Kategorie: Vollverstärker

Einzeltest: Enleum AMP-23R


Kleinigkeiten der besonderen Art

Vollverstärker Enleum AMP-23R im Test, Bild 1
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Manchmal reichen dreiundzwanzig Zentimeter im Quadrat. Auch fürs kompromisslose Ansteuern eines Lautsprechers.

Historisches


Enleum ist ein neuer Name im HiFi-Kosmos, inhaltlich stecken dahinter jedoch alte Bekannte. Und das ist auch gut so, denn unter dem Label Bakoon hat’s in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe bemerkenswerter Verstärker gegeben. Einer davon war der Bakoon AMP-13R, über den wir hier auch schon ausführlich berichtet haben. Warum Bakoon – zumindest bei uns – jetzt Enleum heißt, ist eine nicht ganz unkomplizierte Geschichte, die mit diversen strategischen Entscheidungen in dem japanisch-koreanischen Firmenverbund zu tun hat, der sich für Fertigung und Produktion der Geräte verantwortlich zeichnet. Wichtig für unseren Teil des Universums ist: Bakoon heißt jetzt Enleum. Und letzteres ist ein Kunstwort aus „Enlightenment“ (Englisch für Erleuchtung) und „eum“, was im Koranischen soviel wie „Klang“ bedeutet. Ein erstes Ergebnis der Neuaufstellung ist der hier zur Debatte stehende (Enleum) AMP-23R, der die Nachfolge des (Bakoon) AMP-13R antritt. Der Neue kostet 7500 Euro und bewegt sich damit preislich auf gleichem Terrain wie der Vorgänger.

Vollverstärker Enleum AMP-23R im Test, Bild 2Vollverstärker Enleum AMP-23R im Test, Bild 3Vollverstärker Enleum AMP-23R im Test, Bild 4Vollverstärker Enleum AMP-23R im Test, Bild 5Vollverstärker Enleum AMP-23R im Test, Bild 6Vollverstärker Enleum AMP-23R im Test, Bild 7Vollverstärker Enleum AMP-23R im Test, Bild 8
Eigentlich war in Anbetracht der etwas schlichteren Gehäusekonstruktion angedacht, den Neuen preislich merklich unterhalb seines Vorgängers zu positionieren, das hat jedoch unter Berücksichtigung aller derzeit preissteigernden Probleme in der Welt offenbar nicht geklappt.  

Generelles


Der AMP-23R ist ein Halbleitervollverstärker der besonderen Art. Konstrukteur Soo In Chae ist Verfechter intelligenter Konzepte mit moderater Ausgangsleistung und an kaum einer Stelle wird das so deutlich wie bei diesem Gerät. Ursprünglich hat sich der umtriebige Mann in erster Linie mit Kopfhörerverstärkern beschäftigt, hat also reichlich Erfahrung mit Gerätschaften am unteren Ende der Leistungsskala. Mit 20 Watt pro Kanal ist der AMP-23R mit etwas geringer Ausgangsleistung spezifiziert als der Vorgänger. Einer der Gründe dafür dürfte wiederum beim Gehäuse zu suchen sein, das nicht über die aus dem Gehäuseboden herausragenden Kühltürme des Vorgängers verfügt. Die 20 Watt allerdings sind echt, stabil und bei nicht völlig fehlkonzipierten Lautsprechern mehr als ausreichend. Und selbstverständlich verfügt der AMP-23R auch über einen Kopfhöreranschluss -womit sich der Kreis schließt.  

Anschluss und Bedienung


Das Gerät verfügt über drei Eingänge, von denen aber nur zwei klassische „Spannungseingänge“ sind. Das dritte Buchsenpaar im unüblichen BNC-Format ist der hauseigenen „Enlink“-Schnittstelle gewidmet, über die Analogsignale via Strominformation übertragen werden. Das ist eine gute Idee und soll zum Beispiel Kabeleinflüsse weitgehend eliminieren (Krell hatte in der Vergangenheit mal etwas Ähnliches), erfordert aber eine Signalquelle mit entsprechenden Ausgängen und die gibt’s offenbar noch nicht. Bleiben also zwei Cinch-Eingänge. Lautsprecher dürfen beim AMP-23R standesgemäß über WBT NextGen-Klemmen andocken. Das höhere Gehäuse des neuen Modells erlaubte den Einsatz auch solcher Klemmenpreziosen, beim Bakoon war dafür schlicht kein Platz. Von vorne gibt sich der Verstärker ausgesprochen schlicht. Es gibt einen Drehregler auf der rechten Seite, einen einzigen Drucktaster, einen Infrarotempfänger für die Signale der beiliegenden Metallfernbedienung und die Kopfhörerbuchse. Der Taster ist sowohl fürs Ein- und Ausschalten wie auch für die Eingangswahl zuständig. Lange drücken bewirkt ersteres, kurzes Drücken schaltet die drei Anschlüsse durch, zwei kleine Leuchtdioden geben über den gewählten Eingang Auskunft. Rund um den hübsch profilierten Lautstärkesteller gibt’s einen Lochkranz. Ich hatte zunächst vermutet, dass dahinter Leuchtdioden zur Pegelanzeige sitzen, aber dem ist nicht so: Tatsächlich gibt nur eine kleine Markierung über den eingestellten Pegel Auskunft, die auf einer Scheibe unter den Bohrungen mitdreht.  

Äußerlichkeiten


Während der AMP-13R noch über ein aus Vollmaterial gefrästes Gehäuse verfügte, werden beim Enleum Alubleche miteinander verschraubt. Das allerdings ziemlich kunstvoll, so dass man von den Schrauben nichts sieht – die verstecken sich alle auf der Geräteunterseite. Lediglich die Seitenwände sind „richtige“ Kühlprofile, die für den Abtransport der Abwärme der Endtransistoren zuständig sind. Das Gehäuse steht normalerweise auf vier unspektakulären Gummifüßchen, zusätzlich stecken jedoch reichlich audiophile zylindrische Unterstellfüße mit im Karton, die der geneigte Anwender montieren darf.

Vollverstärker Enleum AMP-23R im Test, Bild 8
Die drei Zylinderfüße muss man nicht montieren, sie sehen aber zumindest gut aus
Ich habe sie montiert, weil’s besser aussieht und Sie sehen mir nach, dass ich mir den Klangvergleich zwischen beiden Aufstellungsvarianten gespart habe. Die Anschraubpunkte der Zylinder sind übrigens so gewählt, dass alle drei gleichmäßig belastet werden -so soll das sein.  

Innere Werte


Der Aufbau des AMP-23R verfügt über zahlreiche Parallelen zu dem des Vorgängers und fußt ebenfalls auf der in Japan entwickelten „Satri“-Verstärkertopologie, zu der wenig in Erfahrung zu bringen ist. Das stromgegengekoppelte Konzept gilt als sehr breitbandig und erlaubt die Verstärkungseinstellung über einen einzigen Widerstand. Davon macht der Hersteller hier Gebrauch und ersetzt besagten Widerstand durch eine per Relais geschaltete Widerstandsanordnung, die die Funktion des Lautstärkestellers übernimmt. Der Vorteil an der Sache: Der Störabstand des Verstärkers ist vom eingestellten Pegel unabhängig und immer konstant. Die Steuersignale für den Relais-Pegelsteller erzeugt übrigens ein klassisches Motorpoti, dass andernorts das Lautstärkethema direkt erledigen würde. Die Satri- Module – die aktuelle Generation hört auf den Namen „Ensence“ – verstecken sich unter Kühlkörpern auf der Hauptplatine. Fürs Grobe ist pro Kanal ein Pärchen Lateral- Mosfets vom britischen Hersteller Exicon zuständig, die der Konstrukteur für die besten Leistungstransistoren hält, die man derzeit kaufen kann. Besonderen Aufwand trieb man bei der Arbeitspunkteinstellung der Endstufe. Sie läuft prinzipiell im AB-Betrieb, jedoch sorgt eine aufwändige Lösung mit Mikrocontroller, A/D- und D/A-Wandlern dafür, dass der Ruhestrom immer exakt auf gewünschtem Niveau gehalten wird. Aktuell heißt die Anordnung „JET2“. Die komplette Verstärkerlösung ist natürlich mit diskreten Halbleitern aufgebaut und verzichtet auf jede Form von Über-alles- Gegenkopplung, aber das ist heutzutage ja schon fast Standard. Was nicht heißt, das hier nicht eine Menge „Vielbeiner“ zum Einsatz kommen, aber eben nur in peripherer Funktion. Die Stromversorgung des Gerätes braucht ob der moderaten Leistungen keinen riesigen Trafo, zum Einsatz kommt ein hochwertiges Ringkernmodell vom Spezialisten Avel Lindberg. Riesige Elkobänke gibt’s eher nicht – die würden hier auch nicht reinpassen – lediglich einen Siebelko unmittelbar an jedem Endtransistor.  

Klang


Klar, regelmäßige Schaltverstärkerbenutzer sind noch viel Kleineres und Leichteres gewohnt, ich jedoch muss immer noch schmunzeln, wenn ich ein so niedliches Vier-Kilo-Gerät wie den Enleum in die Anlage stöpsele. Man sollte sich jedoch von der zierlichen Physis des Gerätes nicht täuschen lassen, der Kleine hat’s nämlich faustdick hinter den WBT-Klemmen. Zunächst erst einmal ist das Ding ungeheuer antrittsschnell. Töne zerplatzen vollkommen schwerelos im Raum, besonders dann, wenn sie von Laurindo Almeida meisterlich angerissen werden. Akustische Gitarre liegt schon mal ganz klar in der Lieblingsschublade des kleinen Vollverstärkers. Und da ist auch Körper, Tiefgang, Glaubwürdigkeit. Vielleicht fehlt ein bisschen die letzte Inbrunst, das letzte Getöse, mit dem echte Boliden punkten können, den AMP- 23R jedoch kratzt das nicht, er ist schon ein paar Takte weiter und erfreut mit flirrender Leichtigkeit. Wenn ich noch irgendwelche Argumente dafür gebraucht hätte, Mittelhochtonales auch weiterhin mit Hörnern, Alnico-Druckkammertreibern und Phenolharzmembranen zu konsumieren – der AMP-23R liefert sie. In praktisch genau so hohem Maße wie eine gute Eintaktröhre. Der Hochton hat genau das richtige Maß von Süße, wirkt aber nie überzeichnet. Die Mitten klingen detailliert, sonor und extrem präsent im Raum. Genau so stelle ich mir das vor. Im Bass schön federnd und feingliedrig, ein Bass zum Hören, weniger einer, der in den Bauch tritt. Große Klasse!

Fazit

Der perfekte Verstärker für ein feingliedriges, aufgeräumtes und flirrend leichtes Klangbild. Seine stabilen 20 Watt kommen mit erfreulich vielen Lautsprechern bestens klar.

Kategorie: Vollverstärker

Produkt: Enleum AMP-23R

Preis: um 7500 Euro

9/2022

Der perfekte Verstärker für ein feingliedriges, aufgeräumtes und flirrend leichtes Klangbild.

Enleum AMP-23R

Ausstattung & technische Daten 
Preis: 7500 Euro 
Vertrieb: AudioNEXT, Essen 
Telefon: 0201 79939404 
Internet: www.audiodomain.de 
Garantie: 2 Jahre 
Abmessungen: 230 x 82,5 x 230 mm 
Gewicht (in kg): 4 kg 
Unterm Strich … » Der perfekte Verstärker für ein feingliedriges, aufgeräumtes und flirrend leichtes Klangbild. Seine stabilen 20 Watt kommen mit erfreulich vielen Lautsprechern bestens klar. 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 21.09.2022, 13:14 Uhr
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