Vor ein paar Jahren hatte ich das erste Mal mit einem Produkt von Audioaéro zu tun. Das war seinerzeit der CD-Player „Capitole“ mit Röhrenausgangsstufe. Das war schon ziemlich beeindruckend, weshalb ich schon sehr gespannt auf das größere Modell, den „La Fontaine“ war. Und hier ist er nun.
Peripherie:
Quellen: Apple MacBook Pro, OSX 10.7.3, iTunes 10, Channel D PureMusic 1.86
Endstufen: AVM Evolution MA3.2
Lautsprecher: KEF XQ40, Genelec SYNO 10
USB-Kabel:Audioquest Diamond
Audioaéro ist ein in der Nähe von Toulouse ansässiges Unternehmen, das mit seinen Produkten, hauptsächlich CD/SACD-Player, die potente und höchst anspruchsvolle Hörerschaft bedient. Der Namenzusatz „aero“ ist übrigens historisch begründet. Ende der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts hat sich ein Gruppe von Flugzeugingenieuren, die sich in ihrer Freizeit mit audiophiler Musikwiedergabe beschäftigten, als Ziel gesetzt, das gemeinsame Wissen der Elektronik zu nutzen, um die CD-Wiedergabe auf ein neues, höheres Niveau zu liften.
Sie waren einfach der Überzeugung, dass dieses Medium noch reichlich Potenzial hat und bauten so CD-Player mit Röhrenausgangsstufe. Zunächst entstanden nur ein paar Modelle für die Entwickler selbst und den direkten Freundeskreis, doch schnell erkannten Sie, dass sie etwas geschaffen hatten, was auch dem Rest der audiophilen Welt zugänglich gemacht werden musste. Begonnen hat die High-End-Karriere von Audioaéro mit einem Produkt, das so wenig digital war, wie es nur sein konnte: einem Röhrenverstärker. Das ist allerdings schon viele Jahre her, und mittlerweile ist man auch im Digitalsektor eine echte Hausnummer geworden. Der La Fontaine in seiner jetzigen Form ist eine der neuesten Sprösslinge. Er ist genau genommen kein reiner CD-Player. Der Name Music Center lässt schon vermuten, dass der LaFontaine weit mehr ist als bloß ein CD-Player. Er vereint CD-Spieler, Vorstufe und D/A-Wandler in einem Gerät und versteht sich somit als Dreh- und Angelpunkt für digitale Musiksignale. Aus diesem Grund gibt es ihn auch in zwei Versionen. Einmal mit und einmal ohne Laufwerk. Egal, für welches Modell man sich entscheidet, eine Stange Geld muss hingelegt werden. 15.000 Euro rufen die Franzosen für die laufwerkslose Variante auf, mit CD/SACD wird‘s nochmals 3.000 Euro teurer. Das ist natürlich eine Menge Holz, dafür möchte der finanziell potente Audiophile schon was geboten bekommen. Das war den Entwicklern natürlich auch klar, weshalb man für den LaFontaine einen Aufwand betrieben hat, der sich gewaschen hat. Man schnappte sich das noch weit teurere Topmodell La Source und überlegte, wo man Kosten einsparen kann, ohne den absoluten Highest-End-Status zu verlieren. Einsparungen gegenüber dem La Source wurden unter anderem am Gehäuse vorgenommen, doch wenn man sich den LaFontaine so ansieht, ist es schwer, diese aufzudecken. Das ist eine Mischung aus Skulptur und Panzer sondergleichen geworden, die werten Herren Flugzeugingenieure haben hier einen nennenswerten Material- und Bearbeitungsaufwand betrieben, um den La Fontaine so aussehen zu lassen. Das Gesicht des Players besteht aus einer aus dem Vollen gedrehten Alu- Platte, die anschließend einen optisch auf- und gefälligen Schliff verpasst bekam und anodisiert wurde. Ergebnis des Aufwands ist ein hochwertiges Gesamtbild, das keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass es sich um ein ganz besonderes Gerät handelt. Außerdem sorgt eine so stabile und gut geschirmte Behausung dafür, dass äußere Störeinflüsse und Mikrofonieeffekte kein Thema mehr sind. Und noch was: Die reibungslose Funktion das CD-Drehers wird auf die Art ebenfalls unterstützt. Besagtes Laufwerk ist von der ganz besonders leckeren Sorte. Es handelt sich um ein UMK-5-Modell von Esoteric, eine unbestechliche, zuverlässige und klanglich unumstritten perfekte Basis. Das Teil besteht aus einem Aluminiumkörper, und auch die Schublade ist aus diesem Material. Das ist schon ein von vorne bis hinten hübsches, stabiles, extrem penibel gefertigtes Kunstwerk, das mir da auf den Tisch gestellt wurde. Allein das Gewicht dieses Music Centers weckt Vertrauen in mir, zeigt es doch, dass sich der La Fontaine als absolut erschütterungsfeste Bastion im Rack aufstellt. Externe Quellen können auf verschiedenen Wegen angeschlossen werden. Da gibt es zunächst die obligatorischen S/PDIF-Eingänge in Form von elektrischen Koaxial- und BNC-Eingängen, einen optischen Eingang und AES/EBU, was ja mittlerweile immer mehr Geräte unterstützen. Alle diese Verbindungen bleiben bis 192 kHz in 24 Bit am Ball. Und noch eine Buchse ist an Bord, die ebenfalls diese Bandbreite unterstützt: Die USB-Buchse zur direkten Verbindung eines Computers. Eben dieser Anschluss ist oft etwas problematisch, kommt doch von so einem Computer meist ein völlig entstelltes, zeitlich instabiles Signal an. Dem begegnet man bei Audioaéro mit dem angesagten XMOS-Empfänger, der die Daten im asynchronen Modus empfängt und somit schon mal die gröbsten Fehler ausschließt. Getrennte Quarze für die 44,1- und 48-kHz-Familien besorgen einen frische Takt für das empfangene Signal und werden umgehend Richtung Platinenmitte geleitet, wo zwei auffällig rote Module auf sie warten. Dahinter steckt die geballte Ladung an Wissen, das der Schweizer Spezialist Anagram Technologies zu bieten hat. S.T.A.R.S. heißt diese Technologie mit Namen und bezeichnet einen geschickten Upsampling-Prozess, der ankommende Daten so bereinigt, dass die anschließende D/A-Wandlung sauber arbeiten kann. Eines der beiden Module beherbergt also den Upsampler, das zweite besorgt den ultrastabilen Takt. Um Jitter auf ein absolutes Minimum zu reduzieren ist es wichtig, die beiden so nahe wie möglich zueinander zu platzieren. Das ankommende Signal, sei es von CD, USB, DSD-Ströme von SACD oder Audiodaten einer externen Quelle, erfährt ein Upsampling auf 384 kHz in 32 Bit Datentiefe. Dieser asynchrone Prozess entjittert das Audiosignal nebenbei weitestgehend, außerdem wird an dieser Stelle der stabile Takt injiziert. Ein weiterer Hackentrick, der hier angewandt wird, ist das Berechnen einer dynamischen Hüllkurve nach jedem entnommenen Sample. So wird also, anders als bei den linear arbeitenden Sample-and-Hold- Schaltungen, stets ein Signalpfad berechnet, der dem ursprünglichen Signal weitestgehend gleicht. Dadurch erreicht man, dass der immer resultierende Quantisierungsfehler unterhalb der Schwelle des Dynamikumfangs liegt, der mit 24-Bit-Audiodaten theoretisch möglich ist. Das bedeutet: Der Fehler ist irrelevant. Das Ergebnis dessen ist ein pieksauberer Datenstrom, der diese beiden roten Kästchen verlässt. Das so hochgerechnete und taktbereinigte Signal wird schlussendlich vom Burr-Brown-Wandler in analoge Form gebracht. Und wie so oft, wenn es um die höchsten Ansprüche an Klang geht, kommt der gute alte 1792 zum Einsatz. Das ist ein etwas älteres Modell aus der großen Angebotspalette des Halbleiterspezialisten, klanglich ist der jedoch ein ganz großer Wurf. Mit den ihm zugereichten, mit 384 kHz getakteten Daten hat er überhaupt keine Probleme und gibt direkt vollsymmetrisch das analoge Signal an die superbe Ausgangsstufe ab. Die schon immer sehr gute analoge Ausgangsstufe wurde vor kurzem ordentlich geputzt und weiterentwickelt. Laut Jérôme André, Manging Director beu Eudioaéro, haben es die Entwickler hinbekommen, den Klirr um ein Zigfaches zu reduzieren, obwohl Verzerrungen ja vorher schon kein Thema waren. In dieser analogen Stufe wird auch gleich die Lautstärke geregelt. Wer den La Fontaine als Vorstufe einsetzen möchte, kann für die Pegelstellung also auf eine zur Perfektion gebrachte Stufe mit der 6021-Doppeltriode bauen. Für allerbesten elektrischen Kontakt verzichteten die Franzosen auf den typischen Röhrensockel und löteten die Glaskolben direkt aufs Board. Von der Langlebigkeit dieser Röhre ist man bei Audioaéro offensichtlich hundertprozentig überzeugt, zumal man die 6021 kryogenisiert, um die Lebensdauer noch weiter zu erhöhen. Sie pumpt das Signal auf wahlweise maximal 1, 2 oder 4 Volt auf, je nachdem, was besser zu Ihrer Endstufe passt. Die Lautstärkeregelung wurde in 0,5-dB-Schritten realisiert und ist damit genau genug für jede Anwendung, zumal man ja die Möglichkeit der groben Pegelanpassung hat.
Klang
Wenn man sich zum Hören hinsetzt und den Blick über den La Fontaine schweifen lässt, fällt einem sofort mit Wohlwollen auf, dass das Display tatsächlich noch vom weit entfernten Hörplatz aus sehr gut abzulesen ist. Das halte ich ihm, obwohl ich als junger Kerl noch recht gut funktionierende Augen habe, sehr zugute. Das ist ein Klang für Erwachsene. Das hohe Maß an schierer Musikalität, gepaart mit packender, gnadenloser Dynamik ist eine Kombination, die mir zu hundert Prozent entgegenkommt. Bass kommt locker, tief, mit unglaublicher Erhabenheit aus den Lautsprechern. Selten hatte ich bisher ein solches Gefühl von so etwas wie Tiefton- Detailtreue. Das hat ganz große Klasse. Details sind übrigens sowieso sein Steckenpferd. Statt die in der Musik enthaltenen Informationen ungestüm Richtung Hörer zu prügeln, serviert er alles, auch das kleinste Detail, mit fast schon anheimelnder Einfühlsamkeit. Die Härteprobe für die Computer- Audio-Fraktion bestand schließlich darin, eine CD zu rippen, sie über den Computer per USB wiederzugeben und im direkten Vergleich dieselbe CD über das Esoterik-Laufwerk des La Fontaine zu hören. Der La Fontaine hat mir eindrucksvoll gezeigt, wie viel Detail und Dynamik in der guten alten CD stecken können. Über das Laufwerk spielt die Musik etwas deftiger, mit einem etwas strammeren Bass versehen, während der Computer die Details mehr aufdrängt, untenrum leicht schlanker wirkt und vielleicht einen leichten Hang zu Sterilität verzeichnet. Allerdings nur im direkten Vergleich zum Klang zur direkt abgespielten CD, absolut gesehen kommen auch hier die Eigenschaften zum Vorschein, die den La Fontaine auszeichnen: Musikalität, Spielfreude, Souveränität auf höchsten Niveau. Das ist definitiv ein Player, den sich der modern denkende Mensch mit dicker Geldbörse ganz, ganz genau ansehen sollte, denn er vereint die Möglichkeit der klassischen CD-Wiedergabe mit zukunftssicherer Konnektivität. Und mit einer Vorstufe, die so gut ist, dass der seltene Fall eintritt, dass man gleich drei Wünsche auf einmal erfüllt bekommt.
Fazit
Ganz klar, wer etwas auf sich hält und das nötige Kleingeld hat, bekommt hier einen Traum von einer HiFi-Quelle. Egal, ob CD, SACD, Computer oder andere digitale Quellen – alle erfahren sie im Inneren des La Fontaine eine Weiterverarbeitung, die es ermöglicht, den klanglichen Olymp zu erreichen.