Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Einzeltest: Opera Consonance Cyber 880i


Darf’s ein bisschen mehr sein?

Röhrenverstärker Opera Consonance Cyber 880i im Test, Bild 1
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Nun gelten Röhrenverstärker gemeinhin ja als etwas zartere Gesellen, die mit eher moderaten Ausgangsleistungen gesegnet sind und mit sehr sorgfältiger Lautsprecherwahl bedacht werden wollen. Wie gesagt: gemeinhin

Mitspieler


Plattenspieler:

 Transrotor Fat Zet 3 / 5012 / Merlo Reference
 Clearaudio Master Innovation / TT2 / Goldfinger Statement

Phonovorstufen:

 MalValve preamp three phono
 ASR Mini Basis

Lautsprecher:

 Audio Physic Avantera
 Klang + Ton Nada
 Cessaro Chopin
 Gauder Berlina RC11

Zubehör:

 Netzsynthesizer PS Audio P10
 NF-Kabel von van den Hul und Transparent
 Phonokabel van den Hul
 Lautsprecherkabel von Transparent
 Plattenwaschmaschine von Clearaudio


Gegenspieler


Vollverstärker:

 Plinius 9100SE
 Quad II Classic Integrated

Es gibt Ausnahmen. Gerade amerikanische Unternehmen demonstrieren immer wieder, dass man mit Röhren wahre Kolosse von Verstärkern realisieren kann.

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Leider ist solcherlei Kompromisslosigkeit meist mit Preisschildern behaftet, die einem den Spaß an der Sache schnell verderben. Wer in Sachen Herkunftsland seines Verstärkers etwas flexibler ist, dem steht jetzt eine 28 Kilogramm schwere Alternative zur Verfügung: der Opera Consonance Cyber 880i zum Preis von 3.150 Euro. Damit ist er alles andere als ein Billigheimer, aber dafür reden wir hier auch über eine richtig ernste Maschine. Eine, die saubere 100 bis 110 Watt pro Kanal in reale Lasten schiebt und dabei weder nennenswert klirrt, rauscht noch sonst irgendwie einknickt. Das Herkunftsland des Dickschiffs? Selbstverständlich China. Nun lassen sich chinesische Produkte nicht alle über einen Kamm scheren. Auch und in ganz besonderem Maße die aus dem HiFi-Bereich nicht. So ist Opera Consonance eines der wenigen Unternehmen auf diesem Sektor, hinter dem ein eindeutig als Musikverrückter zu identifizierender Mensch steht und kein gesichtsloses Auftragsfertigungsunternehmen. Der Mann heißt Eric Shi Hui Liu, hat eine solide Ingenieursausbildung genossen und pflegt eine intensive Leidenschaft für europäische Opern. Das ist derjenige, der Opera Consonance 1994 gegründet hat – womit die Namenswahl klar wäre. Auf der Agenda ganz oben steht eine natürliche, detaillierte Musikwiedergabe. Dazu bedient man sich möglichst einfacher Mittel, weil diese dem Ziel am ehesten dienlich sein sollen. Ausdrücklich distanziert man sich von Technologie als Selbstzweck und sieht den eigenen Weg darin, weltweit nach den bewährtesten Konzepten zu suchen und diese soweit wie möglich zu optimieren. Das heißt keineswegs: „Ich klau mir was zusammen und schreibe meinen Namen drauf“. Wer das will, der orientiert sich an modernen und angesagten Hightech-Konzepten, die gibt’s auch bei Röhren. Opera Consonance macht’s anders, man interpretiert ausschließlich Klassiker neu, deren technischer Background ohnehin „Public Domain“ ist. Das ist bei diesem Hünen von einem Verstärker nicht anders. Pro Seite zweimal zwei Beam-Power-Tetroden in einer Gegentaktanordnung verschalten – das ist ein Klassiker. In Sachen Ansteuerung allerdings scheint mir durchaus ein gewisses Maß an Kreativität im Spiel zu sein. Das Ensemble aus fünf Novalröhren, das zwischen den hünenhaften Endröhren ein wenig niedlich aussieht, ist so selbstverständlich nicht: Pro Kanal eine niedrig verstärkende, aber strompotente Doppeltriode vom Typ 12BH7 dient als Treiber für die Kraftmeier, je eine ECC82 besorgt das „Phase Splitting“, also die Bereitstellung des Gegentaktsignals für die beiden Endstufenzweige. Dann gibt’s noch eine einzelne ECC83. Jeweils ein System für die Eingangsspannungsverstärkung eines Kanals? Der Anschein legt das nahe. Alle Röhren stammen aus renommierter Quelle: von Electro Harmonix aus Russland. Abseits der technischen Qualität wissen gerade die KT88 von diesem Hersteller mit ihrem besonders opulenten Glaskolben zu gefallen. Das ist nun kein wirklich minimalistischer Ansatz mehr, aber ein überaus vernünftiger: Das ist die Schaltung eines technisch sauberen Leistungsverstärkers und kein mit Gewalt auf Reduktion gebürsteter Kompromiss. Dazu passt der Aufbau der Angelegenheit: Wenn man’s denn geschafft hat, das Gerät unfallfrei auf die Oberseite zu wuchten und das Bodenblech abzuschrauben, kommt ein absolut pragmatischer Aufbau zum Vorschein. Nix is mit „audiophiler“ Freiverdrahtung um jeden Preis. Die Elektronik ist vielmehr auf insgesamt neun Platinen verteilt, die mit ordentlich verlegten Leitungen verbunden sind. Lediglich Endröhren und Trafos sind direkt mit dem Chassis verschraubt, was in Anbetracht von Hitzeentwicklung und Gewicht absolut sinnvoll ist. Die Bauteilequalität geht absolut in Ordnung, das Auge bleibt an zahlreichen Kondensatoren vom Typ „Auricap“ hängen. Die Lautstärke wird per Alps-Motorpoti eingestellt, die Auswahl aus fünf Eingängen übernehmen Relais direkt hinter den Buchsen. Sogar ein Vorverstärkerausgang ist vorhanden. Extrapunkte gibt’s für die sehr stabil verschraubten Cinch-Terminals. Fernbedienung? Klein, hochwertig, Vollmetall, sehr hübsch. Lautsprecheranschlüsse gibt’s für Vier- und Acht-Ohm-Lautsprecher. Wieder einmal ist letztgenannter Anschluss derjenige, der meistens der klanglich bessere ist, unabhängig von der Nennimpedanz der Box. Mechanisch ist der Trumm absolut edel gemacht. Die Gehäusebleche sind entweder sauber eloxiert oder lackiert, das passt prima zueinander. Insbesondere die ganz leicht geschwungene, aus vier dicken, schwarzen Aluriegeln bestehende Abdeckung für die drei Trafos (zwei Ausgangsübertrager, ein Netztrafo) schmeichelt dem Auge ungemein und nimmt dem Gerät ein wenig die Schwere. Das Poti läuft leicht, der zentral angeordnete Netzschalter klackt satt – das ist meilenweit von jeder billigen Anmutung entfernt. Nach dem Entfernen der über vier Bananenstecker und -buchsen arretierten Lochblech- Röhrenabdeckung (und wer würde die bei diesem Prachtstück schon drauflassen) kommen ein kleines Rundinstrument und ein Drehschalter mit neun Positionen zum Vorschein. Diese dienen der Gesundheit der Endröhren, sprich: der Einstellung des korrekten Ruhestroms. Dazu wählt man mit dem Schalter eine der acht Röhren an und beobachtet das Anzeigeinstrument. Wenn der Zeiger auf dem rechten Punkt steht, dann beträgt der Ruhestrom 50 Milliampere. Das ist der Wert, den der Hersteller empfiehlt. Das Einstellen geht mit einem schlanken Schlitzschraubendreher über kleine Öffnungen hinter den entsprechenden Röhren. Das ist schnell erledigt, und das ist auch gut so: Der Verstärker strahlt nämlich auffällig viel Wärme ab, so dass man sich nicht unbedingt länger als nötig in unmittelbarer Nähe der Röhren aufhalten möchte. Wer im Zusammenhang damit einen erklecklichen Stromverbrauch vermutet, der liegt richtig: Der Cyber 880i schluckt schon im Leerlauf mal eben 300 Watt und ist somit eine prima Zusatzheizung fürs Hörzimmer. Dieser Verstärker ist einer fürs richtige Leben. Fangen Sie gar nicht erst an, ihn mit Hochwirkungsgradlautsprechern kombinieren zu wollen. Er klingt daran zwar nicht so hölzern wie viele Vertreter der Halbleiterzunft, aber so richtig wach wird er dabei auch nicht. Das diesbezügliche Experiment mit dem Cessaro-Horn aus diesem Heft hat jedenfalls nicht gefruchtet. An jeder Art von klassischen HiFi-Boxen mit einem Wirkungsgrad „in den Achtzigern“ allerdings läuft der Opera zu großer Form auf. Und es ist nicht die röhrentypische Wärme, mit der er uns verführen will. Es sind Kraft, Energie und Emotion. An der gewiss nicht ganz einfach zu treibenden Audio Physic Avantera mit ihren vier Basschassis entfesselt das Gerät beim Konsum von ZZ Tops „La Futura“ ein echtes Unwetter. Die Kombi geht viel lauter, als ich zu ertragen bereit bin, und signalisiert dabei nicht im Mindesten die Waffen strecken zu wollen. Das Klangbild ist gut differenziert bei ordentlicher Raumausdehnung, noch mehr Disziplin in dieser Hinsicht würde schon nach Askese riechen. Stimmen reproduziert der Opera klar, ausdrucksstark und ohne künstliche Euphonie – das ist ganz einfach ein exzellenter, universeller Verstärker.

Fazit

Kraft, Konturenschärfe und ein erstaunliches Maß von Ehrlichkeit bestimmen den Klang dieses Kraftmeiers. Obendrauf gibt’s eine tolle Verarbeitung und Verträglichkeit mit jeder Form von „normalen“ Lautsprechern

Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Produkt: Opera Consonance Cyber 880i

Preis: um 3150 Euro

3/2013
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Opera Audio, Pforzheim 
Telefon 0800 4505040 
Internet www.opera-online.de 
B x H x T (in mm) 450/190/430 
Gewicht (in Kg) 28 
Garantie (in Jahre)
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 13.03.2013, 10:38 Uhr
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