So geheim ist er ja nicht, der Tipp, denn ich Ihnen mit diesen Zeilen geben möchte. Dafür gibt es den Audia Flight Three schon zu lange. Aber wenn Sie einen Vollverstärker suchen, der noch bezahlbar ist, komfortabel und umfangreich ausgestattet und dennoch in Sachen Klang ganz nach oben greift: Hier ist er
Mitspieler
Plattenspieler:
Clearaudio Innovation
Transrotor Dark Star Reference
Acoustic Signature Challenger
Tonabnehmer:
Rega Exact
Phase Tech P-3G
Benz ACE L
Goldring Eroica LX
Lautsprecher:
Xavian XN270
B&W 800 Diamond
Zubehör:
Netzleiste: PS-Audio
Phonokabel Furutech, Nordost, Horn Audiophiles
NF-Kabel: Van den Hul
Lautsprecherkabel: Silent Wire
Racks und Basen: SSC, Empire, Tabula Rasat
Gegenspieler
Phonoverstärker:
Octave Phonomodul
Restek MRIA+
Trigon Advance
Verstärker:
Accustic-Arts-Kombination
Audiomat Aria
WLM Sonata
Audia – von der Firma hatten wir vor gar nicht allzu langer Zeit eine wunderbare Phonovorstufe im Test. Dem Gerät hatte ich zu seiner Zeit quasi teutonische Ingenieursleistungen attestiert, die einen charmanten und herausragende Klang ermöglichten – das wiederum der Legende nach ganz dem Herkunftsland Italien entsprechend.
Bei Audia ist in den letzten beiden Jahren das Portfolio einmal komplett renoviert worden – eine der nächsten Stufen des Modernisierungsprogramms ist der Vollverstärker Flight Three geworden, der sich nun bei uns eingefunden hat. Flach und geduckt, in dezentem Schwarz steht er da – mit einem blauen Display, das im Klartext über den Betriebszustand informiert. Die Farbwahl fürs Gehäuse ist bei Audia einfach: Es gibt das matte Schwarz unseres Testgeräts oder eine silberne Frontplatte – der Rest des Gehäuses ist immer in Anthrazit gehalten. Mit einem Preis von 2.600 Euro inklusive Phonoteil setzt man bei Audia die Marke für die Klasse, in der der FL Three antritt: Hier beginnt der Einstieg in die höheren Weihen des Hörens – bei den meisten Konkurrenten allerdings mit einer deutlich sparsameren Ausstattung. Was man bei Audia für sein Geld erwarten kann, macht der FL Three schon optisch deutlich: Hier ist alles extrem sauber verarbeitet, kein einziger noch so kleiner Mangel trübt die makellose Erscheinung des Geräts, bei dem wie gesagt nur das blaue Display aus dem edlen Understatement heraussticht. Die Haptik stimmt ebenfalls: Gehäuse wie Innenleben zeigen neben der hervorragenden Verarbeitung auch Materialstärken, bei denen eher geklotzt als gekleckert wurde: Alleine die Frontplatte misst 15 Millimeter – der Ingenieur wie der Schlosser hätten am Audia Flight gleichermaßen ihre Freude. Ebenfalls aus Aluminium gefräst sind die Füße, die Bedienknöpfe und nicht zuletzt die schwergewichtige Fernbedienung. Bei aller Freude über die Wertigkeit und Anfassqualität des Gebers stellt sich mir die Frage, warum man nicht noch das Design-i-Tüpfelchen in Form einer passenden Fernbedienung für beide Frontplattenfarben gesetzt hat. Dafür gibt es für ein auf Klang getrimmtes Gerät bestechend hohen Bedienkomfort. Die Eingänge lassen sich frei benennen, einer davon kann sogar als Direct-in zur Einbindung des FL Three in eine Surroundanlage konfiguriert werden. Da uns der Sinn aber weniger nach Surround als nach Platte steht, haben wir die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen, den Audia mit einer hochwertigen Phonoplatine auszustatten, die allen nur erdenklichen Systemen Anschluss bietet. Einer der Hochpegeleingänge ist symmetrisch ausgeführt – in dieser Preisklasse auch wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Ausgangsseitig gibt es neben den stabilen Lautsprecherklemmen je einen geregelten und einen ungeregelten Lineout – damit können beispielsweise ein Subwoofer und ein Recorder mit Signalen versorgt werden. Für den Bi-Amping-Betrieb stehen im Sortiment Audias ein paar nette Endstufen mit ordentlich Leistung zur Verfügung. In dieser Angelegenheit hat man sich beim FL Three auf absolut vernünftige Eckdaten festgelegt: Saubere 75 Watt an 8 Ohm und 125 Watt an 4 Ohm stehen zur Verfügung – Werte, die wir bei unseren Messungen genauso nachvollziehen konnten wie die Daten für Fremdspannungsabstand, Klirr und Übersprechen. So etwas gefällt mir immer – seriöse Angaben erwecken Vertrauen. Selbiges gilt für den inneren Aufbau des FL Three: Hier wurde mitnichten an irgendeiner Stelle der Rotstift angesetzt – die Schaltung ist genauso sauber aufgebaut wie die der Phono FL, die ja im Verhältnis doch einer ganz anderen Preiskategorie zuzuordnen ist. Besonderen Wert hat man auch hier auf eine saubere und durchstrukturierte Stromversorgung gelegt. Das beginnt damit, dass die logische Steuerung und der Audioteil das Amps über zwei getrennte Trafos versorgt werden. Diese Trennung geht übrigens so weit, dass Optokoppler die Signale der Controller-Platine an den Verstärkerteil weitergeben – konsequenter kann man eine elektrische Trennung nicht realisieren. Nicht weniger als acht getrennte Netzteile mit ordentlich Siebkapazität versorgen die Audioschaltungen. Die Platine mit dem charakteristischen innen liegenden Kühlkörper für die Leistungstransistoren ist sauber aufgebaut und mit durchwegs hochwertigen Bauteilen bestückt. Eine kleine Sache, an die man sich im täglichen Betrieb gewöhnen muss, ist die leicht abweichende Bedienung an der Frontplatte oder via Fernbedienung: Während man am Gerät selbst direkt zum nächsten Kanal weiterschalten kann, muss am Geber erst die Betriebsart „Input“ gewählt und dann mit „+“ oder „-“ gewechselt werden. Schön ist dagegen das automatisierte Herunterfahren der Lautstärke beim Abschalten inklusive eines Speichers, der beim Wiedereinschalten die letzte Betriebsart exakt reproduziert. Der FL Three hat optional einen speziell auf diesen Verstärker abgestimmten Phonozug bekommen, der die 350 Euro Aufpreis ganz locker wert ist – schon der aufwendige Aufbau und die universelle Anpassbarkeit lassen so manche deutlich teurere separate Phonostufe blass aussehen. (Okay, die brauchen ja auch noch ein Gehäuse und ein Netzteil). Mit diesem Phonoteil packt der Audia ordentlich zu: Schon mit dem Rega-System an unserem Acoustic Signature Challenger lässt die Vinylsektion ordentlich die Muskeln spielen: Was in Sachen Wucht und Spielfreude herüberkommt, sorgt für ordentlich Spaß und den Wunsch nach mehr – mehr Musik und noch mehr Tonabnehmern. Sicher ist schon an dieser Stelle, dass die Phonosektion des FL Three keine Verlegenheitslösung ist, sondern eine genauso schön gemachte Schaltung wie der ganze Rest des Verstärkers. Die nächste Evolutionsstufe unseres Hörtests war das Goldring Eroica LXH – ein für seinen Preis vorzügliches High-Output-MC-System. Die Wiedergabe verlor damit ihre etwas raue Wucht – die Phonostufe konnte jetzt ihre höheren Qualitäten deutlich besser in die Waagschale werfen: Die gerade durch ihre Schrägheit hochinteressant arrangierte Scheibe „Rain Dogs“ von Tom Waits offenbarte einen geradezu wundersamen Reichtum an Details – das Album kann man ohne Langeweile mehrmals hintereinander hören, einmal zum (Wieder-)Entdecken der genialen Stücke, einmal zum Hineinhören in die abstrusen Arrangements und dann noch ein paar Male fürs Entdecken der unzähligen Details. Der Audia nimmt sich dabei angenehm zurück, stellt seine enorme Breitbandigkeit und Boxenkontrolle ganz hinter die Musikwiedergabe. Die Gelegenheit, den „kleinen“ Audia mit der großen B&W Diamond 800 zu paaren, habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen – was soll ich sagen: Die seit Jahren als Verstärkerkiller verschriene Diva ließ sich von dem um den Faktor 10 billigeren Verstärker liebend gerne führen – da blieb auch deutlich leistungsstärkeren (und teureren) Verstärkerkombinationen nur sehr wenig Luft, die sie noch zwischen sich und den flachen Italiener bringen konnten – Respekt! Als eine sehr schöne Kombination stellte sich im Verlauf der Hörsession der FL Three und die Xavian XN270 heraus, die tschechische Box, die ja ebenfalls einen italienischen Vater hat. So muss sich die ideale kleine Edel-Anlage anhören: Tief und kontrolliert genug im Bass, um niemals den Wunsch nach einer größeren Box oder mehr Leistung aufkommen zu lassen. Darüber ein Grundtonbereich, der große Stimmen auch wirklich groß macht – ein Johnny Cash oder Frank Sinatra lassen über ihre Autorität niemals Zweifel aufkommen. Dies tut dem Holzkorpus einer Akustikgitarre ebenso gut wie dem fetten Sound von Blasinstrumenten … oder einem Klavier … oder einer E-Gitarre. Bei aller Erdigkeit und Lebendigkeit müssen die feineren Strukturen in höheren Frequenzbereichen nicht zurückstehen – selbstverständlich flirren bei Gitarren auch die Saiten, hört man bei Saxofonen präzise jedes Anblas- und Klappengeräusch. Dass dabei nicht ein Instrument das andere verdeckt, versteht sich von selbst: Der Audia verfügt über eine beeindruckende Fähigkeit zu differenzieren. Die abgebildete Bühne ist dabei gar nicht einmal überdimensional aufgeblasen, sondern verfügt über Abmessungen, die man intuitiv als natürlich akzeptiert. Durch seine Spielweise gelingt es dem Audia Flight, die Instrumente und Stimmen punktgenau in den Raum zu setzen, so dass das Arrangement vor dem inneren Auge des Hörers ganz klar zu sehen ist – und genauso gelingt auch das oben erwähnte konzentrierte Anhören einzelner Musiker im Gesamten. Ob es gar nichts auszusetzen gibt an dem Gerät? Doch, wie gesagt: Zu der schwarzen Front hätte ich gerne die farblich passende Fernbedienung ...
Fazit
Der Audia Flight Three hat es in sich: der durchdachte Aufbau und die hohe Qualität sorgen für Vertrauen, die komplette Ausstattung für hohen Bedienkomfort und Vielseitigkeit – dass er obendrauf auch herausragend klingt, ist nur konsequent.