Kategorie: Tonabnehmer

Einzeltest: van den Hul MC One Special


The Midnight Special

Tonabnehmer van den Hul MC One Special im Test, Bild 1
20078

Wie schön: Wieder einmal ein Tonabnehmer von Van den Hul im Test. Und noch dazu einer, mit dem ich sehr gerne und weit über normale Arbeitsstunden hinaus Musik gehört habe – der Idealfall im meinem Beruf

Es gibt in den Räumen der LP-Redaktion einen Running Gag: Wenn ein japanischer Ingenieur das Rentenalter erreicht hat, dann geht er noch einmal in die Lehre und macht sich danach selbstständig als Tonabnehmerbauer.

Nun, das muss nicht nur für die fernöstlichen Meister der kleinen Abtastnadeln gelten: Arlt van den Hul – man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen, ist im Jahr 2017 achtzig Jahre alt geworden. Und nach wie vor lässt er es sich nicht nehmen, die komplette Fertigung und sogar den Service von Tonabnehmern selbst in die Hand zu nehmen. Denn Routine lässt sich eben durch nichts ersetzen – und so ist es nach wie vor atemberaubend, mit welcher Schlagzahl der Altmeister Servicearbeiten durchführen kann.

Tonabnehmer van den Hul MC One Special im Test, Bild 2Tonabnehmer van den Hul MC One Special im Test, Bild 3Tonabnehmer van den Hul MC One Special im Test, Bild 4
Und immer noch stellt er eine beeindruckende Vielfalt eigener Konstruktionen in Handarbeit her. Dabei ist es aber auch entscheidend, die benötigten Komponenten immer im Zugriff zu haben. Und das ist vielleicht das Geheimnis van den Huls: Aus einem riesigen Fundus an verschiedenen Ausführungen von Einzelteilen kann er eine fast unendliche Anzahl an Varianten seiner Tonabnehmer bauen: Vom Träger, auf dem der Generator montiert wird über die Magneten, Spulen bis hin zum Nadelträger und Diamanten, um nur einige zu nennen, kann van den Hul so gut wie alles kombinieren und damit einen individuellen Tonabnehmer fertigen.

Aber kommen wir zu unserem aktuellen Testmodell MC One Special: Wie immer findet man die handschriftlich im Deckel der Holzschachtel vermerkten Empfehlungen für die Abschlussimpedanz und die Angabe der Ausgangsspannung. Hier finden wir sehr gesunde 0,75 Millivolt, was die meisten Phonovorstufen erfreuen dürfte. Mit einer angegebenen Compliance von 35 liegt das DDT in puncto Nadelnachgiebigkeit auf dem Level der meisten anderen van den Huls, so dass mit dem Gesamtgewicht von neun Gramm der Betrieb an leichten und mittelschweren Armen möglich ist. Mit einer Auflagekraft von knapp 1,5 Gramm liegt man richtig. Auf dem Bor-Nadelträger sitzt der Diamant mit dem scharfen vdH-I-Nadelschliff, der durch polierte Kanten heutzutage nicht mehr ganz so extrem ausfällt wie die zu ihrer Zeit auch gefürchtete Ursprungsversion. Aber: Ein scharfer Nadelschliff bedeutet keine Gefahr fürs Vinyl, so lange man auf eine saubere Justage und die korrekte Aufl agekraft achtet. Denn hier ist der Druck, den die Nadel auf die Rillenflanke ausübt sogar kleiner, weil die Seiten des Diamanten durch das tiefere Eintauchen eine deutlich größere Kontaktfläche zur Rille haben beispielsweise eine sphärische Nadel, die nur in zwei Punkten aufl iegt. Das MC One Special ist übrigens eine selektierte Version des MC 10, das im Messlabor eine besonders gute Kanalgleichheit und geringes Übersprechen bewiesen hat. Es gibt einen Ableger, das MC Two, das weitgehend baugleich ausfällt, aber als High Output MC konzipiert ist.

Allen gemein ist der Metall-Korpus, den Van den Hul bei seinen „kleineren“ Systemen bis hin zur Frog-Serie verwendet – erst bei den High-End-Systemen greift er zur offenen Bauweise, bei der man das Innenleben der Tonabnehmer bestaunen kann.

Sehr gut reagiert das System auf die Einstellung des Abschlusswiderstands: Die im Folgenden beschriebene Abstimmung erzielt man mit einem Impedanzwert von 100 Ohm (der sogar noch unterschritten werden darf), während eine Steigerung auf 200 Ohm oder gar 500 Ohm die ganz hohen Töne etwas prominenter erscheinen lässt, während der Grund- und Mitteltonbereich etwas schlanker wirkt.

Ein weiteres Feld für die Klangeinstellung ist der Vertical Tracking Angle (VTA), den man mit der Höhenverstellung des Tonarms an der Basis einstellen kann. Da das MC One mit seinem scharfen Nadellschliff hier aber ausgesprochen empfindlich reagiert, sollte man sich hier in Selbstdisziplin üben, sonst „kippt“ die Klangbalance ins Unangenehme und es wäre doch echt schade, wenn sich ein so exzellentes System unter Wert geschlagen geben müsste. Praktischerweise war das MC One Special Teil eines Gesamtpakets mit dem vorzüglichen Soulines Elgar DCX, das mir Stefan Becker vom BT-Vertrieb eine ganze Weile zur Verfügung gestellt hat – den Test des Laufwerks mit dem neuen Einpunkt-Tonarm von Edwards finden Sie in der letzten Ausgabe der LP.

Mit einer Ausrichtung des Arms parallel zur Platte spielt das MC One ausgesprochen neutral, präzise und wohl ausgewogen mit einer bemerkenswert guten Feinauflösung feinster Strukturen. Damit meine ich feindynamische Ereignisse, bei denen das van den Hul immer „gut am Gas hängt“ ebenso, wie die Wiedergabe weniger prominenter Bestandteile des Gesamtklangs – Instrumente im Hintergrund oder feine Hallinformationen, die die scharfe Nadel schön herausarbeitet. Das ist auch gut für die räumliche Darstellung, die präzise und stabil umgesetzt wird. Immer wieder beeindruckend ist die Übertragung der Raumaukustik des Aufnahmeraums in den Hörraum, inklusive der Staffelung von Instrumenten und Stimmen neben- und hintereinander. Neben dem souveränen Bassbereich bietet die Kombination einen neutralen und feindynamisch hervorragend auflösenden Mitteltonbereich. Mit großer Übersicht und dynamischer Ruhe und Kraft musiziert das MC One Special.

Eine Präferenz für einzelne Musikstile gibt es hier nicht, opulente Klassikaufnahmen geraten dem MC One so beeindruckend wie die intime Grundstimmung von Produktionen, bei denen eine einzelne Stimme im Mittelpunkt, wie die Spoken-Word- Aufnahmen von Kate Tempest, bei denen es mit dem van den Hul eine Gänsehaut- Garantie gibt.

Dabei hilft ihm seine tonal wie gesagt absolut neutrale Abstimmung, die im Tief- und Grundtonbereich die volle Kraft bietet, während die oberen Mitten und der Hochtonbereich präzise und strahlend agieren. Dynamikfähigkeit und Detailauflösung sind fast auf dem Niveau der ganz großen Van den Huls, so dass man hier ganz klar von einem Best Buy in der mittleren Preisklasse sprechen darf.

Fazit

Das van den Hul MC One Special ist im bezahlbaren Bereich der Systeme des Altmeisters das wohl ausgewogenste und kompletteste. Ganz klar ein System zum Genießen!

Kategorie: Tonabnehmer

Produkt: van den Hul MC One Special

Preis: um 1510 Euro

11/2020
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Ausstattung & technische Daten 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Vertrieb BT-Vertrieb, Erkrath 
Telefon 02104 175560 
Internet www.bt-vertrieb.de 
Gewicht (in g) ca 9g 
Ausgangsspannung 0,75 mV (1 kHz, 5cm/sek) 
Übertragungsbereich 5Hz – 55 kHz 
Kanalabweichung bei 1 kHz (in dB) < 0,3 dB 
Kanaltrennung > 35 dB (1 kHz) 
Nadelschliff VdH – I (2 x 85 Mikrometer Verrundungsradius) 
Nadelnachgiebigkeit (ca. um/mN) 35 
Empfohlene Auflagekraft 15 mN (13,5 - 15 mN) 
Abschlussimpedanz 100 Ohm (20 Ohm bis 47 kOhm) 
Einspielzeit (ca in Stunden) 50 
Unterm Strich... Das van den Hul MC One Special ist im bezahlbaren Bereich der Systeme des Altmeisters das wohl ausgewogenste und kompletteste. Ganz klar ein System zum Genießen! 
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