Kategorie: Tonabnehmer

Einzeltest: Benz Micro ACE SL


Evolution in Rot

Tonabnehmer Benz Micro ACE SL im Test, Bild 1
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Wenn es in der Redaktion einen Schwerarbeiter gibt, dann ist es dieser Tonabnehmer: Das Benz ACE L. Kein anderes System muss bei uns so oft ran wie der 590-Euro-Bestseller aus der Schweiz. Jetzt hat der Hersteller dem Universalgenie eine verbesserte Version zur Seite gestellt

Mitspieler



Plattenspieler:


Clearaudio Master Reference


Tonarme:


SME 3500
Clearaudio Universal
Clearaudio Magnify


Phonovorstufen:


Burmester 100
Monk-Audio Phono Preamplifier


Vollverstärker:


Quad II Classic Integrated


Lautsprecher:


Progressive Audio Diablo


Zubehör:


Netzversorgung von PS Audio
NF-Kabel von Transparent
Phonokabel von Straight Wire
Lautsprecherkabel von Transparent


Gegenspieler



Tonabnehmer


Benz ACE L
Lyra Kleos
Denon DL-103R


Keine Sorge. Das ACE L wird’s auch weiterhin geben. Und es wird auch künftig die Messlatte sein, an der sich alle anderen Gerade-noch-bezahlbar-Abtaster orientieren müssen.

Tonabnehmer Benz Micro ACE SL im Test, Bild 2Tonabnehmer Benz Micro ACE SL im Test, Bild 3Tonabnehmer Benz Micro ACE SL im Test, Bild 4Tonabnehmer Benz Micro ACE SL im Test, Bild 5Tonabnehmer Benz Micro ACE SL im Test, Bild 6
Seit nunmehr zwei Jahren aber gibt’s Konkurrenz aus dem eigenen Haus: Die heißt ACE SL, kostet 700 Euro und sieht auf den ersten Blick praktisch genauso aus wie der Klassiker auch. Der rot-transparente Kunststoff-Body ist auch hier das Markenzeichen und die Kennzeichnung für die „L“-Version. Hüben wie drüben gibt’s auch noch zwei andere Modelle mit höherer Ausgangsspannung, die „M“ respektive „SM“-Variante kann etwas lauter und steckt in weiß-transparentem Kunststoff. Die beiden Varianten sieht man relativ selten, die High-Output-Versionen „H“ und „SH“ schon eher. Sie sind in stilvolles Dunkelblau gewandet und laufen ohne Probleme an klassischen MM-Eingängen. Der Star zumindest der kleinen Baureihe jedoch war immer das leuchtend rote „L“-Modell, und wir nehmen es wegen seiner spektakulären Optik gerne als Fotomodell für alle möglichen Gelegenheiten. Im täglichen Testbetrieb zeichnet es sich vor allem durch sein unkritisches Handling aus: Es ist auf große Universalität getrimmt und funktioniert unter fast allen Bedingungen zu mindestens 90 Prozent. Okay, 95. Dafür gibt’s eine ganze Reihe von Gründen: Die mittlere Nadelnachgiebigkeit von rund 15 mm/N in Verbindung mit einem im Mittelfeld angesiedelten Gewicht von knapp neun Gramm funktioniert so ziemlich in jedem Tonarm, wenn’s nicht gerade ein ultraschwerer Prügel ist – aber die sind selten. Hinzu kommt, dass die Bauform des Abtasters ziemlich clever gewählt wurde: man sieht im Bereich des Nadelträgers alles recht gut, eine eindeutige scharfe Vorderkante am Systemkörper erlaubt die problemlose Justage auch unter nicht ganz optimalen Bedingungen. Ein ACE L und zum Beispiel eine Schön- Einstellschablone – das ist normalerweise in null Komma nichts auf den Punkt zu bringen. Wobei der „Punkt“ beim ACE L ein etwas relativerer Begriff ist als bei anderen Abtastern, auch als beim SL. Tatsächlich nämlich unterscheiden sich beide dem Vernehmen nach nur durch die Nadel, die am Ende des als Nadelträgers fungierenden Borstäbchens sitzt. Das ACE L hat im Laufe seiner Geschichte diesbezüglich ein paar Metamorphosen durchlaufen, und der letzte Stand der Dinge ist angeblich ein in Sachen Verrundung relativ gutmütiger Diamant des Schweizer Herstellers Synton. Das ist der Grund dafür, dass ein ACE L auch dann rockt, wenn es nicht optimal sitzt. Damit ist es optimal für Leute, denen stundenlanges „Schrauben lösen und noch ein winziges Stückchen weiter drehen“ ein Gräuel ist und die einfach schnell gute Ergebnisse erzielen wollen. Zu dieser Zielgruppe gehören unbedingt Tester, die „mal eben“ etwas ausprobieren wollen. Beim SL liegen die Dinge etwas anders. Bei seinem Erscheinen wurde es mit einem Gyger-S-Diamanten bestückt. Das hat Benz- Micro-Chef Albert Lukaschek seit Neuestem aufgegeben und kauft bei Namiki eine fertig montierte Einheit aus Nadelträger und kleinem Micro-Ridge-Diamanten. Das ist zwar merklich teurer, zeichnet sich dem Vernehmen nach aber durch minimale geometrische Toleranzen aus. Der Schliff des stark asymmetrischen Diamanten erlaubt geringere bewegte Massen und einen intensiveren Kontakt zur Abtastzone, will aber auch deutlich exakter justiert werden. Das haben wir hinbekommen und wunderten uns beim Hörtest über die recht deutlichen klanglichen Unterschiede der beiden Abtaster. Kaum ein anderer Tonabnehmer rumst so schön wie das ACE L, und deshalb musste auch das neue ACE SL erst einmal zeigen, was es „rumsmäßig“ so zu bieten hat. Dazu legen wir nach langer Zeit mal wieder Chuck Mangiones berühmten Soundtrack zu „Children of Sanchez“ auf und lassen uns die Bläsersätze nur so um die Ohren hauen. Das ACE L tut das in bekannt spektakulärer Manier: Überaus zackig, energiegeladen und wuchtig serviert es das Spektakel. Das ACE SL wirkt minimal weniger spektakulär, tut bei genauerem Hinhören aber einfach mehr: Ausschwingvorgänge bekommen mehr Bedeutung, Raumdimensionen werden nachvollziehbarer dargestellt. Tatsächlich macht’s auch nicht weniger Dynamik, sondern eher mehr: Impulse werden einfach präziser und weniger lang gezogen gezeichnet, das nimmt dem Klangbild etwas die Vordergründigkeit. Keine Frage – hier zahlt sich der innigere Kontakt des Diamanten zur Rille aus. Per Frauenstimme suchen wir nach weiteren Unterschieden: „Coolsville“ auf Rickie Lee Jones‘ unsterblichem Erstling ist ein brüchiger, schwierig abzutastender Stolperstein allererster Güte. Das ACE L nimmt die Hürde mit Bravour, Frau Jones knarzt und knödelt, dass es eine wahre Freude ist. Wiederum muss man beim ACE SL zweimal hinhören, um seine Überlegenheit zu entdecken: Es quengelt nicht ganz so energisch, produziert aber mehr Atemgeräusche und zeigt mehr Hall. Auch das Klavier profitiert von der Micro-Ridge-Nadel: der hart an der Grenze zur Unerträglichkeit aufgezeichnete Anschlag bekommt mehr Farbe, mehr Drive von unten heraus, verliert aber an Bedrohlichkeit. Je komplexer und dichter das abzutastende Geschehen ist, desto mehr spielt das ACE L seine Stärken aus. Kennen Sie das Phänomen, dass ein Raum hörbar wird, bevor die Musik überhaupt eingesetzt hat? Das kann das SL hervorragend. In dem Moment, in dem der Mann am Mischpult die Regler aufzieht, noch niemand einen Ton gespielt hat, diesen Moment macht das neue Benz zum Fest – merklich eher als der kleinere Bruder. Selbstverständlich kann man darüber diskutieren, warum der Einsatz eines noch viel winzigeren Diamanten das ACE SL gegenüber dem Klassiker deutlich verteuern muss, aber das ist müßig: Die Ohren geben da eine recht eindeutige Antwort.

Fazit

Ist das ACE SL das bessere ACE L? Definitiv. Es spielt weniger vordergründig, etwas gesitteter und reproduziert mehr Details als das Urmodell. Dafür nimmt man etwas mehr Sorgfalt bei der Justage gerne in Kauf.

Kategorie: Tonabnehmer

Produkt: Benz Micro ACE SL

Preis: um 700 Euro

6/2011
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb High Fidelity Studio, Augsburg 
Telefon 0821 / 37250 
Internet www.benz-micro.de 
Garantie (in Jahre)
Unterm Strich... » Ist das ACE SL das bessere ACE L? Definitiv. Es spielt weniger vordergründig, etwas gesitteter und reproduziert mehr Details als das Urmodell. Dafür nimmt man etwas mehr Sorgfalt bei der Justage gerne in Kauf. 
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Autor Holger Barske
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Datum 10.06.2011, 12:10 Uhr
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