. Bereits bei Alben  in CD-Qualität fällt die hervorragende  räumliche  Darstellung  auf,  die  der  IS250 der Musik verleiht. Alle Komponenten des Orchesters des offziellen  „God-of-War“-Soundtrackslassen sich  präzise  lokalisieren,  wodurch  ein  sehr  dreidimensionaler Eindruck entsteht.  Auch  an  Dynamik  mangelt  es  nicht,  und die brachialen Übergänge zwischen leiseren Chorpassagen und dem  donnernden  Grollen  von  Pauken  und  Schlagwerk lassen den Hörer mehrfach  zusammenzucken. Mit dem Abspielen von höher aufgelöstem Tonmaterial  steigert  sich  auch  noch einmal die bereits gute Detailauflösung des 32-Bit-Wandlers. Während  es zwar bei einigen Remaster-Versionen  auf der The-Clash-Anthologie-„Sound  System“ ein wenig an Druck mangelt,  wird ansonsten kein Frequenzbereich  besonders hervorgetan. Bei Joe Pass‘  neuem Album  „Interconctinental“ ergänzen sich die guten, trockenen Bässe  toll mit den vollkommen verzerrungsfreien Höhen. Egal bei welcher Lautstärke, der IS250 ist nicht aus der Ruhe  zu  bringen.  Viel  Bewegung  braucht  der Drehregler an der Front allerdings  nicht,  bis  sich  der  Raum vollkommen  mit Musik füllt, denn die Kraftentfaltung des Verstärkers lässt viele Reserven übrig, um auch wirklich schwierige  Boxen ordentlich anzutreiben. Bei Regalboxen muss man fast ein wenig aufpassen,  es  mit  dem  Schalldruck  nicht  zu übertreiben. Doch auch bei geringer  Lautstärke  spielt  der  Verstärker  noch  sehr  detailliert.  Egal  welche  Musik letztendlich aus den Boxen kommt, die  räumliche  Darstellung  des  IS250  ist  herausragend. JE Audio scheint mit seiner neuen Art  von Transistorendstufen auf einem guten Weg zu sein, denn der IS250 ist ein  tolles Stück HiFi-Technik geworden.  Es  muss  also  nicht  alles  immer  nur  digital sein, denn auch Analoges hat  nach wie vor eine gewisse Anziehungskraft. Dennoch ist das optionale DAC-Modul eine Empfehlung wert, denn  hier  wird  dem  Verstärker  ein  echter  Mehrwert verpasst. Außerdem wird es  schwer sein, ein entsprechendes exter-nes  Äquivalent  für  den  gleichen  Preis  zu bekommen. Hier wird einfach eine  tolle  Verschmelzung  von  bewährten  und modernen Tugenden geboten, so  dass der IS250 einfach unheimlich viel  Spaß macht.  Vom Herumtragen ein- mal abgesehen.

Fazit

Ein leistungsstarker analoger Verstärker,  gepaart mit einem modernen DAC. JE  Audios IS250 verbindet gekonnt Tradition  und Moderne zu einem tollen Endprodukt,  das technisch und musikalisch überzeugt.

Kategorie: Vollverstärker

Produkt: JE Audio IS250

Preis: um 5500 Euro

2/2016

Ein leistungsstarker analoger Verstärker, gepaart mit einem modernen DAC

JE Audio IS250

Ausstattung & technische Daten 
Preis: um 5.500 Euro (mit optionalem DAC) 
Vertrieb: Transparent Acoustic, Bad Homburg 
Telefon: 06172 9082697 
Internet: www.transparent-acoustic.de 
Abmessungen (B x H x T in mm) 470/220/475 
Leistung 4 Ohm (in Watt): etwa 230 Watt an 4 Ohm 
Leistung 8 Ohm (in Watt): etwa 150 Watt an 8 Ohm 
Eingänge: 1 x USB-B, 2 x XLR Stereo, 
Ausgänge: 1 x Lautsprecher Stereo, 1 x S/PDIF koaxial 
Unterstützte Abtastraten: S/PDIF: bis 192 kHz, 24 Bit; USB: PCM Formate bis 384 kHz, 24 Bit, DSD bis DSD128, 5,6446 MHz, 1 Bit 
checksum Ein leistungsstarker analoger Verstärker, gepaart mit einem modernen DAC. JE Audios IS250 verbindet gekonnt Tradition und Moderne zu einem tollen Endprodukt, das technisch und musikalisch überzeugt. 
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Philipp Schneckenburger
Autor Philipp Schneckenburger
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Datum 23.02.2016, 14:54 Uhr
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