Kategorie: Lautsprecherbausätze

Einzeltest: Omnes Audio Power Punk


Schluss mit lustig

Lautsprecherbausätze Omnes Audio Power Punk im Test, Bild 1
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Wenn‘s mal etwas mehr an Lautsprecher sein darf, dann hätten wir hier vielleicht das Richtige für Sie: Open Baffle auf die Spitze getrieben

Ja, was hätte denn jetzt auch noch kommen sollen? So ziemlich jede Variante des Open-Baffle-Konzeptes hat Blue Planet Acoustic schon realisiert. Sie haben Dreizoll-Breitbänder in ein Brett geschraubt und Achtzehn-Zoll-Bässe plus Sechs-Zoll-Breitbänder, Koaxialwandler in so ziemlich jeder Form und Farbe mit Bassunterstützung in allen möglichen Dimensionen. Und jetzt kommt die „Power Punk“, das abgedrehteste, wahnsinnigste und verrückteste Schallwandkonzept, das noch möglich war: eines mit drei Fünfzehn-Zoll-Treibern. Klar braucht’s kein Gehäuse, klar sind die Schallwandabmessungen aufs Notwendigste reduziert, aber kompakt geht bei der Bestückung nun mal gar nicht: Das Ding ist 1,30 Meter hoch und 45 Zentimeter breit.

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Und wenn schon auffällig, dann richtig: Unser Probepaar trägt seinen Irrsinn stolz in eine knallrote Schallwand gefasst zur Schau. Richtig so. 

Treiber


Die Protagonisten der Power Punk sind allesamt alte Bekannte für uns, sind sie doch alle schon in verschiedenen Schallwandkonstruktionen zum Einsatz gekommen. Zwei der drei Treiber sind Basslautsprecher, der dritte ein Koaxialwandler mit Druckkammertreiber. Alle stammen aus amerikanischer Fertigung und sind eigentlich in der professionellen Beschallungstechnik zu Hause – was nicht heißt, dass sie nicht auch im Wohnzimmer eine gute Figur machen können. Der Koax hört bei Omnes Audio auf den Namen 15CX, wir haben ihn bereits in Ausgabe 1/2019 ausführlich vorgestellt. Bei ihm handelt es sich um einen verhältnismäßig günstigen Treiber, bei dem der Druckkammertreiber von hinten durch den Magneten des Tieftöners verschraubt wird und in ein Metallhorn im Zentrum der ganzen Angelegenheit strahlt. Der Tieftöner verfügt über einen eher unspektakulären Stahlblechkorb und arbeitet mit einer stark verrippten Pappmembran, die von einer beschichteten Gewebesicke geführt wird. Das ist Technik nach alter Väter Sitte und funktioniert ziemlich gut, bis ein Kilohertz sogar praktisch fehlerfrei. Der Antrieb ist ein Ferritmagnet von der kleineren Sorte, für einen Wirkungsgrad von 96 Dezibel reicht‘s aber trotzdem. Die Gesamtgüte liegt in der Gegend von zwei, für klassische Tieftonanwendungen ist der Treiber also nicht so richtig zu gebrauchen – in einer offenen Schallwand schon. Die beiden Bässe kommen aus der gleichen Ecke und hören auf den Namen OBW15 PA. Die konstruktive Verwandtschaft zum Koax ist offensichtlich, nur gibt‘s hier eben keine Öffnung für den Hochtöner, sondern eine klassische Dustcap auf der Membranvorderseite. Auch hier sorgt ein eher sparsamer Antrieb für eine hohe Güte, genau das lässt sich bei einer offenen Schallwand bestens gebrauchen. Wirkungsgrad ist auch hier satt vorhanden. 


Gehäuse


Gehäuse? Gibt‘s natürlich nicht. Nur einen guten halben Quadratmeter Schallwand und einen Standfuß, der das Ganze in der Senkrechten hält und die Weiche beherbergt. Die Schallwand ist eine imposante Bohle aus vier miteinander verleimten 18-Millimeter-Platten mit diversen Aufweitungen auf der Rückseite, um den Luftfluss nicht zu behindern. Außerdem ermöglich die Konstruktion das perfekte Verstecken der Anschlussleitungen für die Treiber, die verlaufen nämlich in Kanälen im Inneren der Platte. Die Zeichnung entspricht nicht exakt dem Aufbau des Musterpärchens, jenes trägt nämlich außen herum zusätzlich einen weißen Kantenumleimer, der in der Zeichnung der Einfachheit halber fehlt. Welches Material Sie hier verwenden, bleibt Ihnen überlassen, Stabilität sollte in jedem Falle genug gegeben sein. 


Frequenzweiche


Die Frequenzweiche der Power Punk ist ein klassisches Dreiwegefilter mit relativ wenig Besonderheiten. Die beiden parallelen Tieftöner (im Schaltbild ist nur einer eingezeichnet) werden mit einem lehrbuchmäßigen Tiefpass zweiter Ordnung aus dem Rennen genommen. Der Mitteltöner, also der 15-Zoll-Part des Koaxialwandlers, wird von einem ebenfalls konventionellen Bandpass zu beiden Seiten hin beschnitten. Zuerst gibt‘s einen Tiefpass aus wegen der tiefen Trennfrequenz zum Bass hin großem Kondensator und voluminöser Spule, danach folgt der Hochpass. Ein Spannungsteiler schließlich reduziert den Pegel der Abteilung. Beim Hochtöner war etwas mehr Aufwand erforderlich. Die eigentliche Filterung besorgt ein Hochpass zweiter Ordnung gleich zu Beginn. Es folgt ein Saugkreis, der eine Störstelle im Frequenzgang eliminiert. Auch beim Hochtöner gibt‘s einen Spannungsteiler direkt an der Schwingspule; hier allerdings ist der „Längswiderstand“ mit einer kleinen Spule gebrückt. Das sorgt dafür, dass der Pegel des Hochtöners ganz oben wieder zulegt. 

Messungen


Die Power Punk benimmt sich vor dem Mikrofon durchaus gesittet. Der Frequenzgang weist ordentlich Tiefgang bis unter 40 Hertz aus, im Grundtonbereich gibt‘s eine leichte Überhöhung. Ab dem Mitteltonbereich sieht der Amplitudenverlauf ob der großen Membranen etwas wild aus, im Schnitt jedoch geht das in Ordnung, sogar das Rundstrahlverhalten sieht halbwegs okay aus. Der Hochtöner fällt, je nach Winkel, ab rund 15 Kilohertz ab, schafft die 20-Kilohertz-Marke zumindest auf Achse aber noch. Der Gesamtwirkungsgrad liegt in der Gegend von 91 Dezibel. Der Impedanzschrieb weist im Mittel acht Ohm aus, auffällig ist der massive Peak bei gut drei Kilohertz, was die Übernahmefrequenz zum Hochtöner sein dürfte. Das Verzerrungsverhalten sieht sehr gut aus, lediglich der Hochtöner genehmigt sich eine k2-Spitze um sieben Kilohertz. Bei höheren Pegeln kratzt die auch gerne mal an der Fünf-Prozent-Marke, aber zum Glück ist‘s ja nur weniger tragischer geradzahliger Klirr. Im Wasserfalldiagramm herrscht durchaus über den ganzen Frequenzbereich „Leben“, es gibt aber keine wirklich problematischen Ausschwingvorgänge. 

Klang


Nun habe ich mich im Laufe der Zeit schon mit einer ganzen Reihe von offenen Schallwänden von Blue Planet Acoustic auseinandergesetzt. Und ich muss dem Chef Nick Baur recht geben: „Normale“ Lautsprecher gibt’s schon zuhauf, manchmal darf man auch einfach etwas bauen, das sich eine „Meinung“ leistet. Der große Punk ist so ein Lautsprecher. Bei aller Vertrautheit auch mit dem 15"-Koax in dieser Anwendung klingt diese Inkarnation des Prinzips wieder einmal deutlich anders als die vorangegangenen, auch deutlich anders als die „Monolith“ mit ihrem 18"-Tieftöner. Die Power Punk ist zweifellos der lebendigere und auch rabiatere Lautsprecher – kein Wunder bei dieser Ansammlung von Membranfläche. Wir mussten diese Variante anders stellen: Während die meisten der bisherigen BPA-Schallwände auf unserer Standard-Lautsprecherposition rund zwei Meter vor der Rückwand sehr gut funktionierten, tun die sechs Fünfzehner der Power Punk hier eindeutig des Guten zu viel. Mindestens einen halben Meter weiter nach vorne, etwas enger zusammen und deutlich stärker angewinkelt als sonst, dann wird’s was. Optisch wird‘s dann zwar langsam etwas bedrohlich, akustisch nimmt die Sache aber Formen an. Ein bisschen viel Grundton gibt‘s immer noch, aber Druck und Attacke nehmen beängstigende Dimensionen an. Und erfreulicherweise hält sich der „Kopfhörereffekt“ in Grenzen, will sagen: Das Klangbild löst sich bestens vom Lautsprecher und steht frei im Raum, die beiden roten Monstren können akustisch tatsächlich fast völlig verschwinden. Die direkte Ausrichtung des Hochtöners aufs Ohr schadet nicht. Einerseits ist er hier so zahm abgestimmt, dass er einfach nicht nervt, andererseits sorgt die Montage weit oben immer noch dafür, dass man nicht genau auf Achse sitzt. Die Power Punk ist sicherlich bis jetzt die extremste Variante dieses Lautsprecherprinzips von Blue Planet Acoustic und definitiv eine der spannendsten. Nicht in jeder Hinsicht der richtige Lautsprecher für mittelalterliche Flötenkompositionen, aber für robusteres Material einfach großartig. Zumal die Pegelreserven so hoch liegen, dass der 250-Watt-pro- Kanal-Verstärker mal richtig Sinn macht.   

Aufbauanleitung


Das „Gehäuse“ besteht lediglich aus vier verleimten Platten. Denken Sie daran, die erforderlichen Kanale für die Kabelführung in die entsprechenden Zwischenlagen einzubauen. Die Profilierung von Vorder- und Ruckseite der Platte durfte nach dem Zusammenbau einfacher vorzunehmen sein. 

Holzliste


Material: 18-mm-Multiplex oder -MDF

4 x 450 x 1299 mm Schallwand
1 x 530 x 320 mm Deckel Sockel aussen
1 x 494 x 284 mm Deckel Sockel innen
1 x 530 x 80 mm Front Sockel aussen
1 x 494 x 62 mm Front Sockel innen
1 x 494 x 80 mm Rückwand Sockel aussen
1 x 458 x 62 mm Rückwand Sockel innen
2 x 302 x 80 mm Seite Sockel aussen
2 x 284 x 62 mm Seite Sockel innen  


Zubehör pro Box


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 LS Kabel
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Kategorie: Lautsprecherbausätze

Produkt: Omnes Audio Power Punk

Preis: um 565 Euro

7/2020
Ausstattung & technische Daten 
Technische Daten
Chassishersteller : Omnes Audio, Tang Band 
Vertrieb: Blue Planet Acoustic 
Internet
Konstruktion: Baur Akustik 
Funktionsprinzip: Drei Wege, Open Baffle 
Bestückung: 2 x Omnes Audio OBW15 PA 1 x Omnes Audio 15 CX 
Nennimpedanz (in Ohm): 8 Ohm 
Kennschalldruckpegel 2,83 V/1m: 91 Dezibel 
B x H x T (in cm) 450/1400/320 
Kosten pro Stück: ca. 565 Euro plus Gehäuse 
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Autor Holger Barske
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Datum 11.07.2020, 16:03 Uhr
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