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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Unison Simply 845
Eine ganz simple Angelegenheit
Mit den Verstärkern der „Simply“ Baureihe hat der italienische Hersteller schon vor vielen Jahren Pionierarbeit geleistet und dabei geholfen, dem guten alten Röhreneintakter seinen legitimen Platz in der Verstärker-“Hall Of Fame“ einzuräumen.
Unison hat einen Verstärker-Dauerbrenner im Programm, der über die Jahre schon dreimal in diesem Magazin aufgetaucht ist: den Simply Italy. Und er ist vielleicht der wichtigste Botschafter für das zugrundeliegende Funktionsprinzip, dass am Markt erhältlich ist: der bedingungslose Single-Ended-Betrieb. Beim Simply Italy mit lediglich einer Eingangs- und einer Endröhre pro Kanal liegt die Last auf den Schultern einer Pentode vom Typ EL34, was ihm immerhin zu gut einer Handvoll Watt Ausgangsleistung verhilft.
Über die Jahre haben viele Leute gelernt, dass man damit im täglichen Leben ganz ausgezeichnet zurecht kommen kann, wenn man dazu passende Lautsprecher betreibt. Unser heutiger Proband ist ein ähnlich puristischer Vertreter seiner Zunft, aber am anderen Ende des Spektrums angesiedelt: der Simply 845 zum Preis von 8900 Euro. Fans der Marke wird die Typenbezeichnung etwas sagen, weil: einen solchen gab’s schon mal. Der stammte noch aus der Zeit, als Unison- Mastermind Giovanni Sacchetti noch Geräte mit Ecken und Kanten baute, was in diesem Falle ein seitlich angeordnetes Anschlussfeld bedeutete. Schön für einen minimalen Signalweg, weniger schön für eine breite Akzeptanz am Markt. Beim neuen Simply 845 hingegen gibt’s solcherlei „Unrundheiten“ nicht mehr.Die Endröhre 845
Wie die Typenbezeichnung schon verrät, ist die Endröhre 845 der Dreh- und Angelpunkt des neuen Gerätes. Bei ihr handelt es sich um eine ursprünglich als Rundfunk- Senderöhre konzipierte Konstruktion aus den frühen dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Sie ist einer der absoluten Klassiker im Audiobereich: gut erhaltene oder gar neuwertige Exemplare aus amerikanischer Fertigung kosten in der heutigen Zeit unerfreulich viel Geld – auch wenn die Röhre seinerzeit von einer ganzen Reihe von Herstellern gefertigt wurde. Zu ihren konstruktiven Besonderheiten zählt die hoch belastbare Graphitanode, die unter anderem für die imposanten 100 Watt Verlustleistung verantwortlich ist, die die 845 verträgt. Im notorisch ineffizienten Single-Ended-Betrieb sind damit Audio- Ausgangsleistungen von deutlich über 20 Watt drin. In dieser Region bewegt sich auch der Simply 845 – je nachdem, welche Verzerrungsobergrenze man als Limit ansetzt. Zu voller Form läuft die 845 mit Anodenspannungen in der Gegend von 1000 Volt auf, sie eignet sich also definitiv nicht als Bastelprojekt für Röhreneinsteiger. Im Gegensatz zu noch deutlich extremeren und moderneren Senderöhren gibt sich die 845 in Sachen Ansteuerung recht unproblematisch, weshalb man mit ihr Verstärker mit erträglichem Schaltungsaufwand realisieren kann. Und das ist genau das, was der Hardcore-Röhrenfan will: minimalistische Schaltungen, nach Möglichkeit mit reiner Triodenbestückung. Das ist mit der 845 machbar und wurde beim Simply 845 auch so realisiert. Aber machen wir uns nichts vor: Noch viel wichtiger als die technischen Meriten der Röhre ist das, was sie nach außen kommuniziert: ein strahlendes, weißes Leuchten. Viel heller als das, was auch leistungsfähige Röhren üblicherweise an Licht abgeben. Der Grund dafür sind die mit Thorium beschichteten Wolframkathoden der 845, die viel heißer werden als bei üblichen und deshalb hell strahlen. Ich bitte das als Warnung vor dem Anfassen der Röhren auf Betriebstemperatur zu verstehen.
Äußerlichkeiten
Nicht ohne Grund werkeln die Röhren üblicherweise unter einem soliden Drahtgitterkäfig. Wer allerdings den Eingangswahl-schalter mit auf die Deckelplatte neben die Röhren designt hat, der gehört mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt: Bei aufgesetztem Schutzgitter sind die vier Eingänge nämlich nicht schaltbar. Das, mit Verlaub, ist ziemlich dämlich gemacht.
Innere Werte
Unison überlässt einer der beiden Treiberröhren die eingangsseitige Spannungsverstärkung, die beiden Systeme der anderen sind im SRPP-Modus verschaltet und besorgen die Ansteuerung der Endröhre. Ansonsten findet sich im Geräteinneren ein sauberer Platinenaufbau mit jeder Menge durchaus moderner Elektronik, die sich um das Wohl und Wehe der glimmenden Protagonisten kümmert. Größere Auffälligkeiten sind nicht zu vermelden, weshalb wir den Gehäuseboden auch schnell wieder festschrauben.
Klang
Der Simply 845 klingt auch mit „ganz normalen“ Lautsprechern richtig gut, wie die Kombination mit der ausgezeichneten Rosso Fiorentino Certaldo bewies, um die es an anderer Stelle in diesem Heft (LP 1_2024) geht. Das der Verstärker in Sachen Wirkungsgrad etwas andere Erwartungen an den Lautsprecher hat beweist der Umstand, dass man den Pegelsteller des Verstärkers auch mal bis zwei Uhr drehen muss, bevor nennenswerter Pegel kommt. Macht aber nix, wie bereits der erste Klavieranschlag auf Nina Simones „My Baby Just Cares For Me“ beweist: Das hat Energie, Leben und Schmelz. Die Stimme hat Substanz, klingt wandelbar und energisch. Der Verstärker benimmt sich völlig allürenlos, rauscht und brummt nicht – alles bestens. Also hab ich ihn mit nach Hause genommen und an meine mit etwa 95 Dezibel deutlich lauteren und außerdem sauber impedanzlinearisierten Focal-/JBL-Dreiwegeriche gestöpselt. Und damit brachen dann die Dämme, der Unison lieferte Eintakt-Flair pur. Er spie dermaßen Feuer, dass sogar brachialer Three Blind Mice- Jazz zum Vergnügen allererster Güte wurde. Isao Suzukis gestrichener Kontrabass ließ jede einzelne Schwingung greifbar im Raum stehen, die Pianoanschläge sind von durchdringender Inbrunst, aber nicht übertrieben. Die japanische Aufnahme aus dem Jahre 1973 ist purer Irsinn, auf den man sich mit diesem Verstärker bestens einlassen kann. In dieser Hinsicht lieferte sich der Unison ein spannendes Duell mit meinem in Sachen Röhrenbestückung mittlerweile ziemlich ausgereizten Thivan Labs 811 Anniversary, der nicht ganz so großzügig abbildet, etwas weniger Wucht im Tiefton mitbringt, aber in stimmlichen Lagen noch einen Hauch mehr Atmosphäre vermittelt und am obersten Ende des Spektrums zumindest an meinen Lautsprechern minimal realistischer wirkt. Ausgesprochen würdige Vertreter der Single- Ended-Zunft sind definitiv beide. Und wer sich bei Steely Dans „Rikki Don‘t Lose That Number“ via Simply 845 nicht sofort vom Siebziger-Groove gefangen nehmen lässt, den Zeitgeist nicht schon fast als Geschmack auf der Zunge spürt, dem ist in Sachen Musikhören kaum noch zu helfen.
Fazit
Der Simply 845 ist Eintaktröhre pur: kräftig, sonor, mit ganz viel Ausdruck und dieser mitreißenden Unmittelbarkeit, die nur mit dieser Verstärkerbauart geht. Dank praxistauglicher Ausgangsleistung müssen‘ s als Lautsprecher auch keine riesigen Hornmodelle sein.Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker
Produkt: Unison Simply 845
Preis: um 8900 Euro
Eintaktröhre pur: kräftig, sonor, mit viel Ausdruck und mitreißenden Unmittelbarkeit, die nur mit dieser Verstärkerbauart geht.
Unison Simply 845
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Telefon | k.A. |
Internet | www.tad-audiovertrieb.de |
Garantie (in Jahre) | 2 Jahre |
B x H x T (in mm) | 370/260/570 |
Gewicht (in Kg) | 30.5 |
Untern Strich ... | Der Simply 845 ist Eintaktröhre pur: kräftig, sonor, mit ganz viel Ausdruck und dieser mitreißenden Unmittelbarkeit, die nur mit dieser Verstärkerbauart geht. Dank praxistauglicher Ausgangsleistung müssen‘ s als Lautsprecher auch keine riesigen Hornmodelle sein. |