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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Unison 845 Absolute
Weil’s geht
Es gibt Gelegenheiten, die kann man einfach nicht auslassen, abseits jeglicher Diskussion über Sinn oder Unsinn. Das Angebot, sich mit einem Unison 845 Absolute zu beschäftigen war eine solche Gelegenheit
Es ist schon ein paar Jahre her, da stand ich unbeobachtet und unbeaufsichtigt im Showroom des italinienischen Herstellers Unison und mein Blick schweifte über eine ganze Reihe höchst bemerkenswerter Exponate, von denen ich mir bis heute nicht sicher bin, ob‘s wirklich Seriengeräte waren. Am wenigsten hätte ich das bei jener fast 70 Zentimeter breiten Unglaublichkeit gedacht, auf der „845 Absolute“ zu lesen war. Doch, doch, das sei ein in Serie gebautes Gerät, das man durchaus beim Unison-Händler käuflich erwerben könnte. So ganz geglaubt habe ich das damals nicht und deshalb auch gar nicht erst versucht, verstärktes Interesse für diese mit zwei Sendetrioden vom Typ 845 pro Kanal bestückte Vollverstärker-Unglaublichkeit zu entwickeln.
Bis jetzt: Bei der Offerte des Vertriebes, mich mal mit dem standesgemäß auf einer Europalette anzuliefernden Gerät auseinanderzusetzen, leuchteten die Augen des Redakteurs natürlich wie Röhren mit Thorium-Heizung. Abseits des Transportproblems gibt es natürlich noch ein zweites etwas unerfreuliches Detail im Zusammenhang mit dem 845 Absolute: seinen Verkaufspreis in Höhe von 40.000 Euro. Zweimal 44 Watt lassen sich andernorts definitiv günstiger erstehen, aber garantiert nicht so schön und so italienisch: Der 845 Absolute ist die Essenz dessen, was die Unison-Entwickler über 25 Jahre beim Bau von Verstärkern gelernt haben. Kompromisse waren bei der Konzeption des Gerätes nicht angedacht und wer sich ernsthaft für so etwas interessiert, den schrecken vermutlich weder die Dimensionen noch der Doppelzentner Nettogewicht. Dafür gibt’s das vermutlich Feinste, das jemals mit zwei 845 pro Kanal angestellt wurde. Schon allein der Umstand, dass eine der alten US-Senderöhren nicht genug war, lässt tief blicken: Nur mit zwei parallelgeschalteten ließen sich die Leistungen im Single-Ended-Betrieb realisieren, die Unison vorschwebte. Der Verstärker sollte nicht weniger sein als die Lösung aller Verstärkerprobleme: das klangliche Potenzial feinster Eintakttechnik in Verbindung mit genug Leistung, um jeden Lautsprecher in den Griff zu bekommen. Wunsch danach gibt‘s bei anderen Herstellern auch, nicht ohne Grund haben wir in der jüngeren Vergangenheit immer wieder außerordentlich potente Eintaktverstärker zu hören bekommen, ich darf nur an diverse ausgezeichnete Geräte mit der russischen GM70 erinnern. Unison jedoch hat sich auf die Klassiker verlassen. Auch wenn’s derzeit praktisch aussichtslos ist, noch originale amerikanische 845 zu bekommen, fertigt der ferne Osten jedoch offensichtlich so gut, dass die Röhren vor den gestrengen Augen der Italiener Gnade fanden. Und mittlerweile gibt’s ja auch 845 von der Deutschen Elektronenröhrenmanufaktur, die in diesen Verstärker zu stecken sich quasi aufdrängt. Bevor’s so weit sein könnte, lassen wir die Augen erst einmal über die Details des 80 Zentimeter breiten Boliden schweifen. Er ist so doppelmonofon aufgebaut wie möglich; ein Teil der Stromversorgung dient als Separator zwischen den beiden Verstärkerkanälen. Insgesamt gilt es hier stattliche 600 Watt Verlustwärme loszuwerden, den Löwenanteil davon haben die vier Endröhren zu verantworten, dabei helfen ihne hübsch geschwungene Kupferbleche als Reflektoren. Ihnen zur Seite stehen vier weitere Röhren, von denen eine gar als Puffer für die Ausgänge der beiden Tapeschleifen eingesetzt wird. Schaltungstechnisch ist der Verstärker eine durchaus moderne Konstruktion und keine Referenz an alte Meister – Kopien der Klassiker sind auch definitiv genug im Umlauf. Beim 845 Absolute dient eine Röhre als Eingangsverstärker, ihr zweites Triodensystem dient als Last im Kathodenkreis. Die beiden anderen Doppeltridoen besorgen weitere Verstärkung und stellen die Ansteuerleistung für die beiden Endröhren bereit. Tatsächlich machte man sogar vor einer Gegenkopplung nicht halt. Sie ist mit nur wenigen Dezibel zwar äußerst moderat ausgefallen und dient laut Hersteller nur der klanglichen Feinabstimmung und nicht dazu, Fehler des Verstärkers zu kompensieren. Das scheint mir eine sehr weise Herangehensweise an das Thema zu sein. Eingangssignale weden beim 846 Absolute ausnahmslos über das Anschlussfeld an der linken Gehäuseseite zugeführt, so ließ sich die kürzeste Signalführung realisieren. Ausgangsseitig hat jedes Endstufenabteil seinen eigenen Klemmensatz, es gibt Anschlüsse für Vier- und Acht-Ohm-Lautsprecher. Beachtung verdient auch die Ruhestromeinstellung für die Endröhren, das muss nämlich der Anwender machen und von Zeit zu Zeit kontrollieren. Dafür gibt’s die beiden Zeigerinstrumente vorne auf dem Gehäuse, vier Potis und einen Drehschalter. Mit Letzterem lassen sich die beiden Anzeigen auf jeweils ein Röhrenpaar schalten und die dazugehörigen Potis werden verdreht, bis die Zeiger im grünen Bereich stehen. Denkbar einfach und unproblematisch. Für den erklecklichen Verkaufspreis deutlich mitverantwortlich dürften die gewaltigen Mengen von Eisen sein, die in dem Gerät verbaut sind. Netztrafos und Ausgangsübertrager stellen aber qualitätsentscheidende Bauteile dar, und da geht’s bei so einem Konzept nicht ohne viel Aufwand und Gewicht. Dass in Sachen Verarbeitung Perfektion bis in die letzte Ecke herrscht und die Achsen der vier Drehknöpfe fein säuberlich kugelgelagert sind, versteht sich in dieser Liga von selbst. Schrauben wir also behutsam alle Deckel wieder drauf, gönnen dem Giganten eine Woche Zeit am Netz mit regelmäßigem Lüften des Hörraumes und lassen die ersten Takte auf uns wirken. Entschuldigung, aber schöner kann man Musik schlicht nicht reproduzieren. Im Bass ist die Kombination aus dem großen Unison und der Tannoy Arden schlicht das Atemberaubendste, was ich je aus einem nicht horngeladenen Lautsprecher mit noch irgendwie vertretbaren Abmessungen gehört habe. Gewiss, meine großen JBLs können ungleich lauter und autoritärer, aber das sind Monitore – und so klingen sie auch. Gegen das hier ist das zwar betonhart und unerschütterlich, aber auch schon fast langweilig. Es gibt keine Platte, bei der Unison und Tannoy nicht noch ein paar Farbkleckse mehr entdecken, bei der nicht der sofortige Griff zum Lichtschalter Priorität bekommt, verbunden mit dem Wunsch, die Platte bloß nie umdrehen zu müssen. Das tönt so dermaßen locker und von allem Weltlichen entkoppelt, das macht schlicht sprachlos. Wir drehen ein wenig an der Wirkungsgradschraube und bewegen uns knapp unter die magische 90-Dezibel-Marke. Was diesen Verstärker schlicht überhaupt nicht interessiert. Auch an unserer geschlossenen Dreiwegebox „Todo“ musiziert der 845 Absolute wie vom anderen Stern. Und ich sag‘s nicht gerne: Hier geht sogar Jennifer Warnes’ überstrapazierte Version des Leonard-Cohen-Klassikers „First We Take Manhattan“ unfassbar gut. Und das sage ausgerechnet ich als leidenschaftlicher Hasser des typischen Achtziger-Jahre-Plastik-Schlagzeugs, das hier fröhlich durchtrommelt. Tatsächlich ist es dem Unison sogar verhältnismäßig egal, mit welcher Kost man ihn versorgt. Er schafft es irgendwie, auch nicht standesgemäße Ansteuerung in große Kunst zu verwandeln, vermeintliche Nichtigkeiten in der Musik in die vorderste Reihe zu stellen und zum Star zu machen. Mir persönlich gefällt er dann am Besten, wenn er mindestens 20 Minuten lange Space-Rock-Abenteuer erzählen darf. Keiner versteht es so überzeugend wie er, „Black Hole“ von The Spacelords in eine so überzeugende Reise durch ferne Galaxien zu verwandeln, das ist ein wahres Füllhorn von Anregungen für die Fantasie – und das ganz ohne den Konsum verbotener Substanzen. Und doch, es gibt auch eine ganz greifbare Auffälligkeit beim 845 Absolute: Seine Dreidimensionalität sucht ihresgleichen. Er separiert Gesangsstimmen so überzeugend vom Rest des Geschehens wie kaum ein anderer Verstärker. Ich bin eigentlich kein ausgeprägter Räumlichkeitshörer, aber hier bekommt man‘s unüberhörbar auffällig serviert. Das größte Problem, dass ich mit diesem Verstärker habe, ist der Umstand, dass ich ihn ob des schlichten transportlogistischen Aufwandes nicht zum heimischen Setup verbracht bekomme – sehr schade. Vollkommen irrsinning? Definitiv. Aber der hier propagierte Irrsinn hat Methode und zeigt, dass hier wirklich eine Vision in die Tat umgesetzt wurde.Fazit
Den Unison 845 nur als Verstärker zu bezeichnen hieße ihm bitter Unrecht zu tun. Er versteht es wie kein zweiter, Musik jeglicher Art und in jeder Qualität in ein unvergessliches Erlebnis zu verwandeln.Kategorie: Vollverstärker
Produkt: Unison 845 Absolute
Preis: um 40000 Euro
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B x H x T (in mm) | 800/280/600 |
Gewicht (in Kg) | 90 |
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