Kategorie: Lautsprecher Stereo

Standlautsprecher Relco Sinus One MK3


Schatzsuche

Lautsprecher Stereo Relco Sinus One MK3 im Test, Bild 1
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Manchmal gibt es in diesem Job Momente, in denen ich alles um mich herum vergessen kann und einfach das genieße, was ich gerade höre. So ging es mir mit den Relco Sinus One MK3.

Die Lautsprecherfirma Relco gab es schon einmal, was mein Kollege Holger Barske bei seinem Bericht über die kleinste Relco Venus in der LP 4/24 bereits erwähnt hat. Dennoch will ich ein paar Worte zum Hintergrund der Firma verlieren. In der Region Varese (Lombardei) leiten die Gebrüder Rambone eine Firma namens Hohner Automazione, was selbstverständlich nichts mit dem Mundharmonika Hersteller Hohner zu tun hat. Sie haben aus Leidenschaft in ihrer Freizeit über Jahrezehnte hinweg Lautsprecher entwickelt und gebaut und zwar genau so, wie sie sich das vorstellen. So hat sich Relco einen Namen gemacht, der auch heute noch klingt.

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Als die Rambones aus Überarbeitungs- und Altersgründen nicht mehr wollten, ließen sie Relco einschlafen.  

Der Auftritt des Musikliebhabers


Da hatten sie aber nicht mit Predrag Veselinovic gerechnet. Der gebürtige Serbe wohnt seit langem in der Nähe von Rottweil und ist mindestens genauso positiv verrückt wie wir alle. Wobei, vielleicht ist er doch ein klein wenig verrückter. Wie er mir schrieb, suchte er nach 40 Jahren als High-Ender eine neue Herausforderung, die ihn „emotional auf ein neues Level bringen würde.“ Das ist gefährlich und es endete … wobei, ich greife vor. Veselinovic war nicht von Haus aus ein Liebhaber von Flächenstrahlern oder Bändchen, wie Relco sie einsetzt. Denn so ganz konnte ihn keiner dieser Lautsprecher als Komplettlösung überzeugen. Aber er behielt sie als Option im Hinterkopf, als er sich auf seine finale Suche machte – denn das war seine Herausforderung. Und die führte ihn vor vier Jahren, wie das im Leben so geht, nur scheinbar zufällig zum heute 73-jährigen Pietro Rambone. Bei ihm zu Hause hörte er dann zum ersten Mal Relco Audio Lautsprecher und es war sofort um ihn geschehen: „Nach den ersten Takten der Musik konnte ich es nicht glauben, dass der Klang mich einfach umarmte mit einer Aura, dass ich meine Emotionen nicht mehr kontrollieren konnte.“ In dieses Horn stieß auch Holger Barske bei seinem Test der Venus, als er schrieb: „…hier ist es wirklich nicht einfach, trockenen Auges über die Runden zu kommen….“ Und ich muss ihnen jetzt schon Recht geben.  


Es geht weiter


So oder so war für Predrag damals klar, dass seine Suche ein Ende gefunden hatte. Nun stand er aber vor dem Problem, dass Relco 2008 die Produktion ihrer Lautsprecher eingestellt hatte. Der normale Verrückte hätte den Italienern noch irgend ein Paar aus den Finger geleiert oder sich sonstwo auf dem Gebrauchtmarkt umgesehen. Aber nicht so Predrag Veselinovic. Der hatte sich doch nicht 40 Jahre durch die Lautsprecherwelt gehört, um nun unverrichteter Dinge wieder abzuziehen: „Für mich war es nicht akzeptabel, dass solche Juwelen wie Relco Audio einfach in der Schublade verstauben und langsam in Vergessenheit geraten.“ Also kontaktierte er Paride Rambone, den jüngeren der beiden Brüder, mithin der entscheidende Mann bei der Fertigung der Relco Lautsprecher, und wurde sein Compagnon, wenn man so möchte. Dazu noch einmal Predrag Veselinoviv: „Begeistert war er anfangs nicht, aber mit meinem Enthusiasmus und finanzieller Unterstützung sind wir seit 2023 wieder am Markt. Ich bin der Geschäftsführer, die Produktion befindet sich wie ursprünglich in Vedano Olona, Varese.“  


Das akustische Band


Predrag Veselinovic bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: „Bändchenlautsprecher gehören einer seltenen Spezies an.

Lautsprecher Stereo Relco Sinus One MK3 im Test, Bild 4
Biwring oder Biamping geht auch. Die Rollen unter dem Bass- und Basiswürfel sind sehr praktisch für die Aufstellung. Am Ende werden sie durch Spikes ersetzt
Nicht jeder beherrscht die Kunst, sie klingen zu lassen.“ Die wichtigste Voraussetzung dafür ist, sich seiner Sache sicher zu sein. Und wie kann man das? Genau, indem man seine eigenen Bändchen produziert, so wie das Relco nach wie vor tut. Ihre Bändchentechnologie ist patentiert und sie müssen, Hauptjob sei Dank, niemand anderen daran partizipieren lassen – Anfragen gab es genug. Im Unterschied zur Konkurrenz werden die Relco-Bändchen im freien Magnetfeld justiert und nicht verklebt. Wenn Sie noch einen Hersteller kennen, der diese viel aufwendigere Technik einsetzt, melden Sie sich bitte. Es ist nicht nur aufwendig und schwierig das Bändchen in den Längen, die Relco einsetzt zu fertigen, es braucht auch sehr viel Erfahrung. Nach strenger Vorgabe werden sie justiert und verspannt. Im Topmodell Da Vinci ist das Bändchen 1.50 m lang, bei der Sinus One MK3 sind’s nur 10 cm weniger. Die Bändchen sind nur oben und unten befestigt (Gewicht ca. 0,8g) und werden von 56 Ferritmagneten auf ihrem Weg von oben nach unten gesäumt. Häufig bestehen die Bändchen nur aus Aluminium, im Fall der Sinus One MK3 ist es ein Sandwich aus 10 Mikron dünnem Polypropylen und 8 Mikron dünnem Aluminium. Mittel- und Hochton sind nicht getrennt, ab 300 Hz übernimmt das Bändchen das komplette Musikspektrum. So ein Bändchen hat also keine Schwingspule oder Sicke und wird nur oben und unten in einem massive Stahlgestell eingespannt. Das heißt, es schwingt zwischen den vielen kräftigen Magneten frei in der Luft. Da diese Technologie praktisch einen elektrischen Kurzschluss erzeugt, braucht man einen Übertrager zur Anpassung und in seiner Qualität liegt einer der Schlüssel für die Klasse solcher Lautsprecher. Im Takt des Stromsignals und letztlich der Musik kann sich das Bändchen dann quasi ungestört nach vorne oder hinten bewegen Dazu noch einmal Predrag Veselinovic: „Das Bändchen schwingt innerhalb eines Magnetfeldes, während die Feldlinien quer zur Schallrichtung verlaufen. Durch zylindrische 360-Grad-Wellen (das Dipol-Prinzip) spielen Boden- oder Deckenreflektionen keine Rolle.“ Jeder Relco Lautsprecher ist zudem mit einer Sicherung ausgestattet, damit die Bändchen nicht durch falschen Stromfluss Schaden nehmen.  

Feinheiten


Das lange Bändchen ist auf einem geschlossenen, asymmetrischen Basswürfel montiert. Das Coole daran ist, dass man ihn so drehen kann, wie er sich akustisch am besten macht. Den Dipol darf man dann bewusst platzieren, idealerweise sollte das Pärchen knapp drei Meter auseinander stehen und natürlich mit Abstand zu Rück- und Seitenwänden.

Lautsprecher Stereo Relco Sinus One MK3 im Test, Bild 8
Die Sinus One MK3 in ihrer ganze Pracht. Wer sie optisch integrieren kann, wird nie wieder einen anderen Lautsprecher wollen
So kann man sich, wenn man möchte, sowohl einen Sweet-Spot herstellen wie auch eine sehr breite, raumfüllende Abstrahlung, die ich bei weitem bevorzuge. Das Bändchen ist dafür auf dem Basswürfel so montiert, dass man es nach dem Lösen einer Maschinenschraube nach rechts oder links verdrehen kann. Durch den Knick in den Bändchenpaneelen und der geschickten Bedämpfung geht man störenden Reflexionen und Kantenbrechungen aus dem Weg. Für die MK3 Version hat Veselinovic vor allem optische Kleinigkeiten ändern lassen: Velourbezug auf den Paneelen, das Bassgehäuse aus stabilerem MDF, eine neue Dämmung hinten, ein neues Logo auf der Front, neue Spikes. Die Abstimmung hat er nicht verändern müssen, sie ist für seine Ohren perfekt. Man muss im Grunde bei diesem Lautsprecher drei Dinge berücksichtigen: ihr Maximalpegel taugt jetzt nicht unbedingt für ohrenbetäubenden Stadionrock. Man sollte eine gewisse Vorsicht mit der dünnen, langen Folie walten lassen, da sie ja frei schwingt und auf Störungen wie Durchzug nicht positiv reagiert, eine kleine Röhrenendstufe ist nicht der richtige Partner. Wenn man das weiß und wenn zudem das Bändchen so groß ist wie im Fall der Sinus One, erhöht sich der Schalldruck und man kann sich in die Musik fallen lassen, wie mit wenigen anderen Schallwandlern.  

Ach, wie schön


Ich gebe es zu, die Sinus One atmet einen Vintagetouch, der sie mir sehr sympathisch macht. Gepaart habe ich sie ganz un-vintage mit dem Vitus Audio RI 101 MK 2 Vollverstärker, der trotz seiner 600 Watt Leistung an 4 Ohm überragend geschmeidig spielt und die Lautsprecher immer an einer seidenen Schnur zu führen scheint. Als ich die ersten Takte hören wollte, sprang der CD-Spieler einfach an und auf einmal ertönte so wunderschön Musik, dass ich mindestens einmal laut durchgeschnauft habe: wie schön klingt das denn? Hier konnte ich mich mitten im Arbeitsalltag einfach mal fallen lassen. Bachs Wohltemperiertes Klavier mit Glenn Gould und dann Narciso Yepes mit „Nächte in spanischen Gärten“ wirkten wie eine Seelenmassage. Redakteurskollegen, die in den Hörraum kamen, blieben länger als üblich. Einer meinte: „Das ist schon schön.“ Klar war das auch die perfekte Musik für diese Lautsprecher, die einen ganz ohne Drogen zum Abheben bringen können. Aber sie bringen mich nicht nur mit dynamisch einfacher gestrickter, tonal reicher Musik an meine Gefühlsgrenzen. Ich bekomme Lust auf die Beatles und mit „Magical Mystery“ Tour lege ich ein eher ungeliebtes, weil etwas verkorkstes Album auf. Aber das ist egal, denn alleine wegen „The Fool on the Hill“ muss man die Platte haben. Gibt es schönere Balladen? Vielleicht, nur hier und jetzt in diesem Moment glaube ich nicht, denn ich bin gefangen in diesem so untechnischen, so natürlichen und selbstverständlichen Klang, der mich direkt zum Kern, zur Seele der Musik transportiert. Ich versuche es mit Trentemøllers „The Last Resort“. Das ist Elektro mit Seele und genau so vermittelt mir das die Sinus One: berührend, befriedigend und niemals so, dass ich etwas vermisse. Klar ist das kein Clubsound, sie würfelt keine abgrundtiefen Bassgewitter in den Raum. Aber wieder vermittelt sie mir ganz genau, worum es auf dieser Aufnahme geht. Also lege ich mit Donny Hathaways Debütalbum einen besonderen Schatz auf, randvoll mit wundervoller Musik, mit Emotionen und natürlich Hathaways unvergleichlicher Stimme. Alleine sein Klavier-Intro führt dazu, dass ich Gänsehaut bekomme. Wie die so bewusst gesetzten Töne ein- und ausschwingen erstaunt mich zutiefst und wenn er zu singen beginnt, stellen sich mir wirklich die Haare auf. Und wenn dann seine Stimme einsetzt, füllen sich meine Augen mit Tränen. Der Songaufbau addiert Streicher und ein Orchester hinzu, aber im Kern ist es Donny mit seinem Klavier und seiner Stimme voller Trauer und Leidenschaft. Steuern diese Lautsprecher einen emotional? Haben Sie von mir Besitz ergriffen? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich diese Stunden nie vergessen werde.

Fazit

Sollten Sie Gelegenheit haben, sich einmal Relco Lautsprecher anzuhören, könnte es Ihnen wie Predrag Veselinovic gehen: sie kommen nicht mehr davon los. Und glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Relco Sinus One MK3

Preis: um 33500 Euro

4/2025

Sollten Sie Gelegenheit haben, sich einmal Relco Lautsprecher anzuhören, könnte es Ihnen wie Predrag Veselinovic gehen: sie kommen nicht mehr davon los. Und glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.

Relco Sinus One MK3

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Ausstattung & technische Daten 
Kategorie Standlautsprecher 
Preis (in Euro) 33.500 Euro 
Vertrieb: www.relco-audio.com 
Prinzip: 2-Wege Hybridlautsprecher mit Passivbass und Bändchen 
Frequenzgang: 20Hz – 20KHz 
Tieftöner: 20cm Focal 8K 011 DB kevlarbeschichtet, Magnesiumkorb, Doppelschwingspule 
Mittel- und Hochtöner 1.400 mm Bändchen mit 56 Ferritmagneten 
Trennfrequenz: etwa 250Hz 
Empfindlichkeit: 88 dB / 1 W / 1 m 
Nennimpedanz: 4 Ohm 
B x H x T: 430 x 1.700 x 600 mm 
Gewicht: etwa 50 kg 
Garantie: 2 Jahre 
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Christian Bayer
Autor Christian Bayer
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Datum 25.04.2025, 10:00 Uhr
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Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.

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