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Veritas in Extremis
Spitzenmodell? Da erwarten wir natürlich ein imposantes Gerät im 19-Zoll-Format, mit mindestens einem externen Netzteil und rückgratmordendem Gewicht. Nicht so beim britischen Hersteller Chord
Das Preisschild dient als sehr tauglicher Hinweis darauf, in welcher Liga wir hier zu spielen gedenken: Der niedlichen Aluminiumriegel mit der schlichten Typenbezeichnung „Dave“ will nämlich mit 11800 Euro bezahlt werden, was im Zeitalter moderner Digitalkomponenten ein ziemlich großer Schluck aus der Pulle ist. Und sich garantiert nicht nur mit einem aus dem vollen Aluminiumblock geholten Gehäuse mit fein geschwungenen Konturen erklären lassen sollte. Die gute Nachricht lautet: Dem ist auch nicht so. Bei Weitem nicht. Zunächst zum Hersteller selbst: Chord Electronics ist ein seit 1989 tätiges, im Südosten von England ansässiges Unternehmen, dass höchst innovative Audioprodukte fertigt.
Firmengründer John Franks war einer der ersten, die den Einsatz von Schaltnetzteilen in Audiokomponenten propagierte. Die ausgesprochen leistungsfähigen Verstärker dieses Herstellers begründeten lange Zeit den Erfolg der Firma, auf hohe Leistung bei moderaten Abmessungen und erträglichem Gewicht waren nämlich weltweit Profis aus der Studio- und Rundfunkbranche scharf. Mit Konstrukteur Robert Watts kam eine entscheidende weitere Komponente für den Erfolg von Chord an Bord: Der Mann ist einer der anerkanntesten Fachleute für Digital-/Analogwandlertechnologie überhaupt. Und mit seinem Know How hat Chord diverse Meilensteine in diesem Metier schaffen können. Mit ist bis heute der optisch dem Dave gar nicht unähnliche DAC64 vom Beginn des Jahrtausends in Erinnerung geblieben, der einen großen Teil der seinerzeit erhältlichen DACs locker an die Wand spielte. Schon damals galt: Wir machen alles selbst und verlassen uns keinesfalls auf zugekaufte Chipsätze der einschlägigen Halbleiterhersteller. Das ist bis heute so geblieben, ist sogar noch deutlich „schlimmer“ geworden als damals: Das, was in einem Chord Dave das elektronische Zepter schwingt, hat absolut gar nichts mit dem zu tun, was bei Texas Instruments, Analog Devices oder ESS auf die Silizium-Wafer lithoraphiert wird. Robert Watts setzt bei seiner Wandlertechnologie auf eine sehr fortschrittliche Form des Ein-Bit-Prinzips. Das hat den Vorteil, dass er für seine Wandler keine extrem eng tolerierten Widerstandsanordnungen braucht, die Datenworte in elektrische Größen umsetzen. Seine Wandlerergebnisse manifestieren sich in Form von Impulsfolgen, die nur noch eine schlichte Integration (die im einfachsten Falle aus einem Kondensator und einem Widerstand besteht) von der reinen analogen Lehre entfernt ist. Die ganze Arbeit im Dave bekommt ein so genannter FPGA-Baustein aufgebürdet. Die Abkürzung steht für „Field Programmable Logic Array“, was soviel bedeutet wie anwenderprogrammierbarer Logikbaustein. Diese Gattung von Halbleiterbausteinen hat´s heutzutage zu erstaunlichem Leistungsvermögen gebracht und muss sich hinter den Rechenkapazitäten moderner PC-Prozessoren nicht verstecken. Deswegen ist das Einzige, was es von dem Rechenkünstler im Dave zu sehen gibt, auch ein ordentlich großer Kühlkörper: Das Ding generiert nämlich nennenswerte Mengen von Wärme. Dafür allerdings stecken in dem Spartan-Chip von Xilinx auch sage und schreibe 132 DSP-Recheneinheiten. Dave steht für „Digital to Analog Veritas in Extremis“, will also die Wahrheit und nichts als die Wahrheit beim Übergang von der igitalen in die analoge Domäne herausdestillieren. Zu diesem Zweck hat sich Robert Watts lange mit Filtertopologien für seine Wandler beschäftigt, die ein zentraler Bestandteil dieser Art von D/A-Wandlern sind. Je mehr Rechenleistung zur Verfügung steht, desto präziser können diese Filter ausfallen und umso genauer kann der Konversionsprozess erfolgen. Im Dave steckt zehn Mal soviel Rechenleistung wie im kleineren Modell „Hugo“, der diesbezüglich auch schon kein Kind von Traurigkeit ist; bei Dave allerdings durfte Watts in die Volen greifen und hat sein „WTA“-Filterkonzept soweit getrieben, wie es mit irgendwie sinnvoller Harware noch machbar war. Als Anwender merken Sie zunächst nichts davon, wieviel Gehirnschmalz im Inneren des Konverters steckt. Gewiss, der Alublock wird trotz Versorgung per eingebautem Schaltnetzteil merklich warm, das war´s dann auch. Der Hingucker ist zweifellos das hinter einem Bullauge untergebrachte Farbdisplay, dass über alle Betriebszustände informiert und mit vier verschiedenen „Skins“ versehen werden kann – das kennen Sie vom Computer. Dave verfügt neben dem Wandlerpart über eine leistungsfähige Lautstärkeregelung in Ein-Dezibel-Schritten nebst potenter analoger Ausgangsstufe, so dass man ihn wahlweise symmetrisch oder unsymmetrisch direkt an einen Endverstärker anschließen kann. Bedient wir wahlweise mit dem „Steuerkreuz“ auf der Geräteoberseite oder mit der mitgelieferten, allerdings etwas unwürdigen Zukauf-Plastikfernbedienung. In Sachen mögliche Datenformate gibt sich Dave extrem flexibel. PCM-Daten sind genauso seins wie DSD-Files. Erstere dürfen bis 768 Kilohertz getaktet und maximal 32 Bit „breit“ sein, DSD geht bis DSD256, also bis zum vierfachen der normalen Datenrate. Das sollte für die nächsten paar Jahre reichen. Der Wandler kann übrigens für beide Datenformate optimiert betrieben werden. Auch wenn er in allen Betriebsarten mit jeder Kost fertig wird empfiehlt es sich, ihm die jeweils dafür vorgesehene Filterspezialisierung angedeihen zu lassen – es klingt merklich besser. In Sachen Digitalanschlüsse gib´s den heutzutage obligatorischen USB-B Verbinder, über den sicherlich der groß Teil der Kommunkation mit den Zuspielern erfolgen wird. Es gibt zwei optischen Eingänge im Toslink-Format und vier koaxiale BNC-Anschlüsse. Die lassen sich zu so genannten „Dual Data“-Modi verheiraten, mit denen dann auch hochaufgelöste Daten abseits der USB-Schnittstelle transportiert werden können – ein entsprechend ausgestattetes Quellgerät vorausgesetzt. Entsprechende Digitalausgänge gibt´s auch, aber dafür hat noch nicht einmal Chord schon passende Anwendungen gebaut. Bei mir durfte Dave seine Daten entweder am USB-Anschluss eines Auralic Aries Mini oder an dem eines Windows 10-PCs abholen. Beides gestaltete sich unproblematisch. Der Aries Mini hatte als Linix-Mschine überhaupt keine Probleme mit dem britischen Wandler, beim PC gilt es den passenden Treiber zu installieren, dann tut auch das. Klanglich macht Dave überhaupt keinen Hehl aus seiner Ausnahmeposition in der Riege der aktuellen D/A-Wandler. Er klingt extrem fein und flüssig und beeindruckt mit immensem Differenzierungsvermögen. Mit ihm macht es sogar Sinn, sich die 24-Bit(96-Kilohertz-Aufnahme des letzten Albums („Berlin“) der deutschen Vorzeige-Stoner-Rockband Kadavar zu Gemüte zu führen: Dave zeigt unmissverständlich auf, dass im höher aufgelösten Format mehr Details stecken und die Verteilung des Geschehens über die Bühne überzeugender wirkt. Das Interessante an Dave ist, dass sich seine Qualitäten bereits bei „ganz normaler“ Musik durchsetzen. Per Tidal aus dem Netz Gestreamtes tönt über ihn merklich klarer und eindringlicher als über den gewiss nicht schlechten eingebauten Wandler des Aries Mini, via Dave wird man intuitiv enger ans Geschehen gebunden, es klingt einfach im positiven Sinne „wichtiger“. Sogar bei Annen May Kantereit – erstaunlich. Auch bestätigt Dave meine bisherigen Eindrücke von DSD-Wiedergabe: etwas schöner und freundlicher als die gute alte PCM, für meinen Geschmack nach wie vor zu bemüht. Diesen Traumwandler von der Insel allerdings ficht das nicht an: Er gehört definitiv zum Besten, was man heutzutage für Geld und gute Worte in diesem Genre kaufen kann.Fazit
Wohl kaum eine Wandlertechnologie dürfte derzeit eine so geschmeidige und feine Wiedergabe erlauben wie Chords extrem rechenintensive Lösung. Dave vermittelt in der Tat extreme Wahrheiten.Kategorie: D/A-Wandler
Produkt: Chord Dave
Preis: um 11800 Euro
34-2212
LINE High-Fidelity |
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenPreis: | 11.800 Euro |
Vertrieb: | G8 & Friends, Ahlen |
Telefon: | 02382 806018 |
Internet | www.g8friends.de |
Abmessungen (B x H x T in mm) | 338/60/145 |
Gewicht (in Kg) | k.A. |
Digitaleingänge | digital: 1x USB 2.0 2 x Toslink, 1 x AES, 4 x BNC |
Formate: | PCM bis 768 kHz/32 Bit, DSD bis DSD256 |
Ausgänge: | digital: 2 x BNC |
- | analog: 1 x Cinch, 1 x XLR |
- | Nein |
checksum | „Wohl kaum eine Wandlertechnologie dürfte derzeit eine so geschmeidige und feine Wiedergabe erlauben wie Chords extrem rechenintensive Lösung. Dave vermittelt in der Tat extreme Wahrheiten.“ |