Kategorie: Lautsprecherbausätze

Aktive FAST-Box mit DSP-Amp


Variant-Variante

Lautsprecherbausätze Variant Esprimere 54 im Test, Bild 1
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Nach dem technischen Leckerbissen „Esprimere“ aus der letzten Ausgabe reichen wir jetzt eine Version mit einem etwas größeren Breitbänder nach, die vor allem in Sachen Belastbarkeit noch etwas zulegt.

Technisch ist die „Esprimere 54“ nahezu identisch mit der Box aus der Klang+Ton 2/2023, die damit zur „Esprimere 46“ wird. Aus diesem Grund habe ich mir erlaubt, Passagen aus dem Artikel in der letzten Ausgabe zu zitieren. Ich plaudere jetzt mal ein bisschen aus dem Nähkästchen: Ich mache diese ganze Geschichte mit dem Lautsprecher-Selbstbau schon eine Weile, seit über 15 Jahren sogar unter verschärfter Beobachtung, weil meine Konstruktionen in Form von Klang+Ton-Artikeln in der Öffentlichkeit begutachtet werden können. Ich gebe es zu: Am Anfang war ich vor jeder Weichenentwicklung ziemlich panisch: Die Routine fehlte doch noch an allen Ecken und Enden und die wenige zur Verfügung stehende Zeit tat das ihrige dazu, das Nervenkostüm weiter anzunagen.

Lautsprecherbausätze Variant Esprimere 54 im Test, Bild 2Lautsprecherbausätze Variant Esprimere 54 im Test, Bild 3Lautsprecherbausätze Variant Esprimere 54 im Test, Bild 4Lautsprecherbausätze Variant Esprimere 54 im Test, Bild 5Lautsprecherbausätze Variant Esprimere 54 im Test, Bild 6Lautsprecherbausätze Variant Esprimere 54 im Test, Bild 7Lautsprecherbausätze Variant Esprimere 54 im Test, Bild 8Lautsprecherbausätze Variant Esprimere 54 im Test, Bild 9Lautsprecherbausätze Variant Esprimere 54 im Test, Bild 10Lautsprecherbausätze Variant Esprimere 54 im Test, Bild 11
Und so ist es in diesem Jahren mehr als einmal passiert, dass ich spätabends finster auf einen Wust Weichenbauteile starrte und vor mir selbst zugeben musste, dass ich mich „ver-entwickelt“ hatte. Einzige sinnvolle Maßnahme in dieser Situation: Nach Hause fahren, ausschlafen und am nächsten Tag von vorne anfangen. Nun, im Lauf der Jahre ist nicht nur Routine dazu gekommen, sondern auch die Unterstützung von Lautsprecher- Simulationsprogrammen. Und doch: Während leistungsfähige Simulationssoftware heutzutage ebenso zur Verfügung steht, wie brauch- und bezahlbare Messsysteme, scheuen doch immer noch viele Leute mit Ambitionen im Selbstbau das Aufbauen und Löten passiver Frequenzweichen.   

Und auch für diese Leute gibt es Abhilfe: Plate-Amps, die einfach statt der passiven Weiche in die Boxen eingebaut werden und sowohl Verstärkung als auch Filterung übernehmen können. Man stelle sich vor: Ohne Umwege über Umrechnungen und eine mühevoll angeeignete Erfahrung, welche Bauteilewerte an welcher Stelle welchen Effekt erzielen: Einfach die Einsatzfrequenz eines Filters eingeben, die Art des Filters und die Stärke und Bandbreite – und dann denn Effekt sofort messen oder hören können – das ist doch genial! Das andere Thema ist das Oberflächenfinish: Lackieren ist eine Kunst für sich und im Hobbybereich in professioneller Qualität fast ausgeschlossen und auch furnieren gelingt in den seltensten Fällen wirklich perfekt. Eine Abhilfe bietet hier die Variant GmbH aus Marburg: Fertig konfektionierte Gehäusebausätze mit günstigen Dekorplatten, die zu einem fairen Preis angeboten werden.   

Technik


Der eingesetzte Tiefmitteltöner stammt von Dayton Audio, einem Hersteller, der seit jeher sehr gute Qualität bei absolut erträglichen Preisen bietet. Der GF180 ist ein 18-Zentimeter-Treiber mit Glasfasermembran und einem stabilem Blechkorb. Trotz seines günstigen Preises von unter 40 Euro ist er ein guter Treiber, klar nicht die Speerspitze moderner Chassistechnik, aber solide. Vom Parametersatz her eignet sich der Dayton eher für mittelgroße als sehr kompakte Boxen: Ab 15 Liter dürfen es schon sein, dann geht es aber bei entsprechender Abstimmung auch wirklich tief hinunter. Der Frequenzgang ist bis zur Membranresonanz linear, nur eine kleine Sickenresonanz macht sich bemerkbar. Der als Mitteltöner ausgewiesene TEBM54C30-4 von Tectonic ist auch als Breitbänder einsetzbar, wenn man über leichte Nichtlinearitäten im Hochtonbereich hinwegsehen kann. Tatsächlich ist der hier verwendete etwas größere Breitbänder in Sachen Frequenzgang dem kleinen Bruder TEBM56C20-04 sehr ähnlich und - mal ehrlich gesagt - auch von der Membranfläche nicht so beeindruckend viel größer. Die wahren Qualitäten des fast doppelt so teuren „54ers“ liegen im Antrieb: Eine auf 30 Millimeter angewachsene Schwingspule und gewachsener Hub sorgen für eine merklich gestiegene Belastbarkeit – es gibt ungefähr fünf Dezibel mehr Reserve bist der immer noch kleine Treiber an seine Grenzen kommt.   

Gehäuse


Das Gehäuse ist so schlicht wie es nur sein kann: Einfach sechs Bretter aneinandergeklebt. Der Clou ist eben das Holzdekor auf dem Trägermaterial, das am Ende die Echtholzoptik ergibt. Rund 15 Liter gibt es für den Tieftöner, was zu einer breiten Schallwand führt. Das Reflexrohr mündet hier an der Rückseite. Das Gehäuse, das ursprünglich für die „Smokey Waveguide“ in Klang+Ton 3/2022 entworfen wurde, hat man hier wieder verwendet, nur statt des Hochtöners im Waveguide einen Breitbänder samt Halterung aus dem 3D-Drucker eingesetzt. Hier gibt es übrigens unterschiedliche Alternativen in Sachen Breitbänder, die man mit den passenden Adaptern einsetzen kann. Natürlich muss mit entsprechenden Brettern ein Minimalvolumen für den Breitbänder geschaffen werden.   

Aktivmodul


Der Clou an der Esprimere 54 ist aber ab der Rückseite zu finden: Ein Multifunktions- Verstärkermodul von Arylic, das bei der Variant GmbH in das Vertriebsprogramm aufgenommen wurde, ebenso wie das größere Schwestermodell mit drei Verstärkerkanälen. Nun kann der Up2Stream Plate Amp verschiedene Funktionen übernehmen: Er verfügt über zwei Verstärkerkanäle, die man stereo einsetzen kann: Dann gibt es eine Masterbox und eine Slave-Box, die mit einem normalen Laustprecherkabel an die aktive Box angeschlossen wird. Verwendet man aber zwei der Plate Amps, was bei einem Preis von 199 Euro pro Stück allemal im Rahmen des Möglichen liegt, dann kann man die beiden Verstärker zur Aktivierung der Boxen verwenden und sie mit der mächtigen Arylic-Software per DSP filtern. Ich war mit ein bisschen Einarbeitungszeit in der Lage, innerhalb kurzer Zeit die Filtermöglichkeiten kennenzulernen und eine praxisgerechte Einstellung für die Box zu finden. Neben dem DSP hat der Plate Amp aber noch ein paar weitere Features, die beiden Antennen verraten es: Sowohl Bluetooth- als auch WIFI-Empfang stehen in der Ausstattungsliste, dazu eine Netzwerkbuchse für den drahtgebundenen Anschluss an einen Router. Streaming kann der Arylic direkt und ist in der Lage, sich dazu mit allen namhaften Anbietern zu verbinden. Analog gibt es einen Stereoeingang über Miniklinke und einen Subwooferausgang.   

Messungen


Bei der Abstimmung eines aktiven Systems per DSP sollte man auf keinen Fall in die „Über-Korrektur-Falle“ tappen. Die Planung setzt immer voraus, dass die Grundsubstanz gesund ist, also die eingesetzten Treiber wie hier von hoher Qualität sind und auch zum Gehäuse passen. Und dann sollte man um Gottes Willen nicht anfangen, jeden kleinen Frequenzgangfehler egalisieren zu wollen – das führt immer zu einem irgendwie künstlichen Klangbild, wenn man nicht gerade einen sehr hochwertigen (und teuren) DSP mit FIR-Filtern hat. Hier, zum Beispiel, habe ich letztlich darauf verzichtet, den Einbruch des Breitbänders im Hochtonbereich zu egalisieren, denn der geht auf ein mechanisches Problem im Chassis zurück und verschiebt sich zudem unter Winkeln. Eine schmalbandige Korrektur einer Zacke im Frequenzgang bei 8 Kilohertz und ein bisschen Nachhilfe im Superhochtonbereich per Shelving-Filter – das war es auch schon. Für den Dayton GF-180 gibt es eine Bassanhebung mit Subsonic-Filter darunter, dazu eine Trennung bei 1000 Hertz mit einer leichten Lautstärkekorrektur des Tieftöners um +1dB.

Lautsprecherbausätze Variant Esprimere 54 im Test, Bild 7
Aktivbox Filter
So zeigt die Esprimere 54 einen sehr linearen Frequenzgang mit einer recht tiefen unteren Grenzfrequenz – nach oben hinaus geht es bis etwa 20 Kilohertz. Gut gefällt mir der recht gleichmäßige Verlauf unter Winkeln. Man erkennt eine minimale Betonung des Präsenzbereichs, die man aber noch weiter herausfiltern kann und die oben erwähnte Senke des Breitbänders, die ich unkorrigiert gelassen habe. Die Box zeigt auch bei hohen Lautstärken ein wirklich gutes Klirrverhalten: K3 ist selbst bei 95 Dezibel nicht der Rede wert, während K2 bei der größeren Lautstärke im Bereich des Tieftöners nur moderat ansteigt. Der K3-Anstieg ist auf die steile Tiefpass-Filterung oberhalb von 20 Kilohertz zurückzuführen und spielt klanglich keine Rolle. Und da auch das Wasserfalldiagramm keine groben Auffälligkeiten zeigt, betrachte ich die Abstimmung als gelungen.   

Hörtest


Im Hörraum kann die Esprimere 54 mit einem schon beeindruckend tiefen und echt voluminösen Bass überzeugen, während sie im gesamten Mittelhochtonbereich sehr präzise und räumlich exakt aufspielt. Der Dayton-Glasfaserbass hat enorme Pegelreserven, so dass es auch mit bassreicher Musik gerne lauter werden darf, gerade hier mit Subsonicfilter. Der kleine Breitbänder geht da ohne jegliche Tieftonbelastung dynamisch noch besser mit als der TEBM46 und sorgt für eine sensationell gute Räumlichkeit und Live-Feeling. Und hier darf es dann auch mal richtig laut zugehen, um die Live- Atmosphäre noch einmal ein bisschen lebensnaher zu gestalten.  

Aufbauanleitung


Die Box wird am besten auf einer Seitenwand aufgebaut, auf der man Deckel, Rückwand und Boden aufklebt. Dann folgt das Breitbänder- Abteil die zweite Seitenwand und schließlich die Front. Anschließend werden die Chassis eingefräst und schließlich alle Löcher gesägt. Nach Beendigung der Holzarbeiten folgt die Verkabelung und das Einbringen des Dämmaterials, bevor die Chassis eingebaut werden.   


Holzliste


MDF 19 mm

1 x 35,0 x 23,7 cm Front
1 x 31,2 x 19,9 cm Rückseite
2 x 35,0 x 26,1 cm Seiten
2 x 26,1 x 19,9 cm Deckel, Boden  

Zubehör pro Box


 Zubehor
 Polyesterwatte
 Schrauben
 Dichtstreifen
 Terminal
 Kabel
 Reflexrohr BR/HP50


Lieferant: Variant 

Fazit

Mit einfachen Mitteln und sehr direkt kann man sich mit den Komponenten der Variant Esprimere 54 hervorragenden Klang programmieren.

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Kategorie: Lautsprecherbausätze

Produkt: Variant Esprimere 54

Stückpreis: um 400 Euro

4/2023

Mit einfachen Mitteln und sehr direkt kann man sich mit den Komponenten der Esprimere 54 hervorragenden Klang programmieren.

Variant Esprimere 54

4/2023

Variant Esprimere 54
KLANG-TIPP
Ausstattung & technische Daten 
Technische Daten
Chassishersteller : Dayton, Tectonic 
Vertrieb: Variant GmbH, Marburg 
Internet www.variant-hifi.de 
Konstruktion: Michael Schmitz, Thorsten Fischer 
Funktionsprinzip: Bassreflex 
Bestückung: 1x Tectonic TEBM54C30N-4 1x Dayton Audio GF180-4 1x Arylic Up2Stream Plate Amp 
Nennimpedanz (in Ohm): Nein 
Kennschalldruckpegel 2,83 V/1m: Nein 
B x H x T (in cm) 35 x 23,7 x 28 cm 
Kosten pro Stück: Kosten pro Stück: ab 400 Euro / Gehäuse pro Stück: ab 79 Euro 
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Thomas Schmidt
Autor Thomas Schmidt
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Datum 29.04.2023, 09:57 Uhr
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