Kategorie: Lautsprecherbausätze

Einzeltest: Monacor Leserprojekt "Hans Georg"


Fast wie damals

Lautsprecherbausätze Monacor Leserprojekt Hans Georg im Test, Bild 1
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Manche Lautsprecherprojekte entstehen, weil die Treiber „einfach da waren“. In diesem Falle trifft das zumindest für einen der beiden Protagonisten zu

Hans Georg ist langjähriger Besucher der KLANG+TON-Hörtests und überaus engagierter Selbstbauer. Nach Jahren der reinen Nachbautätigkeit fing er dann irgendwann an, seine eigenen Lautsprecher zu entwickeln; das hier ist so einer. Und weil das Kind bis dato so richtig keinen Namen hatte, nennen wir’s einfach wie seinen Erbauer: Die Box heißt jetzt schlich „Hans Georg“. Der Erbauer brachte sie anlässlich eines der erwähnten Lesertreffen mal mit und fragte, ob wir Interesse daran hätten, das Konzept zu veröffentlichen. Nach kurzem Check stand fest: Wir haben. Und hier ist er nun, der kleine Zweiwegerich mit dem fast vergessenen Tieftöner. 

Treiber


Er heißt SP-60/4 und dürfte eines der ältesten Chassis überhaupt im an Klassikern nicht eben armen Monacor- Sortiment sein. Selbstverständlich war er schon bei uns im Test, aber das war in Ausgabe – man höre und staune: 3/1993. Es handelt sich um einen grundsoliden Vierzoll-Tiefmitteltöner mit Papiermembran, die Führung übernimmt eine Schaumstoffsicke.

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Schön verlustarm, und für die nächsten 15 Jahre sind sicherlich keine Auflösungserscheinungen zu befürchten. Der Korb ist ein klassisches gepresstes Stahlblechmodell, hintendran sitzt ein ordentlicher Ferritmagnet. Der Treiber ist für seine Größe ordentlich laut, macht keine großartigen „Schweinereien“ und kann in einer Vielzahl von Gehäusevarianten eingesetzt werden. Hans Georg entschied sich für eine Reflexabstimmung, dank einer Güte um 0,5 problemlos möglich. Erfreulich ist auch der Einstandspreis: Der Treiber kostet nur gut 20 Euro. Erheblich neueren Datums ist die Kalotte DT-25N. Der kompakte Flansch mit lediglich 66 Millimetern Außendurchmesser passt optisch gut zum SP-60/4, die Schallerzeugung besorgt eine 25 Millimeter durchmessende Gewebemembran, eine klassische Seidenkalotte. Sie arbeitet auf eine leichte Schallführung, heutzutage gerne als Waveguide bezeichnet. Das Auffälligste an der Kalotte sitzt hintendran: der Antrieb. Es kommt nämlich eine kleine Neodymtablette zum Einsatz, die den Tweeter in Sachen Wirkungsgrad und Breitbandigkeit in erstaunliche Dimensionen befördert. Mit rund 40 Euro kostet das gute Stück aber auch fast das Doppelte des Tieftöners. 

Gehäuse


Die Box verfügt über ein Nettovolumen von gut sechs Litern. Das Reflexrohr ist vorne herausgeführt, so dass sich das Böxchen problemlos im Regal unterbringen lässt und sich mit 28 Zentimetern Höhe zwischen Büchern ziemlich wohl fühlt. Hans Georg hat sie aus lediglich acht Millimeter starker Spanplatte aufgebaut, im Bereich des Tieftöners die Seitenwände von innen aber mit Bitumenfolie beschichtet. Das kann sicherlich nicht schaden, ist bei einer so kompakten Konstruktion aber schon der pure Luxus. Eine Versteifung sitzt zwischen Tiefmittel- und Hochtöner; es handelt sich lediglich um ein Brett, in das der Erbauer ein großes, kreisrundes Loch hineingesägt hat. Ein wenig Beachtung verdient das Bassreflexrohr: Zwar gibt es hier und da Rohre mit 25 mm Durchmesser, aber die bringen es nicht auf die erforderlichen 120 mm Länge. Wir empfehlen, sich im Gartenbedarf umzusehen und Wasserrohr aus Polyethylen zu verwenden; das gibt’s mit einem Innendurchmesser von einem Zoll und passt somit perfekt. 

Frequenzweiche


Bei der Filterung für die beiden Treiber blieb Hans Georg auf dem Pfad der ganz klassischen Tugenden: Sowohl Tiefmittel- als auch Hochtöner werden über Zwölf-Dezibel-Filter bedient. L1 und C1 bilden den Tiefpass für den SP-60/4, C2 und L2 den Hochpass für die Kalotte. R1 und R2 bilden einen Spannungsteiler, der den Pegel des Hochtöners auf das gewünschte Niveau herunterbremst. 

Messungen


Linearitätswettbewerbe gewinnt Hans Georg nicht, aber die Abstimmung des Lautsprechers geht durchaus in Ordnung. Der Minus-drei-Dezibel-Punkt im Bassbereich liegt in etwa bei 70 Hertz, für eine Box dieser Größe absolut respektabel. Zwischen einem und zwei Kilohertz gibt’s einen recht deutlichen „Schlenker“, den man mit deutlichem Mehreinsatz von Dämmmaterial vermutlich etwas dämpfen könnte. Ob man das tun sollte, steht auf einem anderen Blatt. Der Hochtonpegel auf Achse steigt ab fünf Kilohertz merklich an, kein Problem bei entsprechender Ausrichtung der Box: Bei geringen Hörabständen empfiehlt es sich, beide Lautsprecher parallel zu orientieren, dann passt der Verlauf perfekt. Der Impedanzschrieb weist im Mittel vier Ohm aus, der Wirkungsgrad liegt bei guten 85 Dezibel. Klirr? Gibt’s, aber in Grenzen. Bei 85 Dezibel sieht alles gut aus, die kleine k3-Spitze bei 2,5 Kilohertz stört nicht. Bei 95 Dezibel durchbrechen wir die Ein-Prozent-Marke hier und da, aber das ist für so eine kleine Box schon richtig laut. Das Wasserfalldiagramm sieht bis auf einen kleinen Nachschwinger bei 500 Hertz makellos aus. 

Hörtest


Es ist immer wieder erstaunlich, wie weit bei einem Lautsprecher Ewartungshaltung und Realität auseinanderliegen können. Machen wir uns nichts vor: So richtig potent sieht dieser Kleinlautsprecher nicht aus, tatsächlich aber füllt er unseren großen, gut bedämpften Hörraum problemlos mit Musik. Auch bei breiter Aufstellung mit drei Metern Basisbreite liefert er eine überaus saubere Raumabbildung mit einer exakt definierten Mitte und toller Bühnendarstellung. Gewiss, im Bass darf man keine Wunder erwarten, aber für den täglichen Bedarf reicht das hier allemal. Die Kleine verfügt über einen ausdrucks- und durchzugsstarken Mitteltonbereich und ist ein erklärter Freund von Gesangsstimmen. Die Kalotte schafft ein erstaunliches Maß von Auflösungsvermögen, der Übergang zwischen beiden Treibern ist praktisch nicht hörbar. Alles in allem ein kleiner Wolf im Schafspelz, dem man sein Potenzial nicht ohne Weiteres ansieht. 

Aufbauanleitung


Der Zusammenbau gestaltet sich denkbar einfach: Auf einer Seitenwand werden Front, Deckel, Boden und die Versteifung verklebt. Es folgt die Rückwand, den Abschluss bildet die zweite Seitenwand. Die Ausschnitte für Treiber und Reflexrohr können vor oder nach dem Zusammenbau eingebracht werden, Einfräsen ist nicht nötig. Die Seitenwände werden bei Bedarf mit Bitumenmatten beklebt, als Dämmung gibt’s auf dem Boden und unter dem Deckel ein Stück Noppenschaumstoff. 

Holzliste


Spanplatte 8 mm

 2 x 280 x 134 mm Front / Rückwand
 2 x 280 x 195 mm Seitenwände
 3 x 179 x 134 mm Boden / Deckel / Versteifung 


Zubehör pro Box


 Terminal nach Wunsch
 ca. 20 x 30 cm Noppenschaumstoff
 Bitumenmatten nach Wunsch
 Schrauben
 Kabel

Kategorie: Lautsprecherbausätze

Produkt: Monacor Leserprojekt "Hans Georg"

Preis: um 85 Euro

9/2014
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Ausstattung & technische Daten 
Technische Daten
Chassishersteller : Monacor 
Vertrieb: Nein 
Internet
Konstruktion: Hans Georg Lahr 
Funktionsprinzip: Bassreflex 
Bestückung: Monacor SP-60/4, DT-25N 
Nennimpedanz (in Ohm):
Kennschalldruckpegel 2,83 V/1m: 85 
B x H x T (in cm) 150/280/195 
Kosten pro Stück: 85 plus Gehäuse 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 07.09.2014, 16:15 Uhr
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