Kategorie: Lautsprecherbausätze

Einzeltest: Monacor Legno


Mal was anderes

Lautsprecherbausätze Monacor Legno im Test, Bild 1
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Seit einiger Zeit tut sich was im Lautsprecherchassis-Portfolio von Monacor. Und ein paar der neuen Treiber sind so ungewöhnlich, dass damit fast zwangsläufig spannende Boxen entstehen mussten. Wie zum Beispiel die „Legno“

Die Typenbezeichnung dürfte auf eines der auffälligsten Merkmale der recht kompakten Zweiwegebox zurückzuführen sein: „Legno“ ist italienisch für Holz. Und aus Holz ist bei dieser Box außer dem Gehäuse nur eins: der Phase Plug des Breitbänders. Und Junge, das ist vielleicht ein Prachtzinken, den der Hersteller dem Chassis da verpasst hat; intern heißt der bei uns schon längst „Türknauf-Breitbänder“, denn als solcher würde sich der Stöpsel auf dem Polkern des Dreizöllers nämlich hervorragend machen. Die Legno huldigt einem Prinzip, das gerade im Selbstbau seit Jahren immer mehr Freunde findet: Man nennt es „Fast“, die Abkürzung steht für „Fullrange And Subwoofer Technology“, heißt zu Deutsch: Breitbänder mit Tieftonergänzung.

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In der Tat verspricht die Vorgehensweise gute Ergebnisse: Mit einem Breitbänder lässt sich der kritische Bereich des musikalischen Spektrums ohne Übergänge zwischen zwei oder mehr Treibern abdecken. Lediglich da, wo ein solches Chassis an seine Grenzen stößt, kommt spezialisierte Hilfe zum Zuge. Bei Fast-Systemen wählt man den Breitänder eher klein, um noch nennenswerte Hochtonwiedergabe zu erzielen und das Abstrahlverhalten nicht zu sehr einzuschränken. Der Breitbänder der Legno ist ein Dreizöller und erfüllt beide Bedingungen perfekt.

Bestückung


Der Treiber hört auf die Typenbezeichnung SPX-32M und fällt durch eine Menge Dinge auf, auch durch seinen moderaten Preis von gut 20 Euro. Neben der schon hinreichend bewunderten Schallführung bringt er eine dunkle Kunststoffmembran aus Polypropylen mit – der Einsatz des eher hoch dämpfenden Materials ist eher ungewöhnlich für einen Breitbänder. Die Praxis allerdings gibt dem Konzept Recht – der SPX-32M hat auch jenseits von zehn Kilohertz noch einiges zu sagen. Er steckt in einem Stahlblechkorb und verfügt über eine hinterlüftete Zentrierung und ein geschirmtes Magnetsystem. Der Parametersatz lässt durchaus über eine echte Fullrange-Applikation nachdenken, und mit 1,1 Millimetern linearem Hub in jede Richtung ließen sich so auch brauchbare Pegel erzeugen. Mit 88 Dezibel (1 W/1 m) ist der Kollege in Anbetracht seiner Größe sogar richtig laut. Der Tieftöner ist ebenfalls ein gar auffälliger Geselle, die Klarsichtmembran des SPH-5TB gibt’s auch nicht an jeder Straßenecke. Das Material nennt sich „TPX“, was der Markenname für einen Kunststoff namens „Polymethylpenten“ ist, und der wiederum ist Polypropylen gar nicht so unähnlich. Der eine oder andere wird sich erinnern: Das Material gelangte einst durch den französischen Hersteller Audax als Membranmaterial zu Ruhm und Ehren. Jedenfalls handelt es sich um ein leichtes, steifes und gleichzeitig hoch dämpfendes Zeug, und genau diese Eigenschaften wollen wir bei Lautsprechern. Beim hier eingebauten Dreizehner geriet zudem die Oberfläche auch noch glasklar, so dass man so richtig ungeniert auf die gelbe Zentrierspinne gucken kann. Trotz des ziemlich fetten Antriebs – zwei Magnete und ein Abschirmbecher suggerieren zumindest Potenz – ist der Treiber kein „Gütemonster“. Der Hersteller gibt ein Qts von 0,64 an, und das ruft lautstark nach allem Möglichen, aber nicht dem Einsatz in einem Bassreflexgehäuse. Entwickler Frank Kuhl erhörte den Ruf und verbaute den Töner geschlossen in knapp 13 Litern. Mit einer Resonanzfrequenz in der 50-Hz-Region sind hier keine subsonischen Urgewalten zu erwarten, aber dafür ist ein Dreizehner auch nicht zuständig. Die Konstruktion des mit 45 Euro ebenfalls erträglich bepreisten Chassis ist solide: Einzoll-Spule auf Aluminiumträger, drei Millimeter Hub in jede Richtung, rund 87 Dezibel Wirkungsgrad, Gusskorb, Vertrauen erweckende 1,7 Kilo Gesamtgewicht.

Gehäuse


Die beiden Treiber stecken in einem Gehäuse aus 19 Millimeter starkem MDF, die aufgesetzte Front besteht aus 18er- Multiplex. Bei unserem Testexemplar ist diese mit entsprechender Beize farblich vom Rest des Gehäuses abgesetzt. Jenes bekam einen Anstrich mit hellem Graniteffektlack, eine immer wieder gerne genommene Möglichkeit, schnell und einfach an gut aussehende Lautsprechergehäuse zu kommen. Einen Bassreflexkanal sucht man vergeblich, eine Rohröffnung auf der Rückseite findet sich aber trotzdem: Frank Kuhl steckte den Breitbänder in einen Tunnel aus MDF. Dessen rückseitige Öffnung sich mit einem Deckel verschließen lässt. Welches die klanglich bessere Variante ist, kommt auf die raumakustischen Gegebenheiten an, bei uns jedenfalls war’s keine Frage – dazu später mehr. Lässt man die gut vier Liter des Tunnels mal außer Acht, dann verfügt das Gehäuse über ein Nettovolumen von fast 17 Litern, was nun beileibe so kompakt nicht mehr ist. Die gelungene Proportionierung des Lautsprechers versteckt die ganzen Liter aber elegant, und ich hatte mich bei einer ersten Volumenabschätzung denn auch grob nach unten verhauen. Beide Treiber sind eingefräst, auch die Öffnung für den Verschluss des Breitbändergehäuses ist „tiefergelegt“.

Frequenzweiche


Was sich bei Treiberauswahl und Gehäusekonzept schon andeutete, geht hier nahtlos weiter: Bei der Legno ist alles in bisschen anders. Prinzipiell sind beide Treiber denkbar flach mit Filtern erster Ordnung voneinander getrennt, die Trennfrequenz liegt bei gut 800 Hertz. Sechs-dB-Filter sind immer eine Herausforderung, und das war hier nicht anders: So komplett ohne „Schweinereien“ gehen die Treiber nicht zusammen. Schuld dürfte der Breitbänder sein, der bei etwa einem Kilohertz eine Unsauberkeit erzeugt, die sich auch im Summenfrequenzgang wiederfindet. Die nächste Besonderheit: Der Tieftöner läuft hochpassgefiltert. Eine Parallelschaltung von zwei Elkos und einem Folienkondensator vor dem Tiefpassfilter bewahren ihn vor exzessiven Auslenkungen; angesichts der überschaubaren Membranfläche und dem geschlossenen Gehäuse keine schlechte Idee. Wir erinnern uns: Beim geschlossenen Gehäuse steigt der Hub des Tieftöners zu tiefen Frequenzen an, hier fehlt der „Entlastungseffekt“ durch die Bassreflexöffnung. Ein RC-Glied parallel zur Schwingspule linearisiert den Impedanzverlauf des Tieftöners und erleichtert dem eigentlichen Filter dadurch das Leben. Beim Breitbänder folgt hinter dem eigentlichen Filterkondensator ein Sperrkreis mit eine Parallelschaltung aus Widerstand und Spule; parallel zum Chassis sitzt auch hier eine Impedanzlinearisierung. Der Breitbänder ist gegenüber dem Bass verpolt – nicht überraschend beim Einsatz Filter ungeradzahliger Ordnung.

Messungen


Der Amplitudenverlauf der Legno zeigt keine größeren Schwächen. Die -3-Dezibel- Punkt liegt etwa bei 70 Hertz, aber auch darunter gibt’s noch Bass: Dank des geschlossenen Gehäuses fällt der Schalldruck nach unten weniger steil als bei einer Reflexkonstruktion. Die kleine Unregelmäßigkeit im Bereich 1 bis 1,5 Kilohertz erwiese sich klanglich nicht als relevant. Ab etwa vier Kilohertz machen sich Bündelungserscheinungen des Breitbänders bemerkbar; auf Achse steigt sein Frequenzgang merklich an, außerhalb davon benimmt er sich erheblich gesitteter, eine Wiedergabe bis 20 Kilohertz kann man ihm durchaus zubilligen. Der Wirkungsgrad der Box liegt bei etwa 81 Dezibel an 2,83 Volt; das hört sich schlimmer an, als es ist, denn die Box geriet unüblich hochohmig, über weite Strecken liegt die Impedanz im zweistelligen Bereich. Das Klirrverhalten der Legno ist ohne Fehl und Tadel; bei 85 Dezibel verzerrt sie äußerst wenig, bei 95 sind’s nur im Bereich von einem bis drei Kilohertz über einem Prozent.

Klang


Mehr Sein als Schein – das schafft die Legno spielend. Sie verblüfft mit einem strammen und ordentlich dimensionierten Fundament. Kein knochenharter Bauchtreter, aber profunden Tiefgang hat sie durchaus. Und es ist was dran am geschlossenen Gehäuse, das demonstriert auch die Legno: Gegenüber den meisten Reflexkonstruktionen wirkt der Bass einfach farbiger, besser konturiert und variabler. Verwandte Membranmaterialien bei den eingesetzten Treibern sind meistens eine gute Idee, hier auch: Der Übergang zwischen beiden Chassis ist praktisch unhörbar. Die Legno ist kein detailversessener Erbsenzähler, sie ist eine auf Atmosphäre getrimmte Wohlfühlbox: Sie nervt nicht und wirkt jederzeit souverän und gelassen. Immens punkten kann sie bei der Raumabbildung: Ihre Fähigkeit, sich selbst komplett aus dem Geschehen auszublenden und virtuelle Schallquellen an praktisch jeder Stelle des Hörraums entstehen zu lassen, ist außergewöhnlich, und das auch bei relativ großer Basisbreite – erstaunlich. Das funktioniert übrigens eindeutig besser, wenn der Breitbänder rückseitig offen betrieben wird. Ein klein wenig eingewinkelt aufgestellt, und der Breitbänder liefert einen seidigen und unangestrengten Hochtonbereich, auch hier gibt’s überhaupt nichts zu kritteln.

Aufbauanleitung


Zuerst wird der Boxenkorpus aus Seitenwänden, Boden, Deckel und Rückwand aufgebaut, anschließend der Tunnel für den Breitbänder aus vier Platten verleimt. Nach dem Einbringen der Öffnungen für den Tunnel und das Anschlussterminal wird der Tunnel mit der Rückwand verklebt. Es empfiehlt sich, vor der Montage die Oberflächenbehandlung vorzunehmen – zumindest dann, wenn wie bei unserem Testexemplar beides unterschiedlich gestaltet werden soll. Beim Ausfräsen der Front ist zu beachten, dass die Chassisöffnungen auch von hinten mit einer Fase versehen sind.

Zubehör pro Box


 Terminal 1 ST-960GM
 Lochgitter 1 SG-75
 Dämmung 2 MDM-3
 Schrauben 1 MZF-8614
 Kabel

Holzliste


18-mm-Multiplex


 Frontplatte 1 x 360 x 220 mm

19-mm-MDF


 Seiten 2 x 300 x 360 mm
 Rückwand 1 x 322 x 182 mm
 Boden / Deckel 2 x 300 x 182 mm

10-mm-MDF


 Gehäuse Hochtöner 2 x 100 x 281 mm 2 x 120 x 281 mm


Fazit

Haste gut gemacht, Frank. Das ist eine spannende, originelle und in sich stimmige Box, die sehr ausgewogen klingt und ein echtes Raumabbildungswunder ist.

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Kategorie: Lautsprecherbausätze

Produkt: Monacor Legno

Preis: um 219 Euro

12/2011
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Ausstattung & technische Daten 
Technische Daten
Chassishersteller : Monacor 
Vertrieb: Monacor International, Bremen 
Konstruktion: Frank Kuhl, Monacor 
Funktionsprinzip: Zwei-Wege, geschlossen, hochpassgefiltert 
Bestückung: 1 x Monacor SPH-5TB, 1 x SPX-32M 
Nennimpedanz (in Ohm):
Kennschalldruckpegel 2,83 V/1m: 81 
B x H x T (in cm) 22/36/31.8 
Kosten pro Stück: 219 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 12.12.2011, 15:01 Uhr
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Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.

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