Kategorie: D/A-Wandler

High-End D/A Wandler · Vincent DAC-700


Verwandlungskünstler

D/A-Wandler Vincent DAC-700 im Test, Bild 1
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Falls Ihnen der DAC-700 bekannt vorkommt, ist das kein Wunder, denn es gab ihn in ähnlicher Form schon einmal. Aber nun hat er ein neues digitales Herz bekommen. Und Sie bekommen die ganze Geschichte.

Firmengeschichte

 
Lassen Sie mich mit einigen Zeilen zu Sintron, der Mutterfirma von Vincent, beginnen. Sintron wurde 1994 im badischen Iffezheim, das ist der Ort mit der berühmten Pferderennbahn, vom Ingenieur für Nachrichtentechnik Uwe Bartel zusammen mit Wolfgang Heitz gegründet. 1995 starteten die beiden ihre Marke Vincent, die eine ganz klare Ausrichtung hatte: mit deutschem Know- How in Kooperation mit einem chinesischen Partner entwickelt und dort gefertigt. Durch die lange Historie hat sich ein quasi-familiäres Vertrauensverhältnis entwickelt und das erkennt man auch an den hervorragenden Produkten. Uwe Bartel und Wolfgang Heitz haben die Firma 2020 an Steven Weiland, einen Insider der Elektronikbranche, verkauft.

D/A-Wandler Vincent DAC-700 im Test, Bild 2D/A-Wandler Vincent DAC-700 im Test, Bild 3D/A-Wandler Vincent DAC-700 im Test, Bild 4D/A-Wandler Vincent DAC-700 im Test, Bild 5
Christian Fröhling von Sintron sagte mir dazu: “Prinzipiell hat sich aber im Unternehmen nichts geändert. Die Unternehmensausrichtung ist gleich geblieben und auch die Mitarbeiter sind die gleichen.“   

Typengeschichte  


2018 entwickelte Vincent mit dem DAC-7 rund um den AKM Wandlerchip AK4490 einen hervorragenden D/A-Wandler, der für seinen Preis fast konkurrenzlos vielseitig und gut war. Dementsprechend gut verkaufte er sich auch, bis 2020 das passierte, wodurch die gesamte Branche ins Wackeln geriet: der Brand in der Chipfabrik des japanischen Herstellers AKM, die größtenteils zerstört wurde. Auf einmal kam die Produktion in vielen Bereichen zum Erliegen, dazu kam, dass die ebenfalls von Chips abhängige Autoindustrie bevorzugt behandelt wurde. Auf einmal war dieses Erfolgsgerät gewissermaßen tot.   

Schneller Vorlauf  


Vincent schüttelte sich und überlegte, was man tun könne. Eine sinnvolle Entscheidung war bald gefunden: auf Basis des DAC-7 würde man einen neuen Wandlerchip suchen und dann wieder durchstarten. Wie vorschnell in vielen Pressemeldungen verlautet wurde, ist der DAC-700 also nicht komplett neu entwickelt worden, nur seine Digitalsektion ist wirklich neu. Etwas überrascht hat mich, dass Vincent Mitarbeiter Frank Blöhbaum, einer der weltweit führenden Entwickler neuer Röhrentechnologie, der für die komplette Verstärkerserie tubeLine verantwortlich ist, die Ausgangsschaltung für diesen Wandler nicht entwickelt hat. Aber wer weiß, vielleicht hatte er doch seine Finger mit drin. Und falls nicht zeigt das, wie kompetent die Partner von Vincent in China sind.   

Digitaldesign

 
Das Herz des neuen DAC- 700 ist sein vollkommen überarbeitetes Digitalboard mit dem neuen Wandler-Chip.

D/A-Wandler Vincent DAC-700 im Test, Bild 5
Man kann die Beleuchtung des Fensters, durch das man die Gleichrichterröhre sieht, in drei Stufen dimmen oder ganz abschalten
Ich habe Christian Fröhling nach der Entwicklung im Fall eines solchen Gerätes gefragt und erfahren, dass die vollkommen unspektakulär und klassisch abläuft: Sintron gibt ein Briefing ab, die chinesischen Partner bauen einen Prototypen und dann geht es so lange hin und her, bis alle Beteiligten zufrieden sind. Für die neue Digitalsektion fiel die Wahl auf einen Referenzchip von ESS, den Sabre ES9038Q2M. Das ist ein 32-Bit Wandler der so einiges kann, unter anderem liefert er eine digitale Rauschunterdrückung (DNR) von bis zu 128 dB, was bei der allgemeinen Signalüberlastung und Störungsdichte eine sehr, sehr gute Idee ist. Grundsätzlich hat sich durch den neuen Chip an der Bittiefe nichts geändert, einzig die DSD-Auflösung beträgt inzwischen via USB DSD512. Ob das nötig ist, sei dahingestellt. Ich finde, es lohnt sich immer mal wieder auf die HiRes-Mogelpackungen hinzuweisen, hinter denen sich künstlich hoch gesampelt nicht selten „banale“ CD-Signale verstecken. Das macht ja auch nichts, denn es kann trotzdem hervorragend klingen, mir missfällt nur die von der Industrie betriebene Schönfärberei, um es mal freundlich auszudrücken. Das ist auch der Grund, warum ich die Klangqualität eines D/A-Wandler grundsätzlich mit einem CD-Laufwerk beurteile – da weiß ich, was in die Schublade kommt.   

Bewährtes

 
Man hat beim DAC-700 wie auch bei seinem Vorgänger DAC-7 die Wahl, ob man mit Röhren oder einer Transistor-FET-Ausgangsstufe Musik hören möchte. Und glauben Sie mir, das ist alles andere als eine Spielerei, sondern eine wertvolle Wahl bei der klanglichen Feinabstimmung auf den persönlichen Geschmack, die Musikrichtung oder die Anlage. Für eine Richtungsänderung in Sachen Raum, die man mit einer konventionellen Klangregelung unter Umständen erreichen kann, ist der Unterschied aber zu subtil. Doch darauf komme ich im Klangteil noch einmal zurück. Im Analogteil des Wandlers wird das Signal vollsymmetrisch verarbeitet, in beiden Signalwegen werden unabhängige Filter- und Pufferschaltungen eingesetzt. Um die digital verarbeiteten Signale am Ende zur Weiterverarbeitung anbieten zu können, arbeitet die Ausgangsstufe mit insgesamt drei Röhren, konkret zwei ECC82 Doppeltrioden und ein 6Z4 Gleichrichter, dem man durch das Guckfenster bei der Arbeit zusehen kann, wenn man möchte. Der Aufbau ist wirklich blitzsauber, so sollten alle Geräte aussehen. Alternativ steht besagte Variante mit Feldeffekttransistoren (FET) zur Verfügung. Die Stromversorgung ist üppig und stabil, der Ringkerntrafo versorgt mit seinen beiden Wicklungen und Analog- und Digitalbereich getrennt, was immer eine gute Idee ist, damit man am Ende saubere Musiksignale bekommt.   

Möglichkeiten


Auf der klassisch anmutenden Front kann man ablesen, welches der insgesamt sechs möglichen digitalen Quellgeräte gerade arbeitet.

D/A-Wandler Vincent DAC-700 im Test, Bild 4
Kuckuck. Das Kuck- oder Guckfenster ist typisch für Vincent, sollte aber nicht von der Klasse des DACs ablenken
Die sechs Quellen (1 x USB, 2 x Coax und 2 x optisch) sind über einen Drucktaster links auf der Front oder über die Fernbedienung wählbar. Lassen Sie sich bitte nicht durch das für Vincent typische, in der Grundeinstellung etwas aufdringlich illuminierte Guckfenster auf der Frontmitte ablenken: der DAC 700 ist hochseriöser Stoff. Außerdem kann man das Instrument rückwärtig dreistufig dimmen oder komplett abschalten. An den analogen Ausgang kann man wahlweise Cinch- oder XLR-Kabel anschließen.  

Kleine Feinheiten

 
Was ich an dieser Stelle einfach einmal loben will ist die extrem sorgfältige Verpackung des DAC-700 und sein Lieferumfang. Zum einen liegen neben dem notorischen Beipacknetzkabel - wer die fertigt, muss steinreich sein - ein Kabel für die Einschaltsteuerung, ein USB Kabel sowie ein fettes Chinchkabel und eine wertige Fernbedienung bei, die mit einer großen, noch zu steckenden Knopfzelle verlässlich arbeitet und richtig angenehm in der Hand liegt.   

Musikvermittler  


Grundsätzlich ist das Klangbild des Vincent DAC-700 im besten Wortsinn analog. Natürlich habe ich auch Streams und Downloads aus unterschiedlichen Quellen gehört, vornehmlich aber durfte er meine CDs auf ein wunderschönes, hochmusikalisches Niveau hieven. Satt, sämig, bassstark und mit dem FET-Schalter als hervorragendem Klangregler ausgestattet erscheint er mir wie der ideale D/A-Wandler schlechthin. Möchte man den Klang etwas schlanker haben, nimmt man die FET-Stellung, ansonsten oder wenn die Anlage einen Ticken schlanker spielt, ist die Röhrenausgangsstufe allererste Wahl. Mit welcher Präsenz, Dichte und Lebendigkeit Shirley Horn auf ihrer Traumeinspielung „You won’t forget me“ meinen Hörraum bespielt, werde ich ganz sicher nicht vergessen. Was für eine Atmosphäre, welche Farbigkeit und geradezu betörende Schönheit entsteht, wenn zum Beispiel Wynton Marsalis seine gestopfte Trompete auf „Don´t Let The Sun Catch You Cryin“ spielt, rührt mich fast zu Tränen. Und natürlich kann der DAC-700 auch grobdynamisch rocken, doch mir werden diese so eleganten, zarten Momente in Erinnerung bleiben.

Fazit

So schön kann digital klingen. Der Vincent DAC-700 verbindet herzerwärmenden Klang mit perfekter Funktionalität.

Kategorie: D/A-Wandler

Produkt: Vincent DAC-700

Preis: um 2299 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


9/2023
4.5 von 5 Sternen

Referenzklasse
Vincent DAC-700

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Bewertung 
Klang 70%

4.5 von 5 Sternen

Labor 15%

5 von 5 Sternen

Praxis 15%

5 von 5 Sternen

Ausstattung & technische Daten 
Preis: 2.299 Euro 
Vertrieb: Sintron, Iffezheim 
Telefon 07229 / 18 29 50 
Internet: www.vincent-tac.de 
Ausstattung
Ausführungen Silber, Schwarz 
Abmessungen (B x H x T in mm): 430/95/360 
Gewicht: 6,5 
Abtastrate Coax, optisch PCM 24 Bit / 192 kHz (DSD 64) 
Abtastrate USB PCM 32 Bit / 384 kHz (DSD 512) 
Signal-Rauschabstand >95 dB 
Eingänge 1 x USB, 2 x optisch, 2 x Coax, 1 x AES, 1 x 3,5-mm-Klinke (Power Control) 
Ausgänge 1 x Stereo Cinch, 1 x Stereo XLR, 1 x 3.5- mm-Klinkenbuchse (Power Control) 
Röhren 1 x 6Z4, 2 x 12AU7 
Abspielbare Formate MP3, WMA, AAC, AAC+, ALAC, FLAC, APE, WAV, DSD 
Garantie: 2 Jahre (5 Jahre nach Registrierung) 
+ herausragende Funktionalität 
+ fantastische Verarbeitung 
+/- + hervorragender Klang 
Klasse Referenzklasse 
Preis/Leistung sehr gut 
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Christian Bayer
Autor Christian Bayer
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Datum 21.09.2023, 09:56 Uhr
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