Kategorie: Lautsprecherbausätze

Einzeltest: Mivoc K+T "Eckeharrt"


Eckeharrt

Selbstbauprojekt Mivoc K+T Eckeharrt im Test, Bild 1
2303

Von großen Subwoofern geht immer eine gewisse Faszination aus. Hat man bei den asketischen Mini-Langhubern oft Angst, dass sie bei der nächsten Bassattacke rauchend die weiße Fahne schwenken, traut man den ausgewachsenen Bassisten schon von der Optik her eher zu, das Gebäude zum Einsturz zu bringen. Mivocs neuer AWX 184 gehört eher zur letzten Fraktion. Wir steckten ihn in ein Projekt zur Eckaufstellung, das auch gleichzeitig für den ungewöhnlichen Namen verantwortlich ist.

Im Bass lässt sich, Qualität mal außen vor, die Potenz der Wiedergabe mehr oder minder auf das verschobene Luftvolumen reduzieren. Nun gibt es aber unzählige Arten, Luft zu bewegen. Kleine Fläche – großer Hub, große Fläche – kleiner Hub, mit und ohne Bassreflexunterstützung, per Transmissionline, mit einem Horn, und so weiter und so fort. Jedes Konzept hat seine Daseinsberechtigung und seine Faszination.

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Genauso, wie die Oberklasselimousine auf der linken Spur der Autobahn aber das Quäntchen mehr Autorität besitzt als der günstige Kompaktwagen, spricht man großen Basslautsprechern fast automatisch mehr Potenz zu als den kleinen Subwoofern. Sicher, unglaublicher Tiefbass aus 30 Litern sorgt auch für offene Münder, aber ein Achtzehnzöller in der Raumecke überzeugt die meisten schon im Stillstand. Genau wie die Limousine kostet Membranfläche aber auch Geld. Vor allem wenn es deutlich über 30 cm hinausgeht, sollte man ein gut gefülltes Portmonnee in der Tasche haben. Nicht so bei Mivoc, die für den neuen Achtzehnzöller AWX 184 lediglich einen Preis von 149 Euro pro Stück aufrufen. In Kombination mit einem der günstigen Aktivmodule der Solinger lässt sich ein Subwoofer mit fast unschlagbarem Preis pro Fläche-Verhältnis bauen. Wir gossen diese Kombination in ein passendes K+T-Projekt.

Bestückung


Der AWX 184 ist die Reinkarnation des Raveland BSW 184-II. Dieser ehemals größte Raveländer läuft parallel zur Einführung des AWX aus. Die Parameter des neuen sind dieselben, auch baulich ändert sich nichts. Der AWX ist ohne Änderungen für alle Bauvorschläge geeignet, die für den BSW 184-II entworfen wurden. Nur am Design hat sich was getan, wobei „nur“ keinesfalls abwertend gemeint ist. Speaker Trade hat den mutigen Schritt gewagt, dem AWX ein optisch neutraleres Gesicht zu verleihen. Der ehemals blau lackierte Korb trägt anthrazitfarbenen Strukturlack, die flache Dustcap mit Ravemaster- Logo ist einer „normalen“ gewichen, und der Schaumstoffrand hat keine blauen Flecken mehr im Gesicht. Der Neue spricht mit seinem Aussehen nun auch die an, die gerne mal ein Projekt mit dem großen Günstigen realisiert hätten, von der offensiven Optik aber abgeschreckt wurden. Die praxisgerechten Parameter des AWX treffen das Verhältnis von Basstiefe und Gehäusevolumen praktisch perfekt. Gleichzeitig beschränken sie die Verwendbarkeit des Subwoofers, von Spezialkonstruktionen abgesehen, auf die Bassreflexanwendung mit ca. 150 Litern. Das ist absolut gesehen natürlich schon eine Hausnummer, aber für einen Achtzehnzöller mit Tiefbassambitionen immer noch sehr kompakt. Ansonsten gilt für den Neuling natürlich all das, was für den Alten auch galt. Ein solider Aludruckgusskorb mit acht Schraubenlöchern erweckt das Vertrauen, auch die schlimmsten Bassattacken unbeeindruckt zu überstehen. Die beschichtete Papiermembran und die Leinensicke machen die 10 mm linearen Hub ohne Zweifel mit. Lassen Sie sich von dieser Zahl im Übrigen nicht abschrecken. Xmax ist zu einem gewichtigen Werbefaktor herangewachsen, mit dem sich die Hersteller gerne gegenseitig überbieten. Mit der riesigen Membranfläche kommt der Mivoc aber ohne Probleme mit 5 mm in jede Richtung aus und bewegt immer noch genug Luft, um es mit den kleinen Flattermännern aufzunehmen. Gleichzeitig verringern sich mit weniger Hub die Nichtlinearitäten der Membranbewegung und die Belastung des Materials.

Gehäuse


Auch wenn das Volumen vorgegeben war, muss daraus nicht zwangsläufig eine langweilige Waschmaschine werden. Wir dachten uns für den Mivoc ein Gehäuse für die Eckaufstellung aus, das ihm gleichzeitig seinen Namen verlieh – Eckeharrt, weil er in der Ecke harrt. Die 150 Liter dürfen natürlich auch anders verpackt werden, aber so wie er ist, werden die oft ungenutzen Raumbereiche endlich mal sinnvoll gefüllt. Der Subwoofer kann auch gelegt werden, um zum Beispiel den Raum unter der Leinwand des heimischen Kinos auszunutzen. Wer mit der Form partout nicht leben kann, darf natürlich auch selbst Hand anlegen, solange er das Volumen und die Reflexkanäle beibehält. Bei Subwoofern sind den Hobbyisten glücklicherweise kaum Grenzen in der Gestaltungsfreiheit gesetzt. Das Gehäuse ist durch die Gehrungsschnitte etwas komplizierter aufzubauen als ein schlichter, auf Stoß verleimter Kasten. Mit einer Stich- oder Kreissäge sind diese Schnitte aber schnell gemacht. Das Gehäuse ist in 19- mm-MDF gehalten, nur der Deckel und die Frontpartie erhalten eine weitere Lage Buchenleimholz. Das sorgt unter anderem für Stabilität, aber hauptsächlich für eine gefällige Optik. Da die Rückwände und der Boden im Betrieb sowieso nicht zu sehen sind, kann man sich die zusätzliche Schicht an dieser Stelle sparen. Das Gehäuse steht gut 50 cm aus der Ecke heraus und ist 120 cm hoch – das ist kein Subwoofer zum hinter die Couch schieben. Kleiner Tipp für die ganz hartgesottenen Heimkinofans: je zwei Eckeharrts aufeinander in mehrere Raumecken. Das Geld, das Sie beim Bau der Subwoofer gegenüber teureren Konstrukten sparen, können Sie dann in den Anwalt investieren, der die Klagen Ihrer Nachbarn abwehrt.

Aktivmodul


Obwohl der Mivoc auch mit wenig Leistung gut zurechtkommt, gönnten wir ihm das größere Subwoofermodul AM 120 von Mivoc. Das kleinere AM 80 hätte mit seinem für kleine Subwoofer sehr praxisgerechten, für unsere Zwecke aber zu hoch liegenden Subsonicfilter wertvollen Tiefbass vernichtet. Außerdem handelt es sich immer noch um einen veritablen Tieftöner mit 46 cm Durchmesser, der gefüttert werden will. Da ist eine gewisse Leistungsreserve keinesfalls fehl am Platze. Auch das tiefer liegende Subsonicfilter passt hier viel besser ins Bild. Wir haben das Modul übrigens nicht in das Gehäuse eingesetzt, weil es nach der Eckaufstellung nur noch schwierig zu erreichen wäre. Außerdem würden die Kabel einen gewissen Mindestabstand zur Wand vorschreiben, der eigentlich unnötig ist. Wir haben das Modul deshalb extern betrieben. Wegen der rückseitigen Kappe ist nichtmal ein eigenes Gehäuse vonnöten. Unserem Eckeharrt verpassten wir einfach ein Anschlussterminal auf einer der Rückwände, über das er Anschluss an das AM 120 findet. Wer sich mit der Optik anfreunden kann, darf es natürlich auch in der Gehäusefront unter dem Tieftöner einbauen.

Messwerte


Außer ein paar Trennfrequenzen lassen sich bei einem Subwoofer nicht viele sinnvolle Messungen tätigen. Der Klirrfaktor ist natürlich noch interessant, aber auch er ist bei Subwoofern eine relative Größe. Verglichen mit dem oft unter einem Prozent liegenden Klirr von Mehrweglautsprechern im Mitteltonbereich erscheinen die teilweise zweistelligen Prozentzahlen bei Subwoofern auf den ersten Blick erschreckend hoch. Diese Werte sind aber absolut normal, weil man sich am unteren Ende des Hörspektrums in einem Bereich befindet, in dem physikalisch für Lautsprecherchassis nicht unbedingt eitel Sonnenschein herrscht. Unser Eckeharrt schlägt sich noch sehr wacker, vor allem steigen die Verzerrungen zu hohen Lautstärken nicht an, sondern nehmen sogar ab. Pegelfestigkeit wird hier mehr als groß geschrieben.

Klang


Wie schon so oft an dieser Stelle zu lesen war, ist der Klang eines Subwoofers sehr schwierig zu bewerten. Seine Qualitäten hängen zu sehr vom Raum, von der Auf- und Einstellung und vom Spielpartner ab. Die einzige Möglichkeit besteht darin, ein möglichst passendes Team aus Subwoofer und Satelliten zusammenzustellen und sich auf den Charakter des Subwoofers zu konzentrieren. Für unseren Eckeharrt mussten wir also schweres Geschütz auffahren, denn mit highendigen Zweiwegböxchen fühlte er sich nicht so recht wohl. Die Visaton Quadro (siehe Seite 66) kam uns gerade recht. Sie fährt konzeptionell eine ähnliche Linie – viel Fläche, wenig Gewicht, hoher Wirkungsgrad – und ist einer Unterstützung in der untersten Oktave nicht abgeneigt. Das ließ sich Eckeharrt nicht zweimal sagen und unterfütterte das Klangbild der Quadro mit einem mächtigen, trocken grollenden Tiefbass, wie ihn nur die größten Bassmacher produzieren können. Die souveräne Leichtigkeit, mit der der Eckensteher Orgeln in den Raum stellte und Basstrommeln imitierte, war nicht nur beeindruckend, sondern auch sehr spaßfördernd. Zum Mitmachen animiert legte sich die zum Satellit degradierte Visaton dann ebenfalls ins Zeug und produzierte zusammen mit Eckeharrt vor allem bei dynamischen Liveaufnahmen ein so schubkräftiges Klangbild, dass man sich schon fast mitten im Konzert wähnte. Man hatte das Gefühl, als wollten sich die beiden durch immer mehr Lautstärke und Dynamik gegenseitig übertrumpfen. Pegelmäßig machten wir dann aber doch vor dem Trio dicht, unsere Ohren brauchen wir schließlich noch. Es besteht kein Zweifel, dass man über große Fläche sehr leicht an hervorragend dynamischen und mächtigen Tiefbass gelangen kann. Im Fall von Eckeharrt muss es nicht mal teuer sein.

Aufbau:


Zu Beginn wird das Hauptgehäuse gefertigt, die Verkleidung mit Buchenleimholz erfolgt erst danach. Die vier Eckleisten sollten allerdings schonmal mit ihrer 45°-Fase versehen werden. Dann werden auf dem Boden des Gehäuses eine der Eckleisten, die Front und die zweite Eckleiste aufgeklebt. Sofort danach kommen die hinteren Seiten dran. Deckel drauf, fertig! Die Buchenleimholz-Front sollte vor dem Aufkleben mit den Auschnitten für Chassis und Reflexrohren versorgt werden, weil die Materialstärke danach für die Stichsäge etwas zu viel sein könnte. Selbiges sollte nun mit der Front des Gehäuses passieren. Nun kommt wieder eine der Seitenleisten dran, diesmal aber die aus Buche. Dann kommen die inzwischen gesägte Frontplatte und die zweite Leiste an die Reihe. Der Deckel kommt wie zuvor zum Schluss dran. Das Loch für das Anschlussterminal kann an beliebiger Position auf einer der hinteren Seiten angebracht werden. Der Noppenschaumstoff wird mit Heißkleber an Deckel und den hinteren Seitenwänden befestigt, so dass die Matte über und hinter dem Chassis liegt. Nach dem Einbau von Rohren, der Verkabelung und des Chassis ist der Subwoofer fertig.

Holzliste:


Holzliste in 19 mm MDF:

1 x Front 58,4 x 115,0
2 x Seiten vorn 9,9 x 115,0
1 x Seite links 49,3 x 115,0
1 x Seite rechts 47,4 x 115,0
2 x Deckel/Boden 42,4 x 75,0


Buchenleimholz:

1 x Front 120,0 x 60,0
2 x Seiten 120,0 x 10,6
1 x Deckel 75,0 x 44,2

Kategorie: Lautsprecherbausätze

Produkt: Mivoc K+T "Eckeharrt"

Preis: um 370 Euro

8/2010
 
Ausstattung & technische Daten 
Technische Daten
Chassishersteller: Mivoc 
Vertrieb: Speaker Trade, Solingen 
Konstruktion Udo Wohlgemuth 
Chassisparameter K+T-Messung
Funktionsprinzip: Subwoofer, Bassreflex 
Nennimpedanz in Ohm: entfällt, da aktiv 
Kernschalldruckpegel 2,83V/1m entfällt, da aktiv 
Dämmstoff: 1 Matte Noppenschaumstoff (100 x 50 cm) 
Polklemmen: beliebig 
Kosten pro Box (zzgl. Gehäuse): 300 
Technische Daten
Chassishersteller: Mivoc 
Vertrieb/Bezugsquelle: Speaker Trade, Solingen 
Preis (in Euro) 149 
Chassisparameter K+T-Messung
Z (in Ohm):
Fs (in Hz): 34.25 
Re (in Ohm): 3.32 
Rms (in Kg/s): 14.39 
Qms: 2.67 
Qes: 0.42 
Qts: 0.36 
Cms (in mm/N): 0.12 
Mms (in g): 178.8 
BxL (in Tm): 17.51 
Vas (in l): 240.68 
Le (in mH): 0.86 
Sd (in cm²): 1195 
no (in %) 2.23 
Zmin: (in Ohm) 4.03 
Ausstattung
Membran Papier 
Sicke Gewebe 
Korb Aludruckguss 
Polkernbohrung ja 
Zentrierung: Topfspinne 
magnetische Schirmung nein 
Schwingspule (in mm) 100 mm / 18 mm lang 
Polplattendicke (in mm)
linearer Gesamthub (in mm) 10 
Befestigungsbohrungen
Außendurchmesser (in mm) 463 
Einbauöffnung (in mm) 425 
Frästiefe (in mm) 17 
Einbautiefe (in mm) 213 
Magnetdurchmesser (in mm) 220 
Technikseite
Chassis Mivoc AWX 184 
Parameter siehe zugehörigen Testkasten
Aktivmodul Mivoc AM 120 
Ausgangsleistung: 120 Watt R.M.S./250 Watt max. 
Frequenzbereich: 25-180 Hz 
Trennfrequenz: 40-180 Hz, stufenlos 
Tiefbassanhebung: 34 Hz, +3 dB 
Subsonicfilter (in Hz) 30 
Phasenschalter: ja 
Eingänge: High- und Low-Level 
Ein-/Ausschaltautomatik ja 
Abmessungen (in mm) 250/250/100 
Bausatz:
Chassishersteller: Mivoc 
Vertrieb: Speaker Trade, Solingen 
Konstruktion: Udo Wohlgemuth 
Gerät:
Chassis Mivoc AWX 184 
Funktionsprinzip: Subwoofer, Bassreflex 
Nennimpedanz: entfällt, da aktiv 
Dämmstoff 1 Matte Noppenschaumstoff (100 x 50 cm) 
Terminal: beliebig 
Lieferant: Intertechnik, Kerpen 
Kosten pro Box:
Bausatz ohne Holz 300 
Holzzuschnitt 70 
Gesamtkosten 370 
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Autor Christian Gather
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Datum 23.08.2010, 12:48 Uhr
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Topthema: Totale Eleganz
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Arendal 1528 Monitor 8

Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.

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