Ausrufezeichen!

Immer noch optisch etwas ungewöhnlich, aber ich gebe zu, dass das Endergebnis überzeugt: Der lange AMT U160W1.1 von Mundorf in einer Kompaktbox, kombiniert mit relativ kleinen Tiefmitteltönern.

Der Begriff Kompaktbox ist hier recht großzügig ausgelegt, bedingt doch der 16 Zentimeter lange Mundorf AMT eine ziemlich hohe Bauweise – auf der Habenseite steht ein recht großzügiges Volumen für den Bass.  

Technik

Beim WF182BD14 handelt es sich um die letzte 7-Zoll-Version der Tief-Mitteltöner aus dem renommierten Hause Wavecor.  Er hat einen strömungsgünstig geformten Korb und auch sonst alle Belüftungsmaßnahmen für die Schwingspule, eine Kupferkappe auf dem Polkern zur Impedanzkontrolle, eine Low-Loss-Sicke und einen Glasfaserschwingspulenträger. Das Chassis ist also auf jeden Fall hoch belastbar.  Neu und natürlich auch sofort augenfällig ist auch hier die gelb-schwarz karierte Membran, einem Gefl echt aus Kevlarund Carbonfasern, das eine hohe Festigkeit bei gleichzeitig guten Dämpfungseigenschaften zeigt.  Selbst wenn er nicht so prägnant daherkommt wie das polierte Metallteil der Exclusive-Reihe: Auch hier gibt es einen Phase-Plug, der „getarnt“ in Schwarz und versenkt inmitten der Schwingspule liegt.

Bei der Frequenzgangmessung des WF182BD14 sehen wir oberhalb des Grundtonbereichs einen stetigen Anstieg des Pegels. Der Wirkungsgrad ist sehr beachtlich: 87 dB bei einem 8-Ohm-Chassis. Der Verlauf ist trotz des Anstiegs sehr linear: ab 2 Kilohertz bündelt das Chassis aber schon recht deutlich. Das Wasserfalldiagramm ist in allen Bereichen sehr sauber, ebenso wie der Impedanzverlauf, der eine kräftige Resonanzspitze und einen völlig kompensierten Impedanzanstieg zeigt. Fast alle Klirrwerte bleiben unter einem Prozent, K3 sogar noch weit darunter. Eine gutmütige Sickenresonanz bei 1 Kilohertz verursacht eine kleine Klirrspitze, die sich aber nur im K2 niederschlägt. Beim Gehäusevolumen hat man durch die sehr niedrige Güte eine recht große Bandbreite: Es geht los bei sehr kompakten geschlossenen Gehäusen und dem Einsatz als Mitteltöner bis hin zu immer noch recht kompakten Reflexgehäusen, die bei Verwendung von Vorwiderständen sogar recht groß werden dürfen.   

Der Größte unter den AMTs der U-Serie ist der U160W1.1 mit einer Membranlänge von immerhin 16 Zentimetern! Mit dieser sehr großen schallabstrahlenden Fläche stellt der Treiber einen neuen Rekord in Sachen Klirr auf: Er produziert quasi keinen. Selbst bei 95 Dezibel liegt sogar K2 zwischen 1 und 20 Kilohertz komplett unter 0,5%, K3 findet überhaupt nicht statt. Damit ist der U160 natürlich ideal für Anwendungen, wo es um hohe Belastbarkeit geht, also beispielsweise in großen 2-Wege-Monitoren im Mittel- und Fernfeld oder in einem Heimkino mit größerem Hörabstand. Der Schalldruckfrequenzgang verläuft mit der Frontplatte linear: auch hier gibt es den Schlenker bei 11 Kilohertz und zusätzlich ein Maximum bei gut 6 Kilohertz, die aber beide durch die kurze zusätzliche Schallführung deutlich weniger prominent ausfallen, da der Pegel in den umliegenden Bereichen höher ist. Die Resonanzfrequenz liegt hier bei rund 1500 Hertz. Das Wasserfalldiagramm ist nahezu perfekt.   

Gehäuse

Das Gehäuse der Sofia AMT 11 reizt die Tieftonfähigkeiten des Wavecor-Achtzehners nicht vollständig aus, allerdings gibt es hier auch keine zu tiefe Abstimmung, wie bei den kleineren Boxen der Serie sondern man hat sich für eine lineare Abstimmung entschieden, die mit vollem Pegel im Freifeld bis unter 50 Hertz reicht.

Statt eines Reflexrohrs gibt es hier eine Passivmembran an der Rückseite im oberen Drittel der Box, so dass man im Inneren sehr gut den Raum hinter dem aktiven Treiber dämpfen kann.   

Frequenzweiche

Der Mundorf AMT wird mit einem Filter dritter Ordnung beschaltet und mit einem Vorwiderstand im Pegel begrenzt. Ein Saugkreis parallel zum AMT linearisiert dessen leichten Pegelbuckel im Frequenzgangverlauf. Im Tiefmitteltonbereich sorgen ein Filter dritter Ordnung und ein paralleler Saugkreis für den gewünschten Verlauf. Der Saugkreis linearisiert den Frequenzgang im Mitteltonbereich, die Membranresonanz liegt durch die steile Trennung schon weit unter dem Nennpegel. Das Ganze sorgt für eine Trennfrequenz von knapp unter 2000 Hertz mit einem sauberen Übergang. Wegen der breiten Abstrahlcharakteristik des AMT hat man auf Achse clevererweise eine kleine Senke oberhalb der Trennfrequenz eingebaut.

   

Messwerte

Die Box zeigt über den gesamten Einsatzbereich ein exzellentes horizontales Rundstrahlverhalten und einen extrem linearen Frequenzgang. Natürlich hat die Sofia AMT 11 mit dem großen Gehäuse und dem WF182 einen guten Wirkungsgrad, der hier bei durchschnittlich 85 Dezibel an 2,83 Volt liegt. Wir sehen hier schon im Freifeld einen nur leicht abfallenden Tieftonfrequenzgang – die Sofia AMT 11 sollte dementsprechend relativ frei im Raum postiert werden, muss aber die 1-Meter- Abstandsregel nicht sklavisch einhalten. Die Box schwingt zügig aus weil Resonanzen wegen der Passivmembran kaum noch nach außen dringen können. Auch in Sachen Klirr verhält sie sich absolut vorbildlich: Bis 95 Dezibel spielen Verzerrungen keine Rolle, wenn auch hier K2 messbar, aber nicht hörbar ansteigt. Der Impedanzverlauf ist typisch für eine Zweiwege-Bassreflex-Box und liegt komplett über 8 Ohm.   

Klang

In Hörräumen fast jeder Größe kann die Sofia AMT 11 mit großen dynamischen Reserven aufwarten – diese Box bringt man auch in unserem großen Hörraum nicht aus der Ruhe, zumindest nicht mit gerade noch angenehmen Pegeln. Auch hier kann man schon hören, dass der große AMT durch seine starke vertikale Bündelung zumindest teilweise das Reflexionsverhalten besser kontrolliert als eine Kalotte und so für einen sehr direkten und definierten Hochtonbereich sorgt, der darüber hinaus sehr detailliert und dynamisch wirkt. Dem steht der Wavecor-Tieftöner in nichts nach, so dass die Sofia AMT 11 für eine „nur“ etwas größere Kompaktbox dynamisch ordentlich dabei ist und klanglich über alle Zweifel erhaben ist: Neutralität, Bandbreite, Klangfarben – besser geht es in der Größe nicht.        

Weichenbestückung

L1: 2,2 mH Luftspule 1,4 mm
L2: 0,82 mH Luftspule 1,4 mm
L3: 3,3 mH Luftspule 0,7 mm
L4: 0,47 mH Luftspule 0,7 mm
L5: 0,1 mH Luftspule 0,7 mm
C1: 15 µF MKT
C2: 8,2 µF MKT
C3: 4,7 µF MKP
C4: 8,2 µF MKP
C5: 3,3 µF MKT
R1: 22 Ohm MOX 10 Watt
R2: 5,6 Ohm MOX 10 Watt
R3: 3,9 Ohm MOX 10 Watt
Llin: 0,68 mH Luftspule 0,7 mm
Clin: 22 µF MKT
Rlin: 10 Ohm MOX 20 Watt  

Holzliste

Siehe Bauplan 

Fazit

Technisch und konstruktiv hervorragend gemachte und angesichts ihres erwachsenen Klangs verblüffend kompakte Box.