Kategorie: Vollverstärker

Einzeltest: BAT VK-80i


Moderne Zeiten

Vollverstärker BAT VK-80i im Test, Bild 1
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Nach längerer Abwesenheit vom deutschen Markt dürfen wir „Balanced Audio Technology“ aus den USA wieder in unseren Gefilden begrüßen. Machen wir und nehmen gleich mal den aktuellen Röhrenvollverstärker VK-80i unter die Lupe.

Historisches


Balanced Audio Technology (BAT) wurde 1994 gegründet. Verantwortlich zeichneten sich zwei Herren. Ein Mann namens Steve Bednarski und der russischstämmige Konstrukteur Victor Khomenko, beide mit reichlich Praxiserfahrung in der Elektronikindustrie gesegnet, wenn auch in anderen Bereichen als Audio. Dank eines dem Vernehmen nach sehr gelungenen ersten Messeauftritts 1995 etablierte sich das Unternehmen recht zügig in der HiFi-Gemeinde und fertigt seitdem sowohl Röhren- wie auch Transistorgeräte. Die Firma war lange Jahre auch bei uns gut am Markt vertreten, bevor es ein wenig still um die Amerikaner wurde. Jetzt sind sie wieder da und es ergab sich die Gelegenheit, den ziemlich neuen Röhrenvollverstärker VK-80i unter die Lupe zu nehmen.

Vollverstärker BAT VK-80i im Test, Bild 2Vollverstärker BAT VK-80i im Test, Bild 3Vollverstärker BAT VK-80i im Test, Bild 4Vollverstärker BAT VK-80i im Test, Bild 5Vollverstärker BAT VK-80i im Test, Bild 6Vollverstärker BAT VK-80i im Test, Bild 7Vollverstärker BAT VK-80i im Test, Bild 8
Jener ist übrigens das erste Gerät dieser Art in der Firmenhistorie. Er trägt die Initialen seines Konstrukteurs und seine maximale Ausgangsleistung mit in der Typenbezeichnung. Jener Victor Khomenko war übrigens einer der Ersten, die seinerzeit die berühmte russische Doppeltriode 6H30 in den Westen holte und ihr zu ungebrochener Popularität verhalf – im VK-80i ist sie allerdings nicht vertreten.   

Die 6C33C-B


Bei der Endröhre verhält es sich ähnlich: Die legendäre Power-Doppeltriode 6C33C-B verrichtete ihr Dasein ursprünglich als Regelröhre im Funksystem des russischen Kampfjets MIG-25. Die extrem robuste Röhre kommt mit niedrigen Betriebsspannungen und hohen Strömen bestens zurecht. Deshalb kann man sie mit Ausgangsübertragern mit niedrigem Übersetzungsverhältnis einsetzen, was Vorteile für die Linearität und das Verzerrungsverhalten hat. Andere Hersteller verwenden sie gar komplett ohne Ausgangsübertrager. In Sachen mögliche Leistung stößt die Röhre dabei in Regionen vor, die sonst praktisch ausschließlich Pentoden vorbehalten sind, die 6C33C-B nimmt als waschechte Triode hier eine echte Ausnahmestellung ein. Beim VK-80i mobilisieren zwei dieser außergewöhnlichen Röhren fast 80 Watt pro Kanal. Die Fertigung der 6C33C-B in Uljanowsk endete übrigens bereits um 1992. Bis zum heutigen Tag jedoch gibt es nennenswerte Vorräte dieser Röhre, so dass man sich einstweilen keine Nachschubsorgen machen muss.  

Konzept und Bedienung


Der 12500 Euro teure VK-80i ist ein technisch und optisch sehr moderner Röhrenverstärker. Auffällig ist, dass es keinerlei Abdeckung für die acht oben aus dem Aluminiumchassis ragenden Röhren gibt, was in Anbetracht der hier produzierten Wärmemengen etwas erstaunt: Das Gerät verbraucht im Leerlauf fast 500 Watt Strom, im Betrieb können‘s auch noch ein paar mehr werden. Sie vermuten reichlich Ruhestrom und weitgehenden Class-A-Betrieb? Völlig zurecht. Hinten auf dem Chassis finden sich die zwei Ausgangsübertrager in Ringkerntechnik, ganz hinten ein weit geschwungener Bügel, der bestens als Handgriff beim Transport des Gerätes taugt.

Vollverstärker BAT VK-80i im Test, Bild 7
Vier Eingänge, drei Übertragerabgriffe: das Anschlussfeld des VK-80i
An den VK-80i lassen sich vier Quellgeräte anschließen. Drei davon via solide mit dem Gehäuse verschraubter Cinchbuchsen, eines per symmetrischer XLR-Verbinder. Bei den Lautsprecheranschlüssen gibt‘s pro Kanal vier Schraubterminals. Hier lassen sich Lautsprecher mit Nennimpedanzen zwischen vier und acht Ohm in drei Konfigurationen andocken. Der Hersteller rät ausdrücklich zum Ausprobieren aller Varianten, und das ist völlig richtig so: Der Klang lässt sich damit tendenziell von einem kernig-kräftigen bis hin zu offen-luftigem Charakter einstellen. Das Gerät verfügt über keinen harten Netzschalter. Beim Verbinden mit dem Netz passiert eine etwas ungewöhnliche Prozedur: Die Steuerung fährt das Gerät zunächst ganz kurz hoch und checkt die Ruheströme der Endröhren. Danach geht das Gerät in den Standby-Modus. Daraus lässt es sich per Taster an der Front oder per Fernbedienung erwecken. Nach einer Minute ist die Maschine betriebsbereit, aber noch nicht auf der Höhe ihrer Fähigkeiten. Das dauert in etwa eine halbe Stunde. Per Infrarot- Fernbedienung lässt sich zudem das blaue LED-Display für den gewählten Eingang und den Pegel in Sachen Helligkeit justieren oder ganz abschalten.  

Technik


BAT hat schon in der Vergangenheit Verstärker in „Circlotron“-Technik gebaut und ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch beim VK-80i der Fall ist. Diese Anordnung ist eine sehr elegante Möglichkeit, eine vollsymmetrische Topologie mit lediglich zwei Endröhren zu realisieren, erfordert aber Aufwand bei der Stromversorgung und in der Ansteuerung. Für letzteres sind beim VK-80i vier Doppeltrioden vom Typ 6SN7 zuständig, respektive ihr russisches Pendant 6H8C. Mit solchen Dingen wie der Arbeitspunkteinstellung der Endröhren hat der Anwender nichts zu tun, das erledigt das Gerät vollautomatisch. Benutzerfreundlichkeit war ohnehin ein wichtiger Aspekt bei der Konzeption des Gerätes und das hat ausgezeichnet funktioniert: Einschalten und Musik hören – um mehr muss man sich im täglichen Umgang mit dem VK-80i nicht kümmern. Das Gerät verfügt über eine clevere Schutzschaltung, auf diesem Wege konnte Khomenko sich sogar die sonst obligatorischen Sicherungen in den Betriebsspannungsleitungen sparen. Das Gerät überwacht seine Betriebstemperatur sowie den in jeder Endröhre fließenden Strom. Läuft ein Parameter aus dem Ruder, wird die Betriebsspannungszufuhr mittels leistungsfähiger MosFets unterbrochen. Einen Fall, den ich weder beim Messen noch beim Hören herbeizuführen in der Lage war.  

Interna


Ein Blick ins Geräteinnere bringt einen leistungsfähigen Ringkerntrafo zum Vorschein, der dem Gerät die erheblichen geforderten Energiemengen bereitstellt. Für die Versorgung der Peripherie sind zwei kleine vergossene Schaltnetzteile zuständig. Die recht komplexe Elektronik ist auf mehreren Platinen aufgebaut. Obwohl reichlich Halbleiter vorhanden sind, ist der VK-80i ein echtes Röhrengerät, im Signalweg liegen ausschließlich Trioden. Die beiden Vorröhren pro Kanal sind als Differenzverstärker verschaltet; im Falle unsymmetrischer Ansteuerung übernimmt einer davon die Symmetrierung des Eingangssignals, danach geht‘s vollsymmetrisch weiter.  

Klang


Der VK-80i lässt überhaupt keine Zweifel daran, dass es sich bei ihm um einen Verstärker mit Saft und Kraft handelt. An den „Dreiwegerichen“ bei mir zuhause erwies er sich als ausgesprochen durchzugsstark und kernig. Letztlich landete ich bei Verwendung der höchstmöglichen Lautsprecherabschlussimpedanz. So betrieben, stellte sich dann dieses Leuchten eines jeden Tons ein, dass für den reinen Triodenbetrieb so charakteristisch ist. In Sachen Durchzug musste sich der bewährte Thivan Labs 811 Anniversary dem Gegentakter klar geschlagen geben, ansonsten waren sich beide Gerät klanglich gar nicht unähnlich. Bei aller Kontrolle klingt der VK-80i elegant und natürlich. Sehr überzeugend stellte das Liedermacherurgestein Hannes Wader unter Beweis, der sich mit Hilfe des Ami-Vollverstärkers extrem gut aufgelegt durch seine „7 Lieder“ arbeitete. Mit energischen Saitenanrissen geriet das Album zu einer extrem gut aufgelegten Angelegenheit, und „Langeweile“ versprühte das genau Gegenteil dessen, was der Titel verspricht. Sehr gute Differenzierung, ausgezeichnete Sprachverständlichkeit. Ähnliches viel bei der „Music On Vinyl“- Wiederveröffentlichung von Nina Simones 1970er Live-Album „Black Gold“ auf. In Sachen Aufnahmetechnik sicherlich nicht am Limit des Machbaren erstaunt es doch, wie viel Atmosphäre und Intensität sich aus „Black Is The Color Of My True Love‘s Hair“ herausholen lässt, wenn der BAT am Ruder ist. Mit sehr ruhigem Hintergrund und viel Stabilität gerät die Performance zum echten Erlebnis. Mit insbesondere in der Tiefe sehr opulenter Raumdarstellung überzeugt auch die Bühnenabbildung vollends. Wenn noch Zweifel ob des dynamischen Liefervermögens des Gerätes bestanden hätten: Die schwedischen Rocker von Automatism hätten jene gründlich beseitigt. Ihr hervorragendes selbstbetiteltes 2020er Album hat via VK-80i Druck und Energie, dickt überhaupt nicht auf und stellt Timing und Rhythmus in der Vordergrund. Toller Verstärker. 

Fazit

Farbe, Kraft, Rhythmus und Übersicht – der VK-80i ist ein moderner Röhrenvollverstärker, der mit vielen Lautsprechern harmonieren sollte und auch abseits klassischer Röhrentugenden zu begeistern weiß.

Kategorie: Vollverstärker

Produkt: BAT VK-80i

Preis: um 12500 Euro

1/2023

Farbe, Kraft, Rhythmus und Übersicht – der VK-80i ist ein moderner Röhrenvollverstärker.

BAT VK-80i

Ausstattung & technische Daten 
Preis: ca. 12.500 Euro 
Vertrieb: HiFi-Studio Falkensee, Falkensee 
Telefon: 03322 2131655 
Internet: www.berlin-hifi.de 
Garantie: 2 Jahre 
Abmessungen: 440 x 210 x 440 mm 
Gewicht (in kg): ca. 21 kg 
Unterm Strich … Farbe, Kraft, Rhythmus und Übersicht – der VK-80i ist ein moderner Röhrenvollverstärker, der mit vielen Lautsprechern harmonieren sollte und auch abseits klassischer Röhrentugenden zu begeistern weiß. 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 28.01.2023, 09:55 Uhr
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