Kategorie: Tonabnehmer

Tonabnehmer Goldring Eroica HX


Der Hochstapler

Tonabnehmer Goldring Eroica HX im Test, Bild 1
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Wir hören mit MM-Abtastern, die liefern im Schnitt so fünf Millivolt Signalspannung oder mit MCs, bei denen gibt’s nur rund ein Zehntel davon zu holen. Ob der Mittelweg, also ein MC mit der Ausgangsspannung eines MMs, vielleicht ein goldener ist, klären wir anhand des neuen Goldring-Abtasters Eroica HX.

Heldenverehrung muss ja nicht zwangsläufig etwas schlechtes sein. Und wenn der fragliche Kandidat den Helden schon mit im Namen trägt, macht das den Einstieg in die Sache noch etwas unproblematischer. Will sagen: Wir beschäftigen uns hier mit dem jüngsten Spross der „Eroica“-Baureihe des britischen Tonabnehmerherstellers Goldring. Es hört auf den Namen „Eroica HX“ und kostet erfreulich moderate 700 Euro.  


Verwandtschaftliches


Die Verwandtschaft zum Klassiker „Eroica LX“ ist augenfällig, und wenn der neue Abtaster auch nur irgendwas vom guten alten „LX“ geerbt hat, dann wird das eine sichere Bank sein. Das Eroica LX war schon vor über 20 Jahren mein bevorzugtes „geht immer“-System und kam bei praktisch jedem Plattenspieler-, Tonarm- und Phonovorstufentest zum Einsatz.

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Mechanisch wie elektrisch vollkommen unproblematisch, klanglich immer komplett und kräftig. Das natürlich auch heute noch erhältliche Eroica LX ist ein klassisches Low- Output-MC mit einer nominellen Ausgangsspannung von 0,5 Millivolt bei einer Schnelle von 5 cm/s, daher das „L“ in der Typenbezeichnung.  

An- und Abschluss


Das Eroica HX nun ist die Variante des Themas für Leute, die keine MC-fähige Phonovorstufe besitzen und auf einen Abtaster mit mehr Ausgangsspannung angewiesen sind. Dieser Vertreter der relativ raren Spezies der High-Output-MCs liefert 2,5 Millivolt bei 5 cm/s. Das ist zwar immer noch etwas weniger als ein typischer MM-Abtaster (4-5 Millivolt bei 5 cm/s), genügt den meisten MM-Phonoeingängen aber vollauf. Wie MM-Abtaster auch, ist das Eroica HX für einen Abschlusswiderstand von 47 Kiloohm konzipiert – also genau das, was übliche MM-Eingänge bieten. Erfreulich unkritisch ist hier die Frage nach der korrekten Abschlusskapazität. Mit 35 Ohm Innenwiderstand ist das HX schon fast so niederohmig wie ein „normales“ MC und reagiert damit sehr wenig auf die Abschlusskapazität.   

Mechanik


In mechanischer Hinsicht darf das HX, wie seine Verwandschaft mit niedriger Ausgangsspannung auch, in der heutigen Zeit durchaus als Besonderheit gelten: Es handelt sich nämlich um einen erstens leichten und zweitens weich aufgehängten Tonabnehmer. Gut fünf Gramm Masse sind ziemlich wenig, eine Nadelnachgiebigkeit von 25 µm/ mN hingegen ziemlich viel. Das ist einerseits ein Problem, weil sich der Abtaster nach heutzutage eher unüblich leichten Tonarmen sehnt, andererseits aber sehr erfreulich, weil damit ein weiterer hochwertiger Abtaster für die früher üblichen leichten Tonarme zur Verfügung steht. Sollten Sie also stolzer Besitzer zum Beispiel eines Klassikers wie dem ebenfalls britischen Hadcock-Tonarm sein – hier ist er, der genau dazu passende Abtaster. Ich erwähne genau diesen Arm an dieser Stelle, weil ich nämlich einen solchen betreibe, der sich schon wie Bolle auf den Einbau des Eroica HX freut.  


Äußerlichkeiten


Rein optisch ist das Eroica HX ein eher unspektakulärer Geselle. Das schwarze Kunst-stoffgehäuse besteht aus Pocan. Das ist ein Handelsnahme für das teilkristalline Polybutylenterephthalat (PBT), dem Hersteller nach ein leichtes, steifes und klanglich neutrales Zeug.

Tonabnehmer Goldring Eroica HX im Test, Bild 4
Das schmucklose Gehäuse besteht aus einem speziellen Kunststoff
Das Eroica LX steckt im identischen Gehäuse, das hier auch schon vorgestellte Modell Elite in einem sehr ähnlichen. Allen gemein ist die Befestigung, die durchgesteckte Schrauben und Muttern zum Ge-genhalten erfordert. Ich bin da definitiv ein großer Freund von Abtastergehäusen mit eingelassenen Gewinden, aber den minimal höheren Aufwand scheuen immer noch eine ganze Reihe von Herstellern. Die gute Nachricht lautet: Gegen den Zusammenbau des Eroica HX ist nichts zu sagen. Der Aluminium-Nadelträger ragt gerade aus dem Korpus heraus, der ziemlich scharfe Diamant mit Gyger II-Schliff steht bei gerade montiertem System korrekt senkrecht in der Rille. Die Kombination aus gutmütigem Aluminium und anspruchsvoller Nadel sollte für gute Abtastwerte sorgen und so ist’s dann auch: Die versprochenen 85 µm konnte ich nicht ganz reproduzieren, aber knapp 80 waren drin – das ist in der Praxis ein sehr guter Wert. Der Einbau des HX gestaltet sich dank zwar kurzer, aber gerader Korpusvorderkante recht unproblematisch, Sorgfalt schadet aber nicht: Die Gyger II-Nadel fordert hier ihren Tribut, die Justage muss aber sitzen, sonst werden die Abtastwerte schlechter. Auflagekraft? Im Hadcock erwiesen sich 18,5 Millinewton als optimal, der Hersteller empfi ehlt einen Wert zwischen 15 und 20 Millinewton.  

Klang


Das Goldring ist ein eindeutig besserer Match für den Hadcock als das Benz ACE L, dass bei mir dort sonst seinen Dienst verrichtet. Man merkt das sofort an seiner energi-schen Gangart im Bassbereich, gut nachzuvollziehen beim explosiven Ten Years After-Live-Album „Recorded Live“. Hitzig, engagiert, man kann den Schweiß förmlich riechen. Das Benz wirkt dagegen etwas verhaltener und unten herum etwas rumpeliger. Beim wunderschönen The National-Album „Trouble Will Find Me“ gefiel mir die etwas hintergründigere und weichere Stimmenwiedergabe des Benz minimal besser, das Eroica HX stellt das Organ weiter in den Vordergrund und würzt es mit reichlich Nachdruck. Durch Dinge wie das schön psychedelische „Phases“ von Sound Of Smoke pflügt es sich mit Inbrunst und behält sehr schön den Überblick. Ich will nicht ausschließen, dass das HX mit noch ein paar Betriebsstunden mehr noch etwas an „Lieblichkeit“ gewinnt, aber das muss es auch nicht. Gerade an meiner recht hoch (50 Dezibel) verstärkenden Röhrenphono erweist sich der explosive und kernige Charakter des High-Output-MCs als ausgesprochen unterhaltsame Angelegenheit. Letztlich verfügt es über eine ganze Reihe von MC-Qualitäten, gibt sich in Sachen Signalverarbei-tung jedoch erfreulich anspruchsarm.  

Fazit

MC-Meriten für den MM-Anschluss? Gibt’s beim Eroica HX zuhauf. Der britische Abtaster überzeugt mit seiner lebendigen und kräftigen Gangart und empfiehlt sich besonders für leichte Tonarme.

Kategorie: Tonabnehmer

Produkt: Goldring Eroica HX

Preis: um 700 Euro

3/2023

Der britische Abtaster überzeugt mit seiner lebendigen und kräftigen Gangart und empfiehlt sich besonders für leichte Tonarme.

Goldring Eroica HX

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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb IDC Klaassen, Lünen 
Telefon 0231 9860285 
Internet www.goldring-systeme.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Gewicht (in g) ca. 5,2 g 
Unterm Strich... MC-Meriten für den MM-Anschluss? Gibt’s beim Eroica HX zuhauf. Der britische Abtaster überzeugt mit seiner lebendigen und kräftigen Gangart und empfiehlt sich besonders für leichte Tonarme. 
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