Kategorie: Lautsprecherbausätze

High-End-Koaxialbox


Der gute Stoff

Lautsprecherbausätze Quint Audio PostRetro im Test, Bild 1
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Beryllium ist immer noch irgendwie ein Zauberwort, wenn es um Lautsprechermembranen geht. Und wenn wir dann gar einen Kompressionstreiber mit einer Dreizoll-Berylliummembran in den Fingern haben, dann werden die Zähne ein bisschen lang.

Nico Germanos von Quint Audio hat sich eines ganz besonderen Koaxtreibers angenommen, den der amerikanische Hersteller Radian anbietet. Es gibt wohlgemerkt zwei Versionen des Chassis: Eine bezahlbare mit einem „normalen“ Hochtontreiber und eben die Variante mit Berylliummembran, die dann gleich einmal über doppelt so viel kostet.  

Technik


Ich zitiere den Konstrukteur: „Der Radian 5312Neo BE. Radian ist in der Hifiwelt weniger bekannt, da sich der Hersteller eher auf professionelle Kunden spezialisiert hat. Dennoch sind die Treiber allesamt auch für typische Hifianwendungen sehr interessant. Der 12“ große Tieftöner, mit sehr potentem Neodymantrieb und Papiermembran mit harter Aufhängung, besitzt einen Kompressionstreiber mit einer ungewöhnlich großen 3“ Berylliummembran, welcher koaxial hinter dem Tieftonmagnet angeflanscht wurde.

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Das macht den Treiber natürlich sehr interessant für einen kleinen Lautsprecher, welcher idealerweise eine hohe Sensitivität aufweist und eine Linearisierung der Impedanz besitzt, um auch mühelos von schwächeren und nicht laststabilen Röhrenendstufen problemlos angetrieben zu werden.“  


Gehäuse


„Die Antriebskraft des Tieftöners ist so hoch, dass es nicht so leicht ist dem Treiber tiefe Töne zu entlocken. Die nötige Länge des Bassreflexkanals wird dabei meist derart groß, dass es entweder zu Problemen mit dem Kanal kommt, oder aber die komplette Länge nur schwer oder gar nicht im Gehäuse untergebracht werden kann. Dank 3D Modellierung fallen aber solche Probleme sofort auf und können bereits in der Konstruktionsphase beseitigt werden. Wir haben uns für zwei DN75 Rohre entschlossen, da es die Rohre auch mit der für uns benötigten Krümmung gibt. Zudem sind in die Rohre gleich Anschlüsse für weitere Verlängerungen integriert. So lassen sich die Reflexkanäle sehr einfach in der Länge regulieren und machen die Lautsprecher bei der Tieftonabstimmung an die persönlichen Bedürfnisse anpassbar.“ Die Schallwand ist tatsächlich kaum größer, als es die Treibergröße erfordert – etwa 30 Liter netto kommen bei dem Format heraus.   

Frequenzweiche


Die Werte der Frequenzweiche werden hier zum Schutz des exklusiv bei Physical Lab erhältlichen Bausatzes nicht veröffentlicht. „Der Lautsprecher wurde unter dem Referenzwinkel von 15° optimiert. Das war wichtig, da der Superhochtonbereich ab 10kHz durch das Gewicht der Hochtonmembran sehr stark an Schalldruck verliert. Linearisiert man nun auf Achse, dann bricht der Hochtonbereich unter allen anderen Winkeln weg. Das schadet dem Abstrahlverhalten enorm, und der Lautsprecher muss dann sehr exakt auf den Hörer eingewinkelt werden, da sonst zu viel Energie im Hochtonbereich fehlt. Deswegen haben wir unter Winkel optimiert und auf Achse den entsprechenden Bereich ab 10kHz belassen, um genug Energie in den Hörraum zu transportieren. Das kann schaltungstechnisch sehr trickreich sein, zahlt sicher aber aus. Betrachtet man das Abstrahlverhalten und das Verzerrungsverhalten der einzelnen Treiber genauer, dann ergibt sich eine ideale Trennfrequenz von ca. 650Hz. Da der Kompressionstreiber sehr groß und potent ist, und der Hifieinsatz keine Pegel jenseits der 110dB erfordert, ist diese Trennfrequenz kein Problem für unsere Treiber. Bei der Filterung wurden extrem steile Filter gewählt um den Überlappungsbereich zu minimieren und um den Kompressionstreiber nicht unnötig hoch zu belasten.  Im Hochtonbereich kommt ein erweiterter Filter 4. Ordnung zur Anwendung, während sich der Tieftöner mit einem optimierten Filter 3. Ordnung zufriedengibt.

Lautsprecherbausätze Quint Audio PostRetro im Test, Bild 11
Textdiagramm: Zweige
Durch aufwendige Simulationen und einem ungewöhnlichen Schaltungsdesign konnten wir eine Filtersteilheit von 72dB pro Oktave (entspricht einem Filter 12ter Ordnung) erreichen. Das ist extrem steil und hält den Überlappungsbereich der Einzeltreiber um die Trennfrequenz klein. Die Addition ist perfekt was unerwünschte Effekte unter Winkel verhindert. Neben den Filtern kommen auch noch Saugkreise zum Einsatz um das Verhalten des Lautsprechers zu linearisieren bzw. zu verbessern. Ebenfalls viel Aufmerksamkeit wurde der Impedanz gewidmet. Hier wurde mit einer aufwendigen Schaltung das Verhalten soweit angepasst, dass der Verstärker eine nahezu ohmsche Last antreiben muss. Die Schwankungen betragen um den Mittelwert nur +/- 2,5Ohm. Das ermöglicht auch die Nutzung von empfindlichen Verstärkern oder Röhrenverstärkern.“
Lautsprecherbausätze Quint Audio PostRetro im Test, Bild 12
Textdiagramm: Abstrahlung
 

Messwerte


Natürlich ergibt sich aus einer so aufwendigen Weichenschaltung ein gewisser Verlust an Wirkungsgrad – genau so wie die Tatsache, dass hier aus einem Chassis, das nach PA-Maßstäben allenfalls ein Mitteltöner ist, Bässe entlockt werden sollen. Dennoch ist der resultierende Wirkungsgrad mit knapp 90 Dezibel an 2,83 Volt ziemlich in Ordnung, vor allem, wenn man die hervorragend lineare Abstimmung mit einem ganz leichten Loudness- Effekt berücksichtigt. Im Tiefton gibt es eine leicht fallende Abstimmung mit einer Betonung des oberen Bassbereichs. Auf Achse ist der Hochton leicht pointiert, zeigt unter Winkeln aber ein schönes Richtungsverhalten. Den Pegel des Hochtöners kann man mit den unterschiedlichen Vorwiderständen anpassen:

Lautsprecherbausätze Quint Audio PostRetro im Test, Bild 13
Textdiagramm: Vorwiderstand
In Sachen Klirr und Resonanzen gibt es vom meiner Seite für die PostRetro nur Lob – und der Impedanzverlauf ist außerordentlich linear.  


Klang


Was soll ich sagen: Mehr kann man aus einem Lautsprecher nicht herausholen – die PostRetro ist überaus neutral, wo es darauf ankommt, fügt aber noch ein bisschen Wohlklang im Bass und Luftigkeit im Hochton hinzu. Die Räumlichkeit der Box ist phänomenal, die Präzision der Abbildung in Tiefe wie Breite der Bühne einfach nur sensationell. Der Bassbereich reicht tatsächlich nicht bis in die untersten Oktaven, ist aber für hochwertigen Musikgenuss mehr als ausreichend - wer das ultimative Musikerlebnis bis ganz hinunter sucht, baut die Box geschlossen und stellt einen (sehr!) guten Subwoof dazu – dann fällt mir aber auch nichts mehr ein, was dann noch zu wünschen wäre. In Sachen Grob- und Feindynamik hängt die PostRetro extrem gut am Gas und setzt in bester Monitormanier alles perfekt um, was man ihr an Musik anbietet.  

Aufbauanleitung


Der Aufbau beginnt auf einer der Seitenwände, auf der die Schallwand, Deckel, Boden, Teiler und die Rückseite aufgeklebt werden. Dann wird die zweite Seite aufgeklebt, die Chassis eingefräst und alle Löcher gebohrt und gesägt. Danach werden Weiche, Reflexrohre und Chassis montiert.  

Fazit

Edelste Koaxtechnologie, aufwendig beschaltet – besser geht es nicht!

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Kategorie: Lautsprecherbausätze

Produkt: Quint Audio PostRetro

Stückpreis: um 1800 Euro + Gehäuse Fertig aufgebaute Weiche: 90 Euro

2/2024

Edelste Koaxtechnologie, aufwendig beschaltet – besser geht es nicht!

Quint Audio PostRetro

2/2024

Quint Audio PostRetro
HIGH-END-TIP
Ausstattung & technische Daten 
Technische Daten
Chassishersteller : Radian 
Vertrieb: Quint Audio, Senden 
Internet www.quintaudio.com 
Konstruktion: Nico Germanos 
Funktionsprinzip: Bassreflex 
Bestückung: 1x Radian 5312 Neo 
Nennimpedanz (in Ohm): 8 Ohm 
Kennschalldruckpegel 2,83 V/1m: 89 dB 
B x H x T (in cm) 32 x 72 x 45 cm 
Kosten pro Stück: ca. 1800 Euro + Gehäuse Fertig aufgebaute Weiche: 90 Euro 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 12.02.2024, 09:55 Uhr
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Interessante Links:
  • www.hausgeraete-test.de
  • www.heimwerker-test.de
  • hifitest.de/shop/
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