Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker, Lautsprecher Stereo

Systemtest: Unison Simply Two, Unison Max 1


Na endlich

Röhrenverstärker Unison Simply Two, Unison Max 1 im Test , Bild 1
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Wir kennen Unison als Hersteller exzellenter und mitunter erfreulich bezahlbarer Röhrenverstärker. Dafür passende Lautsprecher zu finden war allerdings nicht immer ganz einfach. Bis jetzt

Doch, doch. Unison baut schon lange Lautsprecher, und das durchaus spannende. Die ziemlich gewaltige „Malibran“ allerdings mit einem eher schwachbrüstigen Eintaktverstärker zu verheiraten, scheint in Anbetracht der Anzahl der anzutreibenden Membranen keine allzu großartige Idee zu sein. Diese wird vom mit im Hause befindlichen Hersteller Opera gefertigt, und auch deren andere Boxen sind klasse, aber eher was für die potentere Verstärkerfraktion. Klar, Gegentakt gibt’s auch bei Unison, aber die Erfolgsmodelle sind erfahrungsgemäß die kleinen Eintakter, die vorzugsweise mit Pentoden im Eintaktbetrieb arbeiten und damit gerade mal eine Handvoll Watt zustande bekommen.

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Dafür eine passende Lautsprecherergänzung zu finden war etwas, das bislang zwingend das Ausweichen auf Fremdfabrikate erforderte. Jetzt nicht mehr. Der neue Pfeil im Köcher der Italiener heißt „Max 1“ und sieht aus wie eine „richtige“ Lautsprecherbox: breite Front, die ist zur Unterbringung eines Zwölfzoll- Tieftöners nämlich unabdingbar. Einen ebensolchen gibt‘s, unzweifelhaft mit PA-Genen gesegnet. Ebenso wie der darüber angeordnete Trichter, an dessen Ende ein Druckkammertreiber mit Titanmembran Dienst schiebt. In Verbindung mit genügend Gehäusevolumen schafft diese Kombi stattliche 94 Dezibel Wirkungsgrad und Bass bis deutlich unter 50 Hertz. Das sind wohlgemerkt echte gemessene Werte und keine haltlosen Fantasieangaben, die manche Hersteller an dieser Stelle gerne mal veröffentlichen. Davor hat eine Eintaktröhre erfahrungsgemäß keine Angst und zum Beweis dessen hat der Vertrieb gleich eine solche mitgeliefert. Beim „Simply Two“ handelt es sich um eine Besonderheit: Den Klassiker aus dem Unison-Programm gibt’s nämlich eigentlich gar nicht mehr, er wurde mittlerweile vom „Simply Italy“ abgelöst. „Eigentlich“ deshalb, weil‘s da noch eine streng limitierte „Last Edition“ des Simply Two gibt, von denen noch ein paar Geräte zu ergattern sind. Womit wir zu den guten Nachrichten kommen und die betreffen zunächst einmal die Preisgestaltung dieser Kombi: Den Verstärker gibt’s für 2.000 Euro, das Paar Boxen für 4.000. Das ist beileibe kein Pappenstiel, in Anbetracht des Gebotenen aber geradezu unverschämt günstig. Der Simply Two tut seinen Sonderstatus per Plakette mit der Aufschrift „Limited Premium Edition 2015“ kund. Er steckt in einem schwarzen Metallgehäuse mit Holzapplikationen und verfügt über eine etwas gewöhnungsbedürftige, aber durchaus clevere Anordnung seiner Bedienelemente. So sitzen die Buchsen für die vier Eingänge und die Tape-Schleife links an der Seite, der Drehschalter zur Eingangswahl obendrauf in unmittelbarer Nähe der Buchsen. Den Lautstärkesteller gibt’s in unmittelbarer Nähe an der Front. Man merkt: Hier hat sich jemand Gedanken über kurze Signalwege gemacht und das konsequent umgesetzt. „Jemand“ war natürlich der langjährige technische Kopf hinter den Unsion-Verstärkern namens Giovanni Sachetti, der immer ein Herz für konsequent ungesetzte Konzepte hatte. Mittlerweile ist er übrigens Pensionär, aber ich glaube irgendwie nicht, dass er so gar keine Röhrenverstärker mehr baut – der kann nicht anders. Zurück zum Simply Two. Rechts auf dem Chassis ragen die Röhren in den Wohnzimmerhimmel: Pro Kanal gibt’s eine Doppeltriode (ECC82) als Spannungsverstärker und Treiber, die Leistung stellt eine EL34 im Eintaktbetrieb bereit. Ein Kippschalter erlaubt die Variation der Gegenkopplung; in Stellung eins gibt’s davon wenig, in Stellung zwei ganz wenig. Der Hersteller rät, die passende Stellung per Gehör zu ermitteln, man darf fleißig im Betrieb umschalten. Ach ja, die Tape- Schleife: Vorn gibt’s noch einen Source-/ Tape-Umschalter. Rückseitig residieren die Lautsprecherklemmen, es gibt solche für Vier- und welche für Acht-Ohm-Lautsprecher. Wir haben die Max 1 an Ersteren betrieben und bekamen damit etwas mehr klanglichen Zug in die Angelegenheit. Die Max 1 sind echte Prachtstücke des Lautsprecherbaus: Der Versuch, nicht eben schmucke Beschallungstreiber in eine wohnzimmertaugliche Form zu bringen, hat eigentlich keine Chance auf Gelingen, das hier ist aber auch in dieser Hinsicht ein höchst achtbares Ergebnis. Beide Treiber und das Horn kommen vom ebenfalls italienischen Zulieferer Eighteensound, der bei Profi s einen ausgezeichneten Ruf genießt. Das Horn besteht übrigens tatsächlich aus Aluguss und nicht aus Kunststoff, wie man zunächst vermuten könnte. Es ist, wie auch der mit einer beschichteten Papiermembran versehene Tieftöner, in eine mit geschmackvollem grauen (Kunst-)Leder bespannte Front eingelassen. Das überaus stabile Gehäuse verjüngt sich mit sanftem Schwung nach hinten und ist an den Seiten mit sehr schöner Furnierarbeit belegt. Die gibt’s übrigens in verschiedenen Ausführungen. Der Bass atmet über zwei frontseitige Reflexrohre. Die sitzen weit unten, womit man sich noch etwas „Ladung“ über den Fußboden ins Boot holt. Richtig abgestimmt, ist das eine legitime Möglichkeit, dem Bass noch etwas auf die Sprünge zu helfen. Das Basschassis ist ein typischer moderner PA-Treiber mit Neodymantrieb und Vierzoll-Schwingspule. Damit ist er um Größenordnungen höher belastbar als in dieser Anwendung erforderlich, aber das schadet ja nicht. Der Druckkammertreiber – diesmal mit klassischem Ferrit-Antrieb – verfügt über einen Ein-Zoll-Schallaustritt, was eine hohe obere Grenzfrequenz erwarten lässt. Ein schlichtes Filter zweiter Ordnung trennt beide Protagonisten bei rund 1,5 Kilohertz. Das schafft der Bass noch locker und der Hochtöner gerät dabei noch nicht ins Schwitzen. Werfen wir noch einen Blick auf die Rückwand: Zwei Sätze Terminals erlauben Bi-Wiring-Anschluss, ein Kippschalter erlaubt eine gewisse Anpassung an den Verstärker. Der Trick dahinter: Es wird ein Widerstand in Reihe zur Box geschaltet und damit der am Lautsprecher wirksame Dämpfungsfaktor verringert. Beim Simply Two braucht‘s das eindeutig nicht. Tatsächlich sind die Max 1 übrigens keine Entwicklung, die ausschließlich im Hause Unison/Opera entstanden ist. Ein gewichtiges Wort mitzureden hatte Max Krieger, alteingesessener Händler im Altmühltal und intimer Kenner der Szene. Eine Zeitlang durfte Audio Creativ diese Lautsprecher exklusiv anbieten, mittlerweile sind sie für jeden Unison-Händler zu beziehen. Was ich all jenen hiermit ausdrücklich ans Herz legen möchte. Machen wir‘s den Unisons erst mal leicht und gönnen ihnen etwas, das ihnen liegen müsste: Bläser. Live. Wir wählen die tolle neue Live-Platte vom Buena Vista Social Club. Das geht. Und wie. Sofort wird deutlich, warum es zahlreiche Musikhörer gibt, die nichts anderes als „große Pappe mit Eintaktverstärker“ in ihrem Hörraum dulden. Die Musik tanzt. Unfassbar leicht, locker, ansatzlos. „Klassisches“ HiFi wirkt dagegen bemüht, irgendwie träge. Hier schwingt nichts nach, die Töne hören genau so schnell auf wie sie gekommen sind. Und das bei einem Bassreflexsystem. Sehr erstaunlich. Und? Das Horn? Trötet das nicht? Fast nicht. Man hört, dass wir es mit einem Horn zu tun haben. Aber das liegt in erster Linie an der horntypisch vergrößerten Abbildung und dem extrem dynamischen Auftritt als an tonalen Besonderheiten. Ich stolpere im Plattenregal über Ryan Adams, „Gold“ von 2001. Aha. Das geht nicht nur schnell und locker, das kann auch ernsthaft Substanz im Bass, wie „Wild Flowers“ nachhaltig demonstriert. Ich ertappe mich dabei, den Pegelsteller immer weiter nach rechts zu drehen. Bei knapp zehn Uhr ist die Fuhre schon richtig laut. Aber auch nur die geringsten Anzeichen irgendwelcher Ermüdungserscheinungen? Denkste. Okay. Vielleicht verliert der Präsenzbereich so langsam ein bisschen was von seiner Geschmeidigkeit, aber das nehme ich in Kauf. Oder ist‘s doch nur dieser echt böse dynamische Hochtonbereich? Es folgt „Harder now that it‘s over“ und das Set tritt mir gepflegt in den Bauch. Das ist eine EL34 single ended mit einer Handvoll Watt? Nicht zu fassen. Die Gesangsstimme steht in der Mitte wie angenagelt. Etwas zu groß vielleicht – geschenkt. Dafür hat sie Kraft, Pathos, Schmerz und Inbrunst. Man kann Mr. Adams bis aufs sprichwörtliche Zäpfchen gucken – das Maß an gebotener Auflösung ist wirklich erstaunlich. Spielen wir mal mit dem Gegenkopplungsschalter. Bislang war alles in Stellung eins, Nummer zwei klingt definitiv anders. Etwas voluminöser im Bass und dezenter im Hochton, was ich unterm Strich bevorzugen würde. So. Und jetzt zur der Platte, die zweifellos nur für dieses System geschaffen wurde: Shellacs unglaubliches Album „Dude incredible“. Wenn Steve Albinis Spaßprojekt irgendwo und irgendwann mal nach Spaß geklungen hat, dann hier. Das Ding rockt so knüppeltrocken und eisenhart, dass man fast den Verdacht haben könnte, es mit einer ausgewachsenen Beschallungsanlage zu tun zu haben. Was die Unisons hier abliefern, ist nicht viel weniger als sensationell. Das ist Adrenalin pur, das ist das vorprogrammierte Ende des Mietvertrages, das tritt dir die Tür ein. Unfassbar. Habe ich überhaupt den Versuch unternommen, Lautsprecher und Verstärker mal mit anderen Spielpartnern zu verbinden als miteinander? Auf keinen Fall. Der Gedanke, dieses Vollgasensemble auseinanderzureißen, kam mir nicht eine Sekunde lang. Das ist so mitten ins Gesicht, das darf nicht anders. Kein Stück. Der Weg zurück von diesem Trip ist kein leichter. Übliche Anlagen klingen auf einmal fade und langweilig, egal wie fähig sie absolut betrachtet auch sein mögen und wie viel Geld sie auch immer gekostet haben mögen. Das hier jedoch, das ist das unglaublichste Sonderangebot, das das Thema HiFi mir seit Langem beschert hat. Nein, ich werd‘s nicht kaufen, ich hab‘ nen alten JBL-Studiomonitor mit zwei Fünfzehnzöllern pro Seite und noch mehr „Eiern“, aber wäre dem nicht so, dann hätte ich jetzt ein Problem.

Fazit

Das ist nicht weniger als das Großartigste, was mir in Sachen HiFi seit langer Zeit untergekommen ist. Italienisches Styling, klasse Verarbeitung und ein Sound, der Tote zum Leben erweckt.

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Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Produkt: Unison Simply Two

Preis: um 2000 Euro

10/2015

Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Unison Max 1

Preis: um 4000 Euro

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Ausstattung & technische Daten: Unison Simply Two
Kategorie Verstärker 
Vertrieb TAD-Audiovertrieb GmbH, Aschau Im Chiemgau 
Telefon 08052 9573273 
Internet www.tad-audiovertrieb.de 
B x H x T (in mm) 250/185/420 
Gewicht (in Kg) 10 
Garantie (in Jahre)
Unterm Strich... » Das ist nicht weniger als das Großartigste, was mir in Sachen HiFi seit langer Zeit untergekommen ist. Italienisches Styling, klasse Verarbeitung und ein Sound, der Tote zum Leben erweckt. 
Ausstattung & technische Daten: Unison Max 1
Paarpreis 4000 
Vertrieb TAD-Audiovertrieb GmbH, Aschau Im Chiemgau 
Telefon 08052 9573273 
Internet www.tad-audiovertrieb.de 
B x H x T (in mm) 355/940/440 
Gewicht (in Kg) 10 (inkl. Simply Two) 
Garantie (in Jahre)
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 27.10.2015, 13:03 Uhr
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