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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Top Wing Suzako (Red Sparrow)
Der Wahnwitz-Tonabnehmer: Top Wing Red Sparrow
Zum Glück bin ich ja vorbereitet, weil ich das kleinere Modell „Blue Dragon“ bereits ausprobieren durfte und eine Idee davon habe, was ein solcher Tonabnehmer anrichten kann.
Dezent hübscher, aber nicht überkandidelter Karton mit Blisterfenster, durch das sich das Objekt der Begierde zunächst ein wenig schemenhaft zu erkennen gibt. Nach dem Öffnen einer seitlichen Lasche gleiten ein Kunststoffkästchen mit dickwandigem Acryldeckel und eine silberfarbene Karte mit der Aufschrift: „Suzaku – Red Sparrow, Export Model“ heraus. Das ist es also. Das irre Ding. Die Neudefinition des MM-Abtasters an sich. Bei uns unter dem Label „Top Wing“ bekannt und sperrige 14000 Euro teuer. Der offensichtlich durchdachte Nadelschutz sitzt gut, was Schweißausbrüche beim Lösen der Verschraubungen zwischen Tonabnehmer und Verpackung reduzieren hilft.
Zum Vorschein kommt ein durchaus diesseitig anmutender Abtaster, bei dem zuerst die achteckige Montageplatte aus Kohlefaser auffällt. Der eigentliche Tonabnehmer ist daran mit zwei Kreuzschlitz-Kunststoffschrauben befestigt.
Wir erinnern uns: Die Top Wing-Abtaster zählen zu den raren Versuchen, die Plattenabtastung mit Mitteln abseits der ausgetretenen Pfade zu verbessern. Der Vater der auf dem Moving Magnet-Prinzip basierenden Technologie ist der japanische Konstrukteur Hiromo Meguru, der ob seiner Arbeit an einem berühmten Abtaster des Hersteller Grace eindeutig zu den Konstrukteurs-Promis zählt. Bei den beiden Top Wing-Abtastern bewegt sich in der Tat auch ein Magnet, aber deutlich anders als bei den üblichen Vertretern der Zunft. Die Varaiante heißt „coreless straightflux“. Der springende Punkt ist „coreless“: Die Spulen, in denen die vom bewegten Magneten verursachten Feldänderungen Spannung induzieren, verfügen über keinen Kern. In Sachen Signalausbeute ist das klar kontraproduktiv, die Top Wings liegen in der Gegend von 0,2 Millivolt bei einer Schnelle von 5 cm/s. Was sie in den Bereich leiser MCs rückt. Wegen der Vermeidung kernbedingter Ummagnetisierungsverluste sollte der Schritt trotzdem eine gute Idee sein. Das Magnetsystem beim Red Sparrow ist zudem lediglich ein schlichter Ringmagnet am hinteren Ende des Nadelträgers, der am Gummidämpfer befestigt ist. Das ist die komplette Schwingeinheit, es gibt keine zusätzlichen Stabilisierungsmaßnahmen. Diese schlichte Anordnung hat einen Vorteil, der den Einstandspreis des Abtasters in einem etwas anderen Licht erscheinen lässt: Im Falle eines Falles – oder bei entsprechendem Verschleiß – ist die Schwingeinheit für derzeit 1900 Euro pauschal austauschbar. Immer noch kein Schnäppchen, aber ungefähr achtmal besser, als den Tonabnehmer der Entsorgung zu übergeben.
Bei den Spulen des Generatorsystems gibt es Bemerkenswertes zu vermelden: Mit ihrem geringen Innenwiederstand von gut zwölf Ohm dürften sie über relativ wenig Windungen verfügen. Das überrascht etwas, weil sie hier ja nicht, wie bei einem MC, zur bewegten Masse beitragen. Andererseits lässt die geringe Impedanz auf Übertragertauglichkeit hoffen.
In dieser Preisklasse sind Nadelträger aus besonders harten und steifen Materialien eigentlich Usus – nicht bei den Top Wings. Der Hersteller setzt auf ein klassisches Aluminiumröhrchen, an dessen Ende ein nicht allzu exotischer Line Contact-Diamant sitzt. Die klangliche Homogenität, die diese Kombination liefern kann ist allerdings legendär – somit mag das eine gute Idee sein.
Bis hierhin sind unterscheidet sich das Red Sparrow übrigens nicht vom Blue Dragon - alle Generatorelemente und die Schwingeinheit sind bei beiden identisch. Der einzige Unterschied besteht im Gehäuse. Der Hersteller wollte sein Topmodell merklich leichter gestalten als die recht üppigen gut zwölf Gramm des Blue Dragon, das gänzlich in einer besonders festen Aluminiumlegierung verpackt ist. Eine simple Reduktion des Materialeinsatzes kam nicht in Frage, weil sich dadurch Resonanzen im Audiobereich eingeschlichen hätten, so dass ein gänzlich anderer Ansatz her musste. Und so besteht das Gehäuse des Red Sparrow nunmehr aus einem rot eingefärbten High-Tech-Kunststoff, das mit einer dunklen Titanklammer verspannt wird. Elementarer Bestandteil ist die erwähnte Montageplatte aus besonders leichter und steifer Kohlefaser, die in bester Formel-1-Manier im Vakuum unter hohen Temperaturen gebacken wird. Resultat der Mühen: knapp neun Gramm. Auf dem Papier sollte sich das Red Sparrow also ein bisschen besser für schwere und besonders stabile Tonarme eignen, was sich in der Praxis auch als völlig korrekt erwiesen hat: Endlich mal wieder ein Abtaster, der sich auf der 12“-Variante von Einsteins „The Tonearm“ so richtig zuhause fühlt. In aller Regel betreibe ich Abtaster am oberen Ende des vom Hersteller empfohlenen Auflagekraftbereiches; beim Red Sparrow bin ich etwas darunter geblieben (19 Millinewton) bei 20 büßt es etwas von seiner Magie ein.
Und magisch Musik machen, das kann er, dieser Wahnwitz-Tonabnehmer. Betrieben habe ich ihn letztlich genau so wie das zum Vergleich herangezogene Ortofon Windfeld Ti – nämlich mit Röhre und Übertrager. Der entsprechende Eingang der großartigen VTL TP-2.5i harmonierte ausgezeichnet mit beiden Tonabnehmern, ebenso wie der MalValve preamp three phono – sowohl mit den internen also auch mit externem 1:20-Übertrager. Dabei stellt sich ein Abschlusswiderstand von etwas über 100 Ohm ein, was ich, zumal an dem Einstein-Arm, für optimal erachte. Was das Red Sparrow aus Chick Coreas 1972er Meisterwerk „Return To Forever“ macht ist schlicht atemberaubend. Bereits die hauchfeinen E-Piano-Tupfer zu Beginn des Titelstücks lassen aufhorchen, Airto Moreiras einmalig filigranes Schlagzeugspiel stahlt über alle Becken, die Flöte kontrastiert überaus überzeugend damit. Das ist alles toll, aber das macht‘s noch nicht. Sondern der Umstand, dass das Tun all der hier versammelten Könner zu einem Ganzen verschmilzt und Sinn ergibt. Dieses Klangbild ist so umarmend und charismatisch, dass man sich intuitiv in diese Platte hineinfallen lassen kann. Mindestens ebenso ergreifend, wenn auch auf eine klanglich wie musikalisch vollkommen andere Art, jagt Nick Cave Schauer den Rücken herunter. Verdammt,wie macht das Ding das? Woher weiß ein Tonabnehmer, wie Musik beim Zuhörer wirken soll? Ganz erstaunlich. Das funktioniert sogar mit Led Zeppelin. „Babe I‘m gonna Leave You“ von meiner gänzlich unaudiophilen Erstpressung ist in dieser Umgebung der ultimative Schmachtfetzen. Page werkelt gedankenverloren (meistens) rechts weit draußen, Plant brüllt, als wäre bald alles vorbei, Bonham ist die knochenharte Trommelmaschine, die er nunmal war – wenn er zwischen durch mal darf. Hitzig, dramatisch, umwerfend. Fragen Sie mich nicht nach tonalen Auffälligkeiten oder Raumabbildung. Das, was dieser Abtaster liefert ist einfach das Destillat der Musik auf der Platte – nicht mehr und nicht weniger.
Fazit
Inbrünstig, hitzig, dramatisch, immer in der ersten Reihe: Dieser Abtaster weiß einfach, was auf der Platte wichtig ist und serviert es einmalig direkt und konzentriert.Kategorie: Tonabnehmer
Produkt: Top Wing Suzako (Red Sparrow)
Preis: um 14000 Euro
Dieser Abtaster weiß einfach, was auf der Platte wichtig ist und serviert es einmalig direkt und konzentriert.
Top Wing Suzako (Red Sparrow)
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