Kategorie: Tonabnehmer

Einzeltest: Transfiguration Phoenix S


S-Klasse

Tonabnehmer Transfiguration Phoenix S im Test, Bild 1
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Das Transfiguration Phoenix hat immer noch den Geheimtippstatus unter den wirklich großen Tonabnehmern. Ich weiß nicht, ob es an den geringen gefertigten Stückzahlen liegt oder der immer noch relativ kurzen Markengeschichte. An seiner Qualität liegt es jedenfalls nicht. Und seit unserem letzten Test hat man, verdeutlicht durch das unscheinbare „S“, noch mal in einigen Punkten eine Schippe draufgelegt

Transfiguration wurde 1992 von einem der unbeugsamen japanischen Analogfans als Trotzreaktion auf den kommerziellen Niedergang der Schallplatte gegründet: Seiji Yoshioka. Das heißt, auch diese nach japanischen Maßstäben gerade mal über den Status eines Startup-Unternehmens hinausgekommene Manufaktur darf dieses Jahr ihr erstes Vierteljahrhundert feiern. Manufaktur ist übrigens wörtlich zu nehmen: Wie bei so filigranen Arbeiten üblich, werden die edlen Abtaster ausschließlich von Hand gefertigt.

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Und – wie es sich gehört für einen wirklichen Tüftler – hat Yoshioka sich auch ein paar Sachen ausgedacht, die seine Tonabnehmer von den Systemen anderer Hersteller unterscheiden. Der spezielle Aufbau des Magnetsystems macht das meiste aus. In handelsüblichen MC-Tonabnehmern wird ein Magnet über dem Nadelträger angebracht, dessen Magnetfeld über ein Joch um die Spulen auf dem Nadelträger konzentriert wird. Beim Transfiguration verwendet man hingegen zwei ringförmige Magneten vor und hinter dem Spulenkreuz auf dem Nadelträger. Damit liegen die Spulen genau zwischen den beiden Neodymmagneten und somit in einem äußerst homogenen Magnetfeld. Außerdem erreicht der Hersteller so einen den Magneten und den auf einen quadratischen Träger gewickelten Silberdrahtspulen – das Magnetfeld wirkt so wesentlich stärker als bei Konstruktionen mit Joch. Und man kommt mit deutlich weniger Windungen und durch die spezielle Wickeltechnik mit nur zwei Spulen aus. Die Ausgangsspannung von 0,4 Millivolt ist auf diese Art und Weise für ein System mit einem Innenwiderstand von gerade einmal zwei(!) Ohm ziemlich beachtlich. Und wo wir gerade bei Symmetrie sind: Der Nadelträger wird in alle Richtungen gleichmäßig bedämpft – der Träger besteht aus einem gegenüber äußeren Einflüssen extrem unempfindlichen und langzeitstabilen Material. Der 0,3 Millimeter dünne Bor-Nadelträger trägt einen Diamanten im sogenannten PA-Schliff von Ogura Systems – ein Schliff im „Line-Contact“-Stil mit Verrundungsradien von dreimal 30 Mikrometern. Wie gehabt sitzt der Generator in einem formschönen Gehäuse aus massivem Aluminium, das für die Masse von 7,8 Gramm hauptsächlich verantwortlich zeichnet. Die Compliance liegt wie bei allen Transfiguration-Tonabnehmern in einem zivilen Bereich: 12 Millimeter/Newtonpassen für jeden mittelschweren bis schweren Tonarm. Das „alte“ Phoenix habe ich heute noch als extrem kraftvollen und dynamischen Tonabnehmer im Gedächtnis, mit einer Basswiedergabe, für die das Wort „fulminant“ noch zu dezent gewählt war. Dem will das Phoenix S in nichts nachstehen. Wie gehabt in vollem Saft stehend, zieht es den Hörer von der ersten Minute an in seinen Bann. Das ist ein Segen für etliche etwas blutarme und schlanke Produktionen, gerade aus den 80er-Jahren, die ich mein Eigen nenne: Nur als Beispiele seien das erste Album der Waterboys oder „Lonesome Jubilee“ von John Cougar Mellencamp genannt, denen das Phoenix S zu ungeahnter klanglicher Fülle verhilft. Es wäre aber natürlich fatal, ein so vorzügliches System auf eine Rolle als Retter zu dünner Aufnahmen zu reduzieren, wenn es auch ein angenehmer Nebeneffekt ist. Übrigens muss man sich keine Sorgen machen, dass nun „normal“ abgemischte Alben unnatürlich dröhnend oder aufgedickt wirken. Klar: Das Phoenix S ist im Bass und Grundton kein Kind von Traurigkeit, aber das geht nicht auf Kosten seiner anderen Qualitäten. Stimmen wirken voll und rund, besitzen auch Kehle und Atem, um insgesamt ungemein lebensnah abgebildet zu werden. Das gilt für die Tonalität ebenso wie für die plastische Abbildung eines Sängers inmitten seiner Begleitmusiker – Belafontes Carnegie-Hall-Konzert sei hier nur stellvertretend genannt. Im Hochtonbereich kann man die Kombination aller technischen Finessen und vor allem die weitgehende Reduktion aller „bremsenden“ Elemente am besten heraushören. Quasi als Gegengewicht zu den prachtvollen tiefen Tönen entwickelt das Transfiguration noch weit oberhalb des Brillanzbereichs eine faszinierend genaue und dabei sehr offene Spielweise. Loudness-Charakter also? Mitnichten: Auch im Mitteltonbereich ist das Phoenix kein Kind von Traurigkeit – fast könnte man meinen, jemand habe gegenüber einem Tonabnehmer alle Klangregler oder die Gesamtlautstärke nach rechts gedreht – frei nach dem Motto: „This one goes to eleven“. Spaß beiseite: Natürlich kann man mit dem Phoenix S auch die ruhigen Momente der Musik ganz ausgezeichnet genießen. Es handelt sich schließlich um ein komplett durchentwickeltes System von einem erfahrenen Entwickler. Aber eben ein Entwickler, der ganz offensichtlich auch den Spaß an der Musik großschreibt.

Fazit

Die Modellpflege zum Phoenix S hat sich definitiv gelohnt. Das Kraftpaket von einst besitzt nun auch die feinen Manieren eines wahren Gentleman und reiht sich damit endgültig in die Riege der ganz großen Tonabnehmer ein.

Kategorie: Tonabnehmer

Produkt: Transfiguration Phoenix S

Preis: um 2990 Euro

4/2018
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb IBEX Audio 
Telefon 02104 175560 
Internet www.bt-vertrieb.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Gewicht (in g) 7.8 
Nadelschliff Ogura PA 3 x 30 μm 
Compliance(inµm/mN) 12 Mikrometer/Millinewton 
Ausgangsspannung 0,4 mV (1 kHz, 3,65 cm/sek) 
Übertragungsbereich 10 Hz –40 kHz 
Kanalabweichung bei 1kHz < 0,5 dB 
Kanaltrennung bei 1 kHz: (200 Hz–01 kHz) >27 dB 
Empfohlende Auflagekraft 2 0mN 
Abschlussimpedanz (in Ohm) ab 15 Ohm 
Einspielzeit (ca in Stunden) 50 
Unterm Strich... Die Modellpflege zum Phoenix S hat sich definitiv gelohnt. Das Kraftpaket von einst besitzt nun auch die feinen Manieren eines wahren Gentleman und reiht sich damit endgültig in die Riege der ganz großen Tonabnehmer ein. 
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