Kategorie: Lautsprecherbausätze

Einzeltest: Monacor Mo-Line


Mit langer Leitung

Lautsprecherbausätze Monacor Mo-Line im Test, Bild 1
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Transmissionline. Machen wir ja eher selten in der Klang + Ton, was eigentlich schade ist. Erfreulicherweise hat Frank Kuhl von Monacor International uns bis auf Weiteres die Arbeit für ein solches Projekt abgenommen

Der Sinn der Sache? Bass. Bis in die Region von 30 Hertz, und das mit einem halbwegs moderaten Gehäuse. Wer sowas will und nicht gnadenlos aktiv nachhelfen will, der hat nicht allzu viele Optionen. Die altehrwürdige Transmissionline ist auf alle Fälle eine davon. Wir erinnern uns: Dabei handelt es sich um ein ziemlich altes Gehäuseprinzip, bei dem der Tieftöner in eine sich zum Austritt hin verjüngende Leitung, die „Line“, strahlt. Je länger die Line, desto tiefer der mögliche Bass. Das geht bis deutlich unterhalb der Freiluftresonanz des Tieftöners. Schöne Sache, aber nicht ganz trivial: Da es sich dabei um einen Resonator handelt, gibt‘s nicht ohne Weiteres eine saubere, lineare Wiedergabe bis in tiefste Regionen, vielmehr gibt‘s eine Reihe von Resonanz-Peaks und Einbrüchen im Frequenzgang.

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Die sind dem Prinzip selbst geschuldet, aber auch dem Umstand, dass Transmissionlines in der Regel gefaltet realisiert werden, anders wäre die erforderliche Länge nicht sinnvoll zu realisieren. Man kann die Unstetigkeiten in den Griff bekommen, nämlich über die Gehäusedämmung. Das ist hier geschehen, weshalb es dem Thema Dämmung bei diesem Projekt etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen gilt. Abgesehen davon ist die „Mo-Line“, so heißt das gute Stück, eine Kine nach altem Klang + Ton-Strickmuster: Der Bass strahlt nicht ganz an Anfang, sondern erst nach rund einem Drittel der Länge in die Line, das ist vor vielen Jahren in just diesem Magazin propagiert worden. Die Mo-Line gibt‘s nicht nur, wie hier, als Zweiwegebox, der Entwickler hat auch eine Dreiwegevariante entworfen. Dabei gibt‘s ein zusätzliches Gehäuse mit einem 145-mm-Mitteltöner obendrauf. Das stand uns aber nicht zur Verfügung, weshalb wir uns auf die Zweiwegevariante konzentrieren

Treiber


Frank Kuhl bediente sich zweifellos bei den ganz leckeren Sachen aus den Regalen von Monacor International. Der auffälligere der beiden Protagonisten ist sicherlich der Hochtöner: Beim RBT-20 handelt es sich um einen echten Bändchenhochtöner, die Schallabstrahlung übernimmt eine hauchdünne Metallfolie, die im Magnetfeld hängt und vom Signalstrom durchflossen wird. Mit eingebaut ist der dringend erforderliche Transformator, ohne den sich die Membran elektrisch wie ein Kurzschluss benehmen würde. Schöner Treiber, mit 300 Euro fürs selektierte Pärchen preislich noch im Rahmen. Als Tieftöner kommt der SPH-220HQ zum Einsatz; diese Baureihe lässt Monacor International bei LPG in Neu-Ulm fertigen, die Verwandschaft zu den bekannten und hochgeschätzten Eton-Treibern kommt also nicht von ungefähr. Hier allerdings kommen luftgetrocknete Papiermembranen zum Einsatz und nicht die bekannten „Hexacones“. Der Parametersatz mit einer recht niedrigen Freiluftresonanz von 33,4 Hertz und einer nicht genäßigten Gesamtgüte von 0,44 lassen den Einsatz in einer Transmissionline auf alle Fälle sinnvoll erscheinen

Gehäuse


Die gut meterhohe Standbox ist vom Aufbau her nicht allzu komplex. Die Line ist im Inneren zweimal umgelenkt, das geht erfreulicher weise mit nur zwei Brettern. Besondere Beachtung verdient der große Teiler, der die erste Umlenkung in Chassisnähe erledigt: Er ist nämlich nicht nur gerade abgelängt, sondern mit einem doppelt gesschwungenen Profil versehen. So etwas sieht man heutzutage sehr selten, ist aber nicht desto trotz eine gute Idee und hilft, die durch die Umlenkung verursachten Störungen im Schalldruckverlauf zu minimieren. Die Line tritt unten am Ende der aufgedoppelten Front aus, es gibt also im Bass über die Fußbodenladung noch ein bisschen was obendrauf. 

Frequenzweiche


Die Filterung der beiden Treiber ist eine nicht ganz triviale. Der Tieftöner wird mit einem modifizierten  Sechs-Dezibel-Tiefpass bei gut 2,5 Kilohertz aus dem Geschehen genommen, wie die Messung der Einzelzweige offenbart: Modifiziert ist das Filter deshalb, weil die Filterspule L1 mit einem Parallelwiderstand (R1) gebrückt und damit „entschärft“ wurde. Darauf folgt ein Resonanzkreis mit L2 und C1, der eine höherfrequente Störstelle im Frequenzgang korrigiert. Die Reihenschaltung aus C2 und R2 parallel zum Bass korrigiert den Impedanzanstieg des Treibers zu hohen Frequenzen, ohne das würde die Filterung nicht wunschgemäß arbeiten. Beim Hochtöner geht‘s noch etwas komplexer zu. Ich würd‘s einen 18-Dezibel-Hochpass nennen. Dessen elementare Filterfunktion übernehmen C3, C4 und L3, wobeii adi Filterwirkung auch hier wieder (per R3) eingeschränkt wurde. Es folgt ein Spannungsteiler mit R4 und R5 zur Pegelanpassung und zwei Korrekturglieder (L4, R6, C5 bzw. L5, C6).

Messungen


Das Ergebnis zeigt en Erfolg der Bemühungen. Der Frequenzgang zeigt sich weitgehend ausgewogen, gerade im Bass. Man erkennt ein paar minimale dem Gehäuseprinzip geschuldete Einbrüche, die aber bestens  kontrolliert sind. Bass gibt‘s in der Tat bis 30 Hertz, mit Einschränkungen auch noch darunter. Die Einkopplung des Bändchens funktioniert bestens, erfreulicherweise macht sich der Übergang sogar im Rundstrahlverhalten nur minimal bemerkbar. Jenes sieht sowieso exzellent aus, der Abfall außerhalb der Achse ist unüblich gering. Eine kontrollierte Schallabstrahlung gibt‘s bis an unsere Messgrenze. Der Wirkungsgrad liegt mit rund 85 Dezibel im diesbezüglichen Mittelfeld, der impedanzverlauf sieht etwas ungewöhnlich aus. Im Mittel ist‘s aber immer noch ein Acht-Ohm-Wandler. Das Klirrverhalten sieht sehr gut aus, die Verzerrungen bleiben bei 85 Dezibel unter 0,4 Prozent. Bei 95 Dezibel macht sich eine Spitze bei vier Kilohertz bemerkbar, aber die ist verschmerzbar. Blitzblang hingegen präsentiert sich das Wasserfalldiagramm. 

Klang


Die Mo-Line habe ich mir unmittelbar nach der Beschäftigung mit der hervorragenden Minibox „No.4 Royal“ von Blue Planet Acoustic angehört. Und wissen Sie was? Die Unterschiede sind beileibe nicht so groß, wie man eigentlich annehmen sollte. Was zum Einen ein dickes Kompliment für den „Zwerg“ ist und andererseits ein dickes Kompliment für diese Standbox. Ich hab ja immer so meine Schwierigketen mit Folienhochtönern im weitesten Sinne, wozu ich jetzt mal auch „richtige“ Bändchen zähle. Diese Konstruktionen schlüssig an den Frequenzbereich darunter anzupassen ist eine ausgesprochen knifflige Angelegenheit und normalerweise identifizieren ich einen Hochtöner dieser Spezies akustisch in Sekundenbruchteilen. Diesen hier nicht. Energie hat das – jede Menge sogar. Und natürlich gibt’s davon auch mehr als bei dem kleinen Breitbänder. Es hat aber nicht diese „Hoppla, jetzt komm ich“-Ausprägung von Energie, sondern echte, glaubhafte Strahlkraft ohne künstlichen Glanz. Seht gut. Bass? Aber ja doch. Auch so richtig tief. Aber auch hier gibt’s nichts Übertriebenes oder augeblähtes, die Box marschiert einfach mit größter Selbstverständlichkeit in den Frequenzkeller. Ich bin versucht, die Abstimmung ansatzweise schlank zu nennen, der Eindruck relativiert sich aber später noch. Wir legen Neil Youngs legendäres Massey Hall-Konzert von 1971 auf. Sie ist sofort da, die Bühne. Höchst überzeugend separieren sich die Darbietung auf der Bühne und der Applaus des Publikum. Die akustische Gitarre hat genau den richtigen Stahlsaiten-Sound, der junge Mr. Young „knödelt“ bei Weitem noch nicht so wie später in seiner Karriere. Über Klang zu referieren ist hier eigentlich müßig, die Box macht nämlich das Entscheidende richtig: Sie vermittelt glaubhaft, dass hier der Grundstein für eine der ganz großen musikalischen Karrieren gelegt worden ist. Einen ganz kleinen Schuss Extra-Wärme im Oberbass darf ich der Mo-Line attestieren, was der Lanzeittauglichkeit ihres Sounds eher zugute kommt als dass es schadet. Abermals fällt das nahtlose Ineinandergreifeb der beiden so unterschiedlichen Treiber auf, Stimme und Gitarre bilden insbesondere dynamisch eine überzeugende Einheit. Dem Kollegen Schmidt habe ich dann noch kurz seine 1979er Erstausgabe der Dire Straits „Communiqué“ entwendet. Der Opener  „Once Upon A Time In The West“ hat so einen ganz speziellen Sound im Bass: voluminös, voll, warm, rund – ein ganz klein wenig „drüber“ eigentlich. Auch bei er Mo-Line. Und zwar mit Punch und Differenzierungsvermögen. Klasse Lautsprecher!

Aufbauanleitung


Zunächst wird der rechteckige Ausschnitt in die das Versteifungsbrett für die Front gesägt und dieses mit der Schallwand verleimt. Die Öffnungen für die Treiber kann man vorher oder nach dem Zusammenbau der Box einbringen. Nun werden Front und Boden auf eine Seitenwand geleimt, es folgen die beiden Teiler für die Transmissionline. Anschließend sind Rückwand und Deckel an der Reihe. Nun erfolgt die Dämmung des Gehäuses, wofür Sie bitte die entsprechende Zeichnung zu Rate ziehen. Schließlich wird das Gehäuse mit der zweiten Seitenwand verschlossen. 

Holzliste pro Box


Material: 19mm MDF

2 Stück 1038 x 419mm Seitenwände 
2 Stück 419 x 230mm Boden/Deckel 
2 Stück 916 x 230mm Front 
1 Stück 1000 x 230mm Rückwand
1 Stück 715 x 230mm Kanalbrett 1
1 Stück 240 x 230mm Kanalbrett 2

Zubehör pro Box


Terminal 1 ST-960GM
Noppenschaumstoff 3 Matten MDM-40
Dämmwolle 3 Beutel MDM-3
Dichtband 1 MDM-5
Schrauben 16 MZF-8616 (VE=16)
Kabel 3m SPC-125


Kategorie: Lautsprecherbausätze

Produkt: Monacor Mo-Line

Preis: um 350 Euro

9/2016
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Ausstattung & technische Daten 
Technische Daten
Chassishersteller : Monacor 
Vertrieb: Monacor International 
Internet
Konstruktion: Frank Kuhl 
Funktionsprinzip: 2 Wege, Transmissionline 
Bestückung: 1 x SPH-220HQ, 1 x RBT-20 
Nennimpedanz (in Ohm): 8 Ohm 
Kennschalldruckpegel 2,83 V/1m: 85 Dezibel 
B x H x T (in cm) 268/1038/419 
Kosten pro Stück: ab ca. 350 Euro plus Gehäuse 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 21.09.2016, 14:58 Uhr
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Topthema: Träume werden wahr
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