Kategorie: Lautsprecherbausätze

Einzeltest: Variant Esprimere


Aktivposten

Lautsprecherbausätze Variant Esprimere im Test, Bild 1
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Ein Bausatz mit DSP, eingebauten Verstärkern, Streamingund Bluetooth-Fähigkeit für unter 500 Euro? Gibt es nicht? Gibt es doch!

Eines der leidigen Themen beim Lautsprecher- Selbstbau ist die Weichenentwicklung und der Aufbau derselben. Während leistungsfähige Simulationssoftware heutzutage ebenso zur Verfügung steht, wie brauch- und bezahlbare Messsysteme, scheuen doch viele Leute mit Ambitionen im Selbstbau das Aufbauen und Löten passiver Frequenzweichen. Und auch für diese Leute gibt es Abhilfe: Plate-Amps, die einfach statt der passiven Weiche in die Boxen eingebaut werden und sowohl Verstärkung als auch Filterung übernehmen können. Das andere Thema ist das Oberflächenfinish: Lackieren ist eine Kunst für sich und im Hobbybereich in professioneller Qualität fast ausgeschlossen und auch Furnieren gelingt in den seltensten Fällen wirklich perfekt.

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Eine Abhilfe bietet hier die Variant GmbH aus Marburg: Fertig konfektionierte Gehäusebausätze mit günstigen Dekorplatten, die zu einem fairen Preis angeboten werden.  

Technik


Der eingesetzte Tiefmitteltöner stammt von Dayton Audio, einem Hersteller, der seit jeher für sehr gute Qualität bei absolut erträglichen Preisen bietet. Der GF180 ist ein 18-Zentimeter-Treiber mit Glasfasermembran und einem stabilen Blechkorb. Trotz seines günstigen Preises von unter 40 Euro ist er ein guter Treiber, klar nicht die Speerspitze moderner Chassistechnik, aber solide. Vom Parametersatz her eignet sich der Dayton eher für mittelgroße als sehr kompakte Boxen: Ab 15 Liter dürfen es schon sein, dann geht es aber bei entsprechender Abstimmung auch wirklich tief hinunter. Der Frequenzgang ist bis zur Membranresonanz linear, nur eine kleine Sickenresonanz macht sich bemerkbar. Der als Mitteltöner ausgewiesene TEBM46C20-4 von Tectonic ist auch als Breitbänder einsetzbar, wenn man über leichte Nichtlinearitäten im Hochtonbereich hinwegsehen kann – und tun das nicht quasi alle Betreiber von Breitbändern? Der Tectonic sieht mit seiner Flachmembran schon sehr nach High End aus, ein Eindruck, den er mit seinen Messwerten auch bestätigen kann: Wenn man mit entsprechender Dimensionierung der Schallwand die Senke um 1,5 Kilohertz ausgleicht, dann erhält man einen sehr linearen Frequenzgangverlauf von 200 Hertz bis fast 8 Kilohertz mit einem sehr guten Abstrahlverhalten auch unter Winkeln. Das eröffnet zahlreiche Möglichkeiten bei der Kombination mit entsprechenden Bässen. Der Einsatzbereich beginnt bei etwa 300 Hertz, bei hohen geforderten Lautstärken entsprechend höher. Die Klirrmessungen und das Wasserfalldiagramm zeigen keine Probleme mit diesem exzellenten Treiber.  


Gehäuse


Das Gehäuse ist so schlicht wie es nur sein kann: Einfach sechs Bretter aneinandergeklebt. Der Clou ist eben das Holzdekor auf dem Trägermaterial, das am Ende die Echtholzoptik ergibt. Rund 15 Liter gibt es für den Tieftöner, was zu einer breiten Schallwand führt. Das Reflexrohr mündet hier an der Rückseite. Das Gehäuse, das ursprünglich für die „Smokey Waveguide“ in Klang+Ton 3/2022 entworfen wurde, hat man hier wieder verwendet, nur statt des Hochtöners im Waveguide einen Breitbänder samt Halterung aus dem 3D-Drucker eingesetzt. Hier gibt es übrigens unterschiedliche Alternativen in Sachen Breitbänder, die man mit den passenden Adaptern einsetzen kann. Natürlich muss mit entsprechenden Brettern ein Minimalvolumen für den Breitbänder geschaffen werden. Anmerkung: Leider war zum Zeitpunkt der Drucklegung der Bauplan für die FAST-Version noch nicht verfügbar, so dass die passive Version der Box noch einmal als Plan abgedruckt wurde. Wir reichen das entsprechende Material nach.   

Aktivmodul


Der Clou an der Esprimere ist aber auf der Rückseite zu finden: Ein Multifunktions- Verstärkermodul von Arylic, das bei der Variant GmbH in das Vertriebsprogramm aufgenommen wurde, ebenso wie das größere Schwestermodell mit drei Verstärkerkanälen.

Lautsprecherbausätze Variant Esprimere im Test, Bild 6
Zahlreiche analoge und digitale Eingänge deuten den Funktionsumfang des Arylic-Moduls schon an
Nun kann der Up2Stream Plate Amp verschiedene Funktionen übernehmen: Er verfügt über zwei Verstärkerkanäle, die man stereo einsetzen kann: Dann gibt es eine Masterbox und eine Slave-Box, die mit einem normalen Laustprecherkabel an die aktive Box angeschlossen wird. Verwendet man aber zwei der Plate Amps, was bei einem Preis von 199 Euro pro Stück allemal im Rahmen des Möglichen liegt, dann kann man die beiden Verstärker zur Aktivierung der Boxen verwenden und sie mit der mächtigen Arylic-Software per DSP filtern. Ich habe während meiner Beschäftigung mit dem Modul bei weitem nicht alle Möglichkeiten der Steuerung ausgereizt, war aber immerhin in der Lage, innerhalb kurzer Zeit die Filtermöglichkeiten kennenzulernen und eine praxisgerechte Einstellung für die Box zu finden. Neben dem DSP hat der Plate Amp aber noch ein paar weitere Features, die beiden Antennen verraten es: Sowohl Bluetooth als auch WIFI-Empfang stehen in der Ausstattungsliste, dazu eine Netzwerkbuchse für den drahtgebundenen Anschluss an einen Router. Streaming kann der Arylic direkt und ist in der Lage, sich dazu mit allen namhaften Anbietern zu verbinden. Analog gibt es einen Stereoeingang über Miniklinke und einen Subwooferausgang.
Lautsprecherbausätze Variant Esprimere im Test, Bild 8
Textdiagramm: filter setting
 


Messungen


Bei der Abstimmung eines aktiven Systems per DSP sollte man auf keinen Fall in die „Über-Korrektur-Falle“ tappen. Die Planung setzt immer voraus, dass die Grundsubstanz gesund ist, also die eingesetzten Treiber wie hier von hoher Qualität sind und auch zum Gehäuse passen. Und dann sollte man um Gottes Willen nicht anfangen, jeden kleinen Frequenzgangfehler egalisieren zu wollen – das führt immer zu einem irgendwie künstlichen Klangbild, wenn man nicht gerade einen sehr hochwertigen (und teuren) DSP mit FIR-Filtern hat. Hier, zum Beispiel, habe ich letztlich darauf verzichtet, den Einbruch des Breitbänders im Hochtonbereich zu egalisieren, denn der geht auf ein mechanisches Problem im Chassis zurück und verschiebt sich zudem unter Winkeln. Was bleibt, ist eine Bassanhebung mit Subsonic-Filter darunter und eine leichte Korrektur im Präsenzbereich, dazu eine Trennung bei 1000 Hertz mit einer leichten Lautstärkekorrektur des Tieftöners um +2dB.   

So zeigt die Esprimere einen sehr linearen Frequenzgang mit einer recht tiefen unteren Grenzfrequenz – nach oben hinaus geht es bis etwa 20 Kilohertz. Gut gefällt mir der recht gleichmäßige Verlauf unter Winkeln. Man erkennt eine minimale Betonung des Präsenzbereichs, die man aber noch weiter herausfiltern kann und die oben erwähnte Senke des Breitbänders, die ich unkorrigiert gelassen habe. Die Box zeigt auch bei hohen Lautstärken ein wirklich gutes Klirrverhalten: K3 ist selbst bei 95 Dezibel nicht der Rede wert, während k2 bei der größeren Lautstärke im Bereich des Tieftöners nur moderat ansteigt. Der k3-Anstieg ist auf die steile Tiefpass-Filterung oberhalb von 20 Kilohertz zurückzuführen und spielt keine Rolle. Und da auch das Wasserfalldiagramm keine groben Auffälligkeiten zeigt, betrachte ich die Abstimmung als gelungen.   

Hörtest


Im Hörraum kann die Esprimere mit einem schon beeindruckend tiefen und echt voluminösen Bass überzeugen, während sie im gesamten Mittelhochtonbereich sehr präzise und räumlich exakt aufspielt. Der Dayton-Glasfaserbass hat enorme Pegelreserven, so dass es auch mit bassreicher Musik gerne lauter werden darf, gerade hier mit Subsonicfilter. Der kleine Breitbänder geht da ohne Tieftonbelastung mit und sorgt für kleine Gänsehautmomente, in denen er gute Aufnahmen lebensecht und fast wie live im Hörraum erlebbar macht.   

Aufbauanleitung


Die Box wird am besten auf einer Seitenwand aufgebaut, auf der man Deckel, Rückwand und Boden aufklebt. Dann folgt das Breitbander- Abteil die zweite Seitenwand und schließlich die Front. Anschließend werden die Chassis eingefräst und schließlich alle Locher gesagt. Nach Beendigung der Holzarbeiten folgt die Verkabelung und das Einbringen des Dämmaterials, bevor die Chassis eingebaut werden.   


Holzliste


MDF 19 mm

1 x 35,0 x 23,7 cm Front
1 x 31,2 x 19,9 cm Rückseite
2 x 35,0 x 26,1 cm Seiten
2 x 26,1 x 19,9 cm Deckel, Boden   


Zubehör pro Box


 Polyesterwatte
 Schrauben
 Dichtstreifen
 Terminal
 Kabel
 Reflexrohr BR/HP50


Lieferant: Variant 

Fazit

Günstige Komponenten, edles Finish zum kleinen Preis und ein mitreißender Klang – einfach nur gut.

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Kategorie: Lautsprecherbausätze

Produkt: Variant Esprimere

Stückpreis: um 429 Euro

3/2023

Günstige Komponenten, edles Finish zum kleinen Preis und ein mitreißender Klang – einfach nur gut.

Variant Esprimere

3/2023

Variant Esprimere
TECHNIK-TIPP
Ausstattung & technische Daten 
Technische Daten
Chassishersteller : Dayton, Tectonic 
Vertrieb: Variant GmbH, Marburg 
Internet www.variant-hifi.de 
Konstruktion: Michael Schmitz, Thorsten Fischer 
Funktionsprinzip: Bassreflex 
Bestückung: 1x Tectonic TEBM46C20N-4B 1x Dayton Audio GF180-4 1x Arylic Up2Stream Plate Amp 
Nennimpedanz (in Ohm): Nein 
Kennschalldruckpegel 2,83 V/1m: Nein 
B x H x T (in cm) 35 x 23,7 x 28 cm 
Kosten pro Stück: ab 350 Euro Gehäuse pro Stück: ab 79 Euro 
Technische Daten Tectonic TEBM46C20N-4 
Hersteller: Tectonic 
Bezugsquelle Variant GmbH, Marburg 
Unverb. Stückpreis 41 Euro 
Chassisparameter K+T-Messung Mitteltöner
Fs (in Hz) 157 
Re (in Ohm) 5,53 
Rms (in Kg/s) 0.3 
Qms 7.81 
Qes 0,4 
Qts 0,38 
Cms (in mm/N) 0.43 
Mms (in gr) 2.4 
BxL (in Tm) 4,59 
VAS (in Liter) 0.23 
L 1kHz (in mH) 0,03 
SD (in cm²) 19 
Ausstattung
Korb: Kunststoff 
Membran: Papier 
Dustcap: Nein 
Sicke: Gummi 
Schwingspulenträger: Aluminium 
Schwingspule (in mm): 32 mm 
Xmax: Ja /-2mm 
Magnetsystem: Neodym 
Polkernbohrung: Nein 
Sonstiges: Nein 
Außendurchmesser (in mm) 82 
Einbaudurchmesser (in mm) 62 
Einbautiefe (in mm) 31 
Korbranddicke (in mm)
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Thomas Schmidt
Autor Thomas Schmidt
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Datum 26.03.2023, 09:55 Uhr
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