Kategorie: Tonabnehmer

Einzeltest: Hana Umami Red


Spitzen-MC, kräftig gewürzt

Tonabnehmer Hana Umami Red im Test, Bild 1
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Wissen Sie eigentlich, wie der größte Tonabnehmerhersteller heißt, den keiner kennt? Excel Sound, er stammt aus Japan und hat mit Sicherheit den einen oder anderen Abtaster gefertigt, den Sie auch schon hatten.

Das Zauberwort lautet „OEM“. Die Abkürzung steht für „Original Equipment Manufacturer“. Darunter versteht man Hersteller, die Produkte herstellen, auf die andere Leute dann ihren Namen kleben. In den meisten Fällen übernimmt der OEM-Hersteller das mit den Aufkleberjob allerdings auch noch. So, wie zum Beispiel Clearaudio das mit den Plattenspielern von McIntosh oder Naim macht. Es ist nichts Ehrenrühriges daran, den Job jemandem zu überlassen, der darauf spezialisiert ist und das besser und effizienter kann als man selbst.  

Einer der größten Besserkönner auf dem Tonabnehmersektor ist besagte Firma Excel Sound. Ich traue mich noch nicht einmal zu schätzen, bei welchen Abtastern aus diesem Heft das Unternehmen die Finger im Spiel hatte.

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Offen zugeben tut’s nur einer – dazu lesen Sie bitte den Test des Etsuro Urushi an anderer Stelle in dieser Ausgabe.

Eines der Erfolgsgeheimnisse von Excel Sound besteht darin, den Produktionsprozess für MC-Tonabnehmer in erstaunlich hohem Maße automatisiert zu haben. Üblicherweise werden MCs von geübten Händen unter dem Mikroskop montiert, was bei den allermeisten Herstellern den erzielbaren „Output“ auf natürliche Art und Weise begrenzt. Und ob die rein manuelle Herangehensweise der Serienkonstanz in jedem Falle zuträglich ist, darf zudem bezweifelt werden. An dieser Stelle verfügt Excel über ein paar handfeste Wettbewerbsvorteile und die Kapazitäten, auch Fremdaufträge bedienen zu können. Mit dem neuerlichen Vinylboom beschloss Excel- Gründer und Vordenker Masao Okada 2015, seine Aktivitäten nunmehr auch unter eigenem Namen zu vermarkten und rief die Marke Hana ins Leben. Und dem Unterfangen geht‘s bestens, mittlerweile bietet man drei Tonabnehmer sowohl als Low- wie auch als High-Output-MC an. Den Reigen komplettiert das Topmodell Umami Red, um das es hier gehen soll. Für ein ordnungsgemäßes Flaggschiff bewegt es sich mit 3700 Euro in schon fast gesitteten Preisregionen.  

Umami bezeichnet im Japanischen eine fünfte Geschmacksrichtung neben süß, sauer, salzig und bitter, was sich in etwa mit „würzig und intensiv“ übersetzen lässt – was ein wenig auf die beabsichtigte klangliche Ausrichtung schließen lässt. Das Umami Red ist ein klassisches Low- Output-MC mit einer nominellen Ausgangsspannung von 0,4 Millivolt und einem Generatorinnenwiderstand von sechs Ohm. Bevor wir uns jenen Generator ein wenig genauer ansehen, lassen Sie uns erst einmal die Äußerlichkeiten würdigen: Das Gehäuse des Umami Red besteht zu großen Teilen aus Aluminium in einer seiner feinsten Darreichungsformen: Die Legierung heißt EN AW 7075, Zusätze von Magnesium, Kupfer und Zink machen das Material zu einer der festesten Aluminiumsorten überhaupt. Ein CNC-Automat formt daraus ein Gehäuse mit „Auricle“ getaufter Formgebung, die seitlichen Taschen sind tatsächlich einer Ohrmuschel nachempfunden. Als schwingungstechnischer Gegenpol dient ein vorne eingelassenes Ebenholzplättchen, in Kombination ergibt das ein sehr gut bedämpftes Sandwich. Elementarer Bestandteil des „Schwingungs- Managements“ ist die Oberflächenbehandlung des Alu-Gehäuses: Die in klassisch japanischer Handwerkstradition in mehreren Schichten aufgetragene Urushi-Lackierung verleiht dem System nicht nur seine charakteristische namensgebende Farbe, sondern trägt auch zur Schwingungsabsorbation bei. Als drittes Material kommt der moderne Kunststoff PEEK (Polyetheretherketon) zum Einsatz, dem die Aufnahme der rückseitigen Anschlusspins obliegt. Die Oberseite des Aluminiumgehäuses ist eine schlichte plane Fläche mit zwei Befestigungslöchern für M 2,5-Schrauben im üblichen Halbzoll- Abstand.  

Aus dem vergoldeten vorderen Polstück des Generators ragt der Nadelträger heraus. Abermals handelt es sich hier um ein Modell aus dem leichten und steifen Halbmetall Bor, das sich unter den Tonabnehmern in dieser Ausgabe als Lieblingsmaterial für diese Einsatzzweck herauskristallisiert. Am Ende ist ein Diamant mit Microline-Schlif montiert. Dieser aufwändig in mehreren Arbeitsgängen zu realisierende Schliff kommt der Geometrie des Schneidestichels sehr nahe und gilt von daher als besonders präzise abtastende Ausführung. Der Generator selbst folgt der üblichen Komponentenanordnung: Hinter dem vorderen Polstück sitzt das Spulenpaket am Nadelträger, welches mit Kupferdraht auf einen Träger aus MU-Metall gewickelt ist. Dahinter kommt das obligatorische Dämpfungsgummi, der Rest der Anordnung verschwindet in einem zylindrischen Gehäuse mit der Nadelträgeraufhängung. Für die Erzeugung des Magnetfeldes vertraut der Hersteller auf kräftige Samarium-Kobalt- Magnete. Die Generatoranordnung wird nach der Montage einer Kryo-Behandlung unterzogen.  

Das Resultat des Ganzen: ein 10,5 Gramm schweres Prachtstück, das mit einer Nadelnachgiebigkeit von 10 µm/mN bestens an mittelschwere bis schwere Arme passt. Deshalb durfte es im Reed 1X Platz nehmen und erfreute sich dort einer Auflagekraft von 20 Millinewton – so ziemlich der Standardwert moderner MC-Abtaster. Der Hersteller sieht einen Abschlusswiderstand oberhalb von 60 Ohm vor – ich vermute mal, die Empfehlung resultiert einfach aus dem Zehnfachen des Generatorinnenwiderstands. Bei mir sind‘s 100 Ohm geworden, damit tönt das Umami schön diszipliniert, satt und farbig. Mit deutlich größeren Werten wird‘s schlanker und etwas fahriger, insgesamt zeigt sich der Abtaster aber tolerant gegenüber solchen Experimenten.  

Das Umami Red zeigt einen merklich anderen Charakter als zum Beispiel das Avid Reference Ruby. Es spielt direkter, offener, lebendiger. Wir eröffnen mit Stanley Clarke und „If This Bass Could Only Talk“. Offenbar ist das Umami Red genau dafür gebaut worden, diesen Bass wiederzugeben. Der Meister slapt, was das Zeug hält. Hitzig, engagiert, mit jeder Menge Live- Charakter. Das ist ein Album mit reichlich Elektronikspielereien, wie man das in den Achtzigern so gemacht hat. Das Umami pflügt sich mit Verve durchs Geschehen, gibt Bläsern Strahlkraft, zirkelt aber fein ab und bleibt im Hochton stets auf dem Pfad der Tugend. Das Avid ist ähnlich explosiv in den unteren Lagen, gibt sich darüber aber sonorer, gnädiger, charmanter. Erstaunlich, einem Album mit typischem Achtziger-Plastikschlagzeug habe ich lange nicht mehr mit soviel Vergnügen zugehört. Die Agilität des großen Hana macht sich auch bei der nächsten Platte bezahlt: Die griechischen Rocker von Super Moon wachsen via Umami Red über sich hinaus. Das Klangbild steht wie eine Wand bestens zentriert in der Mitte, dem nicht wirklich üppig vorhandenen Bass verleiht der Abtaster Farbe und Glaubwürdigkeit, in der Tiefe sortiert sich das Geschehen erfreulich präzise, die Gitarreneffekte schwirren schwerelos. Der Wechsel zum Thorens-Sampler offenbart dennoch eine wahre Explosion in Sachen Differenzierung und Durchzeichnung, wie die mir bis dato gänzlich unbekannte Dame namens Tokunbo beweist. Da war doch was mit „würzig und intensiv“? Das trifft den Nagel präzise auf den Kopf! 

Fazit

Das Umami Red macht seinem Namen alle Ehre und glänzt mit umwerfender Spielfreude und Agilität. Im Handling völlig unproblematisch, klanglich begeisternd und mitreißend.

Kategorie: Tonabnehmer

Produkt: Hana Umami Red

Preis: um 3700 Euro

1/2022
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb High Fidelity Studio, Augsburg 
Telefon 0821 32750 
Internet high-fidelity-studio.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Gewicht (in g) ca. 10,5 g 
Unterm Strich... » Das Umami Red macht seinem Namen alle Ehre und glänzt mit umwerfender Spielfreude und Agilität. Im Handling völlig unproblematisch, klanglich begeisternd und mitreißend. 
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